Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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schmiegte sich an ihren Mann. Sie liebte ihn sehr. Er war ein wunderbarer Ehemann und Vater.

      *

      Nachdem Pfarrer Zandler Cäcilia verabschiedete hatte, ging er in sein Arbeitszimmer. Er schloß die Tür. Das war für seine Haushälterin das Zeichen, daß er alleine sein wollte. Pfarrer Zandler setzte sich in den großen Sessel, zündete sich eine Pfeife an und dachte nach. Er überlegte, wie er Cäcilia helfen konnte. Sicherlich würde er mit der Mutter Oberin reden. Doch er mußte sein Anliegen auch richtig darlegen. Es war eine richtige Mission, die er zu erfüllen hatte. So verging die nächste Stunde mit Nachdenken.

      Dann griff Pfarrer Zandler zum Telefon und rief im Mutterhaus des Ordens an. Es dauerte eine Weile, dann meldete sich die Oberin. Pfarrer Zandler schilderte andeutungsweise sein Anliegen und bat um einen baldigen Termin.

      »Vielleicht können Sie mir dann am Rande der Konferenz in drei Wochen schon etwas sagen«, gab der Pfarrer seiner Hoffnung Ausdruck.

      Zu Pfarrer Zandlers Überraschung war die Oberin bereit, sich sofort mit ihm zu treffen. Sie überließ es ihm, ob er gleich kommen wollte. Das erstaunte den Geistlichen doch.

      Die Mutter Oberin lachte am Telefon.

      »Ja, wie heißt es so schön? In größter Not ist Gottes Hilfe am nächsten! Auch ich habe eine schwierige Aufgabe zu bewältigen. Ich mache mir so meine Gedanken. Vielleicht können wir beide uns gegenseitig helfen, Pfarrer Zandler. Schaffen Sie das noch heute?«

      »Mei! Des ist zu machen! Es sind ja nur etwas über einhundert Kilometer. Dann fahre ich sofort los! Und ein herzliches Vergelt’s Gott!«

      Das Gespräch war beendet. Pfarrer Zandler sprang auf und riß die Tür seines Arbeitszimmers auf.

      »Träutlein!« rief er laut durch das Pfarrhaus.

      Helene Träutlein kam aus der Küche angelaufen. Sie hatte an der Stimme des Pfarrers erkannt, daß etwas Wichtiges vorliegen mußte.

      »Ja, hier bin ich! Was gibt es?«

      »Ich muß ins Mutterhaus der Franziskanerinnen. Ich habe einen sofortigen Termin mit der Mutter Oberin. Es kann spät werden, bis ich zurückkomme.«

      »Was wird aus dem Abendessen?«

      »Mei, Helene! Ich muß fort! Wie kannst du da an das Abendessen denken?«

      Helene Träutlein gab sich beleidigt.

      »Weil des unverantwortlich ist, sich mit leerem Magen hinter des Steuer zu setzen… und weil ich einen schönen kalten Braten aufgeschnitten habe.«

      »Gut, dann gebe ich noch ein Viertelstündchen dazu! Ich muß mich aber beeilen!«

      Helene Träutlein und der Geistliche aßen in der Küche. Helene war neugierig. Zu gern hätte sie gewußt, was hinter dem plötzlichen Termin steckte. Aber Pfarrer Zandler gab sich verschlossen. Er aß schneller als sonst. Er trank auch kein Bier dazu, sondern nahm nur ein Glas Wasser. Dann brach er auf.

      »Ja, was ist mit der Abendmesse?« fragte Helene.

      »Mei, des hätte ich fast vergessen. Hänge bitte einen Zettel an die Kirchentür, daß die Messe heute abend und eventuell auch die Frühmesse ausfällt.«

      Helene Träutlein blickte höchst erstaunt.

      »Nun schau net so! Es kann spät werden oder ich muß sogar übernachten. Jedenfalls ist es wichtig. Des Gespräch mit der Oberin kann lange dauern. Und du weißt selbst, wie schnell es Nebel in den Bergen geben kann. Dann will ich in der Nacht net zurückfahren.«

      Mit diesen Worten ließ Pfarrer Zandler Helene Träutlein stehen. Er eilte hinaus zum Auto und fuhr ab. Sie sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

      Nach über einer Stunde Fahrt erreichte er das große Kloster der Franziskanerinnen. Die Schwester an der Pforte war über seinen Besuch informiert und brachte ihn sofort zur Oberin.

      Die beiden begrüßten sich herzlich.

      »Ihr Anruf hat mich genau zur richtigen Zeit erreicht, Pfarrer Zandler. Und Ihr Anliegen und meine Sorgen die passen zusammen wie Schloß und Schlüssel.«

      Die Oberin bot Pfarrer Zandler einen Stuhl an. Dann schob sie ihm eine Mappe über den Tisch.

      »Das ist die Akte von Josefa Taubert. Schauen Sie selbst!«

      Pfarrer Zandler schlug den Aktenordner auf. Auf der ersten Seite war ein Foto einer jungen Frau im Dirndl.

      »Des ist ein fesches Madl! Meinen Sie, daß des Madl auf den Draxel Hof paßt?«

      Die Oberin ließ einen kleinen Imbiß und Bier bringen, das die Schwestern selbst in kleiner Menge brauten. Dann erzählte sie. Josefa Taubert war fünfundzwanzig Jahre alt. Sie war schon als Säugling und Kleinkind oft im Heim gewesen, weil ihre Mutter immer wieder ins Krankenhaus mußte. Josefas Vater verließ seine schwangere Ehefrau, als er erfuhr, daß sie krank war und nie mehr endgültig gesund werden würde. So dachte er jedenfalls.

      »Ich will es deutlich sagen! Der Schuft hat sich davongemacht, sich vor der Verantwortung gedrückt. Die Ehe wurde annulliert.«

      Dann erfuhr Pfarrer Zandler, daß Josefa, die Josi gerufen wurde, von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben wurde. Schwester Oberin verteidigte die Frau und Mutter.

      »Sie wollte das Beste für ihr Kind! Eine Familie und eine gesunde Mutter konnte sie ihr net bieten. Sie wünschte sich, daß die Josefa in einer Familie mit Geschwistern aufwächst.«

      Doch in all den Jahren fand sich kein Elternpaar, daß die Josefa haben wollte. Die Oberin äußerte den Verdacht, daß es an Josefas leiblicher Mutter lag, die eben chronisch krank war. Jedes Elternpaar, das bereit war, auch ein älteres Kind zu nehmen, lehnte das Mädchen deshalb ab.

      »Da waren eben die Ängste, daß die Josi die Erbkrankheit ihrer Mutter auch in sich tragen könnte. Für des Madl kam die moderne Genforschung ein bisserl zu spät. Wir haben, als es dann möglich war, auf Kosten des Ordens des Madl untersuchen lassen. Die Josefa ist kerngesund. Ihre Mutter hat die Krankheit nicht weitervererbt. Außerdem ist diese Krankheit heute heilbar. Das Ganze war damals dramatisiert worden.«

      »Was wurde aus Josefas Mutter?«

      Diese Frage konnte die Oberin dem Pfarrer nicht beantworten. Die Frau hatte das kleine Mädchen mit vier Jahren zur Adoption gegeben und damit war die Verbindung abgebrochen.

      »Josefa hat auch niemals nach ihrer Mutter gefragt.«

      Dann erfuhr Pfarrer Zandler, daß Josefa eine sehr gute Schülerin war. Sie hatte Krankenschwester gelernt und eine Spezialausbildung für die Pflege von Frühgeburten gemacht. Josefa arbeitete mehrere Jahre in einem großen Klinikum.

      »Doch irgendwie findet sie draußen keinen Anschluß, sagt sie. Josefa hat eine kleine Wohnung in der Nähe der Klinik, in der sie arbeitet. Doch sie findet schwer Freunde und ist ziemlich alleine. Richtig einsam ist das Madl. Deshalb hat sie sich vor einigen Wochen an mich gewandt. Sie will Nonne werden. Wir haben uns lange unterhalten. Dabei wurde mir klar, daß es bei dem Madl weniger die Berufung ist als die Zuflucht, die Geborgenheit, die sie im Kloster sucht.«

      Die Oberin seufzte.

      »Das ist keine gute Voraussetzung für ein Leben im Dienst des Herrn«, bemerkte Pfarrer Zandler.

      »Nein, das ist keine gute Voraussetzung! Wir haben einen Mangel an Novizinnen in der heutigen Zeit. Das gebe ich unumwunden zu. Doch ich bin nicht bereit, jede junge Frau zu nehmen. Ich will ganz offen reden. Die Josefa fühlt sich nicht so berufen, wie es sein soll. Das sagt sie selbst. Es ist eine Art Flucht – eine Zuflucht.«

      Die Oberin griff nach dem Foto.

      »Sie ist so ein hübsches Madl! Sie hat wunderschöne blaue Augen und schönes schwarzes Haar. Sie liebt Kinder über alles. Sie würde eine gute Mutter abgeben, denke ich mir. Aber leider, leider hat ihr der Himmel noch keinen Burschen über den Weg geschickt. So geht sie zur Arbeit und macht Überstunden. Den Rest der Zeit verbringt sie mit Handarbeiten


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