Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
zur Tür, die Haushälterin von Pfarrer Heiner Zandler.

      »Grüß Gott, Zilli! Der Herr Pfarrer wartet im Garten auf dich!«

      »Grüß Gott, Helene! Danke!«

      »Willst du Kaffee oder Tee oder ein Saft?«

      »Danke! Ich komme soeben von den Baumbergers. Ich habe mit der Meta schon mehrere Tassen Kaffee getrunken. Hast du ein Wasser? Oder einen kalten Saft?«

      »Freilich! Ich habe sogar etwas ganz Besonderes. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert: kalte Waldmeisterlimonade auf Pfefferminzbasis. Des ist genau der richtige Durstlöscher an so einem heißen Tag wie heute.«

      Helene Träutlein brachte Cäcilia in den Garten. Pfarrer Zandler saß in der Gartenlaube. Er stand auf, als er Zilli kommen sah.

      »Grüß Gott, Herr Pfarrer! Danke, daß Sie sich so schnell Zeit für mich nehmen.«

      »Grüß Gott, Cäcilia! Des ist meine Aufgabe. Ich bin für meine Schäfchen da, wenn sie mich brauchen.«

      Der Geistliche bot Zilli einen Platz an. Sie plauderten über das Wetter und die angenehme Kühle in der Gartenlaube, bis Helene mit einem Krug und zwei Gläsern kam. Als langjährige Haushälterin stellte sie nur kurz das Tablett ab und verschwand sofort wieder im Haus. Sie wußte, was sich gehört.

      Pfarrer Zandler schenkte ein. Sie tranken. Helenes selbstgemachte Limonade schmeckte wirklich köstlich.

      »So, Madl! Was hast auf dem Herzen? Dein Anruf hat mich doch ein bisserl überrascht heute morgen, Cäcilia.«

      Pfarrer Zandler nannte Zilli meistens Cäcilia.

      »Ja, Herr Pfarrer! Ich habe heute nacht länger wach gelegen – mal wieder«, sie lächelte etwas verlegen. »Es ist net schön, so wie es ist. Ich komme gut mit allem zurecht. Habe genug Geld, damit ich meine Hilfskräfte anständig bezahlen kann. Die sind net nur während des Sommers auf dem Hof und auf unserer Alm. Naa, naa! Die bekommen ihren Lohn des ganze Jahr. Aber ich habe Sorgen. Was soll mal später aus dem Hof werden? Darüber habe ich mir seit langem viele, viele Gedanken gemacht. Dabei habe ich mich immer gefragt, was würde mein lieber Mann dazu sagen.«

      Cäcilia seufzte.

      »Dein Mann war ein prächtiges Mannsbild. Manchmal denke ich, daß der Herrgott so einen tüchtigen Burschen im Himmel gebraucht hat.«

      »Ja, so wird es gewesen sein, Pfarrer Zandler. Da muß ich zurückstehen. Aber was soll ich mit dem Hof machen? Die Schwester meines Mannes, also meine Schwägerin, die ist weit fortgezogen. Sie hat in der französischen Schweiz einen Hotelier geheiratet. Deren Kinder sind alle im Hotelfach und in alle Welt verstreut. Die wollen den Hof sicherlich net. Wenn ich ihnen den Grund und Boden vermache, dann tun sie den doch nur verkaufen. Des will ich net. Meine Verwandte wohnen in Marktwasen. Sie haben die Landwirtschaft aufgegeben. Die Kinder arbeiten alle in Berufen in Kirchwalden. Der Älteste ist bei der Post und die beiden Madln eignen sich auch net als Bäuerin. Also muß ich mir was einfallen lassen, sagte ich mir. In einigen Wochen werde ich fünfzig Jahre. Bis dorthin will ich das geregelt haben.«

      Pfarrer Zandler schaute Cäcilia Draxel ernst an. Er räusperte sich.

      »Krank bist aber net?«

      Sie lachte.

      »Naa! Der Martin hat mich letzte Woche untersucht. Ich bin kerngesund und kann hundert werden, sagt er. Trotzdem muß des geregelt werden. Des mit dem Hof liegt mir wie eine Last auf den Schultern und drückt mich nieder. Es ist, als läge ein großer Stein auf meinem Herzen.«

      Pfarrer Zandler hörte nur zu. Er ließ Zilli reden. Er trank einen Schluck.

      »Also – ich habe niemanden, der Interesse an dem Hof hat. Erben, meine Nichten und Neffen und auch die von meinem Mann, die gibt es schon. Aber ich bin sicher, daß die alle sofort verkaufen würden. Dann wäre des zu Ende: die Tradition von so vielen Generationen. Schon allein bei der Vorstellung krampft sich mein Herz zusammen.«

      Zilli trank ihr Glas aus. Pfarrer Zandler schenkte ihr nach.

      »Wissen Sie, es muß doch jemand zu finden sein, der den Hof weiterführt! Meinen S’ net auch?«

      »Was willst damit sagen, Cäcilia?«

      Die Bäuerin schaute Pfarrer Zandler in die Augen. Sie holte ihr Taschentuch aus der Schürzentasche ihres Dirndls und schneuzte sich die Nase. Es ging ihr doch recht nah.

      »Mein guter Mann und ich, wir haben oft drüber geredet, was wir machen, wenn des in den nächsten Jahren nix mehr werden sollte mit einem Kind. Dann wollten wir eines annehmen oder auch zwei, ein Madl und einen Bub. Älter sollten sie schon sein, dachten wir. Die meisten Leut’, die wollen nur Säuglinge und Kleinkinder. Wir dachten, daß die Waisenhäuser voll sind von älteren Kindern, die niemand haben will. Irgendwann müssen die das Waisenheim verlassen. Dann sind diese armen Würmchen ganz auf sich gestellt, haben niemand. Des muß schwer sein, keine richtige Heimat zu haben!«

      Cäcilia wischte sich erneut die Nase.

      »Nun ja! Mittlerweile sind viele Jahre vergangen. Damals hatten wir daran gedacht, ein Kind so zwischen zwölf und fünfzehn Jahre aufzunehmen. Heute denke ich, es wäre besser, wenn ich jemanden finden könnte – vielleicht ein Madl – das so um die zwanzig ist oder auch älter. Ich wäre bestimmt eine gute Freundin und dann eines Tages auch eine gute Mutter.«

      »Dann willst später dem Madl den Hof vererben?«

      »Ja, wenn es Freude daran hat und ich sehe, daß es in der Rolle als Bäuerin aufgehen tut.« Cäcilia lachte. »Klingt wie im Film, wie? Hof sucht Erbe oder Erbin? Bin ich verrückt?«

      Pfarrer Zandler verneinte. Er hielt es für eine gute Idee. Er stimmte Zilli auch zu, daß sie es erst einmal mit einem Madl probieren sollte. Da sie als Frau wohl besser damit zurecht käme.

      »Ja und nun zu meiner Bitte, Herr Pfarrer! Ich benötige Hilfe. Können’s mir helfen, so ein Madl zu finden?«

      »Mei, Cäcilia! Des ist eine Aufgabe!«

      Er atmete durch und dachte einen Augenblick nach. Dabei betrachtete er die Bäuerin. Er sah in ihre blauen Augen, in denen so viel Einsamkeit lag.

      Pfarrer Zandler räusperte sich.

      »Ich habe gute Verbindungen zu einigen kirchlich geführten Waisenhäusern und Häusern für ältere Waisen. Ich könnte das einmal mit der Mutter Oberin des Franziskaner Ordens bereden. Die Franziskanerinnen nehmen sich seit langer Zeit der Bildung und Erziehung von Kindern an.«

      »Oh, des wäre schön. Redens’ mit der Mutter Oberin!«

      »Wie soll des Madl sein? Hast du da Vorstellungen?«

      Cäcilia zuckte mit den Schultern.

      »Was soll ich da sagen? Ich komme mir so vor, als suchte ich aus einem Katalog aus. Naa, naa, Herr Pfarrer! Da kann und will ich nix sagen. Da vertraue ich dem lieben Gott und der Heiligen Mutter Maria! Die Maria, die wird schon wissen, wie des Madl sein soll. Ich kann nur sagen, daß es mir herzlich willkommen ist. Ich will dem Madl eine Heimat geben, verstehen Sie?«

      »Des ehrt dich, daß du keine bestimmten Vorstellungen hast. Ich denke, daß das Madl ehrlich sein soll, fleißig, anständig, die Landwirtschaft muß es mögen und die Berge. Ist des so?«

      »Ja, des kann hinkommen! Ich hätte auch nix dagegen, wenn es einen fröhlichen Charakter hat. Mein Mann war ein ganz Fröhlicher. Aber des wissen Sie ja! Er war immer zu einem Scherz aufgelegt und hat auch manchen Spaß gemacht. Doch dabei war er nie verletzend.«

      Pfarrer Zandler griff nach seinem Terminkalender, der neben ihm auf der Bank lag. Er blätterte darin.

      »Nun gut! Ich habe ohnehin bald einen Termin mit der Mutter Oberin. Ich werde sie kontaktieren und ihr alles sagen. Wenn ich sie in drei Wochen sehe, vielleicht weiß sie dann schon jemanden.«

      »Das wäre wunderbar!« seufzte Zilli.

      Pfarrer Zandler verwickelte Zilli


Скачать книгу