Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Ich will, daß du mich kennenlernst. Ich will, daß du dir ein eigenes Bild von mir machst. Ich will nicht, daß du glaubst, was über mich erzählt wird.«

      »Was denkst du denn, was über dich erzählt wird?«

      »Nun, daß ich ein großes Auto fahre, der reiche Erbe bin, daß ich mich nicht binden will, weil ich zur Hälfte der Sohn meines Vaters bin. Selbst über Untreue würden viele Madln beim Bankkonto des Roßbacher Hofes hinwegsehen. Aber ich will, daß man mir glaubt, ich bin treu.«

      Poldi atmete durch.

      »Tina, wenn du in einem Blumenladen gearbeitet hättest, dann hätte ich einen Eimer Rosen gekauft, bezahlt und sie dir geschenkt. Ich habe dich gesehen und mir gewünscht, dich jeden Tag zu sehen. Dann sah ich dich im rosa Dirndl. Also will ich dir das Dirndl geben. In Gedanken sah ich dich an meiner Seite auf dem Roßbacher Hof im schönen Dirndl. Ich träumte davon, mit dir auszugehen. Mei, Tina, nun sage doch etwas! Ich spüre, ich weiß doch, daß ich dir nicht einerlei bin.«

      »Poldi, du bist mir nicht einerlei. Es wäre gelogen, wenn ich es leugnen würde.«

      Poldi strahlte.

      »Dann kann ich hoffen? Wann paßt es dir, daß wir uns sehen?«

      Tina schüttelte den Kopf.

      »Es soll vorkommen, daß sich zwei Menschen mögen und es doch besser ist, sie kommen nicht zusammen.«

      »Mei, Tina! Was soll des jetzt heißen?«

      »Das soll heißen, daß ich weiß – nein – besser, daß ich gelernt habe, daß man nicht nur den Burschen ansehen muß, wie man hier in den Bergen sagt. Jeder Bursche hat auch eine Familie. In deinem Fall ist es deine Mutter! Sie weiß immer genau, was sie will. Sie handelt danach. Ich denke nicht, daß ich ein Madl bin, wie sie es sich vorstellt. Das schließe ich aus Andeutungen deiner Mutter, als sie bei mir im Laden war.«

      Poldi legte die Stirn in Falten.

      »Tina, des kann net sein. Ich habe mit der Mutter über dich gesprochen. Sie weiß auch, daß ich dir des Dirndl gern geben würde. Sie freut sich, daß ich mich endlich fest für ein Madl interessiere. Tina, das muß ein Irrtum sein.«

      »Poldi, ich habe mich nicht geirrt.«

      Poldi schüttelte den Kopf. Er schaute Tina ernst an.

      »Tina! Das muß sich doch klären lassen. Kann ich dir wenigstens einen Vorschlag machen?«

      »Sich weigern, einen Vorschlag anzuhören, wäre sehr unhöflich. Also, wie lautet dein Vorschlag?«

      Poldi räusperte sich. Dann gab er Bello einen Klaps und jagte ihn von der Bank herunter. Das geschah so schnell, daß Tina nicht reagieren konnte. Poldi setzt sich neben Tina.

      Er erläuterte ihr seinen Plan. Tina würde noch mindestens eine Woche bei den Bollers arbeiten, vielleicht auch zwei. Es war doch sehr anstrengend und zeitraubend, jeden Tag von der Berghütte ins Tal nach Waldkogel und zurück zu wandern.

      »Sebastian und Franziska machen das auch!« warf Tina ein.

      Doch der junge Roßbacher überhörte diesen Einwand bewußt. Er schlug vor, daß Tina die nächste Zeit auf dem Roßbacher Hof wohnen sollte.

      »Wir haben ein riesiges Bauernhaus. Es ist für Mutter und mich eigentlich viel zu groß. Du wirst es sehen.«

      Poldi wollte, daß sich Tina auf diese Weise selbst ein Bild machen konnte. Gästezimmer gab es genug. Morgens könnte sie wie gehabt in Bollers Trachten- und Andenkenladen arbeiten. Mittags und abends könnte sie die Zeit mit ihm und seiner Mutter verbringen und den Hof kennenlernen.

      »Du kannst dir dann selbst ein Bild machen, Tina! Du wirst erkennen, daß es deinerseits ein Irrtum war. Ich könnte es dir ja noch tausendmal erklären. Du würdest mir nicht glauben. Deshalb möchte ich, daß du meinen Vorschlag annimmst. Ich bin da genauso wie meine Mutter. Sie redet nicht viel. Sie handelt. Also, nimmst du meinen Vorschlag an?«

      Tina stand auf. Sie kniete sich neben Bello, der es sich auf dem Boden bequem gemacht hatte. Sie griff nach der Leine, stand auf und schaute Poldi an.

      »Ich werde ernsthaft über deinen Vorschlag nachdenken.«

      »Wann bekomme ich eine Antwort?«

      »Das wirst du sehen, wenn ich da bin… oder ich komme nicht.«

      Tina wandte sich an Bello.

      »Wir gehen zurück, Bello! Komm!«

      Tina drehte sich noch einmal um. Sie schaute Poldi an. Sie lächelte.

      »Poldi, es war ein fairer Vorschlag! Wirklich fair! Laß mich darüber nachdenken! Vielleicht solltest du jetzt auch heimgehen und mit deiner Mutter sprechen, daß du mich eingeladen hast, ein Weile euer Gast zu sein. Sage ihr bitte nichts von meinen Äußerungen, sonst kann ich die Wahrheit nicht herausfinden.«

      »Gut! Auch wenn es mir schwerfällt. Ich verspreche es dir. Normalerweise bereden Mutter und ich alles! Doch ich komme deinem Wunsch nach!«

      »Danke, Poldi!«

      Sie lächelten sich zu. Poldi ging auf Tina zu. Er griff nach ihrer freien Hand. In der anderen hielt Tina Bellos Hundeleine. Poldi hielt Tinas Hand ganz fest. So standen sie sich stumm gegenüber und sahen sich in die Augen. Ihre Herzen schlugen. Ihre Blicke sagten so viel, was ihre Lippen noch verschwiegen.

      Tina entzog Poldi sanft ihre Hand. Sie drehte sich um und ging fort. Poldi sah ihr nach, bis sie aus seinem Blick verschwunden war.

      Dann setzte er sich auf die Bank. Er lehnte sich zurück und schaute in die Ferne. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel. Es war Mittag. Von Wandkogel herauf erklang das Mittagsläuten der Glocken auf dem Kirchturm der schönen Barockkirche.

      Poldi träumte, wie er mit Tina an seiner Seite im Brautkleid durch den Mittelgang zum Altar schritt. Er träumte davon, daß sie jeden Mittag beim Mittagsläuten mit am Tisch auf dem Roßbacher Hof saß. Er träumte davon, daß sich im Laufe der Jahre immer mehr Esser am Tisch einfinden würden, ihre geliebten Kinder. Poldi träumte, wie schön das Leben mit Tina sein würde.

      Poldi hob seine Augen hinauf zum Gipfel des »Engelssteigs«.

      »Hört mal da oben! Des war schon eine gute Leistung von euch, mir die Tina von der Ostsee herunterzubringen. Aber damit ist eure Aufgabe noch net ganz fertig. Des Madl muß bleiben! Bleiben in Waldkogel! Einziehen auf dem Roßbacher Hof. Bleiben als mein Madl! Ich will net undankbar sein. Doch ihr müßt schon noch etwas tun. Als Dank dafür rede ich mit der Tina. Unser erstes Madl, dem geben wir den Namen Angelina«, flüsterte Poldi ganz leise und voller Hingabe.

      Dann stand er auf und machte sich auf den Heimweg.

      *

      Toni, Anna und der alte Alois wunderten sich, daß Tina mit Bello an der Leine zurückkam.

      »Warum hast du ihn angeleint? War er net folgsam?«

      Tina hatte nicht mehr daran gedacht, Bello die Leine abzunehmen. Sie war in Gedanken ganz bei Poldi gewesen. Er hatte so viel zwischen den Worten gesagt. Er hatte ihre Hand gehalten. Sie hatten sich in die Augen geblickt.

      Doch darüber wollte Tina jetzt nicht sprechen. So sagte sie:

      »Da war eine hübsche braune Jagdhündin beim ›Erkerchen‹, die hat den Bello nicht aus den Augen gelassen. Er saß nur neben ihr.«

      »Dann hast du ja interessante Stunden gehabt, Tina!«

      Tina lächelte und betrachtete dabei Bello. Innerlich bat sie Bello um Verzeihung, daß sie ihn als Ausrede gebrauchte.

      Tina ging erst einmal in ihre Kammer. Sie machte sich frisch und zog sich um. Dann ging sie zu Anna in die Küche.

      »Schaust gut aus, Tina! Es ist schön am ›Erkerchen‹, nicht wahr?«

      »Ja, aber es ist Sonntag. Es kamen sehr viele Wanderer vorbei. Zum Glück blieben sie nicht lange. Und wie war es hier? Ist nicht so voll, wie


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