Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wird auf der Feier alles hergerichtet, wie es anno dazumal war. So habe ich mir das gedacht. Kannst du dir darunter etwas vorstellen?«

      Tina schüttelte den Kopf.

      »Das wirst du schon lernen!«

      Die Roßbacherin prostete Tina zu und trank einen Schluck Bier.

      »Also, ich habe mir das mit dir so gedacht! Du sollst hier auf dem Hof meine erste Hilfe sein. Wie sagt man das, wenn du nur mir zu Hand gehst?«

      »Assistentin?«

      »Ja! Also, ich stelle dich morgen allen vor. Dann wird es keine Schwierigkeiten geben. Eines gebe ich dir noch mit auf den Weg. Die Leute haben zu machen, was du ihnen aufträgst, Tina! Auf schlaue Reden mußt dich nicht einlassen, verstehst! Sie werden für das Arbeiten bezahlt und nicht für das Denken. Nur so bringt man es so weit, wie ich es in den kurzen dreißig Jahren gebracht habe.«

      Wie hart sie ist, dachte Tina.

      »Sag mal, geht es der Veronika schon wieder besser?«

      »Etwas! Sie kommt gelegentlich schon in den Laden. Stundenweise!«

      »Das ist gut! Dann besuche ich sie morgen einmal. Vielleicht kannst du mir bis zum Fest den ganzen Tag helfen. Vielleicht finden wir eine andere Möglichkeit, damit der Franz Boller Hilfe hat.«

      Tina verstand nicht ganz. Sie wagte aber nicht zu fragen. Rosel Roßbacher war ihr sympathisch. Sie hatte ein freundliches Äußeres und sah noch sehr jung aus. Aber sie machte Tina etwas Angst. Diese Frau weiß genau, was sie will, dachte Tina.

      Sie waren mit dem Essen fertig. Die Bäuerin füllte die Spülmaschine. Tina ging ihr dabei zu Hand. Anschließend zeigte ihr die Bäuerin das gesamte Haus und machte mit ihr einen Rundgang über den Hof. Am Schluß besuchte sie mit Tina die kleine Eselherde. Es waren zwei Eselinnen, eine hatte ein Fohlen. Ein Esel wurde in einem abgetrennten Gatter gehalten.

      »Sind Esel wirklich so störrisch?« fragte Tina.

      Die Bäuerin lachte.

      »Jedes Tier und jeder Mensch ist störrisch. Wenn man einer Kreatur Gottes zu viel Last aufbürdet, dann muß man sich net wundern. Das ist bei allen Lebewesen gleich. Dann wehren sie sich, so oder so! Sie verschaffen sich den Freiraum. Ich mache es genauso. Schau, in ein paar Wochen kann ich aus dem Fenster schauen und der Grandler Hof ist nicht mehr da. Ich muß nicht jedesmal an den Hansi Grandler denken, an seine Untreue.«

      »Späte Rache?« fragte Tina leise.

      »Vielleicht! Auf der anderen Seite habe ich seinem jüngeren Bruder den Hof gut bezahlt. Er ist ja genau genommen Poldis Onkel. Er hat nicht so viel Freude an seinem Buben, wie ich an meinem Poldi. Der Bub wollte den Hof net übernehmen. Das liegt nicht allein an dem Buben. Des Madl, des er geheiratet hat, will keine Bäuerin sein. Es ist nicht einfach, für einen Bauernbub des richtige Madl zu finden.«

      Dabei musterte die Roßbacherin Tina.

      »Übrigens, Tina! Du schaust gut aus in deiner engen Hose und dem Pullover. Aber für die Arbeit hier auf dem Hof ist des Muster nicht so passend. Des Muster mit den Fischen und Segelschiffen ist ein bissel fehl am Platz, denke ich. Dabei will ich dir nicht zu nah’ treten. Es sieht ein bissel wie eine Verkleidung aus! Komm mit!«

      Rosel Roßbacher drehte sich um und ging voraus. Tina folgte ihr.

      »Nimm deinen Rucksack mit!« rief sie Tina zu, während sie die Treppe hinaufging.

      Rosel Roßbacher führte Tina in ein großes Zimmer. Es war nach Westen ausgerichtet. Die untergehende Abendsonne schien durch die offenen Fenster. Ein großes, extra breites Bett mit Baldachin zog sofort Tinas Blick an. Es war wie alle Möbel aus dunklem Holz.

      Die Bäuerin trat vor den großen Kleiderschrank.

      Sie öffnete ihn.

      »Hier kannst du wohnen, Tina! Und hier sind Sachen zum Anziehen. Die passen dir! Die kennst du ja! Hast sie ja selbst ausgesucht.«

      Tina schaute die Frau mit großen Augen an.

      »Sie haben die Sachen doch für das Madl ausgesucht, das zu Besuch kommen…« Tinas Stimme versagte.

      »Des stimmt schon, Tina! Des ist auch alles richtig so, wie es ist. Mehr will ich dazu nicht sagen! Der Rest… das ist etwas, was ihr unter euch ausmachen müßt. Weißt, der Poldi hat mir an meinem Geburtstag von dir erzählt. Das war das schönste Geburtstagsgeschenk, das er mir machen konnte. Nun müßt ihr beide zusehen, wie ihr zurechtkommt!«

      Tina, die vor dem Bett stand, mußte sich setzen. Sie schaute Poldis Mutter an.

      »Nun schau net so, Madl! Der Poldi wird bald kommen. Ein Zimmer weiter ist des Badezimmer. Jetzt machst du dich schön!«

      Die Bäuerin griff nach einem Dirndl.

      »Des ist schön! Zieh des an! Des ist schön bunt und sieht fröhlich aus.«

      Sie hing den Kleiderbügel an die offene Schranktür und ging hinaus.

      Tina raste ins Badezimmer, riß sich die Kleider vom Leib und stellte sich unter die kalte Dusche. Sie mußte irgendwie zu sich kommen. In ihrem Kopf drehte sich alles.

      Als sie zu frieren anfing, trocknete sie sich ab und zog sich an. Tina gefiel sich in dem bunten Dirndl mit der hellen Spitze am Ausschnitt und der hellen Schürze.

      Sie ging hinunter. Rosel Roßbacher saß im Wohnzimmer und stickte.

      »Gut schaust aus, Madl! Fesch schaust aus! Wirst dem Poldi so noch besser gefallen!«

      Tina nahm all ihren Mut zusammen.

      »Frau Roßbacher! Ich muß Sie jetzt etwas fragen!«

      Tina atmete tief ein.

      »Waren die Sachen von Anfang an für mich bestimmt?«

      Rosel Roßbacher schaute von ihrem Stickzeug auf.

      »Tina! Nun höre mir mal gut zu! Weißt, ich hab’ nur meinen Buben. Ich habe die anderen immer beneidet, die auch Madln hatten. Es macht einer Mutter Freude, schöne Dirndl für Madln zu nähen, zu kaufen. Das Leben hat mir keine große Familie gegeben. Nun, es war so wie es war. Ich wollte den Hansi Grandler net. Einen anderen heiraten wollte ich auch net. Ich träumte davon, wie schön es wäre, mit einem Madl einkaufen zu gehen, durch die Läden zu schlendern. Es gibt eben Sachen, die kann eine Mutter mit einem Buben net machen. Dann hat mir der Poldi von dir erzählt. Da bin ich dich gleich anschauen gegangen. Du hast mir gefallen. Du hast des Dirndl so anmutig getragen. Dann hast du mir auch noch gesagt, wie wohl du dich darin fühlst. Da bin ich auf die Idee dieses Großeinkaufs gekommen. Da ging es mir nicht anders als Poldi, als er dich im altrosa Festtagsdirndl gesehen hat. Tina, ich mag dich! Mein Poldi mag dich!«

      Von draußen drang das Geräusch eines Automotors herein. Die Bäuerin brach ihre kleine Rede ab. Statt dessen sagte sie:

      »Geh durch die Hintertür in den Garten! Ich schicke dir den Poldi! Rasch! Lauf, Madl, lauf!«

      *

      Tina Seidler rannte durch den großen Garten. Ganz am Ende setzte sie sich auf eine Bank. Sie preßte die Hände gegen ihre Brust, als wollte sie ihr Herz festhalten. Es drehte sich alles in ihrem Kopf.

      Welch ein Tag, dachte sie.

      Langsam wurde sie ruhiger. Von den Bergen herunter wehte ein lauer Wind. Die Sonne war hinter den Bergen versunken. Es war nur noch ein schmaler Streifen Licht im Westen zu sehen. Der Mond war schon gut zu erkennen. Die Berge hoben sich schwarz dagegen ab.

      Es war still, bis auf das leichte Säuseln des Windes in den Zweigen der Obstbäume.

      Tina hörte Schritte. Es war Poldi. Er kam auf sie zu. Er stand ganz dicht vor ihr. Er nahm zuerst ihre Hände. Dann zog er sie an sich und legte seine Arme um sie.

      »Tina! Madl! Ich mag dich! Tina, ich liebe dich!«

      Dann küßte er sie.

      Tina erwiderte


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