Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.wir dann den Beschluß fassen, eine neue Bank beim Weißgerber zu bestellen oder sie reparieren zu lassen. Jetzt hat der Franz Huber aber sein Aufgabengebiet weit überschritten. Er ist zusammen mit dem Ingenieur alle Höhlen abgegangen. Der hat dann einen Bericht geschrieben, das ist fast schon ein richtiges Gutachten. Gekostet hat es nix. Des ist schon mal gut! Aber darin wird vorgeschlagen, daß die Gemeinde Waldkogel einen Höhlenwanderweg anlegen sollte, zum Ausbau des Tourismus.«
»Des hört sich aber doch net schlecht an, Fellbacher.«
»Des ist aber net alles, Toni! Die Gemeinde Waldkogel müßte auch für die Sicherung der Höhlen sorgen. Des heißt Gemeinde müßte die Höhlen sichern. Des kann teuer werden und bedeutet auch eine große Verantwortung. In einigen Höhlen müßten Schutzgitter und Absperrgitter eingezogen werden. Du weißt doch selbst, wie weich des Gestein an manchen Stellen ist. Außerdem liegen die meisten Höhlen unterhalb vom ›Höllentor‹«.
»Richtig, Fellbacher! Doch die sind doch alle zugeschüttet und teilweise sogar vermauert.«
»Ha! Denkste! Der Franz hat die alle einer Prüfung unterzogen, wie er es nennt. Aufgebrochen hat er sie zum Teil oder was er auch sonst noch angestellt hat. Ich muß die Tage einen Trupp zusammenstellen, der des kontrolliert.«
»Was du net sagst, Fritz! Wie kommt der dazu? Ja, sind denn die Eingänge jetzt nimmer verschlossen?«
»Des ist des ja, was ich net weiß.«
Toni gelang es langsam, Bürgermeister Fellbacher zu beruhigen. Und nach und nach erfuhr Antonius Baumberger, der seit seiner Kindheit von allen nur Toni gerufen wurde, wie sich alles zugetragen hatte.
Am Nachmittag hatte Franz Huber den Bürgermeister auf dem Amt besucht. Er hatte ihm den Bericht übergeben, den er aus Interesse am Wohl der Gemeinde Waldkogel hatte anfertigen lassen.
Es tat nichts zur Sache, daß für dieses Gutachten der Gemeinde keine Kosten entstanden waren. Bürgermeister Fellbacher fühlte sich also übergangen und so würden sich auch die anderen Gemeinderatsmitglieder fühlen.
Gleichzeitig wurden in dem Papier Vorschläge gemacht. Ein Förderer des angedachten Höhlenwanderwegs war auch schon gefunden, angeblich ein sehr naturverbundener Baufirmenbesitzer.
»Ein Bazi von Ruppert Schwar-zer!« warf Toni ein.
»Genau, mein Lieber! Du sagst es!«
Bürgermeister Fellbacher und auch Toni waren sich schnell einig, daß es sich dabei nur um einen absolut hinterlistigen und hinterhältigen Versuch Ruppert Schwarzers handeln konnte, wieder einmal auf dreiste Art und Weise Einfluß auf Waldkogel zu nehmen.
Nachdem Franz Huber gegangen war, hatte sich der Bürgermeister Fellbacher noch einmal die Eintragungen im Grundbuch angesehen.
»Zufälligerweise liegen einige der Höhlen am Rand von Grundstücken, die vor kurzem den Besitzer gewechselt haben. Des ist auch heimlich geschehen. Weißt, Toni, es kommt immer mal vor, daß Bauern ein Stück Wald verkaufen oder Felder und Wiesen tauschen. Des war schon immer so. Aber des, was ich da entdeckt habe, des ist seltsam: Diese Grundstücke gehören jetzt alle Fremden.«
Toni grinste.
»Bist schon ein schlauer Bursche, Fellbacher! Hast schnell eins und eins zusammengezählt. Des hört sich nach einem geschickt eingefädelten Komplott an. Die Leute müßten über diese Grundstücke, um zu den Höhlen zu kommen. Dann hätten die Fremden Einfluß darauf.«
Toni erinnerte sich daran, daß in der Nähe von einigen der unteren Höhlen früher einmal Bauernkaten gestanden hatten. Die waren im Laufe von Jahrzehnten verfallen. Aber die Grundstücke galten bis heute als bebaubares Land.
»Der Ruppert Schwarzer will da mitmischen, Fellbacher! Jetzt verstehe ich, warum du so aufgebracht bist. Bis jetzt hatten wir es immer noch in einer gemeinsamen Anstrengung verhindert, daß er mit seiner Tourismusindustrie, wie man sein Tun am besten beschreibt, hier Fuß fassen konnte.«
Bürgermeister Fellbacher nickte. Die beiden Männer saßen eine Weile auf der Bank und schwiegen. Beide dachten an die verschiedenen Versuche von Ruppert Schwarzer, in der Gemeinde Waldkogel Einfluß zu gewinnen. Zuerst hatte er versucht, die Berghütte zu bekommen. Danach gab es mehrere Versuche, Höfe zu kaufen und dort große Immobilienvorhaben zu verwirklichen. Was Schwarzer nicht gelungen war. Jetzt gab es also diesen neuen Versuch.
»Des muß verhindert werden, Fellbacher!«
»Richtig, Toni! Des ist genau meine Meinung! Der Schwarzer hat hier einen kleinen Hof, den er an den Huber Franz vermietet hat. Mehr darf er net erwerben. Schau dir doch mal an, wie sich die Gemeinden in der Umgebung verändert haben, wo der Schwarzer größeren Einfluß hat. Die ganze Schönheit dieser lieblichen Berggemeinden ist beschädigt, wenn net sogar zerstört. Naa, des darf bei uns im schönen Waldkogel net geschehen! Es muß alles getan werden, daß er seine Finger draußen behält.«
»Des machen wir schon, Fellbacher! Die Bergwacht hat bei der Erschließung auch noch ein bisserl mitzureden. Wenn die des für zu gefährlich hält, dann ist leider – leider – des Vorhaben zum Scheitern verurteilt«, grinste Toni. »Ich bin ja mit dem Leo Gasser, dem Leiter der Bergwacht in Kirchwalden, sehr befreundet. Ich werde mit dem Leo einmal ein sehr privates Gespräch führen, wenn es dir recht ist, Fellbacher. Du verstehst, wie ich des meine?«
Bürgermeister Fellbacher strahlte. Dann flüsterte er Toni leise etwas zu. Toni nickte.
»Des kann ich gern versuchen, Fellbacher! Ich muß morgen ohnehin nach Kirchwalden. Ich gehe mit dem Leo meistens zu Mittag eine Kleinigkeit essen. Da red’ ich mit ihm. Mache dir da mal keine Sorgen. Wenn der Schwarzer ein Komplott schmiedet, dann können wir auch dagegenhalten. Bis jetzt haben wir immer den längeren Atem gehabt. Und ohne die Zustimmung der Bergwacht geht gar nix!«
Bürgermeister Fritz Fellbacher stieß einen glücklich Seufzer aus. Toni schmunzelte. Er versprach dem Bürgermeister, ihn gleich am nächsten Tag nach seiner Rückkehr aus Kirchwalden im Rathaus aufzusuchen.
Dann mußte sich Toni verabschieden. Er hatte es eilig, denn er wollte doch noch vor Einbruch der Dunkelheit auf der Berghütte sein.
Bürgermeister Fellbacher entschloß sich heimzugehen. Er war jetzt ruhiger.
»Weißt, Toni, wenn ich im Amt solchen Ärger habe, dann gehe ich net gleich heim. Dann bin zu aufgebracht und bringe meiner lieben Irene den Haushalt durcheinander. Das mag sie nicht, das mag sie gar nicht. Sie sagt immer, daß ich den ›Bürgermeister‹ auf dem Amt lassen soll. Daheim sei ich nur Ehemann und Vater. Aber des geht natürlich net immer, des verstehst. Aber zum Stammtisch gehe ich heute abend auch net. Ich halte mich ein bisserl zurück, bis du morgen mit dem Leo gesprochen hast.«
Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und verabschiedeten sich. Toni brachte die Schnapsflasche und die Gläser noch hinein. Dann fuhr er mit seinem Geländewagen hinauf zur Oberländer Alm.
*
Frauke Hennings parkte ihren Sportwagen vor der Villa. Sie stieg aus. Noch bevor sie die Klingel drücken konnte, brummte der Summer. Die Gartentür sprang auf. Aus der Sprechanlage unterhalb des Klingelknopfes drang die Stimme ihrer Freundin Silvia.
»Komm nach hinten! Ich bin im Garten!«
Frauke trippelte auf ihren hohen Absätzen über die Steinplatten. Sie konnte nicht schnell gehen. Das lag nicht nur an den hohen Absätzen, sondern auch an dem engen Rock. Trotz des seitlichen Schlitzes war sie in ihrer Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt. Hinter dem Haus endete der Steinweg. Frauke blieb stehen und betrachtete den Rasen. Sie bewegte sich vorsichtig auf Zehenspitzen weiter, damit die Absätze ihrer teuren Schuhe nicht im Rasen versanken.
»Zieh die Schuhe doch aus!« rief ihr ihre Freundin entgegen.
Silvia saß auf der großen überdachten Hollywoodschaukel und fütterte ihr Baby. Sie trug kurze Shorts und Hemdbluse und war barfuß. Weiter hinten in dem großen Garten spielten Kinder.
Die beiden Frauen begrüßten sich.
»Setz