Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Wanderung aufgebrochen. Na ja, war schon ein bissel früh. Aber was soll’s. Der Gast ist König!«

      Das Wirtshaus und die Pension waren immer gut besucht und ausgelastet. Das lag eben an der familiären Art, wie Tonis Eltern die Gäste verwöhnten. Fast alle Pensionsgäste waren Stammgäste, die jedes Jahr wiederkamen. Oft waren sie schon in zweiter oder sogar dritter Genera­tion Gast bei den Baumbergers. Es war fast so, als kämen Freunde zu Besuch.

      »Weißt, wir haben bis nächste Woche eine Gruppe aus dem Flachland. Die wollen jede Minute ausnutzen und in die Berge gehen.«

      »Mei, des kann man doch verstehen. Die Berge sind schön. Dazu kommt, daß unsere Berge hier um Waldkogel besonders schön sind.«

      »Des stimmt schon, Toni, wenn man von dem Unglücksberg, dem ›Höllentor‹ mal absieht.«

      Toni nickte. Er ging mit seinen Eltern in die Küche, die neben dem Schankraum lag. Sie setzen sich. Meta und Xaver, Tonis Eltern, fanden jetzt erst Zeit, selbst zu frühstücken. Toni trank eine Tasse Kaffee.

      »Was gibt es sonst so Neues?« fragte Toni.

      Sein Vater lachte. Er erzählte, daß irgend jemand auf die Idee gekommen sei, Kuhrennen zu veranstalten.

      »Ganz Waldkogel redet davon!«

      »Vater, des ist ein Schmarrn! Wem ist so etwas eingefallen? Kühe sind dazu da, gutes Fleisch und beste Milch zu geben.«

      Sein Vater stimmte ihm zu. Doch er war der Idee nicht abgeneigt. Xaver Baumberger war der Meinung, daß man mit einer solchen Attraktion im Herbst weitere Besucher nach Waldkogel locken konnte. Wenn die Ferienzeit vorbei war, dann gab es im Herbst schon mal freie Quartiere in Waldkogel, bis der Winter mit seinem Schnee die Gäste wieder anlockte. Zwar gab es keine so große Pisten, mit Schleppliften, wie in verschiedenen Nachbarorten. Darin waren sich alle Waldkogeler einig. Sie wollten ihr schönes Tal nicht verschandeln lassen, wie sie es nannten. Sie setzten mehr auf Skilanglauf. Dazu steckte der Bürgermeister Fritz Fellbacher im Winter selbst die Loipen ab und überwachte die Anlegung.

      »Doch, des wäre vielleicht eine gute Sache, denke ich mir, Toni!«

      »Naa, Vater, naa! Und wo soll des Ganze stattfinden?«

      »Man denkt daran, des Spektakel auf der Hauptstraße zu veranstalten.«

      »So ein Schwachsinn! Wem ist des eingefallen?«

      »Des weiß niemand mehr. Es reden nur alle davon!«

      Toni trank einen Schluck Kaffee. Kuhrennen in Waldkogel, naa naa, dachte Toni. Er wußte, daß es Länder gab, in denen es die Tradition gab, einmal im Jahr die jungen Stiere und Bullen durch die Straßen zu hetzen. In anderen Ländern wurden Bullenrennen veranstaltet oder Rodeos. Doch davon wollte Toni nichts wissen. Er schüttelte immer wieder den Kopf.

      »Vater! Mutter! Zu was soll des gut sein?«

      »Toni, es geht um die Leut’. Es gibt Höfe, denen geht es net so gut wie anderen oder wie uns. Die plagen sich ganz schön rum. Die Kleinbauern haben net so viel Land, daß sie ihre Familien durchbringen können. Außerdem gibt es immer weniger für die Milch – und die Fleischpreise gehen von Jahr zu Jahr auch immer mehr in den Keller.«

      Toni wußte Bescheid. Er kannte die Sorgen der Kleinbauern. Sie waren im Gegensatz zu den Nebenerwerbsbauern noch richtige Bauern mit einem Hof, auf dem es alles gab, was zu einem Hof gehörte. Nur leider war es so, daß der Hof die Familie nicht mehr allein ernährte. Deshalb gingen sie nebenbei arbeiten. Diese Bauern hingen an ihrem Stück Erde, an ihrer Heimat. Oft bestanden die Höfe seit vielen Generationen. Sie wollten nicht aufgeben, den Viehbestand verkleinern und Nebenerwerbslandwirte sein. Das war gegen ihre Ehre.

      Für Toni war es verständlich, daß Bürgermeister Fritz Fellbacher etwas für sie tun wollte. Soweit Toni seinen Vater verstanden hatte, sollte jeder Bauer, der eine Kuh, einen Jungbullen oder einen Stier anmeldete, dafür etwas Geld bekommen.

      »Mei, des sind doch Almosen!« bemerkte Toni.

      Auf der anderen Seite kannte er die Einstellung der Kleinbauern ganz gut. Sie hatten auch ihren Stolz. Sie hingen an der Scholle, an ihren Tieren. Sie kämpften dafür, gleich welche Opfer es auch kostete.

      Toni trank seinen Kaffee aus.

      »Willst schon gehen, Toni?« fragte seine Mutter.

      »Ja, ich will noch beim Bürgermeister vorbei.«

      Toni ließ seinen Geländewagen bei seinen Eltern auf dem Hof des Wirtshauses und der Pension »Beim Baumberger« stehen und ging zu Fuß die Hauptstraße entlang zum Marktplatz.

      Bürgermeister Fritz Fellbacher stand vor dem Rathaus und sprach mit Albert Weisgerber, dem Besitzer des Sägewerks. Toni begrüßte sie. Albert Weisgerber verabschiedete sich bald. Er wollte nach Kirchwalden.

      »So, Toni! Jetzt können wir reden. Hast was auf dem Herzen? Komme doch mit rein!«

      Bürgermeister Fritz Fellbacher ging voraus. Toni folgte ihm ins Amtszimmer. Sie setzten sich an den großen Tisch.

      »Magst einen Kaffee?«

      »Naa, ich komme soeben von den Eltern! Mein Bedarf an Kaffee ist gedeckt. Mich treibt die Neugierde her, Fellbacher.«

      »So?«

      »Ja!«

      Toni kam sofort zum Thema.

      »Was soll des mit dem…« Toni schmunzelte. »Nun ich will es mal ›Förderprogramm für Kleinbauern‹ nennen. Du planst doch etwas? Kühe durch das Dorf treiben? Auf Kühen reiten? So etwas in der Art.«

      »Hältst du des net für eine gute Idee, Toni?«

      »Des kann ich noch nicht sagen! Dazu weiß ich zu wenig. Kommt mir wie eine Schnapsidee vor, Fellbacher.«

      Fritz Fellbacher machte ein ernstes Gesicht. Er mußte Toni nicht weiter erläutern, wie schlecht es den meisten Kleinbauern erging. Deshalb wollte er versuchen, eine Veranstaltung zu organisieren. Teilnehmen durften nur Rinder von Kleinbauern, die nicht mehr als drei Kühe im Stall haben.

      »Wenn ich mal so überschlage, wenn jeder mitmacht, dann kommen schon ein paar Dutzend Kühe zusammen.«

      Bürgermeister Fritz Fellbacher erläuterte Toni, wie es gedacht war. Es könnte verschiedene Kategorien geben, je nach Alter, Rasse oder Farbe der Kühe. Es könnte Kuhwettreiten geben, Kuhwettlauf. Jeder, der an der Straße steht, müßte zahlen. Aus dem Topf bekäme dann jeder Kleinbauer einen Batzen. Natürlich sollten die Zuschauer auch Wetten abschließen können, welche Kuh als erste durch das Ziel geht. Dann wollte der Bürgermeister auf dem Sportplatz noch ein Kuhrodeo veranstalten, bei dem jeder versuchen könnte, auf einer Kuh zu reiten. Da sollte es nicht darum gehen, sich möglich lange auf der Kuh zu halten, sondern die Kuh mußte um die Hindernisse herumgeritten werden.

      Toni rieb sich das Kinn.

      »Hast des mal mit unserer Viehdoktorin beredet, Fellbacher?«

      »Mit der Beate Brand habe ich noch nicht gesprochen. Mit der Doktorin habe ich heute nachmittag einen Termin. Sie hat im Augenblick viel zu tun. Sie ist fast den ganzen Tag auf dem Gestüt. Dort gibt es einige Stuten, die alle kurz vor dem Abfohlen stehen.«

      Bürgermeister Fritz Fellbacher holte die Flasche Obstler und schenkte sich und Toni ein. Die Männer prosteten sich zu. Sie tranken.

      »Toni, ganz im Vertrauen gesagt, bin ich persönlich von der Idee auch net sonderlich angetan. Aber was soll ich machen? Des hat sich nun mal so ergeben. Bei der letzten Gemeinderatssitzung hat des der Franz Huber auf die Tagesordnung gesetzt. Da mußte ich mich der Sache annehmen und zumindest prüfen, verstehst?«

      »Ja! Aber wenn ich den Namen Franz Huber schon höre, da schwillt mir der Kamm. Der hat doch keinen eigenen Grips. Und um seine Mitmenschen und Nachbarn tut der sich schon gar net sorgen. Der macht doch nur, was ihm sein Bazi, der Ruppert Schwarzer, sagen tut. Wir wissen doch beide, daß von dieser Seite bisher nix Gutes gekommen ist. Alles, was der Huber Franz bisher im


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