Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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einer den anderen liebt und dieser nichts davon weiß.«

      »Des stimmt schon, Ina. Ich habe des eben ein bissel abgewandelt. Ich bin so glücklich über unsere Liebe, über unser heimliches stilles Glück. Ich weiß, daß ich viel von dir verlange. Aber der Onkel und mein Vater, die sind…« Dieter lachte laut. »Weißt – mei, ich habe es dir schon so oft erklärt. Die beiden sind net übel. Sie sind nur ein bissel verschroben und haben so ihre Eigenheiten. Das liegt net allein an ihnen. Des lag am Großvater, der so ein seltsames Testament gemacht hatte. Darin hat er festgelegt, daß der Onkel bis zu meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr eine Art Pacht von seinem Bruder, meinem Vater, bekommt. Sollte der Onkel wieder heiraten und selbst Kinder haben, dann würden die zur Hälfte den Hof bekommen.«

      »Aber dein Onkel hat keine Kinder!«

      »Richtig! Er hat sich von seiner Frau getrennt. Des war vielleicht ein Drama damals! Ich erinnere mich daran mit Schrecken. Der Großvater lebte damals noch. Der alte Was­mayr­bauer änderte wohl daraufhin sein Testament. Weißt, der Großvater, der hatte seine eigene Art zu denken und zu handeln. Er war sehr streng. Fehler ließ er nicht durchgehen. Anstand und Rechtschaffenheit und Treue, auf all diese Werte, darauf hat er geachtet. Er wollte nicht einsehen, daß mein Onkel und seine Frau, meine Tante, sich trennten. Die Kinderlosigkeit hat sie auseinandergebracht. Nun, ja!« seufzte Dieter. »Das ist alles lange her und es betrifft mich auch nicht wirklich. Ich bekomme die Hälfte des Hofes. Wenn ich die habe, dann bin ich ein richtiger Bauer, nicht nur einer, der auf dem Hof des Vaters und des Onkels arbeitet.«

      Dieter küßte Ina.

      »Ich habe dir doch erzählt, daß der Onkel immer versucht hat, auf mein Leben Einfluß zu nehmen. Noch hat er mich ein bissel in der Hand, auch wenn er keinen großen Einfluß auf das Testament des Großvaters nehmen kann. Aber ich will auch kein Risiko eingehen und Aufregung und vielleicht sogar Ärger auf den Hof bringen. Sicher wird sich der Onkel freuen, wenn ich dich ihm vorstellen würde. Aber da ist auch die Geschwisterrivalität zwischen meinem Vater und seinem Bruder. Wenn du dem Onkel gefällst, dann lehnt dich der Vater ab. Der eine sagt hü und der andere hott. Des gibt Unruhe. Also möchte ich abwarten.«

      Dieter schaute Ina tief in die Augen.

      »Ina, ich liebe dich! Ich will dich zu meiner Bäuerin machen!«

      »Das weiß ich, Dieter! Es ist für mich nur alles so kompliziert. Ich verstehe das alles nicht so richtig!«

      »Ach, Madl! Weißt, ich halte es einfach für besser, wenn wir es so machen. Hast doch Vertrauen zu mir, oder?«

      »Ja, Dieter! Dieter, ich liebe dich! Ich vertraue dir!«

      Sie schlossen sich in die Arme und hielten sich ganz fest. Ihre Lippen fanden sich. Die Abschiedsküsse waren heiß und voller inniger Sehnsucht nach mehr.

      Sie trennten sich und jeder fuhr heim.

      *

      Wilfried Wasmayr trank sein Bier aus. Er stand auf und ging zum Tresen. Xaver Baumberger polierte die Gläser. Wilfried legte ihm das Geld hin.

      »Der Rest ist für dich!«

      »Danke, Wilfried! Bist großzügig, wie immer! Du kannst es dir auch leisten.«

      Wilfried Wasmayr schmunzelte. Er nahm Xaver die Bemerkung nicht übel.

      »Weißt, Xaver, Geld ist net alles! Ich würde gern was davon abgeben, wenn ich wüßte, wie es später einmal mit dem Hof weitergehen würde. Da sind du und deine Meta schon zu beneiden. Eure Kinder sind verheiratet und glücklich. Eure Tochter hat euch zwei Enkelkinder geschenkt. Toni und Anna sind glücklich mit den Bichler Kindern, wenn man auch nimmer Bichler Kinder sagen soll.«

      Die beiden Männer schauten sich an.

      »Weißt, Wilfried, der Sebastian und die Franziska sind wirkliche Geschenke des Himmels. Die beiden sind so lieb. Wir sind alle so glücklich mit ihnen, als wären sie des eigene Fleisch und Blut von der Anna und dem Toni. Ich finde, es war eine gute Idee, die unser lieber Herr Pfarrer Zandler hatte. Die Anregung, daß alle jetzt von den Baumberger Kindern reden sollen, ist eine wirklich gute Eselsbrücke. Die kleine Franziska war immer etwas traurig, wenn sie gefragt wurde, warum sie und ihr Bruder mit Familiennamen Bichler und nicht Baumberger heißen. Da wurde sie jedesmal an den schlimmen Unfalltod ihrer Eltern erinnert. Die Kinder hatten und haben es nicht leicht. Sie tragen schwer an ihrem Schicksal. Zu dem kommt, daß sie in die Pubertät kommen. Da sind sie besonders empfindlich. Jeder weiß, daß es rechtlich nicht richtig ist. Aber wenn diese kleine Eselsbrücke der Franziska hilft, dann ist nix dagegen zu sagen. Toni und Anna sind auch sehr glücklich mit den beiden Kindern. Sie haben ja keine eigenen. Der Herrgott alleine weiß, ob sie jemals eigenen Nachwuchs bekommen werden. So gehen sie ganz in der Aufgabe als Ersatzeltern auf.«

      »Warum adoptieren sie die beiden net einfach?«

      »Des würden sie schon machen. Aber auf die beiden wartet noch ihr Erbe, der schöne Bichler Hof. Es wäre nicht recht, wenn Toni und Anna sie adoptieren würden. Dann wäre der Bichler Hof eines Tages nimmer der Bichler Hof. Der Sebastian soll den Namen ruhig weiter tragen. Des ist sicher auch im Sinne der verstorbenen Eltern. Wäre es dir recht, wenn die Geschichte des Wasmayr Hofes zu Ende ging?«

      »Naa! Hof ist zwar Hof, aber es ist immer auch alles mit einem Namen verknüpft. Doch wer weiß, was noch kommt? Mein Bub, der ist kein bissel hinter den Madln her. Der Dieter ist ein ganz Stiller. Fleißig ist er. Gewissenhaft ist er. Manchmal wünsche ich mir, er wäre ein bissel lebhafter und lebenslustiger. Wie soll des weitergehen, wenn er net bald ein Madl heimbringt? Meine liebe Gudrun und ich, wir werden auch immer älter. Wir würden gern unsere Enkelkinder aufwachsen sehen. Doch der Bub läßt sich Zeit – viel Zeit! Manchmal habe ich meine Zweifel, ob er sich jemals bindet.«

      Wilfried Wasmayr sah unglücklich und sehr bedrückt aus. Xaver Baumberger lud ihn zum Schnaps ein. Sie prosteten sich zu.

      »Auf eine glückliche Zukunft des Wasmayr Hofs! Darauf, daß viele weitere Generationen dort aufwachsen werden!«

      »Danke, Xaver! Aber eine weitere, darüber wäre ich schon froh.«

      Sie tranken.

      Xaver Baumberger brachte Wilfried zur Tür. Er war der letzte Gast gewesen. Xaver schloß hinter ihm ab. Er seufzte. Ja, so ist es, dachte Xaver. So hat jeder sein Päckchen zu tragen, auch der reiche Wilfried Wasmayr.

      Der Wasmayrbauer ging zu Fuß zurück zum Hof. Die Hauptstraße Waldkogels lag im Schein der Stra­ßen­laternen. In den meisten Häusern brannte kein Licht mehr. Es war eine laue Nacht. Von den Bergen wehte ein warmer Sommerwind. Wilfried entschloß sich, noch etwas spazierenzugehen. So schlug er den Fußweg ein, der hinter der schönen Barockkirche den Berg hinaufführte. Der Pfad führte oberhalb von Waldkogel am Hang entlang. Von dort konnte man ganz Waldkogel übersehen. Auch in der Nacht war es ein schöner Anblick, wenn der goldene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze im Mondschein glänzte.

      Wilfried Wasmayr setzte sich auf eine Bank. Er nahm seine Pfeife heraus und zündete sie an. Er liebte es, irgendwo alleine seinen Gedanken nachzuhängen. Als junger Bursche war er dazu in die Berge gestiegen. Doch das war lange her.

      Er sah sich um, beobachtete, wie da und dort die erleuchteten Fenster erloschen. Ich muß Geduld haben, dachte er. Ich kann den Dieter doch nicht unter Druck setzen.

      Geduld war nicht gerade Wilfrieds Stärke. Er war ein Mann, der mit Kräften anpackte und niemals etwas auf die lange Bank schob. Was zu machen war, das mußte getan werden. Dieter, sein Bub, war ihm darin sehr ähnlich. Er packte zu, setzte sich Ziele und ließ nicht nach, bis er sie erreicht hatte. Was aber den Weiterbestand des Wasmayr Hofes anging, darüber konnte Wilfried mit seinem Buben nicht sprechen. Er hatte es einmal getan und sie waren in Streit geraten. Das lag nun schon Jahre zurück, aber Wilfried wagte es nicht mehr, seinen Buben darauf anzusprechen.

      Wilfried Wasmayr seufzte. Er stand auf und ging weiter.

      Nach dem Wäldchen überquerte er die Wiesen. Weiter unten sah er auf einem Acker Licht. Dort fuhr jemand mit dem Traktor entlang. Der Wasmayrbauer beschleunigte seine Schrit­te,


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