Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Wasmayr Hof. Der Wilfried gibt dir bestimmt gern Arbeit. Die haben so viel zu tun. Ich habe die Gudrun im Dorf getroffen. Die hat so geklagt. Es ist so viel zu tun. Sie weiß nicht, wie sie den Wilfried und den Dieter bremsen soll. Die wollen nur vergrößern und vergrößern. Das ist ja alles schön und gut. Aber für den Dieter bleibt kaum Freizeit. Sie macht sich Gedanken, weil der Bub noch immer kein Madl hat. Sie macht sich auch Gedanken, daß er keines findet, weil, wer will schon auf einen Hof einheiraten, wo so viel Arbeit ist? Dabei muß die Gudrun bestimmt net viel machen. Sie hat sogar zwei Hilfen im Haus. Also, die Jungbäuerin, die den Dieter mal heiratet, die hat ausgesorgt, des steht fest. Na ja, irgend etwas muß mit dem Dieter net stimmen, sonst hätte er längst ein Madl. So denke ich!«

      »Ach, Alma, des darfst alles net so ernst nehmen, was die Gudrun so redet. Der Dieter ist ein braver Bursche. Er sieht gut aus. Ist fleißig und anständig und reich dazu ist er auch. Irgendwann wird ihn sich schon ein Madl schnappen. Es gibt eben Burschen, die müssen eingefangen werden. Die sind recht glücklich, wenn sie an ein Madl geraten, welches des Zepter in die Hand nimmt. Ich hoffe, den Dieter fängt sich bald jemand ein und bindet ihn fest. Ich habe neulich den Wilfried getroffen, der kann auch schon gar nichts mehr anderes denken, als daß es Zeit für Enkelkinder wird. Des ist bei dem schon eine fixe Idee! Weißt, dem Wasmayr geht es gut. Der hat wirklich keine Sorgen. Es kommt mir so vor, als mache er sich welche, damit er auch über etwas klagen kann. So ein Schmarrn! Er soll den Bub in Ruh’ lassen. Wirklich, dem seine Sorgen möchte ich haben«, brummte Franz Krumbach.

      Er stand auf und ging hinaus.

      »Was hat der Vater?« fragte Gesa. »Warum regt er sich so auf?«

      »Gesa! Dein Vater hat auch zu kämpfen. Er kämpft um die nackte Existenz, um den Hof. Er tut alles, um ihn zu erhalten. Und dem Wasmayr, dem geht es gut – und er macht sich Gedanken um Enkelkinder! Wenn es nur solche Sorgen wären, da würde dein Vater bestimmt gerne tauschen, des kannst glauben.«

      »Steht es denn so schlecht um unseren Hof, Mutter?«

      »Naa, Gesa, so schlecht steht es net! Aber der Vater macht sich eben zu viele Sorgen. Die letzten Jahre sind hart gewesen. Da hat sein frohes Herz einen Riß bekommen. Er hat Angst, daß die Zeiten noch schlechter werden könnten. Ich denke, daß des Unsinn ist. Außerdem wird der Herrgott des schon alles richten. Ich werde morgen mal zum Weisgerber gehen und mit ihm reden. Vielleicht stellt er den Vater ja wieder ein. Die Arbeit im Sägewerk wäre wirklich besser als die in der Brauerei in Kirchwalden.«

      »Du liebst den Vater sehr, Mutter!«

      »Ja, das tue ich! Meine Eltern haben mich damals gewarnt, auf den Krumbacher Hof einzuheiraten. Aber ich habe es doch getan. Ich habe das geschickt eingefädelt. Du bist ja erwachsen, Gesa, da kann ich mit dir darüber reden. Außerdem denke ich, daß du selbst längst dahintergekommen bist. Ich habe damals meinen Kopf durchgesetzt, deinen Vater verführt. Dann bin ich schwanger geworden und wir haben geheiratet. Ich habe es bis heute nicht bereut. Ich liebe ihn in guten wie in schlechten Tagen. Nur im Augenblick sind die Tage etwas trüb’. Aber es gibt auch wieder sonnigere Tage.«

      »Willst du mir damit sagen, daß man dem Herzen folgen soll, Mutter?«

      »Sicher! Aber ein bissel kann man schon nachhelfen. Weißt, man kann sich auch in einen Burschen verlieben, der ein bissel mehr Geld und Vermögen hat als damals dein Vater. Das sage ich nicht, weil mich die Entscheidung reut. Das gebe ich dir als Rat. Es schadet nix, wenn auch ein bissel Verstand dabei ist. Du mußt eben abwägen, was dir wichtiger ist, falls – ja falls – du die Wahl haben solltest. Aber in Sachen Heirat muß ich dir bestimmt keine Ratschläge geben. Du sieht ja täglich, wie die Liebe auch zerbrechen kann. Weißt du, Gesa, die Liebe, die wirkliche Liebe, die ist so etwas Kostbares, daß es nichts auf der Welt gibt, das man damit vergleichen kann.«

      Gesa betrachtete ihre Mutter. Trotz aller Sorgen sah sie glücklich aus.

      »Der Dieter ist nicht übel! Es ist mir auch ein Rätsel, warum der noch kein Madl hat«, sagte Gesa leise.

      Dann stand sie auf und verließ die Küche. Sie nahm ihr Umschlagtuch und ging spazieren. Mit Jochen traf sie sich nicht. Der war mit dem Lastwagen irgendwo unterwegs. Er würde erst wieder in der nächsten Woche kommen.

      *

      Gesa lief über die Wiesen bis zum Wald. Dort nahm sie den kleinen Pfad durch die Schonung bis zum Hochsitz am Rand der Lichtung. Schon als Kind war sie dort hingegangen, wenn sie über etwas nachdenken mußte. Gesa kletterte auf den Hochsitz. Sie schaute sich um. Von dort aus hatte sie einen guten Blick weit über die jungen Tannen, bis hinüber zum Hang. Die Sonne stand tief über den Bergen. Die Gipfel der Berge leuchteten im Abendrot, als wären sie von innen beleuchtet.

      Gesa setzte sich. Sie dachte nach. Sie dachte an Jochen. Gesa hatte Jochen in der Kanzlei kennengelernt. Dort war er nach einem Unfall Mandant. Das war im letzten Winter gewesen. Jochen Hortler hatte Gesa sofort gefallen. Er war wirklich gutaussehend. Er war fröhlich und lustig. Jochen war Gesas Interesse an ihm nicht entgangen. So lud er sie mehrmals ein. Es war untersagt, mit Mandanten auszugehen. Höflich, aber bestimmt, hatte Gesa jedesmal abgelehnt. Doch Jochen ließ nicht locker. Eines Abends hatte er auf dem Parkplatz gewartet und Gesa angesprochen. Gesa hatte ihre Zuneigung nicht länger verbergen können. Sie hatten sich immer öfters heimlich auf dem Parkplatz der Tankstelle getroffen. Dort stellten die Lastwagenfahrer auch schon einmal ihre Fahrzeuge für eine Nacht ab.

      Es hatte nicht lange gedauert, dann gestanden sie sich ihre Liebe. Doch Gesa mußte vorsichtig sein, daß niemand etwas in der Kanzlei davon erfuhr. So verheimlichte sie die Liebe vor jedermann. Das sollte zumindest so lange so geschehen, wie die Rechtsangelegenheit noch bearbeitet wurde. Dabei sehnte sich Gesa nach Freiheit. Jochen konnte ihr das bieten. Er würde sie mitnehmen, ihr die Ferne zeigen. Gesa hatte Jochen ein wenig als richtigen Draufgänger eingeschätzt. Sie mußte bald einsehen, daß sie sich geirrt hatte. Jochen war kein Abenteurer. Er war niemand, der etwas riskierte. Er wollte selbst einen großen Lastwagen. Bis er das erreicht hatte, mußte alles andere zurückstehen. Selbst Gesas Drängen ließ ihn kalt.

      Liebe ich ihn oder liebe ich die Möglichkeiten, die er mir gibt? fragte sich Gesa, während sie auf dem Hochsitz saß und in die untergehende Sonne schaute. Gesa liebte die Berge. Aber sie fühlte sich auch ein wenig eingeengt. Durch ihre Arbeit in der Kanzlei öffnete sich ihr eine Tür in eine neue Welt, auch wenn es nur ein Spalt war. Es gab ein Leben jenseits von Haus und Hof und Heim und Tradition. Es gab so viel zu entdecken!

      Jochen konnte ihr diese Wünsche erfüllen. Mit ihm konnte sie reisen, auch wenn es für ihn Arbeit war. Nur Jochen ging wenig darauf ein. Er nimmt keine Rücksicht auf mich, dachte Gesa plötzlich. Es dauert so lange, bis er das Geld für den kleinen Lastwagen zusammengespart hat. Warum nimmt er meine Ersparnisse nicht dazu? Dann würde es doch reichen für ein baldiges gemeinsames Leben. Doch Jochen sagte immer und immer wieder nur nein. Er war sehr traditionell. Er wollte Gesas Ersparnisse nicht. Auf der einen Seite gefiel es Gesa. Auf der anderen Seite fragte sie sich, wie das später werden sollte – dann, wenn sie eine Familie waren. Oder wollte er nur ihre Ersparnisse nicht, weil er ihr Liebe vorheuchelte? Ein plötzlicher schrecklicher Gedanke: Bin ich am Ende nur eine von vielen Bräuten? Er ist Fernfahrer. Kann ich wissen, ob er nicht in jeder Stadt ein anderes Madl hat? Vielleicht ist es so wie bei den Matrosen? In jedem Hafen sollen sie eine Braut haben.

      Gesa wurde es ganz heiß. Ihr Herz klopfte schnell. Es klopfte nicht nur aus Liebe zu Jochen, ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam Gesa.

      Sie überlegte, was sie tun könnte. Jochen wollte sich auf keinen Fall schnell binden. Das sagte er immer und immer wieder. Auch die Andeutung, daß er Vater werden könnte, quittierte er nur mit einem Lachen und der Bemerkung:

      »Rede keinen solchen Unsinn! Wir waren uns doch einig, daß eine Heirat erst später kommt. Ich will alles verwirklichen, was ich mir vorgenommen habe.«

      Daraufhin hatte Gesa geschwiegen.

      Es kann gut möglich sein, daß ich schwanger bin, überlegte Gesa. Jochen kann ich auch mit einer Schwangerschaft nicht zu einer Eheschließung überreden. Also, was tun?

      Gesa überlegte eine Weile. Sie erinnerte


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