Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.des hineinkommt, was wirklich von unserem Hof stammt. So hat er mir des erklärt!«
»Dann hast schon mit ihm drüber gesprochen?«
»Ja! Der Schlachthof arbeitet ja rund um die Uhr, jedenfalls die Produktion. Es war ja Jochens Idee. Wenn wir draufschreiben ›Vom Wasmayr Hof‹, dann darf nur Fleisch und Wurst von unserem Vieh drin sein. Deshalb kostest uns die Verarbeitung auch ein bissel mehr. Aber es rechnet sich. Der Verkauf läuft gut. Gudrun, wir können stolz auf unseren Bub sein. Er ist tüchtig und fleißig und anständig.«
Gudrun warf ihrem Mann einen vielsagenden Blick zu.
»Ich weiß, was du sagen willst, Gudrun! Es wird schon werden. Irgendwann bringt er schon noch ein Madl heim. Wirst sehen! Des war beim Dieter doch immer so, daß er alles für sich behalten tut. Dann schafft er einen auf den anderen Tag Tatsachen. Er ist eben keiner, der sein Herz auf der Zunge trägt. Er ist keiner, der laut denkt. Er ist niemand, der gern mit jemanden über die Gedanken und Pläne spricht, die ihn bewegen.«
Dieters Eltern seufzten.
Draußen fuhr ein Auto vor. Wilfried und Gudrun beobachteten, wie das Auto auf dem Hof hielt.
»Wer kann des Madl sein? Erkennst du es?«
»Ich sehe des Madl genau wie du nur von hinten!«
Der Bauer und die Bäuerin liefen hinaus.
»Grüß Gott!«
»Grüß Gott! Mei, des ist ja die Gesa! Madl, des ist aber eine Überraschung!« begrüßte die Wasmayrbäuerin Gesa.
Der Bauer gab ihr nur still die Hand und nickte.
»Was führt dich zu uns?«
Eine leichte Röte stieg in Gesas Wangen.
»Eigentlich will ich zum Dieter!« sagte sie leise.
»Mei! Des tut mir jetzt aber leid! Der Dieter ist net da. Der ist heute mittag nach Kirchwalden gefahren ins Schlachthaus. Da kommt er immer erst spät heim. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
Gesa errötete erneut. Sie senkte den Blick. Nervös spielte sie mit den Bändern ihrer Dirndlschürze.
»Danke, aber das wäre zu kompliziert. Dann komme ich an einem anderen Tag noch einmal.«
»Du kannst auch gerne auf ihn warten. Vielleicht kommt er heute ja früher heim.«
»Danke, das ist nicht notwendig! Sagen Sie ihm nur, daß ich da gewesen bin. Wenn er mit mir reden will, dann weiß er, wo er mich findet.«
Mit großen Augen schauten sich Gudrun und Wilfried Wasmayr an.
»Mei, des ist ja eine faustdicke Überraschung! Heißt des, unser Bub trifft sich mit dir?«
Gesa lächelte verlegen.
Die Bäuerin stieß ihrem Mann sanft mit dem Ellenbogen in die Seite.
»Sei net so neugierig, Wilfried. Was die beiden machen, des ist alleine deren ihre Sache!«
Gesa räusperte sich. Sie hatte jetzt doch einen Kloß im Hals. Obwohl sie sich alles so schön ausgemalt hatte, war jetzt alles anders. Sie hatte nicht damit gerechnet, Dieter nicht anzutreffen.
»Also, dann ein herzliches Grüß Gott! Bitte sagen Sie dem Dieter, daß er unbedingt kommen soll.«
»Das machen wir! Darauf kannst dich verlassen. Willst nicht mit reinkommen und mit uns essen. Wir sind gerade beim Abendbrot.«
»Danke! Ein anderes Mal gerne! Heute ist mir nicht danach! Dieter könnte es auch mißverstehen. Ich muß erst mit ihm reden.«
Dieter Eltern schauten sich wieder an.
»Ja, ja! Unser Dieter ist in gewisser Hinsicht ein bissel sonderbar!« bemerkte Gudrun Wasmayr. »Also wir schicken ihn gleich zu dir! Wie lange wirst dort auf ihn warten?«
»Bis er kommt! Wenn es sein muß, die ganze Nacht!«
»Gudrun, dann müssen die beiden wirklich etwas überaus Wichtiges zu bereden haben. Da sollten wir uns net einmischen!«
Gesa hielt es nicht mehr aus. Die ganze Situation war peinlich. Sie lächelte Dieter Eltern an. Dann ging sie zu ihrem Auto. Hastig stieg sie ein und fuhr davon.
Gudrun und Wilfried Wasmayr standen wie angewurzelt auf dem Hof. Sie mußten erst mal das Geschehene verarbeiten.
»Sag mal, geträumt haben wir eben net, Gudrun?«
»Naa, des haben wir net! Des war die Gesa vom Krumbacher Hof. Des Madl scheint eine sehr persönliche Angelegenheit mit unserem Dieter zu bereden haben. Na ja, da kann man viel rätseln, was des sein könnte.«
»Ja, Gudrun! Da sollten wir uns raushalten. Du weißt, wie empfindlich Dieter ist.«
»Wilfried! Rede keinen Schmarrn! Sagen müssen wir es dem Buben. Bin gespannt, wie er es aufnimmt. Des hat es ja noch nie gegeben, daß ein Madl nach ihm gefragt hat!«
»Naa, des war so etwas wie eine Premiere! Also, ich denke, er wird spät kommen. Wir legen ihm einen Zettel hin!«
Die Wasmayrbäuerin schüttelte den Kopf. Sie drehte sich um und ging ins Haus. Im Gehen sagte sie laut:
»Bist mir ein schöner Feigling! Was soll denn dabei sein? Warum willst du es dem Dieter nicht persönlich sagen?«
»Weil er am Ende vielleicht denkt, wir wollten – ich wollte ihn verkuppeln. Erinnerst dich net, wie er gebrüllt hat, damals. Dabei habe ich doch nur beiläufig erwähnt, daß die Ria, die jüngere Schwester vom Toni, ein fesches Madl ist. Ich habe sie nur ein bissel angepriesen. Nix Schlimmes habe ich mir dabei gedacht.«
»Vergiß die ganze Geschichte, Wilfried!«
Sie setzten sich an den Tisch und aßen weiter. Beide waren mit den Gedanken bei Gesa.
Die Bäuerin stand auf.
»So, jetzt rufe ich den Dieter an. Wozu gibt es Telefon! Er kann dann entscheiden, ob er früher heimkommen kann und will.«
»Mach’ des! Dann weiß er es schon einmal und kann überlegen.«
Wilfried Wasmayr schob seinen Teller von sich. Er brachte keinen Bissen hinunter.
Gudrun Wasmayr wählte die Telefonnummer von Dieters Handy. Es läutete lange, dann meldete sich der Anrufbeantworter. Dieters Mutter sprach darauf. Sie sagte ihm:
»Hallo, Dieter! Hier ist die Mama! Wir hatten eben überraschend Besuch. Es war die Gesa Krumbach. Sie wollte zu dir. Sie wollte uns net sagen warum. Du wüßtest schon Bescheid. Sie wollte dich heute noch sprechen. Du wüßtest, wo sie ist. Du weißt hoffentlich, was des Madl damit meint. Sie will die ganze Nacht auf dich warten.«
Die Bäuerin machte eine kleine Pause und fügte hinzu:
»Ich habe die Gesa schon lange nimmer gesehen. Des ist ja ein ganz herziges und fesches Madl! Bis dann, Dieter! Ich soll dich auch vom Vater grüßen!«
»Gudrun!« die Stimme des Bauern klang tadelnd.
»Was soll’s! Ich darf doch noch meine Meinung sagen! Die Gesa ist wirklich ein liebes Madl. Des wirst du net leugnen können!«
»Das mache ich auch net!«
»Nun, dann ist es gut! Jedenfalls war es mir wichtig, daß unser Bub weiß, wie wir des Madl beurteilen. Vielleicht hilft es ja!«
Die Bäuerin setzte sich wieder an den Tisch und aß zu Ende.
»Wie kannst du nur so ruhig dasitzen und essen?« fragte sich der Bauer laut.
»Meine Großmutter hat schon gesagt: Gutes Essen hält Leib und Seel’ zusammen.« Gudrun Wasmayr lächelte. »Jedenfalls bin ich überrascht. Angenehm überrascht! Da wird schon etwas sein zwischen den beiden, denke ich mir! Jedenfalls habe ich unserem Buben jetzt auf seinen Anrufbeantworter gesprochen. Jetzt weiß er Bescheid und wir müssen abwarten.«
»Ja,