Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sein Herz wieder ruhiger schlagen ließ.

      Dieter konnte das große Gipfelkreuz in der Abendsonne leuchten sehen. Trost umfing sein unruhiges Herz. Unbewußt faltete er die Hände.

      Ihr Engel dort oben, ihr seid meine Zeugen. Ich bin mir keiner Schuld bewußt. Sicherlich habe ich ein bissel gesoffen. Aber tut das nicht jeder junge Bursche einmal? Sagt mir, ihr Engel, warum bin ich so unruhig? Habe ich im Rausch doch etwas Unrechtes getan? Oh, ihr Engel dort oben, sollte es so sein, dann bitte ich um Vergebung. Tragt meine Bitte hinauf in den Himmel. Steht mir bei! Ich fürchte mich! Seht drüben, wie bedrohlich das »Höllentor« ausschaut.

      Dieters Herz schrie nach Hilfe und Beistand.

      Dieter wartete, bis die Sonne ganz untergegangen war. Dann ging er über die Wiesen und Felder bis zum Krumbacher Hof.

      »Hier bin ich!« hörte er eine weibliche Stimme.

      Dann blitzte kurz eine Taschenlampe auf. Noch wenige Schritte, dann stand Dieter Gesa gegenüber.

      Dieters Augen hatten sich an die Dunkelheit der Nacht gewöhnt. Er erkannte Gesa im Mondlicht recht gut. Dieter grüßte Gesa nicht. Er vergrub die Hände in seiner Hose aus feinem Loden.

      »Was willst du?« fragte Dieter direkt.

      »Ich will mit dir reden! Ich habe dir etwas zu sagen!«

      »Ich wüßte nicht, was du mir zu sagen hast, Gesa! Aber ich will dir einen Augenblick zuhören. Los, rede! Ich höre!«

      »Warum bist du nicht gekommen? Ich habe jeden Abend hier auf dich gewartet?«

      »Warum sollte ich das tun?«

      »Weil du mir einiges versprochen hast in der Nacht auf der Schutzhütte. Tue nur nicht so, als würdest du dich nicht erinnern. Außerdem waren wir nicht alleine. Es gibt einen Zeugen – Hans. Auch wenn sich dieser bald vor die Hütte zurückgezogen hat. Du hast auch meinen Zettel bekommen, oder?«

      »Das Ganze ist ein ausgemachter Blödsinn, Gesa!«

      »Das ist kein Blödsinn, Dieter! Und es wird ganz schön Staub aufwirbeln, wenn es sich herumspricht, daß die Nacht nicht ohne Folgen geblieben ist! Ich wollte deshalb zuerst mit dir reden. Das finde ich nur fair.«

      »Du willst sagen, daß… daß… daß du…?«

      »Ja genau, das will ich sagen! Wie sagt man so schön? Wer A sagt, muß auch B sagen. Was machen wir jetzt?«

      »Ja, bist du dir sicher? Daß ich..? Mei, das Ganze kommt mir wie ein böser Traum vor. Ich hatte einen Rausch und kann mich an nichts erinnern. Wenn es so war, dann war ich net bei Sinnen. Gesa, du bist ein fesches Madl. Aber es kann doch net sein!«

      »Finde dich damit ab, Dieter! Jetzt geht es nur um Schadensbegrenzung. Sicherlich bin ich daran auch nicht ganz unschuldig. Aber du bist sehr charmant gewesen. Da ist es eben gekommen, wie es gekommen ist.«

      Dieter wurden die Knie weich. Er mußte sich mit der Hand an der Wand der Scheune festhalten.

      »Komm, wir laufen hinüber zum Wald. Dort setzen wir uns auf die Bank und reden!«

      Gesa lief davon. Dieter folgte ihr. In seinem Kopf drehte sich alles.

      Sie erreichten die Bank. Erst jetzt sah Dieter, daß Gesa einen Rucksack dabei hatte. Sie holte einen Flasche Schnaps heraus und reichte sie Dieter.

      »Nimm einen Schluck! Das wird dir guttun!«

      Dieter trank. Dann gab er die Flasche zurück.

      »Pack sie fort. Sollst net denken, ich sei ein Säufer.«

      »Das denke ich nicht, Dieter!«

      »Was denkst du statt dessen?«

      »Nun, daß du ein anständiger Bursche bist, der zu dem Madl steht, wenn er es… du weißt schon.«

      »Ich liebe dich net, Gesa!«

      »Das klang in der Nacht in der Schutzhütte ganz anders.«

      »Du mußt doch bemerkt haben, daß ich voll war.«

      »Ja, ein bissel angeheitert bist schon gewesen. Aber ich glaubte…«

      »Gesa!« unterbrach sie Dieter. »Gesa! Du kannst mir alles erzählen. Ich erinnere mich an nichts. Ich habe einen totalen Filmriß, verstehst?«

      »Das macht die Sache nicht einfacher. Aber es muß sofort etwas geschehen!«

      »Ja, was denn? Ich kann dich doch net heiraten, Gesa! Ich liebe dich net!«

      »Heiraten kann man auch aus anderen Gründen. Ich liebe dich auch nicht mehr. Aber du kannst es auch nicht verantworten, mich so sitzenzulassen. Deshalb mache ich dir einen Vorschlag: Wir heiraten! Wir müssen ja nicht in Waldkogel heiraten, auch nicht in Kirchwalden. Wir suchen uns einen schönen Ort, der ein bissel weiter fort ist. Dort heiraten wir auf dem Standesamt. Das genügt mir. Dann warten wir einige Wochen. Danach reiche ich die Scheidung ein. Wir machen einen Ehevertrag. Ich berede das mit meinem Chef. Der ist Rechtsanwalt. Der wird uns helfen, das zu regeln, unauffällig zu regeln. Du zahlst mir eine Abfindung. Ich verschwinde aus Waldkogel. Ich gehe ins Ausland. Du wirst nie wieder etwas von mir hören. Das kannst du schriftlich haben. Wenn es dann soweit ist, dann werde ich das regeln – Vater unbekannt, verstehst? Niemand wird hier in Waldkogel etwas erfahren. Alles was geschehen ist, und die Folgen daraus, bleibt unter uns.«

      Dieter beugte sich nach vorne über. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte den Kopf in seine Hände. Ihn schwindelte.

      »Sage etwas dazu, Dieter! Was hältst du von meinem Angebot? Damit ist dir geholfen und mir auch. Ich will nur fort aus Waldkogel.«

      Dieter bat um Geduld. Er wollte darüber nachdenken.

      »Was gibt es da noch nachzudenken, Dieter? Die andere Möglichkeit wäre, daß ich auf einer Ehe mit dir bestehe. Das ist auch möglich. Deinen Eltern wird das bestimmt gefallen. Sie sind schon ganz unglücklich, daß du immer noch keine Braut hast. Nun, jetzt hast du eine! Mich! Also, Dieter! Was ist jetzt? So oder so?«

      Dieter Wasmayr war verzweifelt. Sein Herz raste. Sein Puls hämmerte in seinem Kopf. Er fühlte sich so elend wie noch nie in seinem Leben zuvor.

      Ina, Ina, liebe Ina! Was soll ich nur machen! So schrie sein Herz.

      Gesa bedrängte ihn.

      »Antworte! Dieter, ich will eine Antwort haben.«

      »Ich kann dir keine Antwort geben, Gesa! Du willst, daß ich mich freikaufe?«

      »Ja! Wenn du es so nennen willst!«

      »Aber warum willst mich dann zuerst heiraten?«

      »Das ist besser so! Besser ein Kind aus einer Scheidung als ein Bankert, wie man sagt, oder?«

      »Das stimmt auch wieder. Also gut, dann bleibt mir nur übrig, deinem Vorschlag zuzustimmen. Wie soll es jetzt weitergehen?«

      Gesa lächelte. Sie wähnte sich auf der Siegerstraße.

      »Wir sehen uns nächste Woche in Kirchwalden beim Anwalt. Du kannst dich darauf verlassen, daß niemand etwas erfährt.«

      »Wieviel willst du haben?«

      »Ich will nichts haben! Damit meine ich, daß ich keine Forderungen an dich stelle. Ich trage auch eine gewisse Mitschuld. Du mußt nur den gesetzlichen Monatssatz an Alimente zahlen. Da gibt es allgemein anerkannte Regelungen, wieviel das im Monat ist. Diesen Betrag mal zwölf Monate und dann mal fünfundzwanzig Jahre.«

      »Gesa, das ist ein ungeheurer Betrag! Soviel habe ich nicht auf meinem Sparbuch.«

      »Dann mußt du eben einen Kredit aufnehmen. Was anderes wird dir nicht übrigbleiben. Zahlen mußt du so oder so! Wenn du mich heiratest, dann kann ich dich auch ohne Vertrag nehmen. Wenn ich dann die Scheidung einreiche, bekomme ich vielleicht noch mehr und es sind Erb­ansprüche da. Denke auch an deine Eltern, Dieter. Das willst du ihnen doch nicht antun, oder?«


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