Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Ich zeige dir doch einen Weg. Wir regeln das Ganze auf eine höchst elegante Art und Weise. Danach bist du frei! Gib zu, daß es fair ist?«

      »Ich kann jetzt nichts sagen! Wann kann ich dich nächste Woche treffen und wo in Kirchwalden?«

      Gesa war gut vorbereitet. Sie gab Dieter einen Zettel. Darauf stand die Adresse der Kanzlei, in der sie arbeitete.

      »Hier kannst du anrufen! Ich nenne dir dann den Termin!«

      Gesa stand auf.

      »Damit wäre alles auf einem guten Weg. Mußt mich nicht zurückbringen. Ich finde den Weg alleine! Gute Nacht, Dieter!«

      Dieter brachte kein Wort heraus. Er konnte Gesa nur zunicken. Er blieb wie gelähmt auf der Bank sitzen und starrte Gesa in der Dunkelheit nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte.

      Dieter blieb auf der Bank sitzen. Er war unfähig, sich zu bewegen. Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er war wie im Schock.

      Dann fing es an zu regnen. Die Regenwolken, die am Abend über dem Gipfel des »Höllentors« gestanden hatten, entluden sich mit Macht über Waldkogel. Es war ein kurzer heftiger Schauer, der über Waldkogel niederging.

      Dieter war heiß. Er empfand den Regen als angenehm. Er blieb sitzen. Was sollte er auch tun? Er wußte nicht ein noch aus. Er schämte sich. Er fragte sich, wie er jemals wieder seiner geliebten Ina in die Augen sehen konnte. Ina, Ina, rief sein wundes Herz. Ina, mein Leben ist zerstört! Ein Vollrausch, eine Dummheit und alles geht in Scherben.

      Erst als der Regen aufgehört hatte und Dieter völlig durchnäßt war, stand er auf und schleppte sich zu seinem Auto. Er stieg ein und fuhr langsam heim.

      *

      Dieter stellte sein Auto in die Garage und ging ins Haus. Er bemühte sich, leise zu sein. Er machte kein Licht und schlich in der Dunkelheit wie ein geprügelter Hund auf sein Zimmer. Er legte die nassen Kleider ab. Dann nahm er eine heiße Dusche. Mechanisch zog er sich danach an. Er packte seinen Rucksack. Für seine Eltern legte er in der Küche einen Zettel hin.

      Darauf stand:

      Liebe Mutter!

      Lieber Vater!

      Im Schlachthof geht alles soweit in Ordnung. Sie haben noch freie Kapazitäten und würden noch einige Stück Vieh von uns nehmen. Ich bin deswegen rauf auf die Hochalm.

      Danke für die Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Werde mich mit Gesa treffen. Sie brauchte mal wieder nur jemandem zum Reden – rein freundschaftlich.

      Wenn ich schon mal auf der Hochalm bin, gehe ich auch mal beim Toni vorbei. Den habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

      Grüße Dieter

      Dann verließ Dieter das Haus. Er ließ sein Auto stehen. Der Fahrersitz war durchnäßt. So ging Dieter zu Fuß. Er wanderte die Hauptstraße entlang und nahm den schmalen Fußweg, der hinauf zu den Almen führte. Es war ein weiter Weg bis zur Wasmayr Hochalm.

      Die Sonne ging schon auf. Der Senner und die Sennerin waren bereits beim Melken, als Dieter ankam. Sie wunderten sich.

      »Willst uns kontrollieren? Mußt ja mitten in der Nacht daheim aufgebrochen sein.«

      »Ich will net lange bleiben!« war Dieters knappe Antwort.

      Stumm ging er durch die Reihen der Kühe. Dann sah er sich die Notizen über die Milcherträge an.

      »Diese Kühe kannst runter auf den Hof bringen! Die werden verkauft. Die Milchleistung ist dürftig. Des kannst du morgen gleich erledigen. Ich habe hier hinter den Namen im Milchbuch einen Kringel gemacht.«

      Der Senn wunderte sich. Er sagte aber nichts. Er wechselte mit seiner Frau nur Blicke.

      »Wird gemacht, Dieter! Willst net schon mal reingehen? Wir sind gleich fertig! Dann gibt’s Kaffee. Siehst müde aus!«

      Dieter gab keine Antwort. Er verließ den Stall.

      Im großen Raum der Almhütte stand eine Kanne mit Kaffee auf dem Herd. Dieter schenkte sich ein, gab viel Milch und Zucker dazu. Er rührte um und trank den Becher aus. Der Kaffee tat ihm gut. Jetzt spürte er auch, daß er Hunger hatte. Er nahm sich ein großes Stück Käse und aß es auf. Dann schulterte er wieder seinen Rucksack.

      »Du willst schon gehen?« fragte die Sennerin.

      »Ich will rauf zum Toni! Da muß ich mich ranhalten! Also, wie gesagt: Die Kühe müssen morgen runter auf den Hof.«

      Dieter verabschiedete sich und ging davon.

      »Mei, so kenne ich den Dieter net!« schüttelte der Senn den Kopf. »Der sah richtig schlecht aus.«

      »Des geht uns nix an. Wir werden fürs Arbeiten bezahlt und nicht fürs Denken!« maßregelte ihn seine Frau.

      Dieter lief quer über die Wiesen, dann durch den Wald, bis er zum »Pilgerpfad« kam. Er beschleunigte seine Schritte, obwohl er sehr müde war. Bald kam er zur der Schutzhütte, in der das folgenschwere Ereignis geschehen sein sollte. Dieter hoffte, daß ihm vielleicht hier die Erinnerung wiederkam. Er setzte sich auf die Bank vor der Schutzhütte und versuchte jede Minute in Gedanken noch einmal zu durchleben. Dann ging er hinein und setzte sich auf das Lager. Wie sehr sich Dieter auch anstrengte. Er konnte sich an Gesas Besuch und die Ereignisse der Nacht nicht erinnern. Es fiel ihm nicht das geringste dazu ein.

      Resigniert gab Dieter auf. Er ging den »Pilgerpfad« weiter. Es war nur noch ein Fußmarsch von einer Stunde, bis er zu der Abzweigung kam. Der Pfad, der sich rechts vom »Pilgerpfad« zwischen Felsen durchschlängelte, führte am »Erkerchen« vorbei und dann zur Berghütte.

      Dieter erreichte das »Erkerchen«. Er war jetzt völlig entkräftet und setzte sich.

      Er saß nicht lange alleine. Eine Gruppe von Wanderern kam. Sie grüßten kurz. Dann standen sie am Geländer und schauten über das Tal. Dieter schwamm alles vor den Augen.

      Plötzlich spürte er, wie ihn jemand an der Schulter rüttelte.

      »Mei! Bist krank?«

      Dieter blickte auf.

      »Es geht schon!«

      »Nix da! Du bist ja schweißgebadet.«

      Dieter spürte, wie jemand seinen Puls fühlte und ihm die Hand auf die Stirn legte.

      »Du hast Fieber! Dein Puls geht so schnell wie bei einem Rennpferd, das auf des Ziel losrennt.«

      Dieter war alles zuviel. Er hörte nur, wie von weitem Worte an sein Ohr drangen.

      »Wir bringen dich zur Berghütte! Doch zuerst nimmst das hier!«

      Jemand reichte Dieter eine Trinkflasche. Gierig trank Dieter die Flasche mit dem süßen Tee leer. Dann gab man ihm Schokolade zu essen.

      »Kannst gehen oder sollen wir dich tragen?«

      »Danke, es geht schon wieder! Es muß auch niemand mit zur Berghütte kommen. Ich finde den Weg auch alleine.«

      Doch das ließen die Wanderer nicht zu. Das ungeschriebene Gesetz der Berge verhinderte dies auch. Wenn ein Bergkamerad so geschwächt war, dann überließ man ihn nicht sich selbst.

      So kam es, daß sie Dieter zur Berghütte brachten. Ihm wurde sogar der Rucksack getragen.

      »Toni! Da haben wir jemanden gefunden! Dem geht es schlecht! Wo kann er sich hinlegen?«

      »Mei, Dieter! Wie schaust du denn aus?«

      Toni war entsetzt. Er rief sofort nach Anna und dem alten Alois.

      Gemeinsam brachten sie Dieter ins Wohnzimmer und legten ihn dort auf das Sofa. Anna kochte Kräutertee. Toni zog Dieter die Wanderschuhe aus und deckte ihn zu.

      »Du hast hohes Fieber! Was ist passiert? Ich rufe den Leo an. Der kann mit dem Hubschrauber von der Bergwacht kommen und dich abholen. Der fliegt dich heim oder ins Krankenhaus.«

      Dieter


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