Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Bäuerin stand auf und holte die Flasche mit dem Selbstgebrannten. Sie schenkte ihrem Mann ein. Er trank.

      »Ich könnte rüber zum Krumbacher Hof gehen und ein bissel mit dem Franz reden!«

      »Nix da! Des machst du net! Da mischen wir uns net ein! Schluß jetzt!«

      Die Bäuerin räumte den Tisch ab. Ihr Mann blieb am Tisch sitzen und schaute zu. Zwischendrin warf er immer und immer wieder einen Blick auf die Standuhr in der Ecke. Doch die Zeiger bewegten sich nicht schneller, auch wenn sich Wilfried das wünschte. Er freundete sich mit dem Gedanken an, daß aus Dieter und Gesa ein Paar werden könnte. Der Gedanke gefiel ihm. Mit Franz verstand er sich gut. Er hatte größte Hochachtung vor ihm, wie tapfer er das Leben meisterte.

      Bis zum Schlafengehen saßen Gudrun und Wilfried auf der Bank vor dem Haus. Wie jeden Abend rauchte er seine Pfeife und Gudrun strickte. Es war nur so, daß die beiden Eheleute weniger als an anderen Abenden miteinander sprachen. Ihre Gedanken waren ganz bei Dieter und dem Madl, das er möglicherweise auf den Hof bringen würde. Und das Madl war wahrscheinlich Gesa Krumbach. So malten es sich Dieters Eltern aus.

      *

      Dieter saß auf der Bank oberhalb von Kirchwalden und wartete auf Ina. Er registrierte, daß jemand versuchte ihn anzurufen. Er dachte es sei Ina. Vielleicht will sie sagen, daß sie später kommt, dachte er. Dann schaute er auf das Display und erkannte die Telefonnummer vom Wasmayr Hof. Er ließ den Anrufbeantworter eingeschaltet und wartete.

      Dieter wunderte sich. In Gedanken ging er jedes Stück Vieh einzeln durch. Sicherlich waren einige tragend. Aber ihre Zeit war noch nicht gekommen.

      Warum wollten mich die Eltern erreichen?

      Dieter überlegte. Er wartete auf seine Ina und wollte sich nicht stören lassen. Doch sein Gewissen nagte an ihm. Seine Eltern riefen sehr selten an, wenn er unterwegs war und auch nur dann, wenn es wirklich wichtig war.

      Also hörte Dieter die Nachricht ab.

      Sein Herz stand fast still. Er erschrak. Gesa daheim auf dem Wasmayr Hof? Sie will mich sprechen? Was kann das bedeuten? Irgendwie war es Dieter sehr mulmig zumute, erinnerte er sich doch immer noch nicht an die Ereignisse in der Nacht auf der Schutzhütte. Er bereute sehr, daß er mit seinem Bergkameraden so ein Saufgelage veranstaltet hatte. Doch unter Männern konnte das schon einmal vorkommen. Dieter konnte sich auch noch daran erinnern, daß die Flaschen leer waren und sie sich dann hinlegten. Daß danach noch etwas passiert sein sollte, das war Dieter unerklärlich.

      Er überlegte. Was sollte er tun?

      Dieter war ein Mann der Tat. Er packte Schwierigkeiten beruflicher Art immer sofort an. Er stellte sich jeder Anforderung, auch wenn er alles auf seine Art und Weise machte, was seinen Eltern nicht immer verständlich war.

      »Ich muß hin! Ich muß mit Gesa reden! Ich kann noch so viel denken, zu einem Ergebnis komme ich nicht!« flüsterte er leise vor sich hin.

      »Dieter! Was ist? Du hast mich gar nicht kommen gehört?«

      Dieter erschrak bis ins Mark.

      »Ina? Ina!«

      »Ja, ich bin es! Was ist mit dir? Du bist ganz blaß. Du schaust aus, als hättest du selbst den Teufel gesehen, wie er aus dem Gipfel des ›Höllentor‹ herausgekommen ist. Was ist? Was hast du?«

      Dieter versuchte zu lächeln. Es gelang ihm nur ungenügend.

      Endlich zog er Ina in seine Arme. Er hielt sie ganz fest.

      »Dieter! Du zitterst ja! Was ist mit dir? Dieter, du kannst es mir sagen, was immer es auch ist. Wir gehören doch zusammen. So ist es doch, oder?«

      »Ja, liebste Ina! Wir gehören zusammen!«

      Dieter hielt Ina fest und küßte sie.

      Sie schob ihn fort.

      »Du bist mit deinen Gedanken nicht bei mir. Du küßt mechanisch! Du bist mit deinem Herzen nicht dabei!«

      Dieter lächelte Ina an.

      »Mein Herz ist immer bei dir, auch wenn ich an andere Dinge denke!«

      »Beweise es mir!«

      Ina drückte sich an Dieter und schloß die Augen. Wieder fanden sich ihre Lippen zu Küssen.

      »Nun? Zufrieden?« flüsterte Dieter seiner lieben Ina ins Ohr.

      »Mmm! Laß mich mal überlegen! Ja, etwas besser waren deine Küsse schon. Also, ich will sie so bewerten: Auf der Skala von Schulnoten zwischen Eins und Sechs, da belegst du heute nur eine Drei! Damit bin ich nicht zufrieden, auch wenn die Note ›Befriedigend‹ heißt. Ich denke, du benötigst Nachhilfe.«

      Sie lachten.

      »Du bist wunderbar, Ina! Ich liebe dich so!«

      »Ich liebe dich!«

      Ina schaute Dieter in seine großen blauen Augen.

      »So, mein Liebster! Jetzt sagst du mir, was los ist! Zwar haben wir noch nicht vor dem Altar geschworen, in guten wie in schlechten Tagen zusammenzuhalten und füreinander da zu sein. Aber das spielt für mich keine Rolle. Mein Herz hat Ja zu dir gesagt. Das zählt! Also, was ist los?«

      Ina sah Dieter streng an.

      »Du mußt wissen, Dieter, daß ich als deine Frau später auch keine Geheimnisse dulde. Keiner von uns beiden sollte sich alleine mit Sorgen herumschlagen. Wie heißt es? Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid!«

      Ina gab Dieter einen Kuß auf die Wange.

      »So, genug der lange Vorrede! Was ist los?«

      Dieter seufzte.

      Er erzählte, daß seine Mutter ihm eine für ihn verwirrende Nachricht auf dem Anrufbeantworter seines Handy hinterlassen hatte. Es habe seltsamen Besuch auf dem Hof gegeben.

      »Ich kann mir darauf keinen Reim machen, Ina! Es war jemand von einem Nachbarhof da und wollte mich dringend sprechen.«

      »Habt ihr Ärger?«

      Ina wartete nicht ab, bis Dieter ihr antwortete.

      »Mache dir nicht so viele Gedanken! Die Welt ist voll von Menschen, die sich ungeheuer wichtig nehmen! Alles ist für sie wichtig – wichtig – wichtig! Sie spielen die kleinste Frage zu einem Drama hoch. Also, du fährst jetzt heim! Du klärst die Sache! Wir können uns morgen sehen!«

      Dieter nahm Ina in den Arm.

      »Du bist so wunderbar! Du be­hältst immer einen kühlen Kopf, wie?«

      »Ich bemühe mich darum! Also, wann sehen wir uns? Kommst du morgen?«

      »Ich rufe dich an!«

      Dieter nahm zum Abschied seine Ina fest in den Arm und küßte sie lange. Ina lächelte ihn an.

      »Schon viel besser! Note Gut!«

      Sie stiegen in die Autos und fuhren davon.

      *

      Dieter fuhr zurück nach Waldkogel. Unterwegs überlegte er, ob er zuerst bei seinen Eltern vorbeischauen sollte. Doch dann entschied er sich, zuerst Gesa zu treffen. Er bog vor Waldkogel in einen Feldweg ab. Über einen Umweg näherte er sich so von hinten dem Krumbacher Hof.

      Die Sonne stand tief über den Bergen. Dieter parkte sein Auto. Er stieg aus und lehnte sich gegen das Fahrzeug. Er schaute hinauf zu den Gipfeln der beiden Hausberge von Waldkogel, »Engelssteig« und »Höllentor«.

      Dieter schmunzelte, als er die dunklen Wolken über dem »Höllentor« sah. Vielleicht haben die Alten doch nicht so Unrecht mit den Geschichten, die sie über den Berg erzählen. Seit alters her sagen sie, der Teufel hätte auf dem Gipfel des »Höllentor« eine Tür zur Hölle. Immer wenn etwas Böses geschehe, dann sei der Satan dort herausgekommen. Daran mußte Dieter jetzt denken. Genau wie die schwarzen Wolken bedrohlich über den Gipfel des Berges hingen, so bedrohlich empfand Dieter, daß Gesa den


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