Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Sie erinnerte sich an den Duft seiner Haut. Sie dachte an seine starken Arme, die sie gehalten hatten, an seine warmen weichen Lippen. Wenn sich Heidi an seine Küsse erinnerte, dann spürte sie noch immer eine Trunkenheit des Glücks. Das will ich mir bewahren, davon will ich meinem Buben später erzählen, nahm sie sich vor. Ihr kleiner Bub bewegte sich. Heidi legte die Hand auf die kleine Rundung ihres Bauches.

      Kleiner, mein Kleiner! Du hast einen wunderbaren Vater! Ich liebte ihn so. Ich liebe ihn immer noch. Ich werde deinen Vater immer lieben. Du wirst ein glücklicher Bub werden, denn du bist ein Kind der Liebe. Mein kleiner Bub! Ich freue mich so auf dich!

      So redete Heidi in Gedanken mit ihrem Ungeborenen. Sie freute sich. Seit sie von Dr. Martin Engler die Bestätigung hatte, war sie ruhig und gelassen.

      Heidi schmunzelte.

      Gerd bleibt nichts als die Erinnerungen an eine Liebe. Ich bin mir sicher, daß er mich geliebt hatte, auch wenn er sich am Ende für Dora entschieden hat. Ihm bleibt nichts. Ich habe unser Kind, hervorgegangen aus unserer Liebe, den lebendigen Beweis unserer Liebe. Es wird schön werden. Ich werde glücklich sein, sehr glücklich sein und fröhlich.

      Heidi überlegte sich einen Namen. Ich heiße »Fröhlich«. Mein Bub wird auch »Fröhlich« heißen. Als zweiten Namen wollte sie ihn »Gerhard« nennen nach seinem Vater oder auch nur »Gerd«. Heidi suchte einen Namen der mit F begann. Es gab viele: Fritz, Friedrich, Ferdinand, Friedhold und Felix. Der Name »Felix« gefiel Heidi am besten. »Felix« bedeutet »der Glückliche«. Heidi hielt das für ein gutes Omen. Er soll immer Glück haben und ein glücklicher Mensch werden, ein Mensch, der mit seinem Leben zufrieden und glücklich ist.

      So allein auf der Terrasse unter dem nächtlichen Sternenhimmel summte Heidi ein Kinderlied. Es war ein Schlaflied. Sie summte es ganz leise. Dabei wurde sie auch ruhiger. Ich bin jetzt schon nicht mehr alleine. Ich habe jemanden, mit dem ich mein Leben teile. Wir werden zu zweit eine winzige Familie sein, mein Bub und ich.

      Heidi sah hinauf in den wolkenlosen Nachthimmel. Es war ihr, als lächelte der Mond sie an. Es war ihr, als schienen die Sterne heller als jemals zuvor.

      »Sie leuchten heute nacht besonders schön für uns, mein kleiner Bub«, flüsterte Heidi voller Liebe.

      Heidi Fröhlich hatte Frieden gemacht mit dem Schicksal. Sie stand auf und schlich wieder in ihr Zimmer. Sie kuschelte sich unter das dicke Federbett und schlief gleich ein.

      *

      Am nächsten Morgen schlief Heidi länger. Almut war etwas beunruhigt und schaute vorsichtig durch einen Spalt der Tür. Heidi schlief und lächelte im Traum. Almut schloß leise die Tür.

      Es dauerte noch zwei Stunden bis sie aufwachte.

      »Guten Morgen, Madl! Gut schaust aus, Heidi!« sagte Almut.

      »Guten Morgen, Almut! Ich fühle mich auch gut. Ich war heute nacht einige Stunden wach und habe nachgedacht.«

      »Madl, du sollst net grübeln!« unterbrach sie Almut.

      »Ich habe nicht gegrübelt. Ich habe so etwas wie einen Schlußstrich gezogen unter alles. Dabei bin ich zu einer Erkenntnis gekommen. Ich habe meinen Buben. Er hat nichts. Es wird ein wunderbarer Bub werden. Ich habe auch schon einen Namen für ihn. Ich werde ihn ›Felix‹ nennen. Felix Fröhlich, das klingt doch gut. ›Felix‹ bedeutet ›der Glückliche‹, das paßt zu ihm.«

      »Wolltest du ihm nicht zwei Vornamen geben?«

      »Doch! Der zweite Vorname soll ihn an seinen Vater erinnern.«

      »Dann hast du deinen Frieden gemacht, Heidi?«

      »Ja, das habe ich heute nacht endgültig gemacht. Der zweite Vorname wird nur in seinen Papieren stehen. Ich werde ihn so nicht rufen.«

      Sie saßen auf der Terrasse. Heidi ließ sich das Frühstück gut schmecken. Almut hatte schon gegessen.

      »Almut, ich habe mir überlegt, daß ich gern nach Kirchwalden fahren würde. Ich möchte mit meinem Chef und meiner Chefin reden. Sie müssen erfahren, was los ist. Wundern wird es die Chefin nicht, denke ich. Dann möchte ich noch einkaufen gehen. Kommst du mit?«

      »Wann?«

      »Heute!«

      Almut machte große Augen.

      »Nein! Heute – das ist unmöglich! Ich bekomme Besuch, du übrigens auch. Dr. Engler kommt. Er will nach dir sehen. Deshalb hat er gestern angerufen.«

      »Nett von ihm! Doch warum machst du so ein Geheimnis daraus? Warum wolltest du mir das gestern nicht sagen? Es ist doch nicht schlimm, wenn Dr. Engler kommt.«

      »Stimmt! Aber er kommt nicht alleine!«

      »Gerd kommt mit? Oh!« Heidi hielt sich schnell die Hand vor den Mund.

      Almut lächelte.

      »Mußt dich nicht ärgern, daß dir sein Name über die Lippen gekommen ist. Es ist viel passiert in Waldkogel. Dr. Martin Engler vermutet auch, daß Gerd Eichinger der Vater deines Kindes ist. Er hat da einiges erfahren, von dem er meint, daß du es unbedingt wissen solltest.«

      Heidi atmete tief durch.

      »Gut, wenn der Doktor meint, bitte! Also mit wem kommt er? Ist es Gerd?«

      »Nein! Es ist Dora Almer!«

      »Dora! Was will sie? Sie hat Gerd! Was will sie von mir? Braucht sie eine Gebrauchsanweisung?« zischte Heidi bissig.

      »Mei, Madl! Wie kannst du so etwas sagen?«

      »Ach, Almut! Was soll das? Ich bin nur ehrlich!«

      »Darum geht es! Um Ehrlichkeit! Um die Wahrheit! Sie will mit dir reden!«

      »Ich nicht mit ihr! Ich werde kein Wort mit ihr reden! Ich will nicht schon wieder Unruhe in meinem Leben haben. Oh, Almut, ich habe gerade alles so schön geordnet.«

      »Das verstehe ich! Es ist auch nicht nötig, daß du mit ihr redest. Du sollst ihr nur für einen Augenblick zuhören. Außerdem ist Dr. Engler dabei. Er will auch vermeiden, daß du dich aufregst.«

      Heidi Fröhlich überlegte.

      Almut saß dabei. Sie sagte nichts mehr. Sie ließ Heidi Zeit.

      »Gut! Ich werde Dora zuhören. Wenn die beiden den weiten Weg von Waldkogel heraufmachen, um mich zu besuchen, dann will ich nicht unhöflich sein.«

      Es dauerte nicht mehr lange, dann kamen Dr. Engler und Dora Almer auf der Berghütte an.

      »Grüß Gott, Heidi! Gut schaust du aus! Besser, viel besser als ich gehofft habe.«

      »Mir geht es auch gut! Danke, daß Sie den weiten Weg gemacht haben, Dr. Engler!«

      Heidi schüttelte dem Arzt herzlich die Hand.

      Dann schaute Heidi an ihm vorbei. Etwas hinter dem Doktor stand Dora.

      »Grüß dich, Dora! Man hat mir schon gesagt, daß du mitkommst. Du willst mich sprechen?«

      Dora Almer bekam einen hochroten Kopf. Sie nickte nur.

      »Gut, komm! Wir gehen hinter die Berghütte. Dort sind wir ungestört.«

      Heidi ging voraus. Sehr verlegen folgte ihr Dora.

      Heidi setzte sich auf einen Holzstapel und Dora daneben.

      »Heidi, ich möchte mich bei dir entschuldigen! Das, was ich dir nachts im Auto erzählt habe, das war nicht nur gelogen, es war total erfunden. Ich hatte mir ausgedacht, wie schön es sein könnte, wenn ich das Herz von Gerd Eichinger erobern würde. Meine beiden Schwestern haben Burschen, nur ich nicht. Da spielte ich ein Spiel. Ich wußte nicht, daß du und Gerd, daß ihr ein Paar seid.«

      »Ein Paar waren!« unterbrach sie Heidi.

      »Egal wie! Jedenfalls liebt dich Gerd. Er liebt nur dich! Er war so wütend. Er hat auf unserem Hof herumgebrüllt. Du hättest ihn hören müssen. Er hat mich zur Rede gestellt.«


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