Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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auf zu heulen!« herrschte sie ihr Vater an.

      »Dann sage du mir, was los ist, Almerbauer!« forderte ihn Dr. Martin Engler auf.

      Verlegen drehte Doras Vater den Hut in seinen Händen, während er mit Dr. Martin Engler sprach. Dieser schaute abwechselnd den Bauer, Dora und Gerd an.

      »Die Dora konnte doch net wissen, daß die Heidi dem Gerd sein Madl ist. Stimmt des, daß die Heidi krank ist, Doktor?«

      »Beruhige dich mal, Almerbauer. Des wird schon wieder mit der Heidi. Mehr kann ich dir als Arzt net sagen.«

      Alle blickten den Arzt erwartungsvoll an. Dr. Martin Engler stand auf. Er ging einige Schritte in seinem Garten auf und ab. Er dachte nach. Er wollte helfen. Doch wie? Er war an die ärztliche Schweigepflicht gebunden. Dazu kam, daß Heidi die Vaterschaft für sich behalten wollte. Dr. Martin Engler suchte nach einem Weg, wie er allem gerecht werden konnte.

      »So! Jetzt weiß ich endlich mehr. Das ist eine Sache zwischen der Dora und Heidi auf der einen Seite. Dann zwischen Heidi und Gerd auf der anderen Seite. Ich denke, es ist das beste, wenn wir versuchen, die Verwirrung in dieser Reihenfolge zu lösen. Also, du, Dora, du kommst jetzt mit mir in das Sprechzimmer. Deine Eltern und deine Schwestern, die können schon mal zum Auto gehen. Es dauert nicht lange. Du, Gerd, wartest hier!«

      Ohne Widerrede und Fragen befolgte Dora Dr. Martin Englers Anweisung.

      Der Arzt schloß Tür und Fenster. Wie ein Häufchen Elend saß Dora auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch im Behandlungszimmer.

      »Dora! Du hast da was ganz Dummes gemacht. Ich glaube dir ja, daß dahinter keine böse Absicht steckte. Aber da kannst du mal sehen, was Worte anrichten können. Sie können richtig verletzen. Es war ein Glück für Heidi, daß sie im Wald von der, sagen wir mal – von der Wanderin gefunden wurde. Sie versteht was von Medizin und nahm sich der Heidi an. Es hätte schlimmer kommen können. Es wäre mit Sicherheit schlimmer geworden. Stell dir mal vor, die arme Heidi wäre daheim zusammengebrochen und hätte völlig entkräftet dagelegen.«

      »Ich weiß, Dr. Engler! Und es tut mir auch sehr leid! Wirklich, das müssen’s mir glauben. Ich will mich gerne bei der Heidi entschuldigen.«

      Dr. Engler machte eine Sprechpause.

      »Morgen! Nicht heute! Hast du gehört?«

      Dora nickte.

      »Wo ist die Heidi?« flüsterte Dora.

      »Das sage ich dir auch morgen! Dann kommst du nicht in Verlegenheit, es dem Gerd zu erzählen. Der würde bestimmt sofort losrennen. Des bringt nichts. Es ist schon genug Unheil geschehen. Außerdem bin ich mir sicher, daß es keinen Sinn hat, daß die Heidi und der Gerd zusammentreffen, bevor du mit Heidi geredet hast. Außerdem will ich dabeisein, zumindest in der Nähe, wenn du mit der Heidi redest. Das könnte ein Schock für sie sein. Da gibt es etwas, was du nicht weißt und worüber ich mit dir nicht reden kann. Du stellst jetzt darüber auch keine Spekulationen an! Wir treffen uns morgen früh am Marktplatz. Ich nehme dich dann mit. Ziehe dir Wandersachen an. Und kein einziges Wort zu Gerd! So, jetzt kannst du gehen!«

      »Danke, Dr. Engler! Die Heidi ist doch nicht schlimm krank, oder?«

      »Gehe jetzt, Dora!«

      Dr. Engler begleitete Dora noch hinaus zum Auto.

      »Ich mache morgen mit Dora einen Ausflug. Wir werden die Heidi besuchen. Stellt der Dora keine Fragen. Sie weiß nichts! Dann bis morgen, Dora!«

      »Bis morgen!« flüsterte Dora und setzte sich neben ihre Schwestern hinten ins Auto. Sie fuhren ab.

      Dr. Engler ging in seine Küche und holte zwei Flaschen Bier und zwei Gläser.

      Er richtete auch eine Brotzeit auf einem Tablett an und brachte alles in den Garten.

      »So, Gerd! Jetzt machen wir beide eine schöne Brotzeit und trinken ein kühles Bier dazu!«

      »Was ist mit Heidi? Wo ist sie?«

      »Langsam! Eines nach dem anderen, Gerd!«

      Sie aßen und prosteten sich zu.

      »Du willst die Heidi heiraten?«

      »Ja, das will ich!«

      »Warum?«

      »Was soll die Frage? Bist blöd, Martin? Warum heiratet ein Mann? Weil er des Madl liebt!«

      »Das ist das Ideal! Es gibt viele andere Gründe, warum geheiratet wird: Geld – Erbschaft – irgendwelche Verpflichtungen.«

      »Willst mir jetzt einen Vortrag darüber halten, Martin? Ich glaube dafür ist wohl der Pfarrer Zandler zuständig!«

      »Des stimmt auch wieder! Aber eines kannst du mir sagen. Wann willst du sie heiraten?«

      Gerd griff in die Hosentasche. Er zeigte Martin die Ringe. Es waren schmale Goldreifen, in die innen schon die Namen eingraviert waren.

      »Des Datum wird noch eingraviert! Das Jahr steht schon drin! Schau!«

      »Dann bist du dir ziemlich sicher gewesen, daß dich die Heidi nimmt.«

      »Ja, das war ich! Statt, daß sie meinen Ring nimmt, hat sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Erst dachte ich, sie sei mir böse, weil ich einen Abend nicht zu unserem Treffpunkt gekommen bin.«

      Dr. Martin Engler schüttelte den Kopf.

      »So, Gerd, ich werde dir jetzt sagen, was ich aus zweiter Hand weiß. Aber die Quelle ist zuverlässig! Die Heidi hat dich und die Dora auf dem Pferd gesehen. Sie ist auf dem Hof gewesen. Durch die Fenster hat sie dich und Dora beobachtet. Sie ist euch dann über die Felder gefolgt, natürlich im Abstand.«

      »Oh, mei! Dann muß sie gesehen haben, wie ich den Arm um die Dora gelegt habe. Des war doch nur, weil die Dora laufend gestolpert ist in der Dunkelheit. Dann war Heidi am Ende auch auf dem Almer Hof und hat gesehen, daß ich noch mit rein bin. Die mußte ja denken, daß…«

      »Genau, Gerd! Jetzt kannst du dir vorstellen, wie aufgewühlt sie war. Wenn ihr dann in der Nacht auf dem Heimweg die Dora nicht begegnet wäre, dann wäre es vielleicht glimpflicher ausgegangen. Sie hätte dich zur Rede gestellt und es hätte vielleicht euren ersten Streit gegeben. Doch so war es nicht. Dora nahm Heidi ein Stück mit und spielte sich auf. Wenn du mich fragst, hat Heidi auch Fehler gemacht. Aber dafür habe ich Verständnis und ich bin mir sicher, wenn ihr erst miteinander gesprochen habt, dann kannst du sie auch verstehen.«

      Gerd Eichinger wurde ungeduldig.

      »Nun, sage mir schon, wo sie ist!«

      Dr. Martin Engler überzeugte Gerd mit vielen Worten, daß es dazu noch zu früh war. Heidi sei an einem Ort, wo sie wieder zu Kräften käme, was dringend notwendig sei, betonte der Arzt. Er wollte erst mit Heidi sprechen.

      »Mir hört sie zu! Wenn du auf sie zugehst, ohne daß sie etwas weiß, dann schickt sie dich wieder fort. Also, hab Geduld.«

      »Geduld! Geduld! Das sagt sich so leicht!« warf Gerd Martin vor.

      Doch Dr. Martin Engler ließ sich nicht erweichen.

      »Ich mache dir einen Vorschlag! Ich rede mit Heidi! Ich überrede sie, sich mit dir zu treffen. Ich rufe dich morgen mittag an. Wo hast du dich mit Heidi immer verabredet?«

      »Wir trafen uns auf dem Hochsitz im Eichinger Forst.«

      »Auch ein schönes Plätzchen!«

      »Martin, was heißt das: auch ein schönes Plätzchen? Die Abende dort waren ganz herrlich. Wir haben das Rotwild beobachtet. Die Sterne betrachtet. Sonnenuntergänge!«

      »Mm! Ich meine nur die Aussicht beim ›Erkerchen‹ ist schöner. Das ›Erkerchen‹ ist doch der romantische Treffpunkt für alle Verliebte.«

      »Stimmt! Ist aber ein wenig weit!«

      Gerd wurde wieder ungeduldig.

      »Martin! Nun erzähle mir endlich,


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