Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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im Dorf geredet wird, daß du und er… daß ihr ein Paar seid. Es soll sogar schon über den Termin für die Verlobung geredet werden. Weißt du etwas davon? Ist da etwas dran?«

      Dora schaute zum Boden. Sie schwieg.

      »Dora! Sage was!« forderte sie ihre Mutter auf.

      Dora antwortete:

      »Ich habe damit nichts zu tun! Ich weiß nichts!«

      »Des kann nicht sein!« Gerd schüttelte den Kopf. »Überlege, mit wem du über den Abend gesprochen hast, den du bei uns auf dem Hof verbracht hast? Wem hast du davon erzählt? Überlege, wer dir in der Nacht zu uns auf den Eichinger Hof begegnet ist?« fragte Gerd.

      »Du bist nachts zum Eichinger Hof?« Die Stimme von Doras Vater klang bedrohlich.

      »Vater, es war nix! Ich hatte doch nur meinen Schlüssel vergessen!«

      »Und mußtest du ihn mitten in der Nacht holen! So ein Unsinn! Ja, bist denn von allen guten Geistern verlassen, Dora? Jetzt ist nicht nur der Gerd ins Gerede gekommen, sondern auch der Almer Hof! Wie kann man nur so gedankenlos handeln? Sag, was hast du dir dabei gedacht?«

      Dora antwortete nicht. Sie kämpfte mit den Tränen.

      »Gerd! Sei der Dora net nachtragend!« flehte die Almerbäuerin. »Die Dora, die mag dich! Ja, sie tut für dich schwärmen. Wenn man verliebt ist, da setzt der Verstand aus. Des mußt verstehen!«

      »Nix verstehe ich! Ich will wissen, mit wem Dora darüber gesprochen hat. Mei, solche Gerüchte entstehen net von selbst. Der Samen muß immer noch gelegt werden, damit des Korn wachsen kann!« sagte Gerd Eichinger zornig.

      »Dann überlege mal, Dora!«

      »Ich weiß nichts mehr, gar nichts!«

      Dora Almer drehte sich um und rannte die Treppe hinauf. Dann war nur noch der laute Knall zu hören, als eine Tür ins Schloß fiel.

      Alle sahen sich an. Der Bauer zuckte hilflos mit den Schultern.

      Doras jüngere Schwester räusperte sich. Leise sagte sie:

      »Dora hat mir erzählt, sie habe nachts die Heidi Fröhlich getroffen. Die sei ganz alleine die Straße entlanggegangen. Dora hat sie dann fast bis nach Hause gefahren! Die Heidi sei komisch gewesen. Dora vermutet, daß sie Liebeskummer hatte. Ja, so war es.«

      »Jetzt wird das Bild schon runder!« stöhnte Gerd Eichinger. »Kann es sein, daß die Dora da ein bisserl ein Märchen erzählt hat?«

      »Das weiß ich net, Gerd! Aber Dora, die hat manchmal schon seltsame Anwandlungen. Sie will immer im Mittelpunkt stehen. Und auf die Heidi war die Dora noch nie gut zu sprechen. Die Dora und die Heidi sind in die gleiche Klasse gegangen. Die Heidi hatte immer die besseren Noten.«

      Gerd Eichinger wurde blaß. Er ging zum Tisch und hielt sich an einem Stuhl fest. Er schloß für einen Augenblick die Augen. Wie von weitem drang die Stimme von Doras Schwester an sein Ohr.

      »Die Heidi ist aber bestimmt kein Mensch, der tratschen tut. Die Dora muß noch mit jemandem geredet haben!«

      »Des ist mir gleich! Den Schaden, den die Dora mit ihrem unbedachten Lügen angerichtet hatte, ist so groß, daß er auf keine Kuhhaut geht«, stöhnte Gerd Eichinger. »Die Heidi war mein Madl. Ich hatte schon die Ringe gekauft.«

      Gerd griff in die Hosentasche. Er zeigte das kleine rote Kästchen mit den Ringen. Dann steckte er es wieder ein.

      Die anwesenden Almers waren erschüttert.

      »Am nächsten Tag hat die Heidi mit mir Schluß gemacht! Ich konnte mir nicht denken warum. Bis jetzt!«

      Gerd versagten fast die Beine. Er setzte sich auf einen Stuhl. Der Almer Bauer holte die Schnapsflasche. Er brauchte jetzt einen Schluck und bot Gerd Eichinger auch einen an. Der hatte es noch nötiger als der Bauer. Langsam kam wieder Farbe in Gerds Gesicht.

      »Du mußt mit der Heidi reden!«

      »Schmarren! Wie soll ich das machen? Sie hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen!«

      Gerd stützte für einen Augenblick den Kopf in beide Hände.

      »Was soll ich nur machen?« stöhnte er. »Wie sehr muß mein armes Madl gelitten haben?«

      Dann erzählte er stockend, was er von Toni erfahren hatte, daß Heidi völlig geschwächt im Wald gefunden worden war.

      Der Almer Bauer stand auf. Er war voller Mitleid für Gerd. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach ihm Trost zu. Er machte den Vorschlag, daß er sofort mit Dora zu Heidi Fröhlich fahren wollte. Dort sollte seine Tochter in seinem Beisein, die Dummheit aufklären, die sie gemacht hatte. Gerd sollte solange auf dem Almer Hof warten.

      Gerd brachte kein Wort heraus. Er nickte nur.

      Der Bauer nahm seinen Hut. Er ging die Stiege hinauf und donnerte an die Tür seiner Tochter. Kurz darauf kam er mit ihr herunter. Sie gingen zum Auto und fuhren fort.

      Die folgende halbe Stunde war für Gerd die längste halbe Stunde seines bisherigen Lebens. Gerd Eichinger litt. Unruhig wie ein Tiger im Käfig ging er zuerst in der Wohnküche auf und ab, dann auf den Hof vor seinem Auto.

      Endlich kam der Bauer mit Dora zurück. Dora rannte sofort in ihr Zimmer. Der Bauer ging auf Gerd zu.

      »Gerd, wir haben die Heidi nicht gefunden. Wir haben bei den Nachbarn gefragt. Sie haben sie seit Tagen, mehr als eine Woche, nicht mehr gesehen. Dann habe ich im Hotel ›Zum Ochsen‹ nachgefragt. Die Nachbarn haben gesagt, daß die Heidi dort oft in der Küche aushilft, weil sie ja Hauswirtschaft gelernt hat. Die wissen nur, daß sie krank ist. Sie gaben mir die Adresse aus Kirchwalden, wo die Heidi regulär arbeitet. Ich habe dort angerufen. Die haben vom Doktor eine Krankmeldung für die nächsten Wochen. Mehr konnten sie auch nicht sagen. Sie vermuten, daß die Heidi vielleicht im Krankenhaus liege. Sie wissen aber nichts Genaues.«

      »Danke, Bauer! Dann fahre ich sofort nach Kirchwalden ins Krankenhaus!«

      »Soll ich mit der Dora mitkommen?«

      »Naa! Ich werde mich erst mal erkundigen! Wenn ich Hilfe brauche, rufe ich an!«

      Doras Mutter hatte einen Einfall. Sie schlug vor, daß Gerd zuerst mit Dr. Martin Engler reden sollte. Dieser müßte doch wissen, wo Heidi sei. Die Bedenken ihres Mannes, der Mädchen und von Gerd schlug sie in denWind. Sie hielt Martin nicht nur für einen sehr guten Arzt, sondern auch für einen hilfsbereiten Menschen. Wenn Gerd und sie alle ihm die Geschichte erzählten, würde er sicherlich helfen und über Heidi Auskunft geben, auch wenn er als Arzt an Regeln gebunden war. Schnell waren sie sich einig.

      Der Bauer fuhr mit Dora in seinem Wagen. Die Bäuerin und Doras Schwestern setzten sich zu Gerd ins Auto. Sie fuhren zu Dr. Martin Engler.

      *

      Der Doktor saß hinterm Haus in seinem Garten und las eine medizinische Zeitung. Mira, die junge Pointerhündin, bellte laut, als Gerd und die ganze Familie Almer durch den Garten kamen.

      »Grüßt Euch!« sagte der Doktor scherzhaft und fügte hinzu. »Ihr leidet aber nicht alle an denselben Symptomen, wie? Ich hoffe nicht, daß eine Epidemie in Waldklogel ausgebrochen ist, oder? Ihr schaut alle net gut aus! Wem geht es am Schlechtesten? Wer will zuerst in die Sprechstunde?«

      »Uns ist net zum Scherzen!« sagte Gerd.

      Gerd und der Doktor duzten sich.

      »Martin, mir ist wirklich nicht zum Scherzen! Wir alle haben eine gemeinsame Sorge. Der Auslöser davon war die Dora mit ihrem dummen Gerede. Sie ist wohl daran schuld, daß du jetzt eine Patientin hast, der es schlecht gehen soll! Heidi Fröhlich!«

      Dr. Engler wurde augenblicklich ernst.

      »Das stimmt! Setzt euch! Fangen wir mit der Sprechstunde erst mal hier draußen an. In meinem Behandlungszimmer habe ich nicht so viele Stühle!«

      Sie nahmen um den großen Gartentisch Platz.

      »Also,


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