G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner
Читать онлайн книгу.ins Fell geblasen. Harris, du musst mich doch gehört haben?«
»Was sagst du, wie nennst du mich?«, knurrte Harris. Er schwenkte seinen Revolver, zielte auf Jakes Bauch und zog den Hammer zurück. »Hast du lausiger Affe gesagt, du Hundesohn?«
Jake starrte in die Mündung des Revolvers und auf die Trommel. Was er sah, ließ ihn kurz grinsen. Harris hielt einen leergefeuerten Colt in der Hand.
»Hundesohn bist du selbst«, antwortete er darum spöttisch. »Freundchen, wenn du das nächste Mal schießt, dann sieh vorher nach, ob unter dir nicht jemand reitet, sonst erlebst du einige Dinge, die dir nicht schmecken werden. Du musst mich gehört haben.«
»Hol dich der Satan«, schrie Harris bissig. »Ich drücke ab, Margley, wenn du dich nicht auf der Stelle entschuldigst.«
»Kannst du lange warten«, gab Jake kalt zurück. »Pass mal auf, wer hier abdrückt. Na, los, tue es und …«
Im selben Moment schnappte er nach seinem Colt. Und dann passierte das, was er erwartet hatte. Harris drückte ab. Es klickte nur einmal.
Der runde Kopf von Harris schien jetzt zwischen die Schultern versinken zu wollen. Cole Harris blickte auf seine Hand und den Colt hinab, dann drückte er noch einmal ab, aber der Hammer fiel auf die nächste leere Hülse. Dafür hatte Jake seinen Revolver in der Faust.
»Prächtiges Spiel, Harris, oder?«, erkundigte sich Jake spöttisch. »Du kannst noch dreimal abdrücken, aber es wird nichts passieren. Und jetzt – Maul auf und vernünftig reden, Mister. Was hast du hier herumzuschießen?«
Harris stierte immer noch auf seinen Colt. Dann hob er langsam den Blick.
»Hundesohn!«, zischte er wütend. »Du bildest dir doch nicht ein, dass du mich hast, was? Steck das Ding ein, dann haue ich dir die Rippen krumm. Geht dich ’nen Dreck an, was ich zu schießen hatte. He, Mensch, mach keinen Blödsinn, du zielst ja – Teufel – auf meinen Kopf.«
»Auf dein großes Maul, du Totschläger«, fuhr ihn Jake scharf an. »Fehlt dir was? Du wirst blass, Mensch. Soll ich jetzt mal abdrücken? Raus damit, was hattest du zu schießen?«
Harris schluckte, fluchte verbissen und sagte dann mürrisch: »Mein Gaul ging mir durch. War auf der Suche nach verlaufenen Mavericks hinter dem Hang. Sah ein paar Spuren und stieg ab. Plötzlich rasselte was, mein Gaul wieherte und raste weg. Es war eine Klapperschlange, die ihn verrückt machte, Margley. Hölle und Pest, ich wollte den Gaul stoppen.
Ich habe wohl gehört, dass irgendwo Rinder muhten, aber es konnten auch unsere sein. Geh auf den Hang und sieh von oben zum Weg hinunter. Die Büsche verdecken alles, was sich unten bewegt. Ich habe dich nicht gesehen, so wenig wie deine Rinder, Mann.«
»Kann sein, dass du mal nicht lügst«, knurrte Jake. »Well, hätte nicht viel gefehlt, dann läge ich jetzt durchlöchert am Boden, Mensch.«
»Wäre auch nicht schade«, höhnte Harris. »He, Mann, das sind doch nicht deine Rinder, die zwischen die Büsche gerannt sind?«
»Sicher sind das unsere Rinder«, entgegnete Jake kühl. »Ich werde sie aus den Büschen treiben.«
Cole Harris schüttelte den Kopf. »Das wirst du nicht«, fauchte er. »Du vergisst was, Mister, das ist unser Land. Alles, was jenseits des Weges liegt, gehört Bill Seward. Hast du vergessen, was Seward jedem Margley versprochen hat, der einen Fuß auf sein Land setzt?«
Jake erstarrte. Jetzt erinnerte er sich daran, dass die Weidegrenze der Sewards am Weg endete. Die vier entlaufenen Rinder befanden sich also auf Sewards Weide. Harris hatte recht.
»Moment, Harris«, stieß Margley hervor. »Ich habe die Rinder nicht in den Buschstreifen gejagt, das warst du mit deiner idiotischen Schießerei. Ich hole unsere Rinder heraus, ob dir das passt oder nicht. Los, Mann, den Revolver wegwerfen, dann den Gurt aufmachen und zu Boden fallen lassen.«
»Das – das wagst du nicht«, keuchte Harris. »Mensch, mich hat noch keiner entwaffnen können. Ich warne dich, treibe es nicht, zu weit, Margley. Keinen Schritt auf unsere Weide.«
»Ah, du verdammtes Großmaul«, knirschte Jake finster. »Jetzt reicht es mir. Wer hat unsere Wasserstelle am Rio Bravo mit einer Fuhre Alkali vergiftet? Und wer unseren Zaun umgerissen? Und wer, zum Teufel, hat uns die Nordweide angesteckt? Ihr Burschen seid im letzten Jahr oft auf unserem Land gewesen. Den Colt weg, sonst schieße ich.«
Im selben Moment duckte er sich und schnellte zur Seite. Er hatte einmal in Three Rivers gesehen, wie Harris eine Flasche aus dem Handgelenk einem Cowpuncher der Camerons an den Kopf geschleudert hatte. Damals hatte Harris seine Hand auch so gesenkt wie jetzt.
Und da wirbelte der Revolver auch schon heran. Gleichzeitig schnellte sich Harris ab. Der bullige Reiter Sewards schoss auf Jake Margley zu.
An Jakes Kopf wirbelte der Revolver vorbei in die Büsche. Noch im Sprung steckte Jake Margley seinen Colt ein. Er wich aus, riss aber gleichzeitig die Linke steil nach oben und sprang dann vorwärts.
»Das hast du dir so gedacht«, knurrte Jake. »Pass auf, Hundesohn!«
*
Harris warf sich herum, doch er strauchelte im zerwühlten Sandboden. Seine nach Jakes Hals zielende Faust zischte eine Handbreit vorbei.
In der nächsten Sekunde fegte Harris Jakes Linke unter die Kinnlade. Der Hieb stoppte Harris, der schwere Mann taumelte zurück, fing sich aber sofort wieder und sprang erneut auf Jake los.
Körperlich war Jake Margley Harris unterlegen, aber er war schneller und zäher. Die Margleys machten jede Rancharbeit allein, und Owen Margley schenkte keinem seiner Söhne etwas. Er hatte sie hart erzogen. Es gab nichts, was er ihnen nicht beigebracht hatte.
Jeder seiner Söhne hatte in der Armee dienen müssen, weil es in dieser Gegend so Sitte war und der Alte behauptete, nur die Armee würde aus jemand einen Mann machen können.
Jake blieb stehen, als erwartete er Harris’ Ansturm. Doch als Harris anderthalb Schritt vor ihm war, schnellte Jake vorwärts. Seine Fäuste schlugen blitzschnell zu. Er nahm einen Treffer an der Kopfseite, duckte sich aber und flog, den Ellbogen in Harris’ Rippen stoßend, unter dem hochgeschlagenen Arm des bulligen Burschen durch. Dann wirbelte Jake auf dem Absatz herum. Er tat es in derselben Sekunde, die Harris sich drehen ließ. Doch Harris schwang zu langsam zurück, und Jake lachte grimmig, als er Harris die Faust unter die Rippen setzte.
Plötzlich sperrte Harris den Mund auf. Er krümmte sich ächzend zusammen, schien in die Knie brechen zu wollen, und Jake beobachtete ihn kaltblütig. Im nächsten Moment aber stieß Cole Harris den linken Stiefel, indem er sich fallen ließ, steil nach oben. Der Tritt erwischte Jake Margley voll.
Einen Augenblick glaubte Margley, dass ihn der Schmerz zerriss. Er war nicht fähig, die Arme zu heben, sah alles verschwommen und hörte Harris’ Gebrüll näher kommen. Instinktiv ließ sich Jake fallen. Dabei traf ihn irgendetwas am rechten Ohr, und er hatte das Gefühl, dass sein Kopf zerplatzte. Erst sein Aufprall zerriss die Schleier des Nebels vor seinen Augen.
Am Boden liegend hörte er irgendein Knacken. Im selben Augenblick sah er Corton, den baumlangen Zureiter der Seward-Ranch, aus den Büschen springen.
Corton war nur drei Schritt entfernt. Seine langen Beine trugen ihn mit einem Satz heran. Jake Margley wollte sich rollen, sah aber nun, dass auch Buddy Wilson plötzlich neben ihm stand. Wilson packte Margleys rechten Arm, er riss ihn empor und drehte ihn um. Schmerz schoss durch Margleys Schulter. Auf den Knien liegend nahm er Cortons tiefgezogenen Hieb gegen den Kopf.
»Ich habe ihn!«, schrie jemand schrill. Gleichzeitig schien eine Zange Jakes linken Arm zu umklammern. Das Gesicht tauchte einen Moment verschwommen vor Jake auf. Es war Logans breites, von Pockennarben verunziertes Gesicht. Logan war Sewards bester Lassowerfer und Rinderfänger. »Corton, pass auf.«
Was danach kam, spürte Jake nur noch undeutlich. Er behielt sekundenlang so viel Verstand, um zu spüren, dass er zwischen zwei Männern hing und hochgerissen wurde. Danach trafen ihn drei, vier Hiebe. Sein Kopf schien zu dröhnen