Kampf um ihre Partnerin. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.mich für sie, aber nach ihrem Ausscheiden war ich allein zurückgeblieben, mit einer ganzen Menge Testosteron um mich herum.
Und dann wurde unser Schiff in die Luft gejagt. Bruvan beschuldigte mich deswegen. Das war verdammt lustig und brachte mir die Suspendierung ein.
Aber ich gehörte nicht mehr hierher. In meiner eigenen Stadt kam ich mir wie eine Fremde vor. Niemand verstand mich. Über meinen Dienst bei der Koalition konnte ich nicht reden. Morgens stand ich auf, ging zur Arbeit, gab der Nachbarkatze etwas zu fressen. Das war’s. Tag für Tag.
Ich dachte an den Traum zurück, der sich so schnell verflüchtigt hatte. Zwei Typen. Definitiv nicht menschlich. Keiner der Männer, die ich je getroffen hatte, war dermaßen geschickt. Oder vielleicht hatte ich einfach noch nicht den Richtigen getroffen? “Sind Sie sicher, dass ich nicht gerade einen riesigen Fehler mache?”
“Überaus sicher. Sollten Sie das Match akzeptieren, werden Sie zu seinem Standpunkt transportiert werden.”
Ich begann auf und ab zu marschieren und hob den Arm, um mir eine lange schwarze Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen. Meine dunkle Mähne war eine Erinnerung an meine vietnamesische Großmutter und mehr als alles wünschte ich mir, dass sie noch am Leben wäre. Dass alle von ihnen noch da wären. Aber abgesehen von ein paar Cousins, die ich ein oder zweimal in zehn Jahren gesehen hatte, war ich auf mich allein gestellt. “Was, wenn ich ihn nicht mag?”
“Sie haben dreißig Tage Zeit, um das Match abzulehnen und jemand anderen zugeteilt zu werden.”
“Sind sie sicher, dass ich mit einem Menschen verpartnert wurde?”
“Ja. Warum fragen Sie?” Ihre Brauen zogen sich mit mehr als bloßer Neugierde nach oben und ich fragte mich, wie viel genau sie über die perversen Fantasien wusste, die sie mir ins Hirn gesetzt hatte, als ich auf dem Teststuhl lag.
Ich dachte zurück an den Traum. Zwei Männer berührten mich, ließen mich vor Lust und Verlangen regelrecht dahinschmelzen. Zuvor hatte ich diese Möglichkeit zwar nie in Betracht gezogen, aber ich konnte mich anpassen. Ein Mann reichte mir vollkommen. Ich würde bestens zurechtkommen. Mein perfektes Match. Ein Erdling. Wenigstens würde er keine Tentakel oder sonst eine Abartigkeit haben. Hervorquellende Insektenaugen. Eine gespaltene Zunge. Schuppen. Klauen. Igitt. Ich erschauderte. “Kann er zur zurück zur Erde gesendet werden, wenn sein Dienst vorüber ist?”
“Nein.”
“Warum nicht?” fragte ich wie aus der Pistole geschossen.
“Weil verpartnerte Männer nicht auf der Erde leben. Sobald er das Match akzeptiert, darf er nicht mehr zur Erde zurückkehren, dieselbe Regel gilt für Sie.”
“Dann werden wir den Rest unseres Lebens auf einem Raumschiff verbringen?”
Die Aufseherin seufzte.
“Frau Kommandantin, setzen sie sich bitte.”
Sie sprach mich mit meinem Dienstrang an und das beruhigte mich. Sie behandelte mich wie jemand aus dem Weltall und nicht wie eine gewöhnliche Erdenfrau. Also kam ich ihrer Bitte nach.
“Es sind noch nicht alle Fragen geklärt worden, genau wie zu Ihrer Zeit in der Flotte nicht alles klar ist. Aber Eines kann ich Ihnen sagen, der Test ist zu neunundneunzig Prozent zuverlässig. Ich kann Ihnen mit Sicherheit bestätigen, dass Sie mit ihrem Partner zufrieden sein werden.”
Ich dachte daran, wie zufrieden die Männer aus dem Traum mich gemacht hatten. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, dann an eine Einzelheit, die sie eben erwähnt hatte. “Sie sind sich nur deswegen so sicher, dass das Ganze funktioniert, weil Sie selber im Weltraum waren.”
Sie nickte.
“Und trotzdem sind Sie wieder hier.”
“Ich wurde mit zwei Prillonischen Kriegern verpartnert. Sie sind im Kampf gestorben. Ich habe mich entschieden, weiterhin eine Bürgerin von Prillon Prime zu bleiben und diene der Koalition als Aufseherin, hier auf der Erde. Irgendwann, wenn ich bereit bin, werde ich neu verpartnert werden.”
Ich konnte sie verstehen. Ich sah den Kummer in ihren Augen, die Trauer über den Verlust nicht nur eines Partners, sondern zweier. Fühlte sie sich besser, wenn sie andere Bräute testete, oder verstärkte das nur den Schmerz?
Sie ließ mir keine Gelegenheit, um nachzufragen, denn sie stand auf und der Stuhl quietschte über den Boden.
“Für die Akten, nennen sie mir Ihren Namen.”
“Chloe Phan.”
“Sind Sie gegenwärtig verheiratet?”
“Nein.”
“Haben Sie biologische Nachkommen? Oder adoptierte Kinder?”
“Nein.”
“Über das Testprotokoll wurde Ihnen ein Partner zugeteilt und Sie werden vom Planeten transportiert und können nie mehr zurückkehren. Ist das korrekt?”
Nie mehr zur Erde zurückkehren. Genau, was ich wollte. “Sie meinen, ich werde die Erde verlassen und zum Schlachtschiff Karter geschickt?”
“Ja, Chloe. Genau das meine ich damit.”
Ich blickte über ihre Schulter hinweg an die Wand. Ich wollte weg hier. Ich wollte mich wieder heimisch fühlen. Dorthin, wo ich hingehörte und ein Schlachtschiff fühlte sich eher wie ein Zuhause an. Vielleicht lag der Test ja richtig.
Zum Teufel. Ich würde es schon bald herausfinden.
“Ich willige ein.”
Aufseherin Egara schaute auf ihr Tablet, wischte mit den Fingern. “Gut. Legen Sie die Hände wieder auf die Armlehnen. Ja, danke sehr. Stören Sie sich nicht an den Fesseln, die sind notwendig, damit sie für den Transport vorbereitet werden können.”
Vorbereitet? Transport? Nie zuvor war ich auf einem Stuhl transportiert worden. Und nie hatte ich dabei einen Krankenhauskittel angehabt. Ich probierte die Fesseln aus, aber es war eher eine pragmatische Geste als Panik—wie beim Klarmachen fürs Gefecht.
Wieder wischte sie über den Bildschirm und zu meinem Entsetzen schob sich der Stuhl in Richtung Wand, wo sich ein großes Loch auftat. Der Untersuchungsstuhl bewegte sich wie auf Schienen direkt auf den neuen Raum hinter der Wand zu. Der Raum war winzig und wurde von hellblauen Lichtern erleuchtet. Dann stoppte der Stuhl abrupt und ein Roboterarm mit einer langen Nadelspitze kam lautlos an meinen Hals herangefahren und hielt an, als eines der Lichter rot aufleuchtete.
“Was?” Die Aufseherin blickte verwundert auf ihr Tablet, also ersparte ich ihr eine weitere Verzögerung und erklärte ihr so viel ich konnte.
“Ich brauche keine NPU. Ich habe schon eine—mehr oder weniger.” Das Ding, das man mir damals in den Kopf gepflanzt hatte, war keine normale NPU, aber das durfte ich ihr auch nicht sagen.
Ihre grauen Augen blickten zu mir herüber, ihr Blick versprühte Neugierde und Scharfsinn zugleich. “Und warum sehe ich dann nichts davon auf meinen Scannern?”
Ich zuckte die Achseln. “Das weiß ich wirklich nicht.”
“Natürlich nicht.” Sie wirkte irritiert und ich grinste nur, um die Situation zu entspannen. Meine NPU übersetzte alle Sprachen der Koalitionsflotte, genau wie die anderen auch, war aber … mehr als nur ein Dolmetscher. Doktor Helion, der Spezialist für Hirnimplantate beim Geheimdienst hatte mir gesagt, dass diese experimentelle neurale Prozessionseinheit mit einem speziellen Material überzogen war, damit die Integrationseinheiten der Hive im Falle der Gefangennahme sie nicht aufspüren konnten.
Was Gott sei Dank nie eingetreten war.
“Na schön, Miss Phan. Viel Glück da draußen.”
Ein wohliges Gefühl der Müdigkeit ließ meinen Körper erschlaffen, als ich in die warme, blaue Flüssigkeit getaucht wurde. Es war so schön warm …
“Entpannen Sie sich, Chloe.” Ihr Finger presste auf das Display und ihre Stimme hallte