Kampf um ihre Partnerin. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.mehr aufhörte. Aber die Stimmen verstummten. Der Raum driftete dahin, wie ein Traum, der langsam verblasste. Ich wollte mich festklammern, aber er verschwand. Wie geplündert blieb ich zurück. Allein.
Kalt.
Wo auch immer ich war, es war klirrend kalt. Mein Körper, mein echter Körper zitterte unter einem sehr dürftigen Stück Stoff.
Erschrocken wachte ich auf und starrte an die weiße Decke hoch. Ich war außer Atem, als ob ich eben einen hundert-Meter Sprint hingelegt hätte, meine Haut war nass vor lauter Schweiß. Und meine Pussy? Schmerzte, nachdem sie mit Schwanz gefüllt würde.
Einem imaginären Schwanz.
Ich blinzelte und mir wurde klar, dass ich auf dem Teststuhl im Abfertigungszentrum für interstellare Bräute saß. Für den Test. Ein Traum war das nicht gerade gewesen. Aber was war es dann? Die Aufseherin sagte, die Technologie der Koalition war so fortgeschritten, dass sie förmlich in meinen Verstand blicken konnte, genau sehen konnte, was für einen Partner ich brauchte. Nicht wollte. Brauchte.
Brauchte ich zwei Lover? War mir nie in den Sinn gekommen. Aber gütiger Himmel, es war heiß. Sexy. So verdammt sexy.
Meine Mutter musste sich im Grabe umdrehen. Schon wieder. Vor fünf Jahren, als ich freiwillig dem Geheimdienst der Koalitionsflotte beitrat, dachte ich dasselbe.
Aufseherin Egara kam um den Stuhl herumgelaufen und stellte sich mir gegenüber, Tablet an der Hand. Mein plötzliches Erwachen vom Test schien sie nicht zu überraschen, ebenso wenig wie mein Zustand. Schweißbedeckt. Mit dicker, wundgefickter Pussy—nicht, dass sie das mitbekommen hätte. Keuchend. Ich wünschte, ich wäre immer noch im Weltall, oder wo immer das eben war und nicht in diesem blöden Untersuchungsraum, wo ich mir wie ein Versuchskaninchen vorkam, dass mit einem spärlichen Krankenhauskittel bedeckt an einen Zahnarztstuhl festgeschnallt war.
“War das richtig so? Bin ich eingeschlafen? War es ein Traum?” fragte ich und leckte mir dabei die Lippen.
Ich war ganz ausgetrocknet vor lauter Geschrei, aber hatte ich das wirklich getan? Oder hatte ich nur im Traum geschrien, während diese grimmige, ernste Frau über mich gewacht hatte? Der Gedanke ließ mich knallrot werden.
“Ja. Die Technologie erforscht Ihre geheimsten unbewussten Wünsche, um unter den verfügbaren Kriegern den perfekten Partner auszuwählen.”
Mein geheimster Wunsch war, es mit zwei Männern zu treiben? Hatte ich nie gemacht. Sicher, manchmal hatte ich mir einen Dreier ausgemalt. Welche Frau hatte das nicht? Mich zwischen zwei heißen Typen wiederfinden? Gerne, aber bisher konnte ich kaum einen einzigen Typen halten, geschweige denn zwei. Wenn es aber wie in diesem Traum laufen würde? Ich hätte nichts dagegen.
“Während des Testvorgangs habe ich mir Ihre Akte angesehen,” sprach sie. Ihr Ton war professionell. Sie war von der Erde, arbeitete aber für die Koalition, oder zumindest bei der Bräute-Filiale der Koalition. Ihre Uniform war ein dunkles Rostbraun, schmucklos und familiär.
“Vier Jahre in der Koalitionsflotte. Beeindruckend.” Sie wanderte umher und stützte sich schließlich am Tisch in der Mitte des kleinen Untersuchungszimmers ab. “Ich nehme an, ich wäre noch viel beeindruckter, wenn der Großteil Ihrer Dienstzeit nicht versiegelt wäre.”
“Wie eigenartig. Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.” Da war sie. Die Standardantwort, die wie auf Autopilot aus meinem Mund herausplatzte. Ich konnte nicht darüber reden. Nicht mit ihr. Mit niemanden.
Aber ich musste wieder ins Weltall. Sonst würde ich hier ersticken. Die minutiöse Routine meines Bürojobs würde mich sonst erledigen. Mein düsteres Appartement. Rechnungen. Beschissene Fernsehshows. Von Leuten umgeben, mit denen ich einfach nichts gemein hatte. Die Erde? Fühlte sich nicht länger wie mein Zuhause an. Ich wollte ins Weltall zurück und das Bräute-Programm würde es möglich machen.
3
Captain Dorian Kanakor, Prillone, Koalitionsshuttle
Vor lauter Wut packte ich Captain Seth Mills Handgelenk, aber wie von einem Krieger zu erwarten war, wehrte er sich und machte einen auf stur. Der Zoff schien vorprogrammiert. Er war beinahe so groß wie ich, also ziemlich groß für einen Menschen. Und seine seltsam blauen Augen funkelten mich herausfordernd an.
Sie funkelten auch vor Schmerz.
Einen Schmerz, den wir Tag für Tag miteinander teilten.
“Was soll das, Dorian?” Seth blickte finster, seine Stimme hallte bis zu der kleinen Gruppe Krieger hinüber, die sich um uns drängte. Wir alle waren schweißgebadet und rußverschmiert, nachdem wir endlose Stunden lang in dem Frachter gekämpft hatten. Es wurde still im Raum, als meine Crew und sein ReCon-Team gespannt darauf warteten, was als Nächstes passieren würde.
Es kam nicht oft vor, dass der Kommandant höchstpersönlich sich einschaltete. Verdammt, und noch viel seltener kam es vor, dass einem von uns eine Braut zugewiesen wurde.
“Wir müssen reden, Mills. Allein.” Ich versuchte meine Aufgebrachtheit zu verschleiern, denn mir war klar, dass er sich gegen meine Idee sträuben würde. Er musste aber kooperieren, damit dieses wahnwitzige Anliegen funktionieren konnte. Eine Idee, die mir in den Sinn gekommen war, nachdem ich die Worte des Kommandanten vernommen hatte.
Er musterte mich in Sekundenschnelle und wandte sich der Copilotin zu, einer bissigen Erdenfrau namens Trinity. “Bring uns zur Karter zurück.” Dann blickte er zu seinem ersten Offizier, ebenfalls ein gestählter Krieger von der Erde, den ich zu respektieren gelernt hatte. “Jack, du hast die Führung.”
Ich wartete nicht auf ihre Antwort und meine eigene Crew hatte solche Anweisungen nicht nötig, die Kommandostruktur war bei uns fest eingeübt. Unter neugierigen Blicken führte ich ihn in den winzigen Vorratsraum im Heck des Shuttles. Das Evakuierungsshuttle war nicht dazu gedacht, so viele Passagiere aufzunehmen. Mit der gesamten ReCon 3 und den Überlebenden meiner Crew war das Schiff rappelvoll. Seth folgte mir in den kleinen Raum und ich nahm auf einer Kiste Arzneimittel Platz. Er setzte sich ebenfalls und die Tür ging wieder zu, wir waren eingeschlossen.
Sein berechnender Blick tastete mich ab und er wartete. Schweigend. Geduldig. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu erklären.
“Mein Cousin Orlinthe ist vor ein paar Monaten im Kampf getötet worden.”
“Ich erinnere mich,” entgegnete Seth. Und das sollte er auch. In den letzten drei Jahren hatten wir mehr als einmal auf der Karter zusammen unseren Kummer ertränkt. Als Orlinthe im Kampf an die Hive verlorenging, war ReCon 3 zur Stelle gewesen und hatte die Mannschaft, mich und meine Prillonischen Waffenbrüder, mit einer Flasche Whisky getröstet, um den Schmerz runterzuspülen. Oder ihn zumindest aus meiner Kehle zu brennen.
“Ich war sein zweiter Mann. Ich habe mich niemals selbst für eine Partnerin testen lassen.”
Seth erstarrte, als er dabei war sich den Ruß vom Ärmel zu wischen. Ein auswegloses Unterfangen, da es nichts anderes bewirkte, als den Fleck noch weiter zu verschmieren, aber so musste er meinem Blick nicht standhalten. “Und? Geh einfach zur Krankenstation und zieh es durch.”
“Das möchte ich gar nicht.”
Er blickte zu mir auf und seufzte. “Verflucht, Dorian. Ihr Aliens seid zum Verzweifeln. Was soll dieses Gespräch?” Seth legte den Kopf schräg, sein verbissener Mund und nervöses Fußgetippel verrieten schließlich seine Anspannung. Er begann hin und her zu rutschen, der Kolben seines eisernen Gewehres ruhte neben ihm auf dem Boden, seine Hand umfasste krampfartig den Lauf und seine Knöchel waren ganz weiß.
“Du hast eine Partnerin, Seth. Eine ausgewählte Braut. Hast du eine Ahnung, wie besonders das ist? Was für ein seltenes Geschenk?” Am liebsten wollte ich ihm einen Tritt verpassen, ihn wachrütteln. Er war ein Vollidiot.
“Oh nein.” Seth verdrehte