Den kriegern hingegeben. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.die ich gerade erfahren hatte, gab mir Hoffnung. Große Hoffnung. Zum ersten Mal in den letzten paar Wochen hatte ich das Gefühl, dass vielleicht doch alles gut ausgehen könnte. Vielleicht war es doch nicht der größte Fehler meines Lebens gewesen, mich für das Interstellare Bräute-Programm zu melden.
Fehler oder nicht, Familie war nun mal Familie. Dies war der einzige Weg, wie ich meinem Bruder helfen konnte. Mein Körper und mein Leben waren die einzigen Dinge von Wert, die ich noch hatte. Ich war nicht reich, aber ich war jung, fruchtbar und ungebunden. Verdammt, uninspiriert kam der Sache näher. Ich hatte in fünf Jahren drei Liebhaber gehabt, und keiner von ihnen hatte mich so stark zum Kommen gebracht, wie ich es gerade erlebt hatte... von einer Neuro-Simulation. Von den Erinnerungen einer anderen Frau.
Oh Gott. Ich wollte eine dieser großen, tiefen Stimmen hinter mir. Ich wollte eine riesige Hand, die sich um meinen Hals legte und mich dort festhielt, während eine heiße Zunge mit meinem Kitzler spielte. Ich wollte reglos festgehalten werden, während mich jemand von hinten fickte. Ich wollte...
Mein Überwachungsmonitor piepte und ich wurde rot, da mein erhöhter Puls darauf abzulesen war, als ich alles noch einmal durchlebte, was mir gerade passiert war. Nein, es war nicht mir passiert, sondern ihr. Der anderen Frau. Der Frau, die Aufseherin Egara auf diesen Planeten geschickt hatte. Der Frau, die von einem Krieger in Besitz genommen worden war. Einem großen, starken Krieger mit einem riesigen Schwanz. Ihrem primären Gefährten. Was auch immer das hieß.
„Ist das also der Ort, wohin ich zugeordnet wurde? Der Planet dieser Frau?“
Aufseherin Egara nickte knapp. „Ja. Zu einem Krieger auf Prillon Prime.“
Prillon Prime? Ich wurde nach Prillon Prime geschickt? Dem Planeten, der von einer Rasse hochgewachsener Krieger bewohnt war? In den Broschüren des Programms war gestanden, dass Prillon-Krieger sogar Bräute beantragten, während sie noch aktiv im Militärdienst waren. Sie waren eine von drei Rassen, die ihre Bräute auf Schlachtschiffen bei sich behielten. Im Weltraum. An der Front des Kriegs zwischen den biologischen Rassen und dem Hive, den künstlichen Lebensformen und Cyborg-Rassen, die versuchten, das Universum an sich zu reißen. Dieser Krieg hatte nun schließlich auch die Erde erreicht, und die Koalition hatte die Erde unter ihren Schutz genommen, unter einer äußerst strengen Bedingung.
Bräute. Tausend pro Jahr. Die meisten der Erdenbräute kamen aus dem Strafsystem. Die Politiker der Erde hatten nichts dagegen, Kriminelle dafür zu opfern, um die außerirdische Bräute-Quote zu erfüllen. Aber hier war ich nun, eine Freiwillige, die nur hoffen konnte, dass sie nicht gerade den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte.
Mir fiel ein, gelesen zu haben, dass die Männer auf Prillon überzeugt von der Fähigkeit ihrer Krieger waren, sich um ihre Gefährtinnen zu kümmern. Egal wo. Prillon-Krieger scheuten niemals vor der Schlacht zurück und waren die gefürchtetste Rasse in der Interstellaren Koalition. Sie waren stets an der Kriegsfront, und ihre Kommandanten hatten die gesamte interstellare Flotte übernommen.
Du liebe Scheiße. Ich würde nicht auf einem Planeten landen! Ich würde auf einem Raumschiff mitten im Nirgendwo leben, wo sie so richtig gegen andere Raumschiffe kämpften? Oder Cyborgs. Oder was auch immer sonst noch! Der Pulsmonitor begann wieder zu piepen, und diesmal war es nicht Erregung, die ich verspürte. Sondern Panik.
Ich schüttelte den Kopf. Einmal, zweimal. „Nein. Da muss ein Fehler vorliegen.“
„Kein Fehler.“ Sie funkelte mich an. „Ihre Zuordnung wird auf neunundneunzig Prozent Kompatibilität geschätzt.“
„Aber...“ Ich hatte auf Forsia gewollt, oder auf eine der Zwillingswelten Ania und Axion, wo man in Städten lebte, umgeben von Restaurants, Partys und Opulenz. Ich wollte nicht auf ein Schlachtschiff im Weltraum.
„Ruhe.“ Das Wort war abgehackt, und sie hisste es mir zu wie eine gereizte Katze. „Es ist vollbracht, die Zuordnung ist durchgeführt. Sie haben bereits unterschrieben. Ihre Familie wurde entschädigt, wie von Ihnen gewünscht. Solange Sie das Geld nicht zurückerstatten möchten, werden Sie Ihren rechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Programm nachkommen. Sie haben sich für das Zuordnungsprotokoll entschieden. Sie müssen sich an das Ergebnis halten.“
Aufseherin Egara war nett genug, Mitte Zwanzig und sogar hübsch, wenn auch etwas schroff. Ich verstand. Die Frau an der Rezeption hatte mir gesagt, dass es nicht viele Freiwillige gibt. Die meisten Frauen, die Aufseherin Egara abfertigte, waren verurteilte Verbrecherinnen mit nur zwei Wahlmöglichkeiten: dem Interstellaren Bräute-Programm beizutreten oder ihre Zeit im Gefängnis abzusitzen.
„Hmm. Ich denke, ich werde diesen Ausbruch von Ihnen in Ihrem Brautprofil eintragen. Ihr neuer Gefährte sollte vor Ihrer Impertinenz gewarnt werden.“
Meine Augen wurden groß und mein Mund stand offen.
„Warten Sie mal! Dem habe ich nie zugestimmt.“ Ungeduldig riss ich an ein paar Klebestreifen an meinen Schläfen und verzog das Gesicht, als sie in meinem langen schwarzen Haar hängenblieben. Ich überreichte sie dem Assistenten, der mich vom Rest davon befreite und dann das Zimmer verließ. Aufseherin Egara musste erkannt haben, dass ich kurz davor stand, ihr dieses Tablet sonst wohin zu schieben, denn sie streckte ihre Hand in einer besänftigenden Geste aus.
„Ist ja gut, Miss Johnson. Ich werde es aus Ihrem Profil löschen.“ Sie tippte wieder auf dem Schirm herum und runzelte die Stirn. Ihr langes Haar war zu einem strengen Knoten gebunden, was auf eine Art an ihrer Haut zerrte, die ihr Gesicht nur noch strenger erschienen ließ. „Nun nennen Sie bitte Ihren Namen fürs Protokoll.“
Ich holte tief Luft und atmete aus. „Hannah Johnson.“
„Miss Johnson, sind Sie derzeit, oder waren Sie jemals, verheiratet?“
„Nein.“
„Haben Sie jeglichen biologischen Nachwuchs?“
„Nein.“ Ich verdrehte die Augen. Das hatten sie mich bereits gefragt. Ich hatte diesen Mist schon in dreifacher Ausführung unterschrieben und ich war sicher, dass dies auch auf ihrem Tablet erschien.
„Ausgezeichnet.“ Sie tippte ein paar Mal auf ihrem Bildschirm herum, ohne zu mir aufzusehen. „Ich bin verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, Miss Johnson, dass Sie dreißig Tage Zeit haben, den Gefährten, der Ihnen von unserem Zuordnungsprotokoll zugewiesen wurde, anzunehmen oder ihn abzulehnen.“ Sie hob den Kopf und grinste mich doch tatsächlich an. „Wenn ich mir diese Werte ansehe, halte ich das allerdings für höchst unwahrscheinlich.“
So viel Vertrauen hatte ich nicht in das Computerprogramm, mit dem sie hier die Bräute ihren Gefährten zuordneten, aber es beruhigte mich, dass die endgültige Entscheidung bei mir lag. „In Ordnung.“
„Unabhängig von Ihrer Entscheidung gibt es keine Rückkehr zur Erde. Wenn Ihr neuer Gefährte nicht akzeptabel ist, können Sie nach dreißig Tagen einen neuen primären Gefährten beantragen... auf Prillon Prime. Sie können diesen Prozess wiederholen, bis Sie einen Gefährten finden, der akzeptabel ist.“
„Aufseherin, ich möchte nur wissen...“
Sie seufzte. „Sie haben die Unterlagen bereits unterschrieben, Miss Johnson, aber ich fühle mich auch verpflichtet, Sie daran zu erinnern, dass Sie mit diesem Moment nicht länger Bürgerin der Erde sind, sondern eine Kriegerbraut von Prillon Prime. Als solche unterliegen Sie den Gesetzen und Bräuchen Ihrer neuen Welt.“
„Aber—“
„Sie sind zugeordnet worden, Hannah, und zwar einem der berüchtigtsten Krieger dieser anderen Welt. Sie sollten stolz sein. Dienen Sie ihm wohl.“ Ich war mir nicht sicher, ob mich diese Aufforderung von Aufseherin Egara ermutigen oder einschüchtern sollte, aber ich hatte nicht viel Zeit, mich zu wundern. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sie persönliche Informationen über die außerirdischen Männer hatte, die sie zuordnete. Scheinbar wusste sie mehr als ich. Vielleicht mochte sie mich mehr, als ich mir vorgestellt hatte. Wenn ich eine verrückte Serienmörderin wäre, würde sie mich dann immer noch zu diesem berüchtigten Krieger schicken? Erzählte sie allen Frauen irgendwelche Lügenmärchen