Den kriegern hingegeben. Grace Goodwin

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Den kriegern hingegeben - Grace Goodwin


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trat vor und drückte gegen die Seite meines Untersuchungsstuhls. Mit einem kleinen Ruck erschien eine grelle blaue Öffnung in der Wand. Immer noch festgebunden konnte ich nur hilflos zusehen, als eine lange, äußerst große Nadel erschien. Die Nadel war an einem langen Metallarm an der Wand befestigt. Ich versuchte, zurückzuweichen, und sie sprach lauter, damit ich sie über dem Blubbern der seltsamen blauen Flüssigkeit unter mir hören konnte.

      „Kämpfen Sie nicht dagegen an, Hannah. Das Gerät implantiert Ihnen nur Ihre dauerhaften NPUs. Es gibt nichts zu befürchten.“ Ihr Lächeln wirkte erzwungen und ihre Lippen waren schmal, aber zumindest versuchte sie, mich zu beruhigen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich nicht oft so warm und freundlich verhielt.

      Ich glitt in die winzige Kammer und spürte den Stich der Nadel erst an einer Schläfe, dann der anderen. Ich war mir recht sicher, dass mir das seltsame und sehr stark surrende Gefühl, das ich nun an beiden Seiten meines Kopfes verspürte, die Migräne aus der Hölle bescheren würde. Ich fand mich damit ab, die Auswirkungen der NPU über mich ergehen zu lassen, und wurde in eine Art warmes Bad eingelassen. Blaues Licht umgab mich.

      „Wenn Sie aufwachen, Hannah Johnson, wird Ihr Körper auf die Zuordnungs-Bräuche von Prillon Prime sowie auf die Erfordernisse ihres Gefährten hin vorbereitet worden sein. Er wird auf sie warten.“

      Du liebe Scheiße. „Jetzt gleich? Sofort?“ Ich zerrte an den Schellen, die meine Handgelenke an den Tisch schnallten. „Ich habe mich noch nicht einmal von meinem Bruder verabschiedet! Warten Sie!“

      Aus irgendeinem Grund waren mein Ärger und mein Frust plötzlich verschwunden, als hätte das warme Bad sie fortgespült. Was zum Geier war in dem Wasser? Ich fühlte mich so entspannt, so glücklich.

      So betäubt.

      Aufseherin Egaras knappe Stimme war das Letzte, was ich über das leise Surren der elektrischen Gerätschaften und Lichter hinweg hörte. „Ihre Abfertigung beginnt in drei... zwei... eins...“

      Um mich herum wurde es langsam schwarz.

      2

       Kommandant Zane Deston, Prillonisches Schlachtschiff, Sektor 764

      Der bittere Geschmack der Diplomatie lähmte mir die Zunge, als ich den um den Tisch versammelten Kriegern zuhörte. Wir hatten das Glück gehabt, den Feind, den Hive, in diesem Sektor vor über einem Monat entscheidend geschlagen zu haben, und das Pech, nun die Ehre zu haben, den Thronfolger von Prillon Prime, Prinz Nial, an Bord meines Schlachtschiffes zu Gast zu haben. Der junge Prinz war dazu bestimmt, nach seiner Rückkehr auf unsere Heimatwelt eine Gefährtin zugeordnet zu bekommen, und er zögerte das Unvermeidliche, so lange er konnte, hinaus. Er war ein geschickter Pilot, aber noch unerfahren. Er wollte Kampf und Abenteuer kosten, nicht das verwöhnte Palastleben, das er sein gesamtes Leben lang erfahren hatte.

      Das Schlachtschiff Deston, benannt nach seinem Kommandanten, war der einzige Ort im Universum, auf dem er sich vor dem Primus, seinem Vater und dem König unserer Welt, verstecken konnte. Dieses Schiff war der einzige Ort, der immun gegen die mächtige Hand des Primus war.

      Denn dieses Schiff gehörte mir. Als Kommandant mit königlichem Blut konnte nicht einmal das Königshaus es mir abnehmen. Ich war nicht nur der Cousin des Primus, sondern hatte mir auch in zahlreichen Schlachten einen Namen gemacht. Verbündete wie Feinde flüsterten meinen Namen mit Ehrfurcht.

      Trotz meines Rufes in der gesamten interstellaren Flotte war ich dazu gezwungen, in diesem Sektor zu verweilen. Zu warten. Eine Frau, meine neue Gefährtin, eine Verpflichtung, die ich hier überhaupt nicht brauchen konnte und die mein Leben und meine Routine aus der Bahn werfen würde, war hierher unterwegs. Wir mussten stationär bleiben, bis wir sie empfangen hatten. Ich hatte den Antrag ans Interstellare Bräute-Programm nicht einmal selbst gestellt. Meine Mutter hatte das ohne mein Wissen oder meine Erlaubnis getan. Ich war nun gezwungen, eine Braut anzunehmen und einen Sekundär zu ernennen. Hätte ich dies verweigert, hätte das meine gesamte Familie entehrt.

      Die Tatsache, dass meine Gefährtin ungewollt war, war mein Geheimnis, meine Bürde, die ich zu tragen hatte. Die Crew an Bord meines Schlachtschiffes war erfreut darüber, dass wir nicht sofort an die Front zurückkehrten, und gespannt darauf, ihre neue Matriarchin kennenzulernen. Mein Sekundär Dare war begierig darauf, ein weibliches Wesen in Besitz zu nehmen und sie mit mir zu teilen, wie es wahre Krieger taten. Der primäre und der sekundäre Gefährte teilten sich die Freuden und die Verantwortlichkeiten der Frau und ihrer Nachkommen. Wir verloren zu viele Krieger im Kampf, und der Brauch, eine Gefährtin zu teilen, sorgte dafür, dass keine zugewiesene Gefährtin jemals völlig alleine zurückblieb. Jedem weiblichen Leben, ihrem Körper und ihrer Ehre verschworen sich zwei Krieger einer Familienlinie. Starb einer von ihnen, wurde ein neuer Sekundär ernannt.

      Ich hatte meinen Sekundär ernannt. Ich hatte mich an der Zuordnungsprozedur beteiligt. Und nun war ich gezwungen, so zu tun, als würde ich mich über die Zuordnung freuen, und in Empfang zu nehmen, was immer mir an Braut geschickt wurde. Ich hoffte nur, dass sie intelligent genug sein würde, nicht im Weg zu sein, und stark genug, meine Natur hinzunehmen. Prillon-Bräute waren selten und verfügten auf ihre eigene Weise über Macht. Meine Braut würde über viel Macht verfügen, sollte sie sich dessen würdig erweisen, sie von mir verliehen zu bekommen. Ich wollte eine Gefährtin, die sich jedem meiner Bedürfnisse hingeben konnte, aber meine äußerst primitiven, dominanten Bedürfnisse hatten mehr als einer Frau von meiner Welt schon Angst eingejagt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einer zerbrechlichen Frau von der Erde besser ergehen würde. Ich wusste, dass ich mich unter Kontrolle halten und meine wahre Natur zügeln musste, wenn ich keine verängstigte Braut haben wollte.

      „Ich bin sicher, dass Ihre Braut jeden Moment eintreffen wird, Kommandant. Der Transport war für heute geplant.“

      „Bestimmt ist ihr Haar wie fein gesponnenes Gold und ihre Augen wie dunkler Bernstein“, sprach Harbart von seinem Ehrenplatz an Prinz Nials rechter Schulter. Harbart war ein pompöser kleiner Knilch, ein buckeliger Greis und eine Kreatur, die sich nicht dem heiligen Akt der Kriegsführung verschrieben hatte, sondern den widerwärtigen politischen Schachzügen, insbesonders dem gesellschaftlichen Aufstieg seiner Tochter zur Verlobten von Prinz Nial.

      Den Göttern sei Dank dafür. Wäre Harbart nicht so sehr an meinem Cousin Nial interessiert gewesen, hätte der giftige alte Mann wahrscheinlich mich selbst als Gefährten für seine Tochter ins Visier genommen. Derzeit stand ich an dritter Stelle in der Thronfolge. Ich brauchte von Nial so schnell wie möglich, dass er eine Braut in Besitz nahm und Nachfolger zeugte.

      „Danke, Harbart.“ Ich nahm seine guten Wünsche an und lehnte mich in meinen Kommandostuhl zurück. Am Tisch im Besprechungszimmer war Platz für sechs meiner Offiziere—allesamt gestandene Krieger mit dunklem goldenem Haar und gelben Augen, wie für unser Volk üblich—und den Prinzen. Schon drei Stunden lang gingen wir Berichte und Schlachtvorbereitungen durch. Alle Schiffssektionen hatten Bericht erstattet. Alle Reparaturen nach unserer letzten Schlacht mit dem Hive waren durchgeführt worden. Nun war eine gesamte Kriegsformation, fünftausend Krieger und zehn Schiffe, im Weltraum gestrandet, während wir auf eine Frau warteten. Meine Frau.

      Mein Inneres zog sich bei dem Gedanken bange zusammen.

      Harbart öffnete seinen Mund, um zu sprechen, und ich tauschte einen Blick mit meinem Ersten Offizier aus, der die Augen verdrehte, als eine Kommunikatormeldung klingelte. Die Stimme des medizinischen Offiziers erfüllte das kleine Besprechungszimmer. „Kommandant, wir haben Ihre Gefährtin auf Krankenstation Eins aufgenommen. Sie kam vor einigen Minuten an, bewusstlos aber stabil.“

      Unabhängig von meinem Desinteresse an einer Braut war ich neugierig über die Frau, die mir zugeordnet worden war. Jeder Muskel meines Körpers spannte sich an mit dem Bedürfnis, in die Krankenstation zu eilen und sie zu inspizieren. Doch das konnte ich nicht tun, nicht in diesem Augenblick. Wenn ich das täte, würde jedes männliche Wesen im Raum darauf bestehen, mich zu begleiten. Ich würde lieber in den Teergruben Prillons verrotten,


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