Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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nickte ihr Vater.

      In Gedanken wußte er indes, daß dieser ganze Urlaub etwas mit dem Geschäft zu tun hatte…

      *

      Im Pfarrhaus saß Sebastian Trenker in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und sah die Post durch, die am Morgen gekommen war. Vieles war darunter, das gleich in den Papierkorb wanderte – Reklamesendungen, in denen großartige Gewinne, Reisen und anderer Luxus versprochen wurde. Indes hatte der Geistliche noch nicht von einem Fall gehört, in dem diese Versprechungen auch eingehalten worden wären. Jetzt ärgerte er sich eigentlich nur über die unnütze Verschwendung von Papier und Druckerfarbe, was in jedem Fall auch ein Verstoß gegen jeglichen Umweltschutzgedanken war.

      Nachdem er die kirchenamtliche Korrespondenz gelesen und abgeheftet hatte, schaute er auf die Uhr. Schon wieder Mittagszeit. Der Seel-sorger schüttelte den Kopf. Manchmal hatte er den Eindruck, die Zeit raste nur so dahin.

      In diesem Moment hörte er auch schon die Haustür gehen, was ihm signalisierte, daß sein Bruder zum Essen gekommen war – und in diesem Punkt war Max pünktlich wie die Maurer.

      Mit diesem Handwerk hatte er allerdings nichts zu tun. Max Trenker sorgte als Polizeibeamter für Recht und Ordnung in St. Johann, und daß sein Erscheinen eben sprichwörtlich pünktlich war, lag allein an der Tatsache, daß er den Kochkünsten der Haushälterin seines Bruders verfallen war.

      Das, was Sophie Tappert heute mittag auftischte, entsprach denn auch genau den Vorstellungen des Polizisten – angelfrische Forellen, in Butter gebraten.

      Nicht nur, weil es Freitag war, gab es im Pfarrhaus Fisch. Auch unter der Woche wurde er gern gegessen. Er schmeckte gut und war obendrein auch noch gesund, was man längst nicht von allen Lebensmitteln behaupten konnte.

      Zu den Forellen gab es gekochte Kartoffeln, die die Haushälterin mit frischgeschnittenem Dill bestreut hatte, und eine große Schüssel mit Salat aus dem Pfarrgarten.

      »Gibt’s was Neues?« erkundigte sich Sebastian, während des Essens bei seinem Bruder.

      Max schüttelte den Kopf.

      »Alles in bester Ordnung«, meinte er. »Katastrophen sind jedenfalls außer Sichtweite.«

      »Da soll’n sie auch mal schön bleiben«, sagte der Bergpfarrer. »Davon gab’s in der letzten Zeit genug.«

      Der Polizist nickte. Er wußte, daß Sebastian von dem großen Feuer sprach, das vor ein paar Wochen die Scheune eines Bauernhofes in Schutt und Asche gelegt hatte. Zu allem Unglück bestand kein Versicherungsschutz für das Gebäude, weil der Bauer versäumt hatte, pünktlich die Prämien zu bezahlen.

      Indes hatte es das Schicksal noch einmal gut gemeint. Ausgerechnet in dem Augenblick, als alles so aussichtslos erschien, da erbte die junge Magd des Hofes ein kleines Vermögen, das sie nur zu gern in die Ehe mit dem Bauernsohn, den sie schon lange liebte, einbrachte.

      Allerdings ging das alles nicht ganz ohne Komplikationen ab, und Pfarrer Trenker trug sein Teil dazu bei, daß sich alles wieder zum Guten wendete.

      »Wie geht’s denn dem Kreuzingerbauern?« fragte Max seinen Bruder. »Hast’ was gehört?«

      Xaver Kreuzinger war bei dem Brand der Scheune verletzt worden und mußte einige Zeit im Krankenhaus verbringen.

      Sebastian nickte.

      »Er ist gestern entlassen worden«, erzählte er. »Aber mit dem Arbeiten schaut’s natürlich schon schlecht aus. Ich hab’ dem Toni geraten, einen Knecht einzustellen, solang’ sein Vater noch net wieder mit anpacken kann.«

      »Na ja, leisten können sie’s sich ja.«

      »Wie schaut’s aus, kommt die Claudia übers Wochenende?« brachte der Geistliche das Gespräch auf ein anderes Thema.

      Max’ Augen strahlten.

      »In fünf Stunden ist sie da«, erwiderte er.

      Claudia Bachinger arbeitete als Journalistin bei der Zeitung in Garmisch Partenkirchen. Max hatte sie bei einer Verkehrskontrolle kennengelernt und sich auf der Stelle in sie verliebt.

      Sebastian war die Freundin seines Bruders ungemein sympathisch, war es ihr doch gelungen, den wilden Max zu zähmen. Früher war der fesche Polizeibeamte auf jeder Gaudi zu finden, und die Madln liefen ihm scharenweise hinterher. Doch seit er Claudia kannte, hatte sich diese Einstellung geändert.

      »Schön«, nickte der Pfarrer und wandte sich an Sophie Tappert. »Dann können S’ sich ja wieder etwas Leckeres für morgen abend überlegen.«

      Die Haushälterin lächelte. Ihr war die attraktive Claudia nicht weniger sympathisch, denn auf den früheren Lebenswandel des Polizisten hatte sie schon immer skeptisch geschaut.

      Zum Nachtisch gab es einen frischen Obstsalat, der mit einer Spur frischen Ingwers gewürzt war. Max kratzte die Schale bis auf den letzten Rest aus.

      »So«, sagte er, während er auf die Uhr schaute, »noch drei Stunden und dann ist Wochenend’.«

      Sein Bruder winkte ihm zu.

      »Bis heut’ abend dann, Max.«

      Während der wieder zum Dienst ging, machte sich der Geistliche auf den Weg in die Kirche. Alois Kam-meier, der Messner von St. Johann, würde schon auf ihn warten. Die Sakristei mußte wieder einmal aufgeräumt werden, außerdem wurden Kerzen, Blumenschmuck und andere wichtige Dinge gebraucht und mußten bestellt werden. Diese Liste war teilweise schon geschrieben, mußte indes noch ergänzt werden.

      »Bringen S’ den Herrn Kammeier nachher zum Kaffee trinken mit«, sagte Sophie Tappert. »Ich back’ einen Marmorkuchen, den mag er doch so gern.«

      »Mach ich«, versprach Sebastian und verließ das Pfarrhaus.

      Als er wenig später die Kirche betrat, ahnte er nicht, daß er schon bald die Bekanntschaft einer der interessantesten Frauen machen würde, die ihm je in seinem Leben begegnet waren.

      *

      Sepp Reisinger, der Wirt und Inhaber des Hotels ›Zum Löwen‹, schaute zufrieden die Belegungsliste durch. Wenn es nach den Anfragen gegangen wäre, dann hätte er gut und gern noch mindestens hundert Zimmer mehr haben können. Allerdings war sein Haus nicht größer, und für einen An- oder gar Neubau hätte erst der Bebauungsplan der Gemeinde geändert werden müssen. Hierfür standen die Chancen jedoch schlecht. Es gab genug Dörfler, die das zu verhindern gewußt hätten, und zu ihnen gehörte in erster Linie Pfarrer Trenker.

      Eine Bettenburg, wie der Geistliche es genannt hatte, würde in St. Johann niemals gebaut werden!

      Nun ja, mußte man sich eben bescheiden, auch wenn es einem um jeden Gast, den man wieder fortschicken mußte, leid tat. Aber immerhin hatte Sepp die Zimmerpreise so kalkuliert, daß ein ordentlicher Verdienst dabei herauskam. Und im oberen Stockwerk gab es sogar Zimmer, die der Luxusklasse angehörten und entsprechend teuer waren.

      Hinzu kamen die Einnahmen aus dem Restaurant, der etwas einfacher gehaltenen Gastwirtschaft und dem Bier- und Kaffeegarten. Nicht zu vergessen der große Saal, der an die dreihundert Leute faßte und in dem jeden Samstagabend das Tanzvergnügen stattfand, zu dem nicht nur die Leute aus dem Wachnertal strömten, sondern sich auch viele Urlauber einen Platz an einem der großen Tische reservieren ließen.

      Die beiden großen Suiten waren belegt, sah der Hotelier zufrieden, ebenso die beiden großen Einzelzimmer, die auf demselben Flur lagen. Familie Richter war schon angereist, Mutter und Sohn. Die andere Suite war von einer Familie Pfister gebucht, die im Laufe des Tages eintreffen sollte.

      Natürlich wußte der clevere Gastronom, daß es sich bei Margot Richter um die Besitzerin der gleichnamigen Brauerei handelte, und er hatte bei seinem Großhändler extra drei Fässer Richterbräu geordert.

      Man mußte schließlich etwas tun, wenn man so illustre Gäste beherbergte.

      Sepp schaute auf, als er jemanden die Treppe herunterkommen hörte.

      »Ich


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