Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Herr Reisinger«, antwortete sie. »Es ist alles in bester Ordnung.«

      »Wir wollen jetzt draußen im Kaffeegarten eine Kleinigkeit essen«, sagte Stephan, der neben seine Mutter getreten war. »Würden S’ uns für heut’ abend einen Tisch in Ihrem Restaurant reservieren?«

      »Aber freilich, Herr Richter. Um wieviel Uhr?«

      »Ich denke, so gegen neunzehn Uhr. Ist dir das recht, Mutter?«

      Margot nickte.

      »Ich werd’ es sofort notieren«, versprach der Wirt. »Einen schönen Tag noch.«

      In der Tür drehte sich Stephans Mutter noch einmal zu dem Hotelier um.

      »Sagen Sie, Herr Reisinger, mir ist die Kirche aufgefallen, als wir vorhin ankamen. Ist die für Besichtigungen geöffnet?«

      »Aber freilich«, nickte der Wirt. »Außerhalb der Heiligen Messe kann sie jederzeit besichtigt werden. Unser Herr Pfarrer freut sich immer, wenn Besucher hereinschauen.«

      Margot Richter nickte dankend und ging dann durch die Tür. Ste-phan stand schon draußen und schaute sich neugierig um.

      »Also, wenn ich mich so umseh’, dann muß ich sagen, die Empfehlung des Mannes im Reisebüro war net so schlecht, wie ich befürchtet hab’, meinte er. »Das hier ist zwar net Mittenwald oder Berchtesgaden, aber mithalten kann Sankt Johann durchaus.«

      Seine Mutter hakte sich lächelnd bei ihm ein.

      »Siehst du? Hab’ ich dir doch net zuviel versprochen.«

      Sie deutete auf den Eingang zum Kaffeegarten.

      »Komm, ich hab’ ein wenig Hunger.«

      Gemeinsam betraten sie den gepflegten Garten, in dem bis zum Nachmittag Kleinigkeiten zu essen, Kaffee, Kuchen und Eis angeboten wurden. Am Abend saßen die Leute hier bei Bier und Wein, manchmal bis Mitternacht.

      »Schau mal«, schmunzelte Ste-phan und deutete auf die Aufsteller an den Tischen, auf denen Richterbräu angeboten wurde.

      »Ja, der Herr Reisinger ist schon ein cleverer Geschäftsmann«, lächelte seine Mutter.

      Für ein verspätetes Mittagessen bestellte sie sich einen Salatteller, während Stephan sich mit einer Leberknödelsuppe begnügte. Während sie es sich schmecken ließen, unterhielten sie sich über den Geburtstag, der erst zwei Tage zurücklag, und die damit verbundenen Feiern und Ju-belempfänge. Es war anstrengend gewesen, aber das hatten sie vorausgesehen. Aber auch schön. Margot Richter war mit Ehrungen und Lobeshymnen überhäuft worden, doch das Schönste für sie war, daß alle Gäste ihrer Bitte gefolgt waren und großzügige Beträge auf ein Spendenkonto zugunsten notleidender Kinder überwiesen hatten.

      »Man liebt dich eben, Mutter«, sagte Stephan und nahm ihre Hand. Er drückte einen Kuß darauf. »Genau wie ich.«

      Die immer noch attraktive Frau seufzte. Der Sohn schaute sie irritiert an.

      »Was hast du denn?«

      »Ach, du weißt, was mir auf dem Herzen liegt…«

      Stephan Richter zog die Augenbraue hoch. Natürlich wußte er es. An dem Sonntag vor dem Geburtstag seiner Mutter hatten sie den ganzen Abend darüber diskutiert. Im Hinblick auf ihr Alter hatte Margot den Sohn aufgefordert, sich endlich nach einer Beziehung umzusehen, die länger dauern sollte als das übliche Vierteljahr…

      Indes schien die Diskussion darüber nicht gefruchtet zu haben, und Margot Richter beglückwünschte sich insgeheim zu ihrem Ent-

      schluß, von dem Stephan nichts ahnte.

      Nichts ahnen durfte, wenn nichts schiefgehen sollte!

      *

      »Wir haben doch lang und breit darüber gesprochen«, erwiderte der Sohn.

      »Schon gut«, winkte seine Mutter ab. »Laß uns von etwas anderem reden.«

      Das war Stephan nur recht.

      »Sag’ mal, was schaust’ dich eigentlich immer um?« fragte er.

      Ihm war aufgefallen, daß seine Mutter zwischendurch immer wieder zum Eingang des Kaffeegartens schaute.

      »Erwartest du noch jemanden?«

      Margot Richter schüttelte den Kopf.

      »Nein. Wie kommst’ denn darauf?«

      »Weil du andauernd auf den Eingang schaust.«

      »Ach, nur so«, erwiderte sie und schob ihren Teller beiseite. »Jetzt möcht’ ich die Kirche besichti-

      gen.«

      Stephan nickte und winkte die Bedienung heran. Den Betrag ließ er auf die Zimmerrechnung setzen und gab dem jungen Madl ein Trinkgeld. Seine Mutter war schon aufgestanden und bewunderte einen riesigen Rhododendrenbusch, der an der Seite des Hauses stand.

      »Herrlich, was?« meinte sie, als Stephan sie unterhakte.

      Er nickte und führte sie auf die Straße hinaus. Bis zur Kirche war es nicht weit. Sie überquerten die Straße und gingen den Kiesweg hinauf. Rechts von der Kirche stand das Pfarrhaus, daneben lag der Friedhof.

      Im Innern des Gotteshauses war es angenehm kühl. Die beiden Besucher waren im Vorraum stehengeblieben und sahen sich verwundert an.

      »Donnerwetter!« entfuhr es Stephan.

      Seine Mutter stieß ihn in die Seite.

      »Du sollst net fluchen, und schon gar net in der Kirche!«

      »Tut mir leid«, murmelte er. »Aber wenn man diese Pracht sieht, kann einem das ja schon mal rausrutschen.«

      Es war wirklich beeindruckend, was sie da sahen. Rot, Blau und Gold waren die vorherrschenden Farben. Die Fenster zeigten wunderschöne Bilder aus dem Alten Testament, geschnitzte Madonnenfiguren und andere sakrale Kostbarkeiten ließen die Besucher staunen.

      »Wunderschön«, sagte Margot Richter leise.

      Sie waren durch den Mittelgang bis zum Altar gegangen. Rechts unter der Galerie hing ein Bild. Gethsemane, stand darunter. Es zeigte den Erlöser am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Andächtig standen Mutter und Sohn davor und betrachteten es.

      »Schau.« Stephan deutete auf eine Madonnenfigur, die neben dem Bild auf einem Holzsockel stand.

      ›Unbekannter Holzschnitzer‹, stand auf dem dazugehörigen Schild.

      In diesem Moment öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein. Er nickte ihnen lächelnd zu.

      »Ah, Besucher. Grüß Gott, ich bin Pfarrer Trenker.«

      Mutter und Sohn stutzten.

      Dieser Mann sollte Geistlicher sein?

      Hätte er nicht den Priesterkragen getragen, würden sie ihn wahrlich nicht als einen solchen erkannt haben, entsprach Sebastian Trenker doch so ganz und gar nicht dem landläufigen Bild, das die Menschen gemeinhin von einem Mann Gottes hatten.

      Schlank war er und hochgewachsen. Das sympathische, markante Gesicht war von vielen Aufenthalten an der frischen Luft und Sonne stets leicht gebräunt, und alles in allem erweckte der Geistliche eher den Eindruck, ein erfolgreicher Sportler oder prominenter Schauspieler zu sein.

      Sebastian war indes die Verwunderung der Besucher nicht entgangen. Allerdings kannte er solche Reaktionen zur Genüge und ging nicht weiter darauf ein.

      »Sie machen Urlaub hier?« fragte er statt dessen.

      »Ja«, nickte der junge Mann und deutete eine Verbeugung an. »Ste-phan Richter. Das ist meine Mutter.«

      Die ältere Frau lächelte.

      »Erfreut, Sie kennenzulernen, Hochwürden«, sagte sie und reichte ihm die Hand.

      Der gute Hirte von St. Johann schaute sie fragend an.

      »Margot


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