Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Ewald und Hannelore Pfister warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu, der ihrer Tochter allerdings entging.

      »Na, wen denn?« fragte ihr Vater.

      »Frau Richter«, sagte Angela.

      Ewald runzelte die Stirn.

      »Richter? Welche Frau Richter?« gab er sich unwissend.

      »Na, die aus der Schweiz.«

      Ihr Vater schüttelte den Kopf.

      »Ich kenne keine Frau Richter in der Schweiz«, meinte er und sah seine Frau an. »Du etwa, Hannelore?«

      »Ach, Papa, ich mein’ doch die, mit der ihr im letzten Jahr in Davos immer zusammen gewesen seid. Die Brauereibesitzerin aus Straubing.«

      »Ach, die meinst du, Margot! Sag’ bloß, die ist auch hier?«

      »Na, so ein Zufall«, ließ sie die Mutter vernehmen.

      »Ja«, nickte Angela. »Genau das hab’ ich auch gedacht.«

      »Die ist tatsächlich hier in Sankt Johann?« fragte der Kaufmann noch einmal nach. »Das ist ja’n Ding!«

      »Ihr duzt euch?« fragte Angela. »Davon weiß ich ja gar nix.«

      »Warum auch.« Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Du hast sie ja auch nur an dem Wochenende geseh’n. Da waren wir noch net so weit, daß wir uns geduzt hätten.«

      »Ist ja auch egal«, wandte ihr Vater ein. »Jetzt ist sie jedenfalls hier. Weißt du ihre Zimmernummer?«

      Ewald Pfister band sich eine Krawatte um, die er zum Schlafen abgelegt hatte.

      »Na, dann woll’n wir mal guten Tag sagen«, meinte er.

      »Ich weiß net«, entgegnete Angela. »Sie ist net allein hier. Der Sohn begleitet sie.«

      »Na, um so besser«, sagte der Kaufmann. »Da lernen wir ihn mal persönlich kennen. Margot hat ja schon viel über ihn erzählt. Ich bin ganz gespannt darauf zu sehen, was er für ein Typ ist. Was für einen Eindruck macht er denn auf dich?«

      Angela verzog das Gesicht.

      »Den eines arroganten Schnösels«, antwortete sie.

      Sowohl Ewald als auch Hannelore Pfister zuckten zusammen.

      Herrje, das kann ja was werden, dachte Angelas Vater, wenn sie jetzt schon so über ihn redet!

      Allerdings ließ er sich seine Gedanken nicht anmerken.

      »Na ja, wahrscheinlich täuscht der erste Eindruck«, sagte er und zog sein Sakko über. »So, jetzt aber los. Erstmal begrüßen wir uns’re Freundin aus der Kur, dann stürmen wir alle zusammen das Kuchenbüffet.«

      Angela zuckte die Schulter. Bis eben hatte sie noch gehofft, daß die Eltern Margot Richter allein besuchen würden, und auf das gemeinsame Kaffeetrinken hätte sie auch verzichten können. Jetzt allerdings mußte sie wohl mitgehen. So, wie es aussah, freuten sich die Eltern über das unerwartete Zusammentreffen, und Angela wollte ihnen diese Freude nicht nehmen.

      Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich diesem Schicksal zu fügen.

      Aber unterhalten werd’ ich mich mit ihm net!

      Mit diesem Gedanken verließ sie hinter ihren Eltern die Suite.

      *

      »Was gibt’s denn?« fragte Margot Richter, während sie ins Bad ging und sich mit einer Bürste durch das Haar fuhr.

      »Sag’ mal, diese Pfisters«, rief Stephan, der sich in das Wohnzimmer der Suite gesetzt hatte und in einem Prospekt las, »wir müssen uns doch net die ganze Zeit mit denen abgeben, oder?«

      Margot zuckte merklich zusammen.

      Das hörte sich nicht gerade an, als würde er über diese Aussicht begeistert sein.

      »Was heißt die ganze Zeit?« fragte sie zurück. »Natürlich möchte ich etwas mit ihnen unternehmen. Ich fand sie schon in Davos sehr nett und freu’ mich, daß der Zufall dieses Zusammentreffen möglich gemacht hat.«

      Sie kehrte aus dem Bad zurück und schlüpfte in ihre Kostümjacke.

      »Wie findest’ denn eigentlich die Angela?« wollte sie wissen. »Ist doch ein nettes Madl, oder?«

      Stephan sah sie stirnrunzelnd an.

      »So, findest du?«

      »Du nicht?«

      »Na ja, ich weiß ja net. Sie macht auf mich keinen sonderlich sympathischen Eindruck«, erwiderte er. »Und wenn du schon fragst – die Aussicht, jeden Tag mit den Pfisters zusammen zu verbringen, find’ ich alles andere als toll.«

      »Ich weiß gar net, was du hast«, sagte seine Mutter kopfschüttelnd. »Ich hab’ sowohl die Eltern als auch Angela in bester Erinnerung. Und mit Ewald und Hannelore stehe ich immer noch im telefonischen Kontakt.«

      Sie sah ihn auffordernd an.

      »Also, Stephan, jetzt reiß dich ein bissel zusammen«, bat Margot Richter. »Auch wenn dir die Familie nicht sympathisch ist, mußt du es sie ja nicht unbedingt merken lassen.«

      Ein Klopfen an der Tür beendete die Diskussion. Margot öffnete und breitete die Arme aus.

      »Herzlich willkommen«, rief sie mit einem strahlenden Lächeln. »Ihr glaubt ja gar net, wie ich mich freu’!«

      »Na und wir erst«, lachte Ewald Pfister und ließ seiner Frau den Vortritt.

      Hannelore und Margot fielen sich in die Arme, dann begrüßte Ewald Stephans Mutter.

      »Und das ist der Herr Sohn?« sagte er und reichte dem jungen Mann die Hand. »Pfister. Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

      »Gleichfalls«, quetschte Stephan hervor und deutete eine Verbeugung an.

      Angelas Mutter lächelte ihm zu, als er sich über ihre Hand beugte.

      »Sehr wohlerzogen.«

      Angela war ebenfalls eingetreten und beobachtete die Szene.

      Trotzdem arrogant!

      »Ja, das war vielleicht eine Überraschung, als da plötzlich die Angela in der Hotelhalle steht«, sagte Margot an die beiden Pfisters gewandt. »Ich dacht’, ich seh’ net recht. Wie lang’ bleibt ihr denn?«

      »Vierzehn Tage«, antwortete Hannelore. »Mehr wollt’ Ewald uns net zugesteh’n. Er hat Angst, ums Geschäft.«

      »Na, ganz so schlimm ist’s net«, winkte der Kaufmann ab. »Aber in den nächsten Wochen entscheidet’s sich, ob wir in den Osteuropäischen Markt einsteigen, und dann wär’ ich schon gern’ wieder an meinem Schreibtisch.«

      Er wandte sich an Stephan.

      »Was sagen Sie denn zu der Entwicklung, Herr Richter?« erkundigte er sich. »Die EU-Erweiterung kann doch nur ein Gewinn für uns Kaufleute sein, oder sind S’ da and’rer Meinung?«

      Der Juniorchef der Richterbrauerei zuckte die Schultern.

      »Ich glaub’ net, daß das für uns von Belang ist«, antwortete er. »Es dürfte, zum Beispiel, für eine deutsche Brauerei sehr schwer sein, den Tschechen Bier verkaufen zu wollen. Das brauen die nämlich selbst in hervorragender Qualität.«

      Hannelore hob die Hand.

      »Jetzt laßt doch die Geschäfte«, meinte sie. »Wir wollen lieber hinuntergehen und einen schönen Kaffee trinken. Dabei können wir bereden, was wir in den nächsten Tagen unternehmen wollen.«

      »Eine gute Idee«, nickte Ewald und strich sich über den Bauch. »Ich bin gespannt, ob es hier Butter-

      cremetorte gibt.«

      Angela hatte die ganze Zeit über am Fenster gestanden und zu den anderen hinübergeschaut. Sie ärgerte sich


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