Gespielin der Cyborgs. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.erfuhren wir das im Voraus, zumindest ein paar Stunden zuvor. Nicht, dass ich mich beschweren würde, aber der Schock erfüllte jedes Wort von meinen Lippen mit Unfug.
Tyran ignorierte mich und ging weiter, Lady Rones Hand um seinen Ellbogen gelegt. Sie führte ihn der Transportstation entgegen und ließ mich einfach stehen. Er blickte über seine Schulter, und ich sah etwas in seinem Blick, das ich schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Es war nicht nur Hoffnung.
Es war Begeisterung.
Maxim klopfte mir auf den Rücken und riss mich aus den Gedanken. „Sie ist nicht Ihre zugewiesene Gefährtin, Hunt. Sie ist Captain Tyrans.“ Er rief Tyran zu. „Ich nehme an, dass Hunt ihre Wahl zum Sekundär ist?“
Tyran blickte verdutzt drein, so schockiert, wie ich mich fühlte, aber er antwortete rasch. „Natürlich.“ Tyrans Bestätigung kam bei mir an, und meine Welt stand zwar immer noch auf dem Kopf, aber sie beruhigte sich langsam. Die Dinge waren vielleicht anders, als ich sie mir vorgestellt hatte, aber wir würden uns daran gewöhnen. Ich würde mich daran gewöhnen. Ich hatte nun keine Wahl mehr.
Wir hatten eine Gefährtin. Das war das Einzige, was nun noch wichtig war.
Captain Tyran Zakar, Die Kolonie, Basis 3
Meine Gefährtin. Heilige Scheiße. Meine Gefährtin. Nicht Hunts, wie ich erst dachte. Ja, ich war enttäuscht gewesen, und die Hoffnung in mir war einen langsamen Hungertod gestorben, als erst Wochen, dann Monate vergingen und keine neue Gefährtin für die Kolonie eintraf. Wir waren ins Testzentrum gegangen, hatten den Prozess durchgemacht, aber keiner von uns kam mit einer Zuordnung daraus hervor. Und das war bereits drei Monate her. Bis jetzt hatten wir nichts weiter davon gehört. Ich wusste, dass Hunt sich über diese langen Wochen hinweg an seiner Hoffnung festgehalten hatte. Ich hatte schon lange aufgegeben.
Ich konnte mich von diesem Ereignis nur noch daran erinnern, dass ich einen umwerfenden, aber vagen Sextraum gehabt hatte und mit einem so harten Schwanz herausgekommen war, dass ich gefürchtet hatte, er bohrt sich gleich durch meine Rüstung. Zum Glück konnte ich in mein Quartier zurück und die Sache in die Hand nehmen, meine Qual lindern, von der ich wusste, sie würde nur dann ganz nachlassen, wenn ich mich in meiner Gefährtin versenkte.
Und jetzt würde ich eine bekommen. Ich würde kein Sekundär sein, sondern der zugeordnete Gefährte, der primäre Mann. Ich versuchte, mein Grinsen zu unterdrücken, aber es war fast unmöglich. Ich fühlte mich... Götter, fühlte ich mich gut. Beschwingt. Begeistert. Verdammt nahe dran an glücklich. Da draußen im Universum gab es eine Frau, die für mich perfekt war.
Ich hatte angenommen, dass mein dunkles Wesen, meine tiefgehenden sexuellen Bedürfnisse, bedeuteten würden, dass es niemanden gab, der ähnlich veranlagt war. Welche Frau wollte schon gefesselt und gefickt werden? Mit verbundenen Augen vor mir knien? Vor Lust aufschreien über ein kleines Bisschen Schmerz? Dominiert werden, und nicht nur wollen, sondern brauchen, dass ihr Gefährte die Kontrolle übernimmt?
Wenn Hunt der zugeordnete Gefährte gewesen wäre, wusste ich, er würde sich Zeit damit lassen, unsere Gefährtin zu verführen. Ich war darauf eingestellt gewesen, das zu akzeptieren und einer Gefährtin zu geben, was sie brauchte, und mir sonst um nichts Gedanken zu machen. Mild, nicht wild. Zahm, nicht züchtigend. Sinnlich, nicht sündig.
Aber diese Frau gehörte mir. Mir. Was bedeutete, dass sie genau das wollte, was ich wollte. Sie würde brauchen, was ich ihr geben konnte. Wir wären einander sonst nicht zugeordnet worden.
Mein Herz stockte beim Gedanken daran, dass sie mich zurückweisen könnte, sobald sie mein Auge sah und was der Hive mir angetan hatte. Aber dann, mit Lady Rone in diesem Moment an meinem Arm, ihre Hand um meinen Ellbogen geschlungen und ein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht, erinnerte ich mich daran, dass Liebe blind war. Sie schien es nie zu bemerken oder sich darum zu kümmern, dass ihre beiden Krieger vom Hive verseucht worden waren. Meine Gefährtin musste ebenso sein, denn die Zuordnung hatte stattgefunden, nachdem ich vom Hive ruiniert worden war. Die Tests hatten mich mitsamt aller Cyborg-Teile einer Frau zugeordnet. Das hieß, dass sie mich genau so wollen würde, wie ich war.
Oder nicht?
Oder nicht?
Lady Rone neben mir hatte einen spürbaren Schwung in ihrem Schritt, der mich an ein sorgloses Kind erinnerte. Ich ließ zu, dass ihr Glück sich auf mich übertrug. Ich würde mir nun keine Sorgen machen. Ich würde den Moment genießen. Diese Momente waren selten. Flüchtig. Ungewohnt.
„Sie müssen so aufgeregt sein“, sagte Lady Rone zu mir, als wir uns der Transportkammer näherten. „Ich kann es nicht erwarten, sie kennenzulernen. Woher sie wohl stammt?“
Niemand verwendete den Ausdruck aufgeregt bei mir. Ich war der Ruhige, der Beobachter. Der vor sich hinbrütende Klotz in der Ecke. Und doch war ich es, der zugeordnet worden war.
Ich wusste, dass Maxim und Hunt ein paar Schritte hinter uns waren. Was Hunt wohl dachte? Jetzt war er mein Sekundär. Wir waren Freunde. Hatten den gleichen Rang. Waren ebenbürtig. Und doch war er ein Anführer, redegewandt und wortstark, während ich damit zufrieden war, im Hintergrund zu bleiben. Das hieß nicht, dass ich weniger leidenschaftlich war. Ich war wohl sogar noch verwegener und gewitzter als Hunt. Ich verschwand im Hintergrund, war still, und ein Angriff kam unerwartet.
Und mit einer Frau? Es war schon lange her, dass ich meinen Willen bekam, aber ich kannte meine Natur. Ich würde das Kommando übernehmen, sie beobachten, jede kleinste Reaktion analysieren. Eine Frau war ein Rätsel, das ich nur zu gerne löste. Ich mochte nichts lieber, als ihren Geheimnissen auf den Grund zu gehen, damit ich ihr alles geben konnte, was sie wollte, was sie brauchte. Selbst, wenn sie es selbst nicht wusste oder sich ihre Bedürfnisse selbst nicht eingestand.
Ich hatte einfach angenommen, dass Hunt zugeordnet werden würde. Dass er der primäre Mann sein würde und ich sein Sekundär. Ich hatte auf eine eigene Gefährtin gehofft, hatte angenommen, dass meine dunklen Bedürfnisse gezähmt oder gänzlich verborgen bleiben würden, aber ich hatte es nie für möglich gehalten, dass es eine Frau im Universum geben konnte, die für mich perfekt war. Nicht, als Maxim gesagt hatte, dass eine Zuordnung stattgefunden hatte.
Erst, als er gesagt hatte, dass sie meine war.
„Aufgeregt? Nein. Ich hoffe, dass ich mich der Ehre würdig erweise“, gestand ich Lady Rone. Ich hielt an, und sie blickte überrascht zu mir hoch. Ich sprach nicht von meinen Zweifeln, meiner Sorge, dass Hunt seine neue Rolle vielleicht nicht akzeptieren konnte. Jahrelang war er der Führende gewesen, hatte die Befehle gegeben. Ich hatte sie befolgt, hatte gehorcht. Nicht, weil ich nicht selbst anführen könnte, sondern weil er mein Waffenbruder war und ich sonst niemandem meine Sicherheit anvertrauen wollte.
Und wenn irgendein anderer arroganter Mistkerl versucht hätte, mich herumzukommandieren, hätte ich ihn mit der gleichen Leichtigkeit getötet, mit der ich meinen Kopf beugen konnte.
„Ich muss meine Kragen holen. Ich möchte nicht, dass sie ohne einen ist.“
Verständnis füllte ihre Augen, und Maxim und Hunt stießen direkt vor dem Transporterraum auf uns. „Ich dachte schon, dass Sie ihr Ihren Kragen gleich um den Hals legen wollen“, sagte der Gouverneur mit tiefer Stimme. „Bei mir war es genauso. Wir können es nicht brauchen, einen Krieg über eine nicht in Besitz genommene Frau anzufangen, so wie es mit Rachel beinahe passiert wäre.“
Lady Rone versetzte ihrem Gefährten einen Schlag auf den Arm und verdrehte die Augen. „Das ist nicht fair. Es ist nicht meine Schuld, dass ich die einzige Gefährtin auf dem gesamten Planeten bin.“ Sie blickte zu mir. „Ich kann es nicht erwarten, noch eine Frau hier zu haben, die mir hilft, unter euch Neandertalern meine Frau zu stehen. Und eine von der Erde ist sogar noch besser.“ In ihren Worten klang so etwas wie Überschwang. Ihre Begeisterung war ansteckend, denn es traf mich wie ein Ionen-Blaster, dass Lady Rone vielleicht aufgeregt war, eine neue Freundin zu bekommen, aber die Frau, die gleich eintreffen würde, mir gehörte.