Gespielin der Cyborgs. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.eigenen Gouverneur, und hatten zum Tod von Captain Brooks geführt. Er war ein Krieger von der Erde gewesen, der leichtherzig war und gerne lachte, auch nach dem, was der Hive ihm angetan hatte. Er war mein Freund gewesen, und ich wollte nichts lieber, als den verräterischen Mistkerl zu schnappen, der ihn umgebracht hatte. Der ihn von innen heraus zerstört hatte.
Ich wandte mich an den Jäger Kjel. Vielleicht konnte ich mir die Fertigkeiten des Jägers ja doch zu Nutze machen. „Sie sind für die gleichen Pflichten und den gleichen Bereich eingeteilt worden.“
„Natürlich.“ Seine Stimme war gleichmäßig und ungerührt, als würde man mit einer Leiche sprechen. Ich wollte, dass er mir widersprach, wollte durch diese kühle Reserviertheit dringen. Er würde sich seinem Schmerz niemals stellen, seiner neuen Realität, wenn er alles in seinem Inneren verschlossen hielt.
Ich stand auf und rollte die Schultern. Die Anspannung dort bereitete mir Kopfschmerzen. Wieder einmal. Ich hatte früher nie unter Kopfschmerzen gelitten—bevor der Hive seine Nadeln und mikroskopischen Implantate in mich hineingeschoben hatte. Jetzt waren sie eine ständige Plage, ein Merkzettel dafür, dass ich nie wieder sein würde, was ich früher gewesen war. „In Ordnung. Das hier ist Phin, ein Mitglied meines Sicherheitsteams.“ Ich deutete mit dem Kinn auf die Wache. „Er bringt Sie zu Ihren Quartieren und gibt Ihnen eine Führung durch Basis 3. Sie melden sich in achtzehn Stunden für Ihre erste Schicht zum Dienst.“
Captain Marz erhob sich, gefolgt von Perro, dem Atlanen und dem Jäger, und vier Männern aus meinem Team führten sie den Korridor entlang zu den Privatquartieren. Die Männer waren mit nichts gekommen, also würde es nicht lange dauern, bis sie sich eingerichtet hatten und die Basis erkunden konnten. Wir hatten nicht viele Atlanen, und Kjel war unser erster Jäger. Sie würden zweifellos Aufmerksamkeit erregen, und viele Herausforderungen in den Kampfgruben.
Ich konnte sehen, wie Tyran an Kampflord Rezz im Vorbeigehen Maß nahm, und wusste, dass mein Sekundär dasselbe dachte. Tyran war der amtierende Nahkampf-Champion auf Basis 3. Ein Rang, den ihm der atlanische Kampflord gewiss nur zu gerne abnehmen würde. Wenn der Neuankömmling ihn bezwingen konnte. Tyran würde ihm das nicht leicht machen.
Ich folgte der Gruppe zur Tür und blieb neben Tyran stehen, während die Neuankömmlinge und ihre schwer bewaffnete Eskorte weiterzogen. „Er wird dich in Stücke brechen, mein Freund. Wie einen Zweig.“
3
Hunt
Tyran grinste, und in seinen dunkelbraunen Augen blitzte das Funkeln einer angenommenen Herausforderung. Er war in vielen Dingen mein Gegenstück, seine dunkle Haut und Haare ein starker Kontrast zu meinen. Seine Vorliebe für organisierte Gewalt war zwar verständlich, aber zuweilen konnte er nicht aufhören und ging zu weit. Seit unserer Gefangennahme war er nicht mehr derselbe. Aber das waren wir alle nicht. Tyran freute sich mehr als jeder andere Krieger, den ich kannte, auf die veranstalteten Kämpfe. „Wie lange gibst du mir?“
Ich dachte nach. Der Atlane würde bis zum Abendessen von den Kampfgruben erfahren haben. Bis morgen würde er Tyran von seinem Podest als Champion stoßen wollen. „Einen Tag. Zwei vielleicht.“
„Ausgezeichnet.“ Tyran steckte seine Waffen weg und ging neben mir den Flur entlang. Unsere Stiefel sollten auf den harten Böden laut hallen, aber wir hatten gelernt, uns leise fortzubewegen. Selbst Tyran in voller Kampfmontur bewegte sich neben mir still wie ein Schatten. Im Vergleich zu meinem Sekundär wurde ich als gesellig angesehen. Das musste ich bei meinem Job auch sein. Ich konnte die Neuankömmlinge ja nicht gleich am ersten Tag verschrecken. Tyran hatte eine dunkle Aura um sich herum. Wir waren schon vor unserer Gefangenschaft befreundet gewesen, aber danach? Danach wurde Tyrans Schweigen tiefer, und ich hatte keine Ahnung, wie ich es füllen konnte. Ich konnte nur hoffen, dass unsere Gefährtin ihn von innen heilen würde.
Unnachgiebig, präzise. Tyran hatte eine Genauigkeit in seinen Bewegungen, in seinem Kampfstil, an der andere Männer jahrzehntelang arbeiteten. Das hatte seinen Preis. Ein introvertiertes Gemüt, eine Intensität, die anderen Angst machte. Besonders, da er ein Prillon-Krieger war. Aber ich würde keinen anderen zum Sekundär haben wollen. Ich würde niemandem sonst die Sicherheit meiner Gefährtin anvertrauen.
„Hast du dich heute Morgen mit dem Gouverneur getroffen?“, fragte Tyran.
„Ja.“
„Irgendein Hinweis auf Krael?“
Mein Blut gefror, als ich an den Prillon-Krieger dachte, der uns alle verraten hatte. Meine Fäuste ballten sich bei dem Gedanken an seine Ehrlosigkeit. Er war schon lange ein Verräter gewesen, und wir hatten es nicht gewusst. Es machte uns alle nervös. Wir hatten uns auf der Kolonie zwar an Regeln zu halten, damit alles zivilisiert zuging, aber die gesamte Bevölkerung bestand aus Veteranen, ehemaligen Kriegern, und wir alle hatten angenommen, dass ein Grundverständnis von Ehre herrschte. Wir hatten auf die harte Tour gelernt, dass dies nicht der Fall war, und nun beäugten wir einander gründlich, mit größerer Sorgfalt, mit einem Misstrauen, das ich zu hassen gelernt hatte. Es war schon schwer genug, die Männer hier bei Sinnen zu halten, ohne die zusätzliche Sorge, dass Verräter unter uns wandeln konnten.
„Niemand kann ihn finden. Und es gibt keine Transport-Aufzeichnungen. Er ist entweder immer noch am Planeten, oder er ist per Raumschiff entkommen.“
„Der Gouverneur hat auf seinen Kopf einen Preis ausgesetzt.“
„Das reicht nicht.“ Ich wusste darüber Bescheid. Ein noch höheres Kopfgeld war außerhalb des Planeten auf ihn ausgesetzt, dank Primus Nial von Prillon Prime. Aber es reichte nicht aus. Wenn das so wäre, hätten wir Krael bereits in Gewahrsam. Niemand außerhalb der Kolonie wusste, warum wir den Bastard wollten, aber jeder im Universum wusste, dass wir ihn lebend wollten.
Tyran stimmte mir zu, und wir bahnten uns unseren Weg zum Zentrum der Basis 3. Unser Zuhause hatte sich in den letzten paar Wochen stark verändert. Die Gefährtin des Primus, Lady Deston, war zu Besuch gekommen, zwei Mütter waren auf die Kolonie übersiedelt, um in der Nähe ihrer Söhne zu leben, und Lady Rone war als erste Kolonie-Gefährtin eingetroffen. Das hatte der Kolonie Leben eingehaucht. Die Gefährtin des Gouverneurs fand besonderen Gefallen an den Gärten und hatte darauf bestanden, dass mehr dafür getan wurde, sie einladend zu gestalten. Bäume und Blumen waren von allen Koalitionsplaneten herantransportiert worden, und überall standen Sitzgelegenheiten. Ranken wuchsen uneingeschränkt überall, was dem Ort eine wilde Atmosphäre verlieh. Ich hatte einige Zeit lang nicht viel davon gehalten, aber inzwischen hatte die stille Einsamkeit des Areals mich mit seinen neuen Brunnen und gezähmten Vögeln in seinen Bann gezogen, und brachte mir ein gewisses Maß an innerer Ruhe.
Den Pflanzen von ihren Heimatwelten dabei zuzusehen, wie sie wuchsen und zu Leben erwachten, war tröstlich für die Männer. Die Kolonie war kein toter Planet. Wir waren am Leben. Wir mussten uns nun nur noch daran erinnern, wie man lebte.
Als hätte ich sie herbeibeschworen, sah ich Lady Rone und den Gouverneur auf uns zukommen, beide zufrieden wirkend.
„Captain Hunt! Tyran! Es ist soweit. Kommen Sie schnell!“ Lady Rone nahm uns beide an der Hand und zerrte uns geradezu in die Gegenrichtung. Sie war eine der wenigen Leute auf der Kolonie, der wir es gestatten würden, uns auf diese Art herumzuführen, trotz der Tatsache, dass sie im Vergleich zu unserer Prillon-Größe winzig war. Wenn wir nicht mitkommen wollten, würde uns niemand dazu zwingen können, außer vielleicht ein Atlane in vollem Biest-Modus.
„Meine Dame, was machen Sie da?“ Ich blickte zu ihrem primären Gefährten Gouverneur Maxim, und auch er lächelte. Ein Ausdruck, den ich kaum je gesehen hatte, aber nun immer häufiger, seit er und sein Sekundär Ryston über das Interstellare Bräute-Programm vermittelt worden waren.
„Ihre Gefährtin ist eingetroffen.“
„Meine Gefährtin?“ Ich blieb auf der Stelle stehen, völlig verblüfft, und mein Herz raste. Meine zugewiesene Gefährtin? Sie war hier? Lady Rone