Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City. Joe Barry

Читать онлайн книгу.

Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City - Joe Barry


Скачать книгу
Deutlich war zu sehen, daß der eine Propeller stand. Der andere Motor war es, der die Fehlzündungen hatte.

      Die Tragflächen wackelten. Das Flugzeug schien Bocksprünge in der Luft zu machen. Und plötzlich gab es eine Explosion. Flammen züngelten aus dem mit höchster Umdrehungszahl laufenden Motor. Hinter der Maschine bildete sich ein langer schwarzer Rauchschleier.

      Sir Winston hüpfte aufgeregt durch den Sand.

      „Sie fällt ’runter. Sieh dir das an, Bruder. Sie fällt ’runter!“

      Rasch näherte sich das Flugzeug. Es war deutlich, daß der Pilot versuchte, die Piste zu erreichen und dort eine Notlandung vorzunehmen.

      Jetzt raste die Maschine über ihre Köpfe hinweg. So gering war der Abstand, daß sie sich unwillkürlich duckten. Einen Moment war der riesige Vogel über ihnen, dann erreichte sie die dunkle Rauchwolke, hüllte sie mit beißendem, schwarzem Qualm ein. Hustend kämpften sie sich vorwärts.

      Und dann ging alles sehr schnell. Der Pilot verlor die Gewalt über das Flugzeug, das über die rechte Tragfläche abschmierte. Sie streifte eine Agave, die sie glatt abschnitt, und verschwand dann über den Kakteen.

      Sekunden später erschütterte ein dumpfer Schlag die Erde, gefolgt von dem reißenden Geräusch brechenden Metalls. Eine Saubwolke stieg auf. Dann war wieder Stille.

      Sir Winston sah Buck Boy an.

      „Auf mein Wort“, sagte er, „das war nichts Alltägliches.“

      Sie gingen vorwärts, bis sie den Rand des Kakteenfeldes erreichten. Unsicher sahen sie sich an. Buck Boy trat von einem Fuß auf den anderen. Der Sand war so heiß, daß er durch die Schuhsohlen brannte.

      „Da drinnen liegt der Vogel“, sagte Sir Winston und beäugte die mächtigen Kakteen, die eine undurchdringliche Wand bildeten.

      „Was sollen wir tun?“ fragte Buck Boy ratlos.

      „Weiß nicht, muß nachdenken. Es kann nicht weit sein, höchstens hundert Meter.“

      „Wie willst du da durchkommen?“ fragte Buck Boy und wies auf die Kakteen. „Hast du dir mal die Stacheln angesehen. Ganz tückische Apparate sind das.“

      „Das ist unser Problem“, knurrte Sir Winston. „Habe Angst, daß du ausläufst, wenn sich einer in dein Hinterteil bohrt. Ganz üble Sache.“

      „Ob da drinnen einer lebt?“

      „Glaube ich nicht. Wir können ja mal rufen.“ Er hob die Stimme. „Hallo!“ schrie er.

      Dünn und verloren wehte die Stimme durch die Kakteen.

      „Noch mal“, kommandierte er. „Zusammen.“

      „Hallo!“ schrien sie mit vereinten Kräften.

      Nichts rührte sich.

      „Hätte mich auch gewundert“, sagte Sir Winston. „Das hat ganz ordentlich gescheppert. Ein Wunder, daß der Sprit nicht ausgelaufen ist und Feuer gefangen hat. Ganz besonders bei der Hitze.“

      „Was tun wir jetzt?“ fragte Buck Boy und sah trübsinnig auf die Kakteen.

      „Wir müssen es versuchen“, entschied Sir Winston. „Irgendwo muß es einen Durchgang geben. Du gehst voran, und ich halte mich dicht hinter dir.“

      „Wie wär’s umgekehrt, Bruder?“

      „Buck, alter Knabe, die haben bestimmt eine Menge Whisky an Bord.“

      „Aber wenn die Flaschen zu Bruch gegangen sind?“

      „Glaube ich nicht. Der Whisky wird immer bruchsicher verstaut.“

      „Meinst du wirklich?“

      „Buck, stell dir doch nur vor: eine Vierzigunzenflasche goldgelben Old Bourbon, erste Qualität und noch nicht angebrochen.“

      Bucks Gesicht hellte sich auf.

      „Klasse!“ sagte er. „Gehen wir plündern.“

      „Natürlich tun wir’s auch wegen der Menschen“, sagte Sir Winston würdevoll. „Vielleicht brauchen sie Hilfe.“

      Zwanzig Minuten später saßen sie in den Kakteen fest. Sie hatten das Gefühl, über ein glühendes Nadelkissen gerollt zu sein, und verfluchten sich, die Hitze, die Welt und alles übrige.

      „Ich kann nicht mehr“, stöhnte Buck Boy. „Kannst du mir in aller Welt verraten, warum die Kakteen solche Stacheln haben? Kein Mensch denkt doch daran, denen etwas Böses zu tun!“

      „Denk an den Whisky“, sagte Sir Winston japsend. Er hatte sich dicht hinter Buck Boy gehalten und war so einigermaßen geschützt vorwärts gekrochen.

      „Zur Hölle mit dem Whisky. Ich will hier ’raus.“

      „Es sind höchstens noch zwanzig Meter. Da drüben sehe ich schon etwas.“

      „Meinst du wirklich?“ Hoffnungsvoll schob Buck Boy seinen Körper vorwärts, sorgsam bemüht, den Stacheln auszuweichen. Trotzdem hatte sein Rükken bald Ähnlichkeit mit dem eines Igels.

      Und dann hatten sie es geschafft.

      Die Absturzstelle war im weiten Umkreis durch geknickte Kakteen gekennzeichnet. Trümmer des Flugzeugs lagen umher. Eine abgerissene Tragfläche hatte sich tief in den Sand gebohrt und stand aufrecht.

      „Junge, Junge“, murmelte Buck Boy, „so sah es nicht mal bei uns zu Hause aus, wenn Vater seinen Rausch ausgetobt hatte.“

      „Ich glaube, die Gebrüder Wright haben sich das auch ganz anders vorgestellt.“

      „Die Gebrüder — was?“

      „Wright, Buck, Erfinder des Flugzeugs. Ihr Texaner seid doch ein ungebildeter Haufen. Was hättet ihr nur getan, wenn wir nicht wenigstens den aufrechten Gang und Messer und Gabel mit Waffengewalt bei euch eingeführt hätten?“

      „He!“ schnaubte Buck Boy, der offensichtlich überhaupt nicht zugehört hatte. „Sieh mal dahin!“

      Sir Winston blickte in die angegebene Richtung, und sein Gesicht verklärte sich.

      Vor ihnen ragte ein besonders großer Stachel in die Luft, und darauf steckte eine Hundertdollarnote.

      „Buck, alter Knabe“, flüsterte er. „Haben wir heute zufällig Weihnachten?“

      „Da ist noch einer“, sagte Buck Boy aufgeregt und bückte sich. „Und noch einer — und da ein ganzes Bündel.“

      Aufgeregt rufend, begannen sie die Scheine aufzusammeln und hatten im Nu ein dickes Bündel zusammen. Der Segen schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Immer mehr Scheine fanden sie, je näher sie an das Wrack herankamen.

      Buck Boy tanzte wie verrückt herum.

      „Ich hab gar nicht gewußt, daß Plündern so eine feine Sache ist“, krähte er. „Bruder, jetzt haben wir’s geschafft. Whisky bis an unser Lebensende.“

      Sir Winston packte ihn am Arm und preßte ihn schmerzhaft.

      „Still“, sagte er. „Hast du nichts gehört?“

      Ernüchtert hielt Buck Boy inne. Und jetzt wurde es deutlich: ein schwacher Ruf, der aus der zerschmetterten Flugkanzel kam.

      Sie sahen sich an.

      „Müssen wir — eh, da hineingehen?“ fragte Buck Boy langsam.

      „Ich gehe“, sagte Sir Winston entschlossen.

      Zögernd setzte er sich in Bewegung. Die Kanzel des Flugzeugs war restlos zerschmettert. Es schien mit der Nase zuerst kopfüber auf den Boden geprallt zu sein. Kaum zu glauben, daß da drinnen ein menschliches Wesen überlebt haben sollte.

      Aber da war der Ruf wieder — schwächer zwar, aber unverkennbar.

      Sir Winston packte eine der zerbeulten Streben und


Скачать книгу