Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City. Joe Barry

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Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City - Joe Barry


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als er stutzte.

      Drinnen wurde gesprochen. Sollte Buck Boy seine Saufkumpane mitgebracht haben? Aber nein, das klang anders. Er legte das Ohr an die Tür und lauschte.

      „… zum letztenmal!“ grollte eine tiefe Stimme. „Wo habt ihr das Geld versteckt?“

      Die Antwort war nicht zu verstehen, aber gleich darauf hörte er ein Aufklatschen und einen unterdrückten Schrei.

      Sir Winston erbleichte. Blitzartig begriff er, was los war. Die Gangster, denen das Geld gehörte, hatten ihre Spur gefunden. Sie hatten im Hotelzimmer auf sie gelauert, und Buck Boy war ihnen in die Finger gefallen. Jetzt hatten sie ihn in der Mangel, und Sir Winston, der seinen Kumpan nur allzu genau kannte, konnte sich gut vorstellen, daß Buck Boy sehr schnell alles verraten würde.

      Mit einem gehetzten Blick sah er sich um. Kein Mensch war zu sehen. Er begann zu laufen. Jeden Augenblick war er gewärtig, entdeckt zu werden. Nur mit Mühe wurde er mit der Panik fertig, die ihn zu überkommen drohte.

      Ungeduldig drückte er auf den Liftknopf, dann rannte er zur Treppe, jagte in langen Sätzen hinunter. Mit klopfendem Pulsschlag erreichte er die Halle, stürmte hindurch, ohne das erstaunte Gesicht des Portiers zu beachten.

      Erst draußen in der kühlen Nachtluft wurde er wieder ruhiger. Er mußte verschwinden, schnellstens. Aber mit der Ruhe kam auch die Überlegung.

      Es war durchaus möglich, daß Buck Boy noch ein paar Minuten hinhaltenden Widerstand leistete. Die Zeit konnte er ausnutzen, das Geld zu holen. Mit etwas Glück mußte er es schaffen. Er brauchte ja nur ein paar Minuten Vorsprung, und es ging um eine runde Viertelmillion. Was er in der Tasche hatte, waren nur noch ein paar hundert Dollar.

      Blitzartig schossen ihm diese Gedanken durch den Kopf. Buck Boy hatte eben Pech gehabt. Genausogut hätte es ihn erwischen können. Warum sollte er deswegen auf das Geld verzichten? Helfen konnte er Buck Boy sowieso nicht mehr.

      Er überquerte die Straße, ging zu dem Taxistandplatz auf der anderen Seite und ließ sich in die Polster fallen.

      „Immer geradeaus“, sagte er zum Fahrer. „Und machen Sie schnell. Ich hab’s eilig.“

      Sie fuhren die Main Street hinunter und erreichten in wenigen Minuten das freie Feld vor der Stadt.

      Der Driver wandte den Kopf.

      „Wo soll’s denn langgehen, Mister?“

      „Bis zur Bahnlinie.“

      „Und dann?“

      „Da steig ich aus.“

      Der Fahrer zuckte die Achseln und folgte der Aufforderung. Es war ihm deutlich anzusehen, was er von dem merkwürdigen Fahrgast hielt.

      Etwa eine Meile vor der Stadt kreuzte die Bahn nach El Baccara die Straße. Sir Winston gab ein ansehnliches Trinkgeld, kletterte heraus und wartete, bis das Taxi gewendet hatte und seine Rücklichter in der Nacht verglüht waren.

      Er war jetzt ganz allein. Der schwache Wind summte in den Telefondrähten. Über ihm dehnte sich der sternenglänzende Himmel, und die Umrisse von Agaven und verkrüppelten Buschpflanzen zeichneten sich schwarz gegen den Himmel ab.

      Er begann zu laufen, bog von der Straße ab und folgte den Schienen. Nach fünfzig Schritten verließ er den Bahndamm. Eine dicke Betonröhre führte hier unterirdisch durch den Damm. Sie war zur Wasserableitung in der schlechten Jahreszeit bestimmt.

      Sir Winston kniete nieder und kroch auf allen vieren in die Röhre hinein. Seine Hände tasteten über den Boden, bis sie das weiche Leder des Koffers spürten. Er faßte nach dem Griff und kroch rückwärts aus der Röhre.

      Und erstarrte.

      Der helle Lichtstrahl eines Scheinwerfers wanderte über den Damm. Für einen Augenblick schloß er geblendet die Augen. Sie waren schon da.

      Seine Gedanken überstürzten sich. Er schob sich in die Röhre zurück und schob den Koffer immer vor sich her. Jetzt hörte er Stimmen hinter sich. Von Panik gejagt, zwängte er sich vorwärts, stieß sich den Kopf blutig und zerriß sich den Anzug an dem rauhen Beton.

      Endlich hatte er das andere Ende der Röhre erreicht. Er stieß den Koffer ins Freie, rutschte hinunter und blieb mit hämmerndem Pulsschlag liegen.

      Sekunden später fiel ein heller Lichtstrahl in die Röhre.

      „Ist es hier?“ fragte eine Stimme.

      „Ja, hier ist das Geld“, nuschelte eine undeutliche Stimme. Sie gehörte Buck und war kaum zu verstehen, da ihm offenbar mehrere Zähne fehlten.

      „Junge, wenn du uns reinlegen willst —“, knurrte ein unsympathischer Baß.

      Sir Winston wartete mit klopfendem Herzen auf das unvermeidliche Schicksal. Die Gangster brauchten nur auf den Damm zu klettern, dann hatten sie ihn. Warum war er nur so versessen auf das Geld gewesen? Er verstand sich selbst nicht mehr.

      „He, Boß!“ rief eine laute Stimme. „In der Röhre ist nichts.“

      „Verdammt, ist das wahr?“ Wieder dieser Baß.

      Jetzt zwängte sich einer der Männer in die Röhre und leuchtete alles mit einer starken Lampe ab.

      „Hier liegt eine Brieftasche!“ rief er.

      Sir Winstons Hand zuckte zur Brusttasche. Verdammt, er hatte seine Brieftasche in der Röhre verloren — mit all seinen Papieren. Ihm lief es kalt den Rücken hinunter.

      „He, Amigo, was soll das bedeuten?“ fragte der Baß.

      „Ich verstehe das nicht“, jammerte Buck Boy. „Sir Winston und ich haben den Koffer da drinnen versteckt. Das schwöre ich euch.“

      „Und wo ist er jetzt?“

      „Keine Ahnung!“ Der Rest des Satzes erstickte in einem Aufschrei.

      Sir Winston ertrug die Spannung nicht mehr. Er schob sich vorsichtig den Damm hoch, hob den Kopf und spähte über die Schienen.

      In einiger Entfernung stand ein schwarzer Cadillac mit aufgeblendetem Licht. Deutlich zeichneten sich die Männer davor ab. Der Abstand zu Sir Winston betrug keine fünf Meter. Sie hätten sich nur umzudrehen brauchen, aber das tat keiner. Sie konzentrierten sich auf das wimmernde Bündel Angst, das Buck Boy hieß.

      Es waren drei Männer. Einer war klein, stämmig gebaut und hatte ein flaches, ausdrucksloses Gesicht. Der andere war lang, hatte einen Pferdeschädel und lange gelbe Zähne, die beim Sprechen über der Unterlippe standen. Aber am eindrucksvollsten war der dritte.

      Er überragte die anderen um Haupteslänge und war ungeheuer massiv gebaut. Als er den Kopf wandte, sah Sir Winton, daß er ein Neger war — mit einem energischen Gesicht, aus dem das Weiße der Augen stach. Der riesige Neger schien der Boß zu sein. Er trug eine schwarze Melone und sprach jetzt drohend auf Buck Boy ein.

      „Und was ist das hier?“ fragte er und hielt Buck Boy die Brieftasche unter die Nase.

      „Sie gehört nicht mir, das schwöre ich euch.“

      „Hör endlich auf, Meineide zu schwören. Du hast fünf Sekunden Zeit, die Wahrheit zu sagen.“

      „Ich sage euch doch, hier haben wir das Geld versteckt. Ich weiß nicht, wo es jetzt ist. Sir Winston muß es geholt haben, ohne mir etwas davon zu sagen. Das da ist seine Brieftasche. Er hat es gestohlen und sich aus dem Staub gemacht.“

      „Stimmt“, sagte nach kurzer Pause der riesige Neger. „Hier steckt sein Ausweis. Er muß das Ding verloren haben, als er das Geld aus der Röhre holte. Du hast einen feinen Freund, Buck Boy.“

      „Der Hundesohn!“ heulte Buck Boy.

      „Keine Angst, wir kriegen ihn und wenn er bis ans Ende der Welt flieht.“ Sir Winston erschauerte. „Er entkommt uns nicht, sowenig wie du.“

      „Was soll das denn heißen?“

      „Glaubst


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