Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City. Joe Barry

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Privatdetektiv Joe Barry - Der Tod geht um in Alabaska City - Joe Barry


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Sie“, sagte Sir Winston und machte eine großzügige Handbewegung. „Wie wär’s mit einem Schluck, Sheriff? Ist ein prima Whisky.“

      „Danke nein, ich trinke nur Buttermilch.“ Der Sheriff schob den Sombrero ins Genick und betrat den Raum. Suchend sah er sich um.

      „Wo ist euer Gepäck, Freunde.“

      „Haben keins“, kicherte Buck Boy.

      „Kein Gepäck — aber die Taschen voller Geld.“

      „So ist es“, versicherte Sir Winston stolz. „Wir sind richtige Lebenskünstler. Ziehen zu Fuß durch die Welt, und wo es uns gefällt, da bleiben wir.“

      „Hübsch, sehr hübsch. Ich wollte, ich könnte auch so ein Leben führen. Wie steht’s mit den Papieren, Freunde?“

      „Haben wir“, lallte Sir Winston mit schwerer Zunge und nestelte an seiner Tasche herum. „Dachten wohl, Sie könnten uns verbraten, Sheriff, aber da ist nichts drin. Nicht mit dem guten, alten Sir Winston.“

      „Die gute, alte Haut“, sagte Buck Boy verklärt.

      Der Sheriff nahm die Papiere, überprüfte sie kurz und zog dann ein kleines Buch aus der Tasche. Er überflog es und gab dann die Papiere zurück.

      „Auf der Fahndungsliste steht ihr nicht, Freunde.“

      Sir Winston richtete sich auf.

      „Wollen Sie — wollen Sie uns beleidigen, Sheriff?“

      „Aber wo denkt ihr hin!“ Sheriff Glennon hakte die Daumen in den Gürtel. „Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mich mal umsehe?“

      „Da habe ich eine Menge dagegen.“

      „Sir Winston!“ Glennon schüttelte den Kopf, als er den Namen aussprach. „Ihr seid doch Landstreicher, Tramps. Und nicht aus dieser Gegend.“

      „Ich bin Texaner“, sagte Buck Boy mit schwerer Zunge. „Genau wie der große LBJ.“

      „Aber nicht von hier. Nun mal raus mit der Sprache. Wo habt ihr den Zaster her?“

      „Zaster?“ fragte Sir Winston zurück. „Das Wort kenne ich nicht.“

      „Langsam ist meine Geduld am Ende. Wo habt ihr euer Geld her? Gestohlen?“

      „Gestohlen — wo denken Sie hin, Sheriff. Wir sind hoch — hochanständige Leute!“

      „Ich krieg’s ’raus“, versicherte Glennon grimmig. „Und jetzt sehe ich mich hier um.“ Er öffnete den Schrank, sah in alle Fächer, zog die Schubladen auf, warf einen Blick ins Bad und sah schließlich unters Bett.

      „Machen Sie sich nicht staubig“, kicherte Sir Winston.

      Der Sheriff sah ihn grimmig an.

      „Ich weiß, daß ihr’s gestohlen habt. Ich komm schon noch dahinter. Fühlt euch nur nicht zu sicher.“

      „Sheriff, Sie stehen dicht vor der Lösung Ihres ersten Kriminalfalles.“

      „Werde nur nicht unverschämt, Bursche!“

      „Warum so bierernst? Ich verstehe Sie“ nicht. Bisher hatte ich mit der Polizei immer nur Ärger, weil ich kein Geld hatte. Jetzt, wo ich welches habe, kriege ich auch Ärger. Nun verraten Sie mir mal, wie ich’s machen soll, um keinen Ärger zu kriegen.“

      Sheriff Glennon sah ihn wütend an, dann wandte er sich abrupt zum Gehen.

      „Sheriff“, krähte Buck Boy, „trinken Sie unten ein Glas Buttermilch. Auf unsere Rechnung.“

      Hinterher sahen die beiden sich stolz an.

      „Sir Winston“, sagte Buck feierlich, „du bist wirklich ein Genie. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das Geld draußen vor der Stadt zu verstecken. Wenn wir es hier gehabt hätten, wär’s jetzt schon weg. Darauf müssen wir einen trinken.“

      Drei Tage später hatten sie sich schon besser in ihre neue Rolle eingelebt. Sie wohnten immer noch im „Emperor“, aber sie hatten andere Kneipen entdeckt, wo sie sich heimischer fühlten, und dort löste ein Fest das andere ab. Buck Boy hatte festgestellt, daß der Ruf „Wer macht mit? Ich zahle eine Runde!“ ihm regelmäßig ein bis zwei Dutzend gute Freunde bescherte, die auf seine Worte mit einem Respekt hörten, der ihm ungewohnt war. Sir Winston hatte ihm immer gezeigt, daß er nur zweiter Mann war, der höchstens mal eine Frage stellen durfte. Seine Meinung hatte nie etwas gezählt. Jetzt plötzlich konnte er sagen, was er wollte, es wurde ehrfürchtig hingenommen. Das gefiel ihm.

      Sir Winston dagegen ging andere Wege. Er hatte eine späterblühte Blondine entdeckt, die in einem Blumenladen Verkäuferin war. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, das Mädchen zu erobern, und er berannte die Festung mit Ausdauer und Erfindungsreichtum. Er hatte am ersten Tag sämtliche Blumen des Ladens gekauft und ihr geschenkt, am zweiten Tag sämtliche Blumen der Stadt, und am dritten forderte er Verstärkung per Flugzeug an. Das Mädchen war zunächst nicht sehr geneigt, ihn zu erhören, aber wenn ein Mann offensichtlich über unerschöpfliche Geldreserven verfügt und bereit ist, diese einzusetzen, ist das zumindest ein Argument.

      Am dritten Abend hatte er es geschafft; sie erklärte sich zu einem romantischen Mondscheinspaziergang am Rande der Wüste bereit.

      Buck Boy dagegen war an diesem Tag früh — schon um elf Uhr — aufgestanden und war in den Black Pinguin, seine bevorzugte Bar, gegangen. Dort hatten sich schon sämtliche Penner der Umgebung versammelt und wässerten ihre Lippen in erwartungsvoller Vorfreude.

      Um zwölf Uhr mittag war Buck Boy zu ganz großer Fahrt aufgelaufen.

      „Ich sage euch“, grölte er, „das Geld liegt auf der Straße — oder in der Luft, wie man’s will. Man muß es nur greifen.“

      „Erklär uns das doch mal genauer“, sagte ein Mann mit langem Gesicht und gelben Pferdezähnen. „Was heißt, liegt in der Luft?“

      Buck Boy blinzelte den Mann an. Selbst in sein umnebeltes Gehirn drang die Erinnerung vor, den Mann noch nie gesehen zu haben. Aber das war egal; überall in der Welt gab es gute Freunde für Buck Boy.

      „In der Luft ist in der Luft“, sagte der Tramp und kicherte. „Das meine ich.“

      „In der Luft gibt’s auch Flugzeuge“, sagte der Mann.

      „Flugzeuge voll Geld“, sagte Buck verträumt. „Flugzeuge, prall angefüllt mit lauter schönen Hundertdollarscheinen. So prall, daß sie eines Tages — hupp — platzen und herunterfallen. Trink noch einen, Bruder, auf all die Flugzeuge dieser Welt.“

      „Danke, nein“, sagte der Mann, drängte sich durch die johlende Menge und verschwand in der Sonnenglut draußen.

      Einen Augenblick war Buck verwirrt. Hatte er denn etwas Verkehrtes gesagt? Sir Winston hatte ihm eingeprägt, kein Wort über die Herkunft des Geldes zu verraten. Aber das hatte er ja auch nicht. Hatte nur einen kleinen Scherz gemacht. Nichts weiter. Kein Grund, sich die Laune verderben zu lassen.

      „He, Jungs“, schrie er übermütig, „daß mir keiner trinkt, ohne mich mittrinken zu lassen.“

      Für Sir Winston war der Mondscheinspaziergang eine Enttäuschung. Nicht, daß es nicht eine wunderbare, sternenklare Nacht mit Vollmond und romantischer Silhouette gewesen wäre, aber der Boden war steinig, und als sie sich hinsetzen wollten, raschelte irgendwo ein Tier. Dann geriet ihm Sand in die Schuhe, und sie trat auf etwas Spitziges und behauptete, es wäre ein Skorpion.

      Irgendwie klappte alles nicht. Nach einer knappen Stunde bestand sie darauf, heimzugehen. Sir Winston trottete neben ihr her. Ehe ihm ein passender Spruch eingefallen war, schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.

      Mißmutig schlenderte er zum Hotel zurück. Mit dem vielen Geld in der Tasche hatte er sich die Sache ganz anders vorgestellt.

      Mit seinem „Ich-brauch-dringendwas-zu-trinken-Blick durchquerte er die Hotelhalle, ohne auf die tiefe Verbeugung des Portiers zu achten. Er


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