Verbotene Liebe - Liebesroman. Marie Louise Fischer

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Verbotene Liebe - Liebesroman - Marie Louise Fischer


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Vater ist vor ein paar Jahren auf der Heimfahrt von seiner Arbeitsstelle tödlich verunglückt“, sagte sie leise und blickte zu Boden. „Seitdem hat meine Mutter ständig Angst, auch mir könnte etwas zustoßen. Ich bin das einzige Kind . . .“

      Sie sah ihn ernst aus ihren großen blauen Augen an. „Was können wir tun, um hier herauszukommen?“

      „Ich fürchte . . . nichts!“ Er konnte seinen Blick von ihrem Gesicht nicht lösen.

      Sie wurde sofort wieder verlegen. „Sie meinen, wir müssen einfach warten?“

      „Was denn sonst?“ Sie ist zauberhaft, dachte er.

      „Wir könnten gegen die Wände schlagen und schreien . . .“

      „Ist um diese Zeit überhaupt noch jemand im Haus?“

      „Dr. Brettschneider!“

      „Also warten wir, bis er seine Kanzlei verläßt. Er wird ja dann merken, daß mit dem Aufzug etwas nicht in Ordnung ist.“ Sie sieht so schutzbedürftig aus, dachte er. Wie ein Engel in der Hölle. Bin ich der Teufel in ihren Augen?

      „Hoffentlich“, sagte sie und senkte die Handtasche, die sie wie einen Schild vor ihrer Brust gehalten hatte.

      „Bestimmt“, erklärte er und legte mehr Zuversicht in seine Stimme, als er fühlte. Nein, sie hält mich nicht für den Teufel, stellte er befriedigt fest. Sie vertraut sich mir an . . . „Überlegen wir, wie wir uns die Zeit so gut wie möglich vertreiben können. Habe ich mich überhaupt schon vorgestellt?“

      „Ich weiß doch, wie Sie heißen.“ Sie lächelte verschämt, und dieses Lächeln gab ihrem klaren Gesicht einen besonderen Reiz.

      „Ach ja, natürlich.“ Er spürte, daß das Eis langsam schmolz.

      „Aber Sie können sich nicht mehr an meinen Namen erinnern, nicht wahr, Herr Hartmann?“ Sabine sah ihn jetzt an.

      „Müßte ich das?“

      „Überhaupt nicht. Ich gehöre ja nicht zu Ihren Kreisen“, versuchte sie zu scherzen.

      „Gibt es das denn noch? Kreise, meine ich. Wir gehören doch alle zusammen zum arbeitenden Teil der Menschheit.“ Er grinste vergnügt, meinte aber, was er sagte.

      „Nur mit dem Unterschied, daß Sie, Herr Hartmann, in der Firma Ihres Vaters arbeiten, die Sie später übernehmen werden . . . während ich immer Anwaltssekretärin bleiben werde. Was natürlich nicht heißen soll, daß ich mich beklagen will. Ich wollte Ihnen nur klarmachen, daß Sie eben doch in eine andere Welt gehören.“ Sabine war merkwürdig ernst geworden.

      Er aber lachte. „Wirklich? Das Schicksal scheint nicht Ihrer Ansicht zu sein, sonst hätte es uns nicht zusammen eingesperrt . . . Sabine! Nicht wahr, so heißen Sie?“

      Sie errötete leicht. „Sie haben es also doch behalten!“

      „Ihr Name ist mir plötzlich wieder eingefallen . . . Sabine! Paßt gut zu Ihnen!“

      „Sabine Kortner.“

      „Ich nehme es zur Kenntnis, werde aber trotzdem bei Sabine bleiben. Und Sie nennen mich Peter, ja?“ Sein Blick fiel auf die nackte Mauer des Fahrstuhlschachts. Er zog die beiden Innentüren der Kabine wieder zu.

      „Eine scheußliche Situation!“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Es geht schon auf halb sieben zu!“

      In diesem Augenblick leuchtete ein Lämpchen am Schaltbrett auf. Sabine rief: „Dr. Brettschneider!“ Wie auf Kommando begannen sie an die Wände zu hämmern und um Hilfe zu rufen.

      Dr. Richard Brettschneider war ein Anwalt der alten Schule. Obwohl er als juristischer Berater von bedeutenden Industrieunternehmungen glänzend verdiente, hielt er es für unnötig, seine Kanzlei im vierten Stock des alten, wenig repräsentativen Gebäudes aufzugeben und in ein modernes Bürohaus überzusiedeln. Die hohen geräumigen Zimmer mit den stuckverzierten Decken und den schweren alten Möbeln wirkten vertrauenerweckend, hatte er im Lauf der Jahre festgestellt.

      Aber an diesem Abend erkannte Dr. Brettschneider, daß der Fahrstuhl des alten Hauses durchaus kein Vertrauen verdiente. Der Anwalt ging wie immer zur Aufzugstür und drückte auf den Rufknopf. Als sich nichts rührte, er aber dumpfes Poltern und Rufen von unten vernahm, dachte er: Wieder kaputt, das Ding! Na, immerhin versuchen sie schon, es zu reparieren.

      Er stieg verdrossen die Hintertreppe hinunter, die am anderen Ende des langen Ganges lag, und verließ das Haus durch den Hinterausgang zum Hof, wo sein Wagen parkte. Ehe er noch die Autotür aufschloß, hatte er den defekten Fahrstuhl schon vergessen.

      Sabine Kortner und Peter Hartmann klopften und riefen etwa drei Minuten lang, dann hielten sie erschöpft inne und sahen sich fragend an.

      „Vielleicht hat er uns gar nicht gehört“, befürchtete sie.

      „Kann schon sein“, bestätigte er. „Das Solideste an der ganzen Aufzugsanlage scheint die Kabine hier zu sein. Wahrscheinlich sogar schalldicht.“

      Sabine betrachtete im schwachen Licht der Kabinenlampe ihre geröteten Hände.

      „Vielleicht hat Brettschneider auch nicht begriffen, was der Lärm bedeutet . . .“ Peter Hartmann legte beide Hände auf ihre Schultern. „Sabine. Sie haben doch gesagt, daß der Aufzug schon öfter steckengeblieben ist! Wissen Sie, woran das liegt?“

      „Ich glaube, die Gittertüren auf den einzelnen Stockwerken funktionieren nicht richtig. Manchmal, wenn der Fahrstuhl an solch einer Tür vorbeifährt, drückt er die Tür ein bißchen auf, und irgendein elektrischer Kontakt wird unterbrochen. Der Fahrstuhl bleibt dann mitten im Schacht stecken.“

      Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „So ähnlich habe ich mir das vorgestellt.“

      „Und?“ Sie blickte ihn mit weitgeöffneten Augen an. „Hilft uns das weiter?“

      „Vielleicht hat Brettschneider die geöffnete Tür bemerkt . . .“

      „Ja!“ rief Sabine aus, von neuer Hoffnung wie elektrisiert. „Vielleicht hat er sie geschlossen!“

      „Versuchen wir es“, sagte er wenig überzeugt und drückte auf den Knopf, der den Aufzug in Richtung Erdgeschoß in Bewegung setzen sollte. Nichts rührte sich. Er drückte auf sämtliche Knöpfe, der Aufzug stand wie eingemauert.

      „Nichts“, sagte Sabine enttäuscht. „Was machen wir jetzt?“

      „Es handelt sich um ein reines Bürohaus, nicht wahr?“ fragte er. „Also keine Aussicht, daß jemand um diese Zeit noch hinaufoder hinunterfahren will?“

      Sie schüttelte stumm den Kopf.

      „Dann, liebe Sabine“, sagte er und versuchte die bittere Pille durch ein herzliches Lächeln zu versüßen, „dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns auf eine lange Nacht vorzubereiten.“

      In ihren blauen Augen stand blankes Entsetzen. „Sie meinen, wir müssen die ganze Nacht in diesem Käfig verbringen?“

      Er zog sie sacht an sich. „Wäre das denn so schlimm? Ich finde nicht. Wir hätten Gelegenheit, uns näher kennenzulernen . . .“

      Sie riß sich mit einer jähen Bewegung los. „Nein!“ rief sie „Nein! Ich . . . Nein, das halte ich einfach nicht aus!“

      Er trat so weit von ihr zurück, wie es in dem kleinen Raum nur möglich war. „Wenn Ihnen meine Anwesenheit so unangenehm ist . . .“

      „Aber das hat doch gar nichts mit Ihnen zu tun! Es ist nur . . . die ganze Situation! Ich habe schon jetzt das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.“ Sie griff sich zum Hals.

      Selbst bei der schwachen Kabinenbeleuchtung fiel ihm auf, wie blaß sie war. Ihre schönen blauen Augen waren unnatürlich groß. „Sabine!“ sagte er erschrocken. „Um Gottes willen – ist Ihnen nicht gut?“

      Sie zwang sich zu einem Lächeln, das ihr schmales weißes


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