Verbotene Liebe - Liebesroman. Marie Louise Fischer

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Verbotene Liebe - Liebesroman - Marie Louise Fischer


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mit den Fingern aßen, sprachen sie nicht. Manchmal nur, wie zufällig, trafen sich ihre Blicke, aber immer wieder wichen sie einander aus.

      „Ich glaube, wir müssen uns die Hände waschen“, sagte Peter, nachdem er sich den Mund mit der Serviette abgewischt hatte. „Und . . . Oje, das habe ich ja ganz vergessen! Ich sollte ja die Unterlagen . . . Schon nach neun Uhr. Mein Vater wird toben! Ich muß gleich mal anrufen. Sabine, bitte entschuldigen Sie . . .“ Er sprang auf und verschwand zwischen den Tischen. Sabine sah ihm nach. Mutti wird schon auf mich warten, dachte sie. Sie hat immer solche Angst um mich. Aber heute ist es mir egal. Es ist so schön, mit ihm zusammen zu sein. Es ist so schön, verliebt zu sein . . .

      Frau Gerda Hartmann saß vor dem Fernsehschirm, ganz gebannt von den aufregenden Abenteuern eines amerikanischen Superdetektivs.

      Als sie hörte, wie hinter ihr die Zimmertür geöffnet wurde, war es ihr, als setze ihr Herz einen Schlag lang aus. Sie sprang auf und rief entsetzt: „Wer ist da?“

      „Ich bin es“, ertönte die sonore Stimme ihres Mannes aus der Dunkelheit.

      „O Paul . . . beinahe hast du mich zu Tode erschreckt!“

      „Mach den Flimmerkasten aus!“ sagte er gelassen.

      Seine Frau gehorchte. Sie wußte, es war besser so. „Wieso bist du überhaupt schon da, Paul? Ich dachte, ihr wolltet heute den Vertragsabschluß machen!“

      „Dachte ich auch. Aber wir haben es auf morgen verschieben müssen. Unser Herr Sohn ist samt den Unterlagen verschwunden.“

      „Ja, aber hast du denn Dr. Brettschneider angerufen?“

      „Habe ich. Dort hat sich niemand mehr gemeldet.“

      Frau Hartmann bekam runde Augen vor Entsetzen. „Um Gottes willen . . . dem Jungen wird doch nichts zugestoßen sein?“

      „Ausgerechnet Peter? Daß ich nicht lache!“ Herr Hartmann ließ sich schwer in einen Sessel fallen. Er hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit seinem Sohn. Wenn man ihn betrachtete, konnte man sich leicht vorstellen, wie Peter in dreißig Jahren aussehen würde. Sie hatten beide den gleichen kräftigen Körperbau – wenn der alte Hartmann auch im Lauf der Zeit ein wenig in die Breite gegangen war –, das gleiche dunkle lockige Haar, das bei Herrn Hartmann schon einige weiße Strähnen zeigte, die gleichen nußbraunen Augen. Nur fehlte dem Vater die jungenhafte Herzlichkeit des Sohnes. Seine Lippen waren schmaler, sein Kinn eckiger. Er war vierundfünfzig Jahre alt und stolz auf das, was er erreicht hatte. Der ehemalige Maurer galt heute als einer der reichsten Bauunternehmer Deutschlands. Er hatte es mit Fleiß und Härte geschafft.

      „Mach dir keine Sorgen, Gerda“, sagte er, „Peter versteht es schon, auf sich aufzupassen. Schließlich ist er kein Kind mehr, begreife das doch endlich, er ist sechsundzwanzig Jahre alt.“

      „Aber mit dem Auto . . .“

      „Unsinn!“

      Frau Hartmann war fünf Jahre jünger und einen Kopf kleiner als ihr Mann, hatte ein hübsches gepflegtes Gesicht unter dezent blondiertem Haar, dem man ansah, daß sie den Kampf gegen das Altern mit unerschütterlicher Tapferkeit führte.

      „Ich vermute eine Weibergeschichte dahinter!“ erklärte Paul Hartmann bestimmt.

      Gerda Hartmann wurde nachdenklich. „Du, da werde ich mal Gisela Schneider anrufen!“

      „Gisela? Was hat denn die damit zu tun?“

      „Ich glaube, Gisela ist genau Peters Typ.“

      „Unsinn! Sag lieber, Gisela ist genau der Typ, den du dir als Schwiegertochter wünschst.“

      „Du etwa nicht? Schließlich arbeitest du mit ihrem Vater seit Jahren großartig zusammen. Wenn die beiden ein Paar würden, könnte deine Hoch- und Tiefbaugesellschaft sich mit seinem Architektenbüro liieren und . . .“

      Herr Hartmann hatte sich eine Zigarre angesteckt. „Hör auf damit, Gerda. Bring mir lieber was zu trinken. Ich habe einen schweren Tag hinter mir.“

      „Aber du wirst doch zugeben . . .“

      „ . . . daß Gisela eine blendende Partie ist.“

      Frau Hartmann ging zur Hausbar des kostspielig eingerichteten Zimmers, schenkte ihrem Mann einen gut bemessenen Kognak ein. „Nicht nur das. Gisela ist auch ein sehr liebes Mädchen. Und sie hat Format! Spielt Tennis, fährt einen eigenen Wagen, trägt nur Modellkleider. Sie studiert und kann über alles sprechen. Und außerdem hat ihr Vater Geld. Peter könnte mit ihr sehr glücklich werden.“

      „Aber nur, wenn du endlich aufgibst, die beiden zu verkuppeln.“

      Gerda Hartmann reichte ihrem Mann das Glas. „Na, hör mal, Paul. Wärst du denn damit einverstanden, wenn er sich in irgendein hergelaufenes Ding verlieben würde? Ein Mädchen aus kleinen Verhältnissen, vielleicht . . .“

      „Ich würde schon Mittel und Wege finden, das zu verhindern.“ Herr Hartmann nahm einen kräftigen Schluck.

      „Na also“, sagte sie befriedigt, „dann kannst du auch nichts dagegen haben, daß ich Gisela Schneider anrufe.“

      „Tu, was du nicht lassen kannst“, brummte Herr Hartmann.

      Seine Frau war schon auf die Diele hinaus zum Telefon gelaufen. Es stand in der Diele, weil Paul Hartmann in seinem Privathaus nirgendwo anders ein Telefon duldete.

      Nach einigen Minuten kam Gerda Hartmann wieder. Sie machte ein betrübtes Gesicht. „Nein, Paul, bei Gisela Schneider ist er auch nicht. Er läßt sich überhaupt nicht mehr bei ihr sehen, sagt Gisela . . .“

      „Und du willst die beiden verkuppeln!“ brummte Hartmann und blätterte weiter in einer Fachzeitschrift für das Bauwesen.

      „Sie passen doch so gut zueinander“, meinte Frau Hartmann beharrlich. „Und Gisela scheint unseren Peter auch sehr gern zu haben. Ich finde . . .“

      Ihr Satz wurde vom Schrillen des Telefons abgeschnitten. Paul Hartmann rührte sich nicht. Er wußte, daß seine Frau in jedem Fall schneller war, wenn es sich um das Telefon handelte.

      „Es ist Peter!“ rief sie laut von der Diele aus.

      Es verging nur kurze Zeit, da erschien sie wieder im Zimmer und setzte sich ihrem Mann gegenüber. „Peter läßt sich entschuldigen. Er sagt, es sei etwas Wichtiges dazwischengekommen.“

      „Und was, bitte?“ fragte Hartmann, ohne aufzusehen.

      „Das will er uns morgen erklären. Er kommt zum Frühstück.“

      Hartmann blätterte weiter. „Wenn es nicht wirklich etwas Wichtiges ist, kann der Junge sich aber auf etwas gefaßt machen.“

      „Paul, sei doch froh, daß ihm nichts passiert ist!“ Wie so oft versuchte sie, Peter vor seinem Vater in Schutz zu nehmen.

      „Geschäft ist Geschäft!“ erwiderte er kühl. „Fast wäre mir ein Auftrag geplatzt, weil mein Herr Sohn mit den Unterlagen von Dr. Brettschneider nicht zur verabredeten Verhandlung mit den Chemieleuten erschienen ist.“

      „Worum geht es denn, Paul?“

      „Um einen Bauauftrag von knapp hundert Millionen Mark, mein Schatz!“

      Peter kam zurück an den Tisch und setzte sich mit einem Seufzer der Erleichterung. „Das Donnerwetter ist verschoben auf morgen“, sagte er und hob seinen Bierkrug. „Na ja, enterben wird mich der Alte ja nicht gleich. Prost!“

      „Ist es denn so schlimm?“ fragte Sabine. „Ich meine, was Sie vergessen haben . . .“

      „Es geht um einen Bauauftrag von fast hundert Millionen Mark“, sagte Peter leichthin und stellte den Krug ab.

      „Mein Gott!“

      „Sabine, lassen wir das. Sprechen wir von etwas anderem.“

      „Peter, ich möchte mir auch die Hände waschen. Ich habe gewartet, wegen der Aktentasche


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