Verbotene Liebe - Liebesroman. Marie Louise Fischer
Читать онлайн книгу.Kortner trat näher. „Nun, wenn es nur das ist, Sabine, ich verspreche dir . . .“
„Versprich doch nichts, was du nicht halten kannst! Du wirst dich nie ändern. Ich verlange das auch gar nicht. Laß mich fort, Mutti! Laß uns auseinandergehen ohne Groll und ohne Feindschaft.“
„Soll ich etwa tatenlos zusehen, wie du mit offenen Augen in dein Unglück rennst? Wer ist dieser Mann überhaupt?“
„Ach, Mutti, es geht jetzt doch gar nicht um einen Mann!“
„Mach mir doch nichts vor, Kind! Jemand muß dich gegen mich aufgehetzt haben. Wer? Erzähl mir alles! Ich habe ein besseres Urteilsvermögen als du.“
Sabine legte beide Hände auf die mageren Schultern der Mutter, schüttelte sie leicht. „Mutti! Kannst du denn nicht begreifen, daß ich mein eigenes Leben leben, meine eigenen Erfahrungen machen, meine eigenen Enttäuschungen durchstehen will?“
Frau Kortners blaßblaue Augen füllten sich mit Tränen. „Ich will dich doch nur behüten . . .“
„Ja, das weiß ich. Aber versteh endlich, daß ich nicht mehr behütet sein will!“
Frau Kortner lächelte schwach. „Ich glaube, es war gut, daß wir uns einmal richtig ausgesprochen haben, Kind. Ich hatte ja keine Ahnung von alledem, was in deinem kleinen Kopf herumspukt. Aber nun sei brav, pack deinen Koffer wieder aus . . .“
Sabine wurde von zwiespältigen Gefühlen hin- und hergerissen. Sie ärgerte sich, daß sie sich überhaupt auf eine Auseinandersetzung mit der Mutter eingelassen hatte, anstatt einfach die Wohnung zu verlassen. Jetzt hatte sie sich ihren Zorn von der Seele geredet, ihre Empörung war verraucht. Jetzt wäre es ihr unnatürlich erschienen, den Wunsch der Mutter nach Versöhnung abzuschlagen. Andererseits fühlte sie sich sogar erleichtert. Es wäre ihr doch sehr schwergefallen, die Geborgenheit ihres Heims zu verlassen und sich mitten in der Nacht ein Zimmer zu suchen. Wo denn?
„Ich verspreche dir“, sagte Frau Kortner und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, „von nun an darfst du tun und lassen, was du willst. Du hast ja recht, schließlich bist du erwachsen. Du brauchst mir auch kein Wort über den Mann zu erzählen, wenn du nicht willst.“ Fast im gleichen Atemzug fügte sie hinzu: „Wie heißt er eigentlich?“
Sabine mußte wider Willen lächeln. „Ach, Mutti, du bist unverbesserlich!“ Sie schloß ihre Mutter zärtlich in die Arme. Und sie konnte es nicht länger zurückhalten, „Mutti, ich bin verliebt! Richtig verliebt!“
„Sabine, mein Kind!“ mahnte die Mutter. „Ich bitte dich, wirf dich nicht weg . . . an einen Mann!“
Peter Hartmann fuhr vorsichtig, wenn auch mit überhöhtem Tempo, durch die nächtlichen Straßen Münchens. Sein Herz und seine Gedanken waren bei Sabine. Er spürte noch das Glücksgefühl des ersten Kusses vor ihrer Haustür. Er glaubte noch die Wärme ihres jungen Körpers zu fühlen.
Er sah sie vor sich, die biegsame, schmale Gestalt, das stille helle Gesicht mit den großen blauen Augen. O Sabine! Ich liebe dich . . .
Er hätte es herausschreien können. Sein Herz lief über von Glück.
Die Reifen seines Porsche quietschten empört, als Peter ihn mit einer übermütigen Bewegung um die Ecke riß, in die Widenmayerstraße hinein.
Der Wagen schoß vorwärts, etwa zweihundert Meter weit. Plötzlich trat Peter mit aller Kraft auf die Bremse. Die Reifen schrien auf . . .
Fast wäre er in einen unbeleuchteten uralten BMW hineingefahren, Peter starrte verblüfft durch die Windschutzscheibe. Und im nächsten Augenblick schon sah er sich von einer Schar grölender Burschen umringt.
„Unser verlorener Sohn!“
Peter holte erst mal tief Luft, ehe er sprach. „Ihr seid wohl verrückt geworden! Macht hier nicht solch einen Krach! Mitten in der Nacht . . .“
Die Burschen schlugen ihm lachend auf die Schultern. Es waren Freunde von Peter, Freunde aus dem Tennisclub.
„Mensch, alter Junge!“ schrie Udo, der überall das große Wort führte. „Seit ’ner Viertelstunde stehen wir vor deiner Tür wie verliebte Troubadoure.“
Peter hielt sich lachend die Ohren zu. „Schreit doch nicht so!“
„Wir wollen noch feiern!“ erklärte Udo lautstark. „Stell dir vor . . .“
„ . . . ich werde Vater“, schaltete sich ein hagerer rotblonder Jüngling ein. Peter kannte ihn, den Sohn eines Generaldirektors, nur flüchtig.
„Maxi, unser Schwerenöter, wird Vater!“ Udo hieb dem Rotblonden kräftig ins Kreuz. „Seit vier Wochen verheiratet und schon Vater!“
„Na, ja“, sagte Maxi kleinlaut. „Susi und ich haben es schon etwas früher gewußt.“
„Macht nichts!“ Udo drängte die Freunde zu seinem BMW-Dixie. „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen . . . Los, wir fahren alle mit meiner rollenden Gartenlaube!“
Peter griff nach der Aktentasche mit den Unterlagen. „Ich muß das erst raufbringen.“ Er stieg aus.
„Aber wehe dir, du kommst nicht wieder runter!“ Udo lachte. Peter kam. Oben, in seinem Junggesellen-Appartement, hatte er sekundenlang überlegt, ob er nicht tasächlich die Freunde versetzen sollte. Er wäre viel lieber allein geblieben mit seiner Sehnsucht nach Sabine . . . Doch Peter befürchtete, daß die vier Burschen keine Ruhe geben würden.
„Aber nicht lange“, sagte er, als er sich in das alte Gefährt zwängte. „Ich muß morgen früh raus.“
Sie fuhren zum Tennisclub. In der Bar des Clubhauses war noch Hochbetrieb. Die fünf Freunde setzten sich an einen runden Tisch, und Udo grölte: „Eine Runde Whisky! Maxl zahlt heute alles!“
Ein fröhliches Gelage begann. Langsam fand auch Peter seine gute Laune wieder. „Prost!“ rief er plötzlich aus. „Auf die Mädchen, die wir lieben!“
Plötzlich fühlte er einen weichen, warmen Arm, der sich um seinen Hals legte. „Und auf die Männer, die wir lieben“, hauchte eine rauhe vibrierende Stimme.
Peter drehte sich überrascht um. Er sah in das schöne, sorgfältig geschminkte Gesicht von Gisela Schneider.
Sie lachte ihr girrendes aufreizendes Lachen und trank aus einem flachen Champagnerglas. „Speziell auf unseren verlorenen Sohn.“
Peter fand endlich seine Sprache wieder. „Was soll der Quatsch eigentlich? Auch Udo hat schon vom verlorenen Sohn gefaselt.“
„Ach, du weißt es noch gar nicht?“ Gisela ließ sich auf den freien Stuhl neben ihm nieder, schwang die langen Beine übereinander und strich ihr dünnes Seidenkleid glatt. „Deine Mutter hat bei mir angerufen und nach dir gefragt. Du seist spurlos verschwunden, hat sie gesagt . . .“
Sie trank und sah Peter über das Champagnerglas hinweg an. Die Augen unter den langen getuschten Wimpern schimmerten grünlich. „Ich habe in ganz München nach dir gesucht. Per Telefon. Dann bin ich hierher gefahren.“
„Nett von dir“, sagte Peter kühl. „Aber deine Sorge war ganz unnötig.“
„Peter . . .“, Gisela verschluckte, was sie sagen wollte. Sie richtete sich auf und preßte die Lippen zusammen. „Hast du eine Zigarette für mich?“ fragte sie unvermittelt.
Peter zog ein zerknittertes Päckchen aus der Jackentasche. Gisela griff mit ihren manikürten Fingern nach einer der schwarzen Zigaretten und sah Peter erwartungsvoll an.
„Ach ja, Feuer . . . Entschuldigung!“ Er suchte nach seinem Feuerzeug, bis ihm einfiel, daß es auf einem Mauervorsprung im Fahrstuhlschacht des alten Bürohauses stand. In dem Haus, wo er und Sabine im Fahrstuhl steckengeblieben waren und wo ihre wundervolle Liebe begonnen hatte.
Peter lächelte versonnen. „Tut mir leid, Gisela . . .“
Sie warf die Zigarette auf den Tisch. Die Freunde hatten sich inzwischen