Verbotene Liebe - Liebesroman. Marie Louise Fischer

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Verbotene Liebe - Liebesroman - Marie Louise Fischer


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fand keine Worte.

      „Willst du mir keine Antwort geben?“ schrie Frau Kortner.

      „Aber Mutti . . . ich . . . laß dir doch erklären . . .“

      „Du warst bei einem Mann!“

      „Mutti, ich bitte dich . . .“

      Frau Kortner ergriff ihre Tochter beim Arm, zerrte sie in die Wohnung. „Herein mit dir! Soll das ganze Haus von unserer Schande erfahren?“

      Sabine bückte sich, hob ihren Schlüsselbund auf und ließ sich willenlos in die kleine Diele zerren.

      „Wo du gewesen bist, will ich wissen!“ fauchte Frau Kortner. „Wie heißt der Mann?“

      „Aber Mutti, laß mich doch erst mal zu Atem kommen . . .“

      „Und getrunken hast du auch! Während ich hier vor Sorge um dich vergangen bin! Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Gleich zwölf Uhr! Mitternacht!“

      „Mutti, ich . . . bitte, hör mich doch an! Ich kann nichts dafür, wirklich nicht! Der Aufzug ist steckengeblieben und . . .“

      „Lüg mich nicht an! Verkommene Augen, verschmierter Lippenstift, eine Männerkrawatte um den Hals! Wie eine Hure siehst du aus! Weißt du, wo du enden wirst, wenn du so weitermachst? Im Mütterheim! Wie deine Tante! Du kennst doch die Geschichte meiner Schwester Emmy . . . Sie hat sich herumgetrieben. Mit Männern! Genau wie du!“

      Sabine schloß die Augen. Warum muß sie alles kaputtmachen? dachte sie verzweifelt. Es war so schön heute abend mit Peter. Mit einer müden Bewegung hängte sie ihren Mantel auf, legte ihre Tasche auf den Flurtisch.

      „Sag doch etwas!“ herrschte ihre Mutter sie an.

      Sabine fühlte einen Kloß in ihrer Kehle. Sie kämpfte gegen die Tränen an.

      „Hab’ ich also recht!“ Frau Kortner zerrte ihre Tochter in die Küche. „Meine einzige Tochter ist eine, eine . . .“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende. „Wie meine Schwester!“

      „Tante Emmy hat doch nur ein Kind . . .“, versuchte Sabine zu widersprechen.

      „Nur ein Kind!“ kreischte die Mutter. „Unehelich war es! Ein gottverdammter Bankert!“

      „Mutti, bitte . . .“ Sabine hob flehend die Hände. „Ich weiß, du meinst es nur gut mit mir. Aber warum bist du so ungerecht?“

      Ihre Mutter hörte gar nicht zu. Sie stand am Herd und zitterte vor Erregung. „Ich habe sie im Mütterheim besuchen müssen . . . Draußen in Nymphenburg. Oh, wie hab’ ich mich geschämt! Eine Schande! Und jetzt meine Tochter . . . Genau das gleiche!“ Plötzlich schrie sie wieder: „Wie lange bist du schon mit dem Kerl zusammen?“

      Sabine sah das verzerrte Gesicht ihrer Mutter. Sie tat ihr leid in diesem Moment, aber sie fühlte auch, daß die Grenze des Ertragbaren erreicht war.

      „Mutti, es ist mein Leben . . .“

      „Dein Leben! Ja, aber ich werde verhindern, daß du es an einen Mann wegwirfst. Ich werde es verhindern, solange ich lebe! Ich möchte meine Tochter nicht in einem Mütterheim besuchen müssen, wo die Dirnen ihre Sündenbrut zur Welt bringen. Meine Schwester hat die Windeln fremder Kinder waschen müssen, weil niemand mehr etwas von ihr wissen wollte. Eine Ausgestoßene war sie!“

      „Mutti, das stimmt doch nicht . . . Und überhaupt: Warum sollte ich denn in ein Mütterheim? Was soll der Vergleich mit Tante Emmy?“

      „Schweig! Du bist genauso verkommen . . . Meine Tochter! Ich habe dich in Ehren aufgezogen . . .“

      Plötzlich griff sie nach der Krawatte, die locker um Sabines Hals geschlungen war. „Gib den Fetzen her!“

      Sie zerrte daran. Sabine wehrte sich. Mit einer heftigen Bewegung entriß sie ihrer Mutter die Krawatte. „Nein!“ Sabine war unnatürlich ruhig in diesem Moment. „Ich geb’ sie nicht her.“

      „Dein Sündenlohn, was?“ Die Mutter schrie wie rasend. „Es war das letztemal. Von morgen an kommst du sofort nach Büroschluß nach Hause und gehst nicht wieder weg. Ich werde aufpassen auf dich wie . . .“

      „ . . . wie auf eine Gefangene“, unterbrach Sabine ruhig. „Nein, Mutti, ich bin zwanzig Jahre alt . . .“

      „Du wagst es noch?“ schrie Frau Kortner außer sich. „Du willst nicht gehorchen?“ Ganz plötzlich kam der Schlag.

      Sabine fühlte, wie ihre Wange zu brennen begann. Rote Funken tanzten vor ihren Augen. Und dann zerriß etwas in ihr. „Nein!“ schrie sie zurück. „Nein! Jetzt ist es aus. Ich gehe. Gleich! Ich lasse mich nicht länger von dir schikanieren. Ich will endlich wie ein erwachsener Mensch leben . . .“

      Sie schoß an ihrer Mutter vorbei über den winzigen Flur in ihr Zimmer. Sie riß einen Koffer vom Schrank, riß die Tür auf, riß wahllos Kleider heraus . . .

      „Ich gehe“, flüsterte sie dabei tonlos wie in einem Rausch. „Ich halte es nicht länger aus. Ich will endlich glücklich sein dürfen . . . Ich gehe. Und wenn ich auf der Straße übernachten muß . . .“

      Frau Kortner war ihrer Tochter in das kleine Zimmer gefolgt. Sie starrte auf Sabine, die Kleider, Röcke, Pullover, Unterwäsche aus dem Schrank riß und in einen Koffer stopfte.

      „Aber Sabine“, rief Maria Kortner fassungslos, „das kannst du doch nicht . . . Du kannst doch nicht einfach fort! Mitten in der Nacht!“

      „Und ob ich das kann!“ schleuderte Sabine ihrer Mutter entgegen.

      Frau Kortner begriff, wie ernst es Sabine war. Sie entschloß sich, weichere Töne anzuschlagen. „Du willst mich also wirklich . . . allein lassen?“

      Sabine schwieg verbissen, drückte den Deckel des kleinen Koffers zu.

      „Nach allem, was ich für dich getan habe?“ rief ihre Mutter.

      „Ja, nach allem!“ Sabine richtete sich auf. „Du hast mich aufgezogen, das war großartig von dir! Nachträglich noch meinen herzlichen Dank! Schließlich hättest du mich auch gleich nach der Geburt aussetzen können!“

      „Sabine!“

      „Laß mich doch in Ruhe, wenn du die Wahrheit nicht hören kannst! Ewig appellierst du an meine Dankbarkeit, an meine töchterliche Liebe, an meine Verpflichtung dir gegenüber! Ja, ja, ich habe dich lieb, du bist ja meine Mutter, und ich bin dir auch dankbar! Aber das alles gibt dir doch kein Recht, mich zu versklaven!“

      „Du weißt nicht mehr, was du redest, Kind!“

      „O doch! Hundertmal habe ich dir das schon sagen wollen, aber immer wieder habe ich geschwiegen, alles in mich hineingefressen. Weil ich dir nicht wehtun wollte. Ich weiß ja, du meinst es gut mit mir. Aber so geht es einfach nicht weiter. Ich ertrage es nicht länger!“

      Frau Kortner verzog die schmalen Lippen. „Ich wußte gar nicht, daß dein Leben ein solches Martyrium ist.“

      „Eben!“ Sabine nickte heftig. „Nichts weißt du, gar nichts! Du glaubst, es genügt mir, die ganze Woche über nur zu arbeiten und dann am Wochenende mit dir spazierenzugehen. Vielleicht auch mal ins Kino. Mit dir selbstverständlich! Du bildest dir ein, daß ich glücklich sein muß, weil du für mich kochst, mir meine Blusen bügelst. Aber zum Glück, liebe Mutti, gehört doch etwas mehr.“

      „Ein Mann?“

      Sabine lächelte sarkastisch. „Gratuliere! Du hast mein Problem auf den einfachsten aller Nenner gebracht!“

      „Ach, jetzt verstehe ich! Es ist also meine Schuld, daß du noch nicht den richtigen gefunden hast?“

      „Genau. Denn du gibst mir gar keine Gelegenheit, mich umzuschauen. Als ich neulich zu Trudis Geburtstagsparty wollte, bekamst du wieder deine berühmte Migräne . . .“

      „Willst du mir etwa auch darauf einen Vorwurf machen?“

      „Nein! Ich behaupte


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