Verbotene Liebe - Liebesroman. Marie Louise Fischer

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Verbotene Liebe - Liebesroman - Marie Louise Fischer


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. Sie ist das erste Mädchen, bei dem ich das Gefühl habe: Ihr kann ich mich anvertrauen. Sie ist so offen, ohne jede weibliche List . . .

      Gedankenverloren starrte er über die Tische des Biergartens. Er hörte nicht das laute Treiben, das röhrende Lachen biergefüllter Männer. Er erwachte erst wieder, als Sabine an den Tisch kam. Sie hatte sich gekämmt und ein bißchen Lippenstift aufgelegt. Keine Schminke war sonst auf ihrem frischen natürlichen Gesicht.

      „Jetzt habe ich aber Durst“, sagte sie und erfaßte mit einer Hand den Bierkrug. Über den Rand hinweg sah sie Peter an. Die Lampen des Biergartens spiegelten sich in ihren Augen wie Sterne.

      Plötzlich begann der Krug in ihrer Hand zu zittern, drohte umzukippen. Peter griff zu, seine Hand berührte die ihre, blieb auf ihr liegen. Langsam senkte sich der Bierkrug, kam mit einem dumpfen Laut auf dem Tisch zum Stehen. Aber ihre Hände lagen noch immer zusammen, und ihre Augen hielten noch immer einander fest.

      „Sabine . . .“ flüsterte er.

      „Peter . . .“

      In diesen Sekunden war die lärmende Umwelt für sie versunken wie hinter einer Glaswand.

      Ganz sanft lag ihre schmale Hand zwischen seinen liebkosenden Fingern. Er hob sie hoch, führte sie an seine Wange, an seine Lippen.

      „Peter, bitte . . .“ Sie wollte ihm die Hand entziehen. Aber eine heiße Welle lief durch ihren Arm, durch ihren Körper. Das Blut begann in ihren Ohren zu rauschen. Wie in einem seligen Rausch fühlte sie sich. Peter, ich liebe dich, ich liebe dich . . . pochte ihr Herz.

      Ihre Finger begannen seine Haut zu streicheln. Peter schloß die Augen. Wie ein Wunder kam die Liebe . . . dachte er. Das ist kein kitschiger Schlagertext. Das ist die Wirklichkeit. Und sie ist herrlich!

      „Sabine, ich . . . ich glaube, ich bin verliebt“, sagte er leise.

      Da begannen ihre Augen feucht zu glänzen.

      „Aber Sabine, du weinst ja . . .“

      „Ich bin so glücklich“, hauchte sie und schämte sich der Tränen nicht, die ihr über die Wange liefen.

      „Ich war noch nie verliebt . . . so wie jetzt . . .“

      „Sabine, laß uns gehen.“

      Ihre Hände lösten sich voneinander. Peter legte ihr den Mantel über die schmalen Schultern, nahm seine Aktentasche auf. Sabine griff nach ihrer Handtasche und folgte ihm. Sie gingen zu seinem Wagen und stiegen ein.

      „Willst du nach Hause?“ fragte er.

      „Meine Mutter wird warten . . .“ Nach einer Pause fuhr sie fort: „Peter, bis heute war ich eine gehorsame Tochter, die spätestens um zehn Uhr zu Hause war.“

      „Bis heute . . .“ Er lächelte, aber als er sie dann voll ansah, war er ernst. „Sabine, ich möchte mit dir Zusammensein. Nicht nur heute. Und nicht nur bis um zehn.“

      „Ja, Peter, ich möchte es auch . . . Peter, ich . . . ich habe noch nie einen Freund gehabt. Meine Mutter wollte es nicht . . .“

      Peter horchte auf. „Verstehst du dich mit deiner Mutter nicht?“

      „Doch. Sie meint es gut mit mir. Zu gut. Manchmal fühle ich mich wie eine Gefangene. Ich bin zwanzig Jahre alt . . .“

      „ . . . und schön. Sabine, ich muß deiner Mutter sogar dankbar sein. Vielleicht wärst du sonst schon vergeben.“

      Sie lächelte. „Wo willst du noch hin? Ohne Krawatte?“

      „Die brauche ich auch nicht.“ Er startete. „Ich will mit dir allein sein. Irgendwo . . .“

      Sie fuhren durch die erleuchteten Straßen. An einer dunklen Stelle am Rand eines Parks hielt Peter. Er stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus.

      Sekundenlang saßen sie still, nur ihre Atemzüge waren zu hören. Dann zog er sie sanft an sich.

      Ihr Kopf legte sich auf seine Schulter. Seine Hand suchte die ihre. So verharrten sie. Sie sahen in den sternenklaren Himmel, und jeder spürte den anderen.

      Es war unendlich schön, nur so dazusitzen. Sie sprachen kein Wort, und sie küßten sich nicht.

      Irgendwo sang eine Nachtigall.

      Wie romantisch . . . dachte Peter plötzlich, aber dann wurde dieser Gedanke hinweggespült von einer Woge des Glücks.

      Sie wußten nicht, wie lange sie so saßen. Peter war es, der zuerst sprach. „Sabine, ich glaube, du mußt jetzt wirklich nach Hause.“

      „Ja, ich glaube auch . . .“

      Sie fuhren zurück in die Stadt. Es war kurz vor Mitternacht, als sein Sportwagen in der Goethestraße vor dem alten Mietshaus hielt, in dem Sabine mit ihrer Mutter in einer engen dunklen Wohnung lebte.

      Er ließ das Steuer los, nahm sie noch einmal in die Arme. Und sie küßten sich. Der erste herrliche Kuß voll trunkener Seligkeit. Endlich lösten sie sich.

      „Jetzt muß ich wirklich gehen, Peter“, sagte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Es ist furchtbar spät geworden.“

      „Wann sehen wir uns wieder?“

      „Wann du willst!“

      „Morgen?“

      Sie zögerte einen Augenblick, dann wurde ihr klar, daß vierundzwanzig Stunden ohne Peter eine sehr lange Zeit sein würden. „Gut. Morgen.“

      „Kann ich dich anrufen?“

      „Zu Hause haben wir kein Telefon. Und in der Kanzlei . . . Nein, Peter, lieber nicht! Dr. Brettschneider sieht das nicht gern. Er kann sogar sehr böse werden.“

      „Gut. Dann machen wir gleich etwas aus. Morgen abend um sieben Uhr. Ich hole dich hier ab.“

      „Nein, Peter, du weißt ja, meine Mutter . . .“

      „Sie wird sich mit meiner Existenz vertraut machen müssen!“

      „Natürlich. Aber das geht nicht so schnell. Laß ihr Zeit.“

      „Wenn du meinst . . .“

      „Ja. Peter. Treffen wir uns doch vor dem Nationaltheater. Punkt sieben Uhr. Einverstanden?“

      „Du wirst mich doch nicht versetzen?“

      „Peter!“

      „Es kommt mir alles immer noch so . . . so unwahrscheinlich vor!“

      „Ist es ja auch“, sagte sie glücklich, „wenn ich nur daran denke, daß wir bis heute abend noch nie ein persönliches Wort miteinander gesprochen haben . . .“

      Sie küßten sich noch einmal. Es war einer jener wundervollen Küsse, die kein Ende nehmen wollen.

      „Jetzt aber genug!“ Sie riß sich energisch los. „Gute Nacht, Peter . . . ich muß jetzt wirklich gehen!“ Sie öffnete die Autotür.

      „Bis morgen, Sabine! Halt! Meine Krawatte!“

      „Nichts da! Die behalte ich!“ Sie zog die Krawatte aus der Manteltasche und legte sie sich mit einem übermütigen Lachen um den Hals. „Bis morgen!“

      Er blieb sitzen, sah ihr nach, wartete, bis sie die Haustür aufgeschlossen hatte. Sie drehte sich noch einmal um, winkte.

      Dann war sie verschwunden.

      Mit einem schweren Seufzer gab er Gas, zuviel Gas. Der Motor heulte auf. Dann schoß der Wagen vorwärts . . .

      Sabine summte vor sich hin, während sie die Treppe hinaufschritt. Sie fühlte sich seltsam verzaubert, wie im siebten Himmel. Ein solches Gefühl, wie es sie jetzt durchdrang, hatte sie noch nie empfunden. Alle Sorgen waren weit entrückt. Strahlend und wunderbar schienen das Leben und die Zukunft vor ihr zu liegen.

      Immer noch summend, steckte sie den Schlüssel in das Schloß der Wohnungstür. Sie schrak zusammen,


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