Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm. Grace Goodwin

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Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm - Grace Goodwin


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aber sie würde die Wahrheit nicht vor uns verbergen können. Wir würden wissen, ob sie erregt oder verärgert war, verletzt oder verwirrt. Die Kragen würden uns zu einer Familie verbinden und uns helfen, zu lernen, wie wir unserer Gefährtin Freude bereiten und sie glücklich machen konnten.

      Wie wir sie zum Bleiben bewegen konnten.

      Maxim bewegte sich, strich mit einer Hand über ihren Rücken, hatte die andere um ihren Arm gelegt, als würde sie Hilfe brauchen, um aufrecht zu stehen.

      „Was geht hier vor?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

      „Aufseherin Egara hat nach uns geschickt“, sagte Maxim. „Du bist in Gefahr.“

      „Was? Wovon redest du?“ Rachel hielt die Hand hoch und wich zurück. Obwohl ich wusste, das Maxim sie davon abhalten konnte, gestattete er ihr den Rückzug. Sie würde nirgendwo mehr ohne uns hingehen.

      „Darf ich sprechen?“, fragte Aufseherin Egara.

      Maxim trat zurück, und unsere Gefährtin holte tief und zitternd Luft und rieb sich über die Schläfen.

      „Ja bitte, Aufseherin.“ Maxim verneigte seinen Kopf vor der Frau, die einen der angesehensten Titel in der Flotte trug. Niemand wollte eine Aufseherin verärgern, nicht, wenn ihre Arbeit bedeutete, dass wir eine Chance auf eine zugewiesene Gefährtin hatten. Auf ein Leben nach dem Hive-Krieg.

      Aufseherin Egara hielt sich nicht zurück, und ihre Stimme war brüsk. „Rachel, Ihr Anwalt hat einen Hinweis erhalten, dass jemand einen Mordanschlag auf Sie angeordnet hat.“

      Mordanschlag war also das Erdenwort für eine solche Tat. Der Gedanke daran gefiel mir gar nicht, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Die Möchtegern-Mörderin war weit weg im Gefängnis, aber ich wollte zurückkehren und diesen Menschen ausfindig machen. Ihr Leben schon alleine dafür beenden, dass sie überhaupt in Erwägung gezogen hatte, Rachel etwas anzutun.

      „Einen Mordanschlag? Ich verstehe nicht.“ Sie fuhr sich mit den Händen über ihr dunkles Haar, und ich konnte ihre Aufwühlung sehen. Ich wollte sie beruhigen, aber ich wusste, dass nichts, was ich oder auch Maxim tat, funktionieren würde. Noch nicht. Sobald unser Kragen um ihren Hals lag, würden wir in der Lage sein, sie zu beschwichtigen und mit unseren eigenen Gefühlen zur Ruhe zu bringen.

      „John hat mich angerufen. Der Richter hat seinen Antrag abgelehnt, Sie isoliert zu halten“, erklärte ihr Aufseherin Egara. Ihr sachlicher Ton hatte die gewünschte Wirkung auf Rachel. Obwohl sie sich nicht wirklich beruhigte, eskalierten ihre Aufregung und ihr Ärger auch nicht. „Sie werden in drei Tagen in den Gemeinschaftsbereich mit den anderen Insassen überstellt.“

      „Na und?“ fragte Rachel.

      „Und wer auch immer Ihnen ihre Verbrechen untergeschoben hatte, möchte nicht, dass Sie Ihren Gerichtstermin bekommen. Sie würden nicht lange genug am Leben bleiben, um in Ihrem Berufungsverfahren Ihre Beweise vorlegen zu können.“

      Rachels Mund stand offen, und sie starrte die Aufseherin an.

      „Was Sie aufgedeckt haben, war für viele Personen eine Gefahr. Sie am Leben zu lassen, steigert nur die Chance, dass die Wahrheit an den Tag kommt.“

      „Ich habe die Wahrheit meinem Anwalt übergeben.“

      Die Aufseherin nickte. „Ja, das hat er mir gesagt. Er wird Ihren Fall weiter betreuen und nach Gerechtigkeit streben, aber dieser Kampf würde bedeutungslos werden, wenn Sie tot wären.“

      Maxim knurrte und schob Rachel hinter sich. Aufseherin Egara hob die Hände. „Ich drohe ihr nicht, ich spreche nur die Tatsachen aus.“

      Rage köchelte in meinem Blut, aber Maxims Reaktion war vielsagend. Er war immer ruhig, immer beherrscht. Er wusste so gut wie ich, dass die Aufseherin keine Gefahr für unsere Gefährtin darstellte. Wie ich vermutet hatte, trieben Rachels Kurven, ihre Nähe und ihr Geruch Maxim an die Grenzen. Ich hatte ihn noch nie so aufgekratzt erlebt, nicht einmal, während er vom Hive gefoltert wurde.

      „Fünftausend Dollar, Rachel. Mehr war nicht notwendig. Sie kommen unter die anderen Insassen und sind innerhalb einer Woche tot.“

      Rachel schob Maxim weg und ging um ihn herum, bis sie Nase an Nase mit der Aufseherin stand. Wahnsinn, dieses Feuer der Erdenfrauen. Die Aufseherin wich nicht zurück.

      „Was zum Teufel meinen Sie damit?“

      „Gehen Sie mit Ihren Gefährten mit, Rachel. Sie sind auf der Erde nicht länger in Sicherheit.“

      4

       Ryston

      „Ich will meinen Anwalt sprechen. Sofort.“

      Am Funkeln in Rachels Augen konnte ich erkennen, dass sie es ernst meinte. Wir würden sie nicht ohne dieses Gespräch zum Transport bewegen können.

      „In Ordnung.“ Die Aufseherin wandte sich an einen Untergebenen, der dem Ganzen beiwohnte, und bedeutete ihm, die Bitte weiterzuleiten.

      Rachel lief im Transporterraum auf und ab, während wir warteten.

      „Rachel?“, ertönte eine Männerstimme aus in den Wänden verborgenen Lautsprechern.

      Sie blickte hoch, ihre wunderschönen Gesichtszüge von Hoffnung erhellt. „Hallo, John. Ich bin...ähm, aus dem Gefängnis entführt worden.“

      „Ja, habe ich schon gehört. Die haben mich vor ein paar Minuten angerufen.“ Er stockte, und im Zimmer herrschte Stille. „Aufseherin Egara hat das Richtige getan. Vom Planeten zu gehen ist nun das Einzige, das Ihr Überleben sichern kann.“

      „Aber—“

      „Sie wären tot, bevor die Woche vorüber ist. Die Frauen, die lebenslange Strafen ohne Bewährung absitzen, haben nichts zu verlieren. Sie werden Sie töten, und es wird keine Konsequenzen für sie geben. Für Sie...“

      Er beendete den Satz nicht. Das musste er nicht.

      „Das ist doch verdammter Unsinn. Das kann doch nicht sein.“ Da brach ihre Stimme, und Tränen flossen ihr über die Wangen hinunter. Ich blickte zu Maxim, damit er zu ihr ging und sie tröstete, aber das tat er nicht. Er konnte es nicht. Noch nicht.

      „Wollen Sie sterben?“, fragte Aufseherin Egara.

      Rachel wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. „Natürlich nicht! Aber ich möchte gerne mein eigenes Schicksal bestimmen!“

      „Rachel“, schnitt die Stimme des Anwalts durch den Raum. „Sie haben keine Wahl. Sie können ins Gefängnis zurück und auf ein improvisiertes Messer in der Dusche warten, oder mit ihren Gefährten in eine neue Welt ziehen und am Leben bleiben.“

      „Das ist Ihre Wahl“, fügte Aufseherin Egara hinzu.

      „Diese Auswahlmöglichkeiten will ich aber nicht. Ich will nach Hause, an meine Arbeit, zu meiner verdammten Katze!“

      „Dieses Leben existiert nicht mehr. Ich werde an der Berufung arbeiten und daran, Gerechtigkeit zu erlangen, aber Sie müssen auf sich selbst aufpassen. Machen Sie sich aus dem Staub“, sagte John nachdrücklich.

      Sie wirbelte zu uns herum, und ihr Haar schwang mit der Bewegung über ihre Schultern. „Ich kenne euch nicht. Keinen von euch.“

      Schließlich sprach Maxim. Er legte sich die Hand an die breite Brust. „Du kennst mich, hier drin. Die Zuordnung, sie war nahezu perfekt. Unser Verstand braucht etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen. Aber tief drin weißt du, dass ich gut für dich sorgen werde.“

      „Das wollte ich aber nicht“, entgegnete sie, beäugte unsere Größe und verschränkte die Arme vor der Brust. So tapfer.

      Maxim schüttelte langsam den Kopf. „Es tut mir so leid, Gefährtin. Aber ich habe dich gerade erst gefunden. Ich will dich


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