Lu, die Kokotte. Artur Hermann Landsberger
Читать онлайн книгу.Tonfall genügt ihm, und er knüpft Bedingungen an seine Werbung, ohne noch zu wissen, ob sie mir überhaupt genehm ist ... Aber er sprach es nicht aus. Im Gegenteil: er blieb verbindlich, machte eine kurze Handbewegung und sagte:
„Bitte!“
Und Aletto begann.
„Meine Braut“, sagte er, und Mohr gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, „hat mir mit großer Offenheit erzählt, daß die Zuschüsse, von denen sie augenblicklich leben, nicht von der Familie, sondern von Ihnen fließen.“
Der Kommerzienrat setzte sich gerade und nickte zustimmend.
„Ich weiß nicht, ob Ihnen mein Mündel auch gesagt hat, daß Herr Professor Kersten ohne einen Pfennig Vermögen zu hinterlassen ...“
„Ich weiß“, wehrte Aletto ab.
„Man kann daher nicht gut von Zuschüssen sprechen; es ist in Wirklichkeit denn auch so, daß ich den Unterhalt der Familie bestreite.“
„Eben, eben!“ warf Aletto ein. „Das muß ein Ende nehmen, und zwar von heute ab.“
Mohr sah ihn groß an und staunte.
„Wie denken Sie sich das?“ fragte er ihn.
„Indem ich das von heute ab übernehme — natürlich in der gleichen Form, in der es bisher von Ihrer Seite aus geschah.“
„Sie wollen ...?“
„Desgleichen werde ich Ihnen diejenigen Summen zurückerstatten, die Sie bisher verauslagt haben.“
„Ich kenne Ihre Verhältnisse nicht, Herr Aletto; .. aber im übrigen: das alles sind Dinge, die sich dann ganz von selbst finden werden.“
„Wann?“ fragte Aletto.
„Nun, ich meine, wenn es sich zeigt, daß ich Ihrer Werbung meine Zustimmung geben kann, dann würde ich mit Rücksicht auf die Jugend meines Mündels und auf die besonderen Verhältnisse im Hause Kersten auf alle Fälle dafür sein ...“
„Bitte!“ warf Aletto ungeduldig ein.
„ .. daß mit der offiziellen Verlobung noch ein Jahr gewartet wird.“
„Das ist vollständig ausgeschlossen!“ rief Aletto erregt. „Dafür liegt nicht die geringste Veranlassung vor.“
„Das dürfte sich so im Augenblick schwer entscheiden lassen“, erwiderte Mohr in aller Ruhe.
Aletto aber verlor seine Haltung.
„Ich lasse mich auf keinerlei Versprechungen ein, die in der Zukunft liegen; ich bestehe — und zwar aus ganz besonderen Gründen — darauf, daß jetzt, in diesem Augenblick, die ganze Angelegenheit geregelt wird.“
„Aber ...“ warf der Kommerzienrat ein und wollte etwas erwidern; doch Aletto ließ ihn nicht zu Worte kommen.
„Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“ fragte er mit großer Bestimmtheit.
Mohr überlegte: „Und zwar aus ganz besonderen Gründen“, wiederholte er sich. Was mochte er damit meinen? Daß Luise ihm etwas von ihren Beziehungen erzählt hatte, war ausgeschlossen! Der Gedanke allein war widersinnig! Immerhin konnte sie ihm angedeutet haben, daß auch er Interesse für sie habe — hm, das leuchtete ihm ein — und zwar ein Interesse, das nicht nur das eines Vormundes war. Gewiß, so mochte es sein! So erklärte sich auch dann Alettos Erregtheit, der das Gefühl hatte, einem Nebenbuhler gegenüberzustehen.
Er stand also auf, tat verlegen, suchte nach Worten, sah zur Erde und sagte:
„Ich weiß nicht, ob Luise Ihnen gesagt hat ...“
„Was?“ fragte Aletto.
„Auch ich liebe Luise.“
Es fehlte nicht viel, und Aletto saß ihm an der Kehle. Dieser Mensch wagte es ...
„Ich habe einen Vorschlag“, stammelte Mohr, als er die drohende Haltung Alettos sah, „ich trete zurück!“
„Ah!“ sagte Aletto.
„Vorausgesetzt, daß die Familie Ihre Werbung meiner vorzieht!“
„Das wird sie!“ rief Aletto. „Ich bin einverstanden und habe nur eine Bedingung ...“
„Die wäre?“
„Keinen Aufschub!“
„Wie ist das zu verstehen?“
„Sehr einfach! Eine sofortige Zusammenkunft, der ich natürlich beiwohne.“
„Das wird schwer zu erreichen sein.“
„Ich bestehe darauf.“
„Ich werde es versuchen.“
„Um wen handelt es sich?“ fragte Aletto.
„Nun, vornehmlich um den Professor Mallinger als Senior der Familie, dann den Geheimen Kommerzienrat Walther, den Oberlehrer Sasse und eventuell noch um den Regierungsrat Störmer, auf den man aber eventuell verzichten kann.“
„Wollen Sie sich, bitte, mit den Herren telephonisch in Verbindung setzen!“
„Gewiß! Und wohin lasse ich Ihnen Nachricht geben?“
Aletto schüttelte den Kopf. „Gar nicht! Ich bleibe bei Ihnen!“
„Was?“ rief Mohr entsetzt, und Aletto erklärte mit großer Bestimmtheit:
„Ich gehe, bis der Familienrat Zusammentritt, nicht von Ihrer Seite.“
Der Kommerzienrat riß das Maul weit auf und schnalzte mit der Zunge; das freilich erschwerte den Fall bedenklich. Aber — und er beruhigte sich schnell — mit den Leuten wird dieser Tollpatsch nicht umzugehen wissen; er wird es an der nötigen Reserviertheit und den Formen fehlen lassen; und daran wird er mehr als an seinen Gründen scheitern.
Er kannte diese Menschen; wer sie bei ihren Schwächen nahm, blieb Sieger.
„Meinetwegen!“ sagte er daher in aller Ruhe; „ich hoffe, die Zeit wird Ihnen nicht lang werden.“ Er ließ sich mit dem Professor, dem Geheimrat Walther und dem Oberlehrer Sasse verbinden; der Zufall wollte es, daß er sie alle antraf; und es wurde für eine Stunde später ein Rendezvous in der Wohnung des Professors vereinbart.
Während Aletto, den Rücken zur Stube, am Fenster stand, gab der Kommerzienrat noch eine Reihe geschäftlicher Anweisungen, befahl sein Automobil, sagte zu Aletto kurz:
„Bitte!“
Sie gingen die Treppe hinunter, bestiegen den Wagen und fuhren, ohne ein Wort zu sprechen, zur Wohnung des Universitätsprofessors.
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