Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah


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den tollen Eindruck des Wäschesets nicht stören würde und es nach ihrer Erfahrung angeblich keinen Mann gab, der wirklich auf Strumpfhosen stand. Ich war stolz. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt den passenden BH zum Slip besaß, und in diesem Slip war sogar mein Popo einigermaßen verpackt. Wenn er auch durchschimmerte.

      „Danke für die Schützenhilfe“, sagte ich feierlich zu Freddy. „Jetzt fühle ich mich dem zu erwartenden Ansturm der Männerwelt einigermaßen gewappnet. Stell dir vor, ich hätte das ganze neue Zeug schon an. Würdest du mir einen Drink ausgeben, wenn du ein Mann wärst?“

      Freddy sah mich belustigt an. „Mal sehen, mein Shopping-Meisterstück…“ Sie stellte sich vor mir auf und musterte mich gründlich von oben bis unten. „Du kennst deinen Marktwert gar nicht, stimmt’s?“

      „Marktwert! Ich will mich doch nicht an der Börse bewerben, ich will mir einen neuen Macker aufreißen!“ Das Glas Prosecco im Eiscafé hatte meinen Liebeskummer-Rausch wiederbelebt und meine Zunge gelockert.

      „Aber was anderes als eine Börse ist das Ding zwischen Männlein und Weiblein nicht. Damit man was kriegt, muss man auch was bieten können.“

      „Bei dir ist das ja auch einfach“, brummelte ich mit einem Seitenblick auf ihre Brüste.

      „Na komm, Süße. Jetzt mach mal halblang, du mit deiner Busenfixiertheit. Dafür kannst du alles tragen, ohne dir bloß wegen der Möpse alles zwei Nummern größer kaufen zu müssen. Was glaubst du, wie ich dich für deine Haare und dein Puppengesicht beneide? Du bist sportlich, hast kein Gramm Fett zu viel und übrigens auch tolle Beine, die du nie zeigst, weil du deinen Hintern in Miniröcken dick findest. Was er nicht ist. Nur rund und knackig! Was ich hier vor mir sehe, ist eine schlanke junge Dame, die Frisuren- und Make-Up-Model sein könnte und nach der sich neunzig Prozent der Männer die Finger lecken. Und die restlichen zehn Prozent können mich mal. Und dich erst recht!“

      So schöne Komplimente hatte ich zuletzt von einer gewissen Scheichmutter gehört. Ich hatte Tränen in den Augen vor Dankbarkeit. Wortlos nahm ich Freddy in den Arm und drückte sie.

      „Moment, Moment, eins fehlt noch!“, fiel Freddy ein. „Was hast du denn in deinem kleinen schwarzen Lackhandtäschchen alles drin, wenn du auf Aufreiß-Tour gehst?“

      „Vorausgesetzt, ich würde mich trauen, auf Aufreiß-Tour zu gehen.“

      „Ich zwinge dich einfach. Also, was ist in deiner Handtasche?“

      Ich zuckte die Schultern. „Schlüssel, Perso, bisschen Kohle, eine Packung Taschentücher.“

      „Reicht nicht.“

      „Lippenstift?“

      „Der zählt nicht.“

      „Ein Kondom?“

      „Lobenswerte Idee, reicht aber immer noch nicht.“

      „Zwei Kondome? Drei Kondome?“

      „Na, so einseitig interessiert bin ja noch nicht mal ich“, grinste sie. „Mir genügen immer zwei, die meisten Kerle haben ja auch welche. Nein, Spaß beiseite“ – mit einem schnellen Griff, der jedem Taschendieb Ehre gemacht hätte, langte sie in meine Jackentasche und zog mein Handy hervor – „Ich meine das hier.“ Anklagend hielt sie mir das verkratzte Stück entgegen und tippte vorwurfsvoll gegen das daumennagelgroße Display. „Das ist dein Problem.“

      „Wieso? Funktioniert einwandfrei. Gut, es ist nicht mehr das aktuellste…“

      Das war schmeichelhaft ausgedrückt. Ich besaß das Ding seit dem Abi. Der dunkelblaue Plastikknochen trug die Bezeichnung Telefon zu Recht. Das Gerät war zwar unkaputtbar, konnte aber nichts anderes als telefonieren und, wenn man sich auf dem winzigen Einfarbdisplay die Mühe machte, mit etwas Gewaltanwendung auch SMS versenden.

      „Dieses Gerät wird dir alles verderben. Damit hält dich jeder Mann, der nicht gerade Biokleinbauer mit Strahlenangst ist, für einen komischen Vogel ohne Technikbezug.“

      „Hey, mach mal halblang, ich bin ein komischer Vogel ohne Technikbezug und auch noch stolz drauf!“

      Ich holte Luft, um Freddy zu erklären, weshalb ich echte soziale Nähe dem ganzen virtuellen Ersatzkram vorzog, doch sie wischte meine Empörung mit einer Handbewegung beiseite und ließ mich gar nicht zu Wort kommen.

      „Ach Papperlapapp. Glaub mir, du willst höchstens so lange den komischen Vogel ohne Technikbezug spielen, bis dir der erste verdammt heiße Typ ein Foto von seinem Schwanz schickt und du es nicht öffnen kannst.“

      „Schwanzfotos? Echt, so was machen die?“

      Freddy verdrehte die Augen. „Du bist so hoffnungslos, meine Gute! Okay, ich hätte es ahnen müssen, ich musste ja schon wochenlang auf dich einreden, bis du dir überhaupt einen Facebook-Account zugelegt hast. Icki, du Kind der Neunziger, weißt du eigentlich schon, dass man heute keine Ersatzteile für seinen Walkman mehr kaufen kann? Wir sind digital, Mäuslein! Was glaubst du eigentlich, wie ich meine ganzen Fickerles aufreiße? Bestimmt nicht in der Pommesbude an der Straßenecke. Dafür gibt es Dating-Apps!“

      Ich zuckte misslaunig die Schultern. „Ich will aber gar keinen neuen Freund. Und schon gar kein Fickerle. Ich will allerhöchstens Max.“

      „Ach komm, Icki, das ist doch nur so ein Reflex von dir! Ich verstehe ja, dass du dich an den Typen gewöhnt hast, du kennst schließlich kaum andere. Aber wenn du ehrlich bist, war er nie besonders nett zu dir. Was gedenkst du überhaupt zu tun, um ihn zurück zu kriegen?“

      „Äh, abwarten und Alkohol trinken?“

      „Nein. Lass dir was Besseres einfallen.“

      „Eifersüchtig machen und Alkohol trinken?“

      „Genau! Und wie stellst du dir das so vor?“

      „Ich könnte mit einem Anderen schlafen und ihm dann eine SMS schicken.“

      „Keine schlechte Grundidee. Aber du musst noch nicht mal so weit gehen, wenn du nicht willst. Es reicht ja vielleicht schon, wenn du ihm ein Schwanzfoto schickst! Und die kriegst du bei so einer Dating-App frei Haus.“

      Ich gab mich geschlagen. „Ein Foto von so einem Mörderding würde vielleicht tatsächlich helfen. Das würde ihn bestimmt bei seiner Männerehre packen.“

      Dass Max nicht gerade der Schwertfisch unter den Schwanzträgern war, wusste Freddy als meine intimste Vertraute natürlich längst.

      „Na also. Problem gelöst!“ Sie hielt mir mein altes Handy mit spitzen Fingern hin, als wäre es ein vor zwei Wochen im Kühlschrank vergessener Cheeseburger. „Komm, wir kaufen dir ein Smartphone. Jetzt!“

      Freddy zog mich auf den blinkenden, bunt leuchtenden Eingangsbereich eines Großfilialisten für Elektrokram zu, doch ich protestierte.

      „Also wenn ich mir unbedingt so ein Teil zulegen muss, dann bitte in einem netten kleinen unabhängigen Laden! Ich hasse diese großen Ketten, die den ganzen anständigen armen Schweinen das Geschäft kaputt machen.“

      Wir liefen das halbe Einkaufszentrum ab, bis wir einen netten kleinen unabhängigen Laden fanden. Eine sehr freundliche, aber in Sachen Telekommunikation vermutlich noch weniger als ich beschlagene Dame im gefühlten doppelten Renteneintrittsalter erklärte uns, dass sie uns leider nicht mehr bedienen könne, weil sie gleich schließen müsse. Ihr Hund sei nämlich etwas unpässlich und ihr Großneffe, der sie nach dem Tod ihres Mannes hin und wieder im Geschäft vertrete, könne heute auch nicht.

      Traurig und unverrichteter Dinge zogen wir davon. Als wir doch die strahlend erleuchtete Filiale des Elektro-Riesen ansteuerten, fühlte ich mich, als hätte ich der armen alten Dame eigenhändig die spärliche Witwenrente halbiert.

      Mein neues Telefon entschädigte mich für die schlechten Gefühle. Ein superfreundlicher, supergut aussehender Typ mit Elvisfrisur beriet uns (natürlich gab er hinterher


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