BLOOD RIVER - FLUSS DES GRAUENS. Phillip Tomasso

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BLOOD RIVER - FLUSS DES GRAUENS - Phillip Tomasso


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finden, da stellt keiner neue Leute ein. Was machen wir denn bloß mit Weihnachten?«

      »Karen.«

      »Ich werde meinen Eltern trotzdem was kaufen müssen. Ich lasse uns doch nicht zu Weihnachten von meiner Schwester übertrumpfen. Ach, wie würde ihr das gefallen – du ohne Arbeit, und sie mit dem besseren Geschenk für Mom und Dad.«

      »Karen.«

      »Aber natürlich ist sie mit Bob verheiratet. Apotheker sind ja nicht gerade Ärzte, aber er hat immer Arbeit und verdient ganz schön viel Kohle.«

      »Karen!«, sagte er und zwang sich zu lächeln, überrascht, dass er laut geworden war. Es funktionierte – sie hörte auf zu reden. Sie hörte auf zu reden und starrte ihn an. Wartete. »Ich habe meinen Job nicht verloren.«

      »Na, warum hast du das nicht gleich gesagt?« Sie stand auf. »Willst du Kaffee? Ich will nicht eine ganze Kanne für mich alleine machen.«

      Rick schüttelte den Kopf.

      »Nicht mal eine Tasse?«

      »Ja, okay, ich trinke eine Tasse.«

      Sie rollte mit den Augen und ging zur Küchenanrichte. »Fühl dich nicht gezwungen. Ich hab ja nur gefragt.«

      »Ein Kaffee wäre gut. Danke«, sagte er. »Aber ich hab noch nicht zu Ende geredet.«

      Sie wusch die Kaffeekanne an der Spüle aus und füllte sie dann mit Wasser. »Schieß los, ich bin ganz Ohr.«

      Er hatte gedacht, dass er ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit haben würde. Dass sie sich mit dem Kaffee beschäftigte, machte die Konversation vielleicht etwas einfacher – zumindest seinen Teil davon.

      »Ein Zuschauer hat etwas vorgeschlagen …« Er wollte nicht sagen, um die Sendung zu retten, sondern suchte nach den Worten, die Halperin benutzt hatte, um der Situation einen positiven Anstrich zu verleihen. »Um die Quoten zu erhöhen.«

      »Ein Zuschauer rettet die Sendung?« Sie gab drei Löffel Kaffeepulver in den Papierfilter und klappte den Deckel der Maschine zu.

      Er verzog das Gesicht und schloss die Augen, zählte schnell bis zehn. »Die Sendung hat keinen Retter gebraucht.« Das war gelogen. Er vermutete, dass die Konferenz ohne den Zuschauerbrief wohl ganz anders verlaufen wäre. »Aber du kennst ja Harry – immer drauf aus, seine Shows zu verbessern. Und Brent ist ein totaler Ja-Sager.«

      »Und starrt mich immer an, wenn wir uns mal sehen. Unheimlich. Es ist, als ob er … ach, ich weiß auch nicht, als ob er mich mit seinen Blicken auszieht. Ich kann’s nicht ausstehen, wenn mich jemand so anguckt, und ich würde denken, dass es dir als meinem Mann auch nicht gefällt.« Karen stand mit einer leeren Tasse in der Hand da, einen Finger durch den Henkel geschlungen.

      Nichts hatte sich verändert. Aber die Tatsache, dass sie ihn vielleicht betrog, veränderte alles. Er wusste nur nicht, inwiefern. »Ich gehe nach Papua.«

      Karen neigte den Kopf zur Seite. »Wie bitte?«

      »Das ist die westliche Hälfte von Neuguinea. Es ist eine Provinz von Indonesien.« Man konnte durchaus sagen, dass Rick geografisch leicht behindert war. Halperin hatte ihm zeigen müssen, wo die Reise hinging: Zu einem Land oberhalb von Australien.

      »Neuguinea.«

      »Es heißt nur Papua. Das Land ist zweigeteilt – Papua-Neuguinea ist die östliche Hälfte davon. Es liegt genau oberhalb von Aus-«

      »Warum fährst du dahin?« Sie hatte die Tasse abgestellt. Der Kaffee war vergessen.

      »Wir motzen Catch and Release etwas auf, machen die Show extremer.«

      »Wie denn extremer? Du fischst. Du fängst mit einem Haken Fische, die du dann wieder ins Wasser zurückwirfst. Ich hab die Sendung gesehen. Ich weiß nicht, ob man eine Fernsehsendung übers Angeln aufmotzen kann. Also – warum? Und für wie lange sollst du weg sein?«

      So, wie sie die Arme über der Brust gekreuzt hatte, wusste Rick schon, dass der bereits lange Tag mit einem noch längeren Abend enden würde. Er würde es nicht ignorieren können, würde dem Streit nicht aus dem Weg gehen können.

      »Es ist eine ganz interessante Geschichte …«

      »Wie lange schätzen sie, dass du weg sein musst?«

      »Ich fliege Montag. Anfang Dezember bin ich wieder zurück.« Er atmete schnell ein und hielt die Luft an.

      »Einen Monat? Du wirst einen Monat lang weg sein? Sag ihnen, dass wir nein, danke sagen.«

      Rick stützte die Ellbogen auf den Tisch und atmete in seine Hände aus. »Ihnen sagen, dass wir … was? Karen … ich glaube, du verstehst das nicht.«

      »Ich verstehe das nicht? Ach ja? Die verstehen das nicht. Man kann einen Mann nicht einfach einen Monat lang von seiner Familie wegnehmen. Was soll ich denn in der Zeit machen? Die alleinerziehende Mutter spielen? Was ist mit Jared? Willst du deinen Sohn so lange nicht sehen? Ein Kleinkind verändert sich sehr in einem Monat. Er wird sich gar nicht mehr an dich erinnern können.«

      »Karen.«

      »Ruf Halperin sofort an und sag ihm, dass du es sehr schätzt, dass sie dir die Gelegenheit gegeben haben, es mit deiner Frau durchzusprechen, aber wir sind zu dem gemeinsamen Entschluss gekommen, das Angebot abzulehnen. Er wird das schon verstehen. Egal wie widerlich er ist, er muss einfach wissen, dass so was eine Ehe tötet«, sagte sie.

      »In einem der Flüsse gibt es irgendwas. Etwas, das Menschen tötet. Dieses, die … Kreatur reißt Löcher in seine Opfer. Die sehen nachher aus wie Schweizer Käse. Ich werde da angeln, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass es diese Kreatur gibt. Ich werde so was wie ein Detektiv sein«, sagte Rick. Es war das erste Mal, dass er jemandem den neuen Dreh der Show erklärte, und es war aufregend, es ausgesprochen zu hören – und zwar nicht nur von den Lippen seines Produzenten.

      »Ein angelnder Detektiv?« Sie schnaubte und rollte mit den Augen, warf den Kopf zurück, um zu lachen. Es hörte sich zuerst nur sarkastisch an, so wie vielleicht der Bösewicht in einer alten Schwarzweißsendung lachte – laut und übertrieben. Dann zuckten ihre Schultern. Sie drehte sich um, sodass sie von ihm weg zur Küchenanrichte sah. Das Gelächter wurde immer wilder, bis sie fast hysterisch zu sein schien.

      »Wir nehmen eine kleine Filmcrew, einen Guide und ein paar Eingeborene mit den Fluss hoch zu diesem Dorf, wo ich dann Tag und Nacht unter den Ureinwohnern verbringen werde, während ich nach dieser Kreatur angele. Es wird aufregend und neu sein. Es wird gefährlich sein …«

      »Gefährlich? Wie gefährlich denn?« In ihrer Stimme schwang keine Beunruhigung mit. Zumindest keine um ihn.

      »Diese Kreatur soll angeblich …«

      »Löcher in seine Opfer reißen. Ich weiß. Und was qualifiziert dich dafür, diese Kreatur zu fangen?«

      »Ich bin ein Angler.«

      »Und wie viel zahlen sie dir dafür?«, fragte Karen.

      Rick spürte, wie seine Schultern nach vorn sackten, als er immer kleiner wurde. »Du hast ja recht, die Sendung hat in Schwierigkeiten gesteckt. Die Einschaltquoten waren so schlecht, dass ich mir ziemlich sicher bin, ohne diese neue Chance …«

      »Chance. Sie bezahlen dir nichts extra, oder?«

      »Doch, aber nicht viel.« Er sagte ihr, wie viel extra er verdienen würde. Das deckte nur seine Abwesenheit und die Reisekosten. Viel war es wirklich nicht. Die Hauptsache war doch aber, dass er seinen Job behielt. Dafür war er dankbar.

      »Na, das ist doch prima.«

      »Prima?« Rick lächelte. Er hatte nicht gedacht, dass das bisschen Extrageld einen Unterschied machen würde.

      »Wenn du Halperin absagst, bringst du dich wenigstens nicht um eine Riesenmenge Geld oder so«, sagte sie.

      Rick schwieg.

      »Rick?«

      Er


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