Asiaten! Ein Liebesroman aus zwei Welten. Artur Hermann Landsberger

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Asiaten! Ein Liebesroman aus zwei Welten - Artur Hermann Landsberger


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ja auch nicht.“

      „Dann bin ich schon froh.“

      „Aber die anderen! Und du sollst sie dazu anhalten.“

      „Wieso denn ich?“

      „Weil sie auf dich am ehesten hören werden. Dazu aber mußt du genau so denken wie ich. Dann kannst du viel, sehr viel Geld verdienen.“

      „Wenn mir an dem vielen Gelde aber doch nichts liegt?“

      „Ist dein Freund in Schikotsu denn ein reicher Mann?“

      „Nein. — Der ist arm.“

      „Aha! — was tut er denn?“

      „Gold- und Silberschmied ist er. Ein sehr geschickter sogar.“

      „Siehst du, wäre es da nicht schön, wenn du ihm ein großes Atelier einrichten könntest, in dem er in aller Ruhe seiner künstlerischen Arbeit leben könnte, ohne sich um Gelderwerb kümmern zu müssen?“

      „Das wäre schon gut.“

      „Was meinst du, was er da schaffen könnte.“

      „Wenn das ginge! — der hat schon Ideen. Aber in der Fabrik, da muß er machen, was verlangt wird.“

      „Siehst du. — Und bei dem Atelier ein kleines Haus, am Wasser — das liebt ihr ja! — und du darin als seine Frau, mit Mägden — und später natürlich auch mit Kindern.“

      Hanas Augen wurden ganz groß. Sie sah das alles vor sich und sagte:

      „So ein Glück, das gibt es ja gar nicht.“

      „Ich schaff’ es dir. Ganz schnell. Wenn du mir hilfst.“

      „Ist das wahr?“

      „Du mußt mir nur versprechen, alles zu tun, was ich von dir verlange.“

      „Aber ja! Ich verspreche es. — Es kann ja doch nichts geben, was ich dafür nicht täte.“

      Sie hielt ihm die Hand hin. John Adamson schlug auch ein. Und sagte:

      „Damit du nicht denkst, ich mache dir da ein Versprechen, das ich nicht halten kann, so werde ich es dir sogar schriftlich geben.“

      „Aber das ist ja nicht nötig.“

      „Doch! doch! Ihr Japaner traut uns Amerikanern nicht.“

      Er hatte Füllfederhalter und Papier herausgezogen und schrieb:

      ‚Dafür, daß Hana Tatsumi sich verpflichtet, sechs Monate alle Wünsche John Adamsons zu erfüllen, erklärt sich dieser bereit, ihr nach Ablauf dieser sechs Monate in Schikotsu ein mit allen modernen Hilfsmitteln ausgestattetes Atelier für Gold- und Silberschmied-Arbeiten nebst einem geräumigen Wohnhaus mit Inventar und Garten kostenlos zu errichten. Mit jedem Fall der Nichterfüllung seitens Hana Tatsumis beginnt die Frist von sechs Monaten von neuem zu laufen, während John Adamson im Falle der Nichterfüllung nach sechs Monaten an Hana Tatsumi die Summe von zweihundertfünfzigtausend Yen zu zahlen sich verpflichtet.‘

      „So, da setzen wir nun beide unsere Namen herunter“ — er schrieb seinen Namen und reichte Hana die Feder.

      „Danke schön“, sagte sie. „Aber das war wirklich nicht nötig, daß wir es schriftlich machen.“ — Und sie unterschrieb und gab ihm das Papier zurück.

      In ihrer Glückseligkeit empfand sie es gar nicht, als der große und starke breitschultrige John Adamson sie jetzt hochhob und in den Schlafraum trug. Die Augen halb geöffnet, sah sie vor sich jetzt deutlich das Haus mit dem kleinen Garten, der zum Fluß führte. Sie stand am Fenster und sah durch die Kirschbäume hindurch, die eben zu blühen begannen, zum Atelier hinüber. Deutlich hörte sie das Geräusch der Maschine. Und von den matten Scheiben hob sich der Schatten eines Mannes ab, der niemand anders als Taizo war.

      Sie schloß die Augen ganz und träumte. Ein Glüeksgefühl durchströmte ihren Körper. Sie wußte nicht, daß sie den Mund ihm näher führte, die Lippen öffnete und die schlanken Arme um den Hals des fremden Mannes legte.

      „Du!“ stammelte sie. „Du mein Taizo!“

      8

      Im Hause des alten Lionel Adamson, der in der Gesellschaft Tokios schlechtweg ‚der Bankier‘ genannt wurde, herrschte um diese Zeit hoher Geschäftsbetrieb. Die großen Kapitalien, die er dem Staat, der Industrie und Privatpersonen nach dem Erdbeben zu hohem Zinsfuß ausgeliehen hatte, flossen schneller, als er erwartet hatte, zurück. Sie mußten also neu angelegt werden. Als Land, das Geld suchte und hohe Zinsen zahlte, kam in erster Linie Deutschland in Frage. Alle wertvollen Sicherheiten waren den Alliierten verpfändet. Das Stammhaus Adamsons in Newyork wurde von Johns Bruder William geleitet. Dank der Tüchtigkeit Lionels hatte sich das japanische Geschäft schnell entwickelt und an Bedeutung das Stammhaus überholt. In Tokio war die eigentliche Leitung. Lionel, von seinem Sohne und Ebenbild John unterstützt, disponierte auf Grund der aus Newyork eingehenden Informationen auch in allen wichtigen Fragen des amerikanischen Geschäfts. Auch dort waren große Kapitalien disponibel. Die deutsche Industrie schrie nach Geld. Aber die Unklarheit der Verhältnisse, die durch Schaffung einer stabilen Währung zu Lasten einer Garantie leistenden Landwirtschaft und Industrie nur noch erhöht wurde, gebot Vorsicht.

      „Es gibt nur eins,“ sagte der Bankier Lionel Adamson zu seinem Sohne John, „du fährst selbst nach Deutschland und prüfst selbst die Sicherheiten.“

      „Dreißig Tage Fahrt“, erwiderte John.

      „Das besagt gar nichts. Du bleibst einen Tag in St. Franzisko und zwei Tage in Newyork. Da wir für entliehenes Geld in Amerika kaum ein Viertel der Zinsen zahlen, die uns die Deutschen geben, so nimmst du auf, was du bekommst.“

      „Bevor ich die Sicherheiten drüben geprüft habe?“

      „Du sicherst dir die Beträge für einen festen Termin zwei Wochen nach deiner Ankunft in Europa.“

      „Die Option kostet Geld.“

      „Ein halbes Prozent im Höchstfall. Dafür hat man die Sicherheit, daß es festliegt für uns und nicht von anderer Seite in Deutschland angelegt wird. Du fährst noch heute.“

      „Unmöglich!“

      „Das Wort gibt es für einen amerikanischen Kaufmann nicht.“

      „Ich habe dringende Geschäfte, die mich in Tokio halten.“

      „Von denen ich nichts weiß?“

      „Es ist besser, du weißt es nicht.“

      „Sind sie sicher?“

      „Absolut!“

      „Die Chancen?“

      „Nach meiner Berechnung siebzig bis hundert Prozent im Jahr.“

      „Also ein schmutziges Geschäft?“

      „Das Wort, Papa, gibt es für einen amerikanischen Kaufmann nicht. Jedes Geschäft ist fair, das reell geführt wird. Ein Bischof kann ein Lump, ein Mädchenhändler kann ein Gentleman sein.“

      „Ich würde selbst in einem solchen Falle den Bischof vorziehen.“

      „In deinem Salon — gewiß! Im geschäftlichen Verkehr ziehe ich den Gentleman vor.“

      „Ich ahne bereits, was du vorhast.“

      „Unmöglich, Papa!“

      „Mir war es schon immer ein Rätsel, warum niemand nach diesem Geschäft griff!“

      „Und warum hast du — nicht danach gegriffen?“

      „Zu alt, mein Sohn! Es erfordert doch ein gewisses Eingehen in die Materie. — Es ist nicht dasselbe, als wenn man Zinn oder Erz verkauft.“

      „Ich meine doch, daß es dasselbe ist.“

      „Möglich. Sogar wahrscheinlich. Und wenn du es in dieser


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