Butler Parker Box 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Box 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Eigentumsverteiler fest verlassen.

      »Miß Porter ist bereits bei den Rockern«, berichtete Pickett, »und sie wird natürlich von meinen Freunden überwacht.«

      »Sie kennen die genaue Lage, Mr. Pickett?«

      »Ich habe mich bereits umgesehen«, antwortete er, »wenn Sie wollen, können Sie auf den offiziellen Eingang verzichten. Ich habe da so eine Art Seiteneingang entdeckt.«

      »Hat man es mit dem sogenannten Club der Fünfhunderter zu tun, Mr. Pickett?«

      »Das ist der Club«, lautete die Antwort, »und hier in der näheren Umgebung der Fabrik hat man Angst vor den jungen Leuten. Ihre Manieren sollen nicht besonders sein.«

      »Man sollte das vor Ort prüfen«, schlug Josuah Parker vor, »natürlich werde ich allein gehen.«

      »Sie werden auf die jungen Leute wie ein rotes Tuch wirken, Mr. Parker«, warnte Pickett eindringlich.

      »Meine Wenigkeit beabsichtigt nicht, in Erscheinung zu treten«, gab Josuah Parker zurück, »Miß Porters Sicherheit hat unbedingte Priorität.«

      *

      Der Butler hatte einen lädierten Drahtzaun hinter sich gebracht und stieg über einige Schuttberge, bis er endlich das Fabrikgebäude erreichte. Er hörte deutlich Rockmusik, die seiner Schätzung nach aus den Kellern kam. Parker hielt sich genau an Picketts Wegbeschreibung und ging um einen Stapel ausgedienter und abgewrackter Eisenträger herum. Dann stieg er vorsichtig über eine Art Rampe hinunter zum Fundament der Fabrikhalle.

      Die Musik wurde lauter.

      Der Butler fand einen Mauerdurchbruch, drang in das Kellergeschoß der ausgedienten Halle ein und brauchte dann nur der Musik zu folgen. Dabei durchquerte er leere Lagerräume, auf deren Boden sich große Wasserlachen gebildet hatten. Es roch bereits aufdringlich nach Alkoholika, nach Tabakrauch und Feuchtigkeit. Parker wollte vorsichtig weitergehen, als er Stimmen hörte.

      Schritte näherten sich, dann war ein Lachen zu vernehmen. Wenig später passierten ihn zwei junge Männer, die schwarze Lederkleidung trugen und aus Bierdosen tranken. Sie verschwanden in einem Seitenkeller und schlugen eine Tür hinter sich zu.

      Parker brauchte nicht lange zu warten, bis sie zurückkehrten Sie redeten miteinander, doch man konnte wegen des vielfachen Echos in den Räumen nichts verstehen. Als sie wieder in der Tiefe des Kellers verschwunden, waren, warf der Butler einen Blick in jenen Raum, den die beiden Rocker gerade verlassen hatten.

      Es handelte sich um einen einfachen Waschraum mit gekachelten Wänden, die noch erstaunlich gut in Ordnung waren. Es gab eine Reihendusche, Waschbecken an den Wänden und einige Toiletten. Parker wandte sich zurück in den Durchgangskeller und schob sich immer näher an die nun überlaute Musik heran.

      Plötzlich erblickte er Kathy.

      Sie sah hinreißend aus und war von jungen Männern umlagert, die mit ihr redeten, lachten und flachsten. Einer dieser jungen Männer konnte nur Billy Brandon sein. Er war groß, schmalhüftig und breitschultrig. Er trug selbstverständlich schwarze Lederkleidung und hatte erstaunlicherweise auf jeden Zierat verzichtet. Seine schwarze Ledermütze mit dem gelackten Schirm hatte er sich tief ins Genick geschoben. Billy Brandon schien eine gewollte Glatze zu haben.

      Kathy Porter hielt eine Bierdose in der Hand, aus der sie gerade trank. Sie flirtete eindeutig mit dem Anführer des Clubs der Fünfhunderter, beherrschte die Szene und hatte die Rocker zu ihren Marionetten gemacht.

      Sie stand dann auf und schien gehen zu wollen, doch Billy Brandon war damit keineswegs einverstanden. Er griff blitzschnell nach Kathys linkem Oberarm und zog die junge Frau fast brutal zurück.

      Kathy ließ es mit sich geschehen.

      Sie blieb dann vor Brandon stehen und musterte ihn herablassend. Danach langte sie mit zwei Fingern der linken Hand nach Brandons großer Hand und löste sie von ihrem Oberarm. Und dann, Parker bekam es kaum mit, wandte sie einen fernöstlichen Verteidigungsgriff an. Billy Brandon absolvierte draufhin notgedrungen einen halben Salto und landete krachend auf dem Rücken.

      Gelächter brandete auf, erstarb aber sofort wieder, als Brandon blitzschnell aufsprang. Irgend jemand im Keller drehte das Radio leiser.

      »Okay, Süße, das war nicht schlecht«, sagte Brandon, der sich nur mühsam beherrschte, »aber mach’ das nicht noch mal.«

      »Das gilt auch für dich, mein Junge«, gab Kathy gelassen zurück.

      »Du willst schon abhauen? Jetzt wird’s doch erst bestens«, meinte Brandon, der immer noch gereizt war.

      »Ich werde jetzt verduften«, sagte Kathy, »und vielleicht mal wieder aufkreuzen.«

      »Is’ doch klar, daß du bleibst«, verlangte Billy Brandon, »komm schon, Süße, mach keine Zicken.«

      »Das gilt auch für dich, mein Junge«, wiederholte Kathy, »spiel hier nicht den wilden Mann.«

      Sie wandte sich erneut ab und ging weiter. Einige Rocker gaben automatisch den Weg frei. Billy Brandon nagte an seiner Unterlippe und wirkte unentschlossen. Dann schien er einen Ausweg gefunden zu haben.

      »Ich bring’ dich rauf«, sagte er einlenkend, »sag mal, woher stammt der Trick da eben?«

      »Von der Glotze«, sagte sie lässig.

      »Komm schon, Süße, erzähl mir nichts vom Pferd, Woher hast du den?« Bevor Kathy antworten konnte, holte Billy Brandon zu einem harten Schlag mit dem Handrücken aus. Butler Parker sah schon voraus, daß Kathy von diesem Ausbruch der Wildheit völlig überrascht wurde.

      *

      Normalerweise hätte Josuah Parker sich nicht eingemischt, ein kleines Handgemenge hätte er hingenommen. Doch jetzt und hier ging es um mehr. Parkers Ritterlichkeit wurde umgehend aktiviert. Er reagierte automatisch und dachte nicht an Konsequenzen.

      Blitzschnell hatte er die schwarze Melone vom Kopf genommen und in eine Frisbee-Scheibe umfunktioniert. Seine Kopfbedeckung, deren Wölbung mit zähem Stahlblech ausgefüttert war, sirrte wie ein Diskus durch die Luft, und traf mit erstaunlicher Sicherheit das linke Ohr des Zuschlagenden, der darauf nicht mehr aktiv war.

      Billy Brandon brüllte, ließ die Hand fallen und krümmte sich. Dann sackte er auf die Knie und hielt sich das Ohr.

      Jetzt erst dachte der Butler an Reaktionen.

      Zuerst starrten die Rocker entgeistert auf ihre Leitfigur, die sich recht unmännlich benahm und schrie. Die jungen Männer hatten Brandon so noch nie gesehen und wunderten sich. Dann starrten sie auf die Melone, die Kathy Porter allerdings längst erkannt hatte.

      Geistesgegenwärtig wandte sie sich um und deutete in die falsche Richtung.

      »Los, Beeilung«, rief sie, »schnell, ihr erwischt ihn noch …«

      Dieser Hinweis löste eine Art Stampede aus.

      Die Rocker stampften los und rannten dann in die falsche Richtung. Kathy Porter ging um Brandon herum, der den Kopf gehoben hatte und sie gereizt anschaute. Dabei erhob er sich langsam.

      »Ich hab gleich gespürt, daß du ein Spitzel bist«, sagt er.

      »Übernimm dich nur nicht«, erwiderte sie spöttisch.

      »Für wen spionierst du hier herum?« Brandon hielt sich das linke Ohr, doch mit der rechten Hand langte er in seine Jeans und zog ein Messer hervor.

      »Steck das Messer weg, Billy«, verlangte Kathy Porter energisch.

      »Wer hat dich geschickt?« wollte Brandon noch mal wissen.

      »Meine bescheidene Wenigkeit«, schaltete Josuah Parker sich ein und trat hinter der Querwand hervor.

      »Wer ist denn das?« Brandon riß die Augen weit auf.

      »Parker mein Name, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor, »Sie sind, Mr. Brandon, gewollt oder ungewollt in eine gewisse Schußlinie geraten, um es mal so auszudrücken.«


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