Butler Parker Box 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Box 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sollte man sich darunter vorstellen?« fragte Josuah Parker.

      »Er dreht durch«, lautete die Antwort, »er hält sich für den Größten.«

      »Wie sind Mr. Brandons Beziehungen zu Ritchie Dawson?« wollte der Butler wissen.

      »Die waren noch nie gut«, sagte der erste Rocker, »die beiden hassen sich wie die Pest.«

      »Was im Fall eines gewissen Marty aber wohl nicht ganz zutrifft, ja?«

      »Marty wartet doch nur darauf, Dawson aussteigen zu lassen. Dawson hat nich’ mehr den richtigen Kick, verstehen Sie? Der hat glatt den Anschluß verloren. Der macht immer mehr auf Unternehmer bei seinem Onkel. Nee, der hat keinen Kick mehr.«

      *

      »Nun, Mr. Parker, was haben Sie mir zu berichten?« fragte die Lady eine Stunde später. Sie war aus dem Obergeschoß des Hauses gekommen und blickte sich suchend um, »wo sind die Kinder?«

      »Miß Porter und Mr. Rander begaben sich hinüber in die Curzon Street, Mylady, um sich den Geschäften zu widmen.«

      »Sehr schön.« Lady Agatha nahm in einem Sessel vor dem mächtigen Kamin Platz. »Dann wollen wir die Kinder auch nicht stören, Mr. Parker. Diese Zweisamkeit ist sehr förderlich.«

      »Mylady hoffen darauf, bald eine Hochzeit ausrichten zu können?«

      »Aber natürlich, Mr. Parker. Sie sind ja wie füreinander geschaffen, finden Sie nicht auch?«

      »Meine Wenigkeit möchte sich erlauben, diese Frage zu bejahen.«

      »Habe ich etwas versäumt, Mr. Parker?« Lady Simpson nickte huldvoll, als Parker ihr einen Sherry servierte. »Wie ist es mit diesen Rockern gelaufen?«

      »Die Besitzer der beiden Motorräder erschienen zusammen mit Mr. Billy Brandon und holten ihre sogenannten Feuerstühle ab. Sie wiesen Papiere vor, aus denen die Besitzverhältnisse geklärt werden konnten. Während dieser Formalitäten kam es zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Mr. Rander und Mr. Brandon.«

      »Das hört sich aber doch recht gut an«, meinte die ältere Dame.

      »Mr. Rander sah sich genötigt, aus seiner sonst üblichen Reserve herauszugehen. Danach fühlte der Anführer der Rocker sich nicht mehr sonderlich wohl.«

      »Das lobe ich mir, Mr. Parker. Ich weiß also jetzt, wer mich mit dieser Versicherung erpressen wollte?«

      »Nicht mit letzter Sicherheit, Mylady«, korrigierte der Butler sanft, »zur Zeit haben Mylady es mit zwei Rocker-Gruppen zu tun. Auf der einen Seite gibt es den sogenannten Club der Fünfhunderter, auf der anderen Seite eine Rockervereinigung, die von einem gewissen Ritchie Dawson geführt wird, den Mylady kennenzulernen geruhten.«

      »Aha. Und wo war das?« Sie runzelte die Stirn.

      »In einer Spielhalle in Clerkenwell, Mylady. Die Herren Billy Brandon und Ritchie Dawson dürften Gegner sein, was ihre jeweiligen Clubs betrifft. Nach jüngsten Informationen soll Mr. Ritchie Dawson auf dem besten Weg sein, sich aus der Rocker-Szene zurückzuziehen.«

      »Und was schließe ich daraus, Mr. Parker?«

      »Mylady üben die bekannte Zurückhaltung«, behauptete der Butler höflich, »Mylady fällen selbstverständlich keine voreiligen Urteile.«

      »Wer hat mir nun angedroht, meine Fensterscheiben einzuwerfen?« wollte sie ungeduldig wissen.

      »Vieles deutet auf die Rocker-Gang des Mr. Billy Brandon hin«, entgegnete der Butler, »aber diese Person allein dürfte die illegale Versicherung kaum etabliert haben.«

      »Und warum glaube ich das nicht?« fragte sie und ließ sich einen zweiten Sherry servieren.

      »Die Intelligenz des erwähnten Mr. Billy Brandon reichte nicht aus, solch eine Organisation zu gründen und zu leiten. Er ist das, was man einen Schläger nennen könnte, der sogar noch stolz auf seine unbeherrschte Brutalität sein dürfte.«

      »Und dieser Spielhallen-Rocker, Mr. Parker?« wollte sie wissen.

      »Mr. Ritchie Dawson, Mylady, verfügt eindeutig über die erforderliche Intelligenz«, urteilte der Butler, »er war es übrigens, der Mylady auf den sogenannten Club der Fünfhunderter aufmerksam machte, was man durchaus als ein Ablenkungsmanöver bezeichnen könnte. Zudem hat Mr. Ritchie Dawson einen Onkel, der sich in Geldgeschäften ungemein gut auskennt.«

      »Dann ist dieser Spielhallen-Rocker der gesuchte Täter. Von mir aus, Mr. Parker, können Sie auch noch seinen Onkel als Drahtzieher dazupacken. Sie sehen, wie schnell man einen Fall klärt. Man muß nur kombinieren können.«

      »Es geht eben nur noch um die notwendigen Beweise, Mylady«, gab der Butler zu überlegen, »aber Mylady werden sie mit Sicherheit herbeischaffen.«

      »Natürlich«, antwortete sie, »erledigen Sie die notwendigen Details, Mr. Parker. Dieser Kleinkram interessiert mich nicht und lenkt mich nur ab.«

      Parker deutete schweigend eine knappe Verbeugung an.

      *

      »Mann, Sie haben vielleicht Nerven«, sagte der mittelgroße schlanke Mann und schaute den Butler entgeistert an, »daß Sie sich überhaupt hierher trauen, Parker.«

      »Zuerst möchte meine Wenigkeit Ihnen einen noch halbwegs guten Tag wünschen, Mr. Murray«, erwiderte Parker und lüftete seine schwarze Melone.

      »Ich hab’ verdammt große Lust, Sie durch die Mangel zu drehen«, redete Fred Murray weiter. Seine dunklen Augen flackerten nervös wie stets. Der Mann war in der kriminellen Szene Londons eine bekannte Erscheinung. Er leitete eindeutig eine Gang und unterhielt enge Verbindungen mit der internationalen Mafia. Auf Parker war er nicht sonderlich gut zu sprechen, da der Butler ihm erst vor knapp einem Jahr eine Beute abgejagt hatte, die aus der Zentralkasse einer Windhund-Rennbahn stammte. Fred Murray selbst hatte sich einer Anklage entziehen können. Wenigstens drei Personen hatten seinerzeit Meineide geschworen und behauptet, Murray sei zur Tatzeit in Cardiff gewesen.

      Josuah Parker hatte diesen Mann in einem Baumarkt aufgesucht, der das Hauptquartier des Gangsters war. Arglose Bastler konnten hier alles kaufen, was ihr Herz begehrte. Fred Murray saß in einer Art verglaster Kanzel, aus der er seine Verkaufshalle gut überblicken konnte.

      »Sie werden sicher längst unterstellt haben, daß meine Wenigkeit nicht als Kunde gekommen ist«, meinte der Butler, »und was die erwähnte Mangel betrifft, durch die Sie meine Person zu drehen wünschen, so stelle ich anheim.«

      »Ich bin doch nicht so blöd, mich von Ihnen provozieren zu lassen«, erwiderte Fred Murray, »ich kenne Ihre Tricks, Parker. Aber eines Tages sind Sie dran, das verspreche ich Ihnen.«

      »Falls Sie dann noch die Möglichkeit haben, Ihre Wünsche ummünzen zu können«, sagte Parker, »oder sollten Sie Ihre aufkommende Konkurrenz unter Kontrolle haben?«

      »Aufkommende Konkurrenz?« Fred Murray kniff die Augen zusammen.

      »Sie wissen wirklich von nichts, Mr. Murray?« wunderte sich der Butler.

      »Ich hab’ keine Ahnung, wovon Sie reden, Parker. Kommen Sie, rücken Sie schon mit der Sprache heraus!«

      »Im engeren Stadtgebiet verkauft man Versicherungen gegen Glasbruch und Feuer«, erklärte Josuah Parker, »dieses Verfahren an sich kann Ihnen ja nicht unbekannt sein. Man verlangt fünfzig Pfund pro Monat, eine Art Einführungspreis.«

      »Wer spielt sich da auf?« wollte Fred Murray wissen, der das Geschäft mit Schutzgeldern nur zu gut kannte.

      »Die Betreiber dieser Versicherung sind meiner Wenigkeit noch unbekannt.«

      »Ach so, jetzt kapiere ich. Sie glauben, daß ich so etwas aufgezogen haben könnte?«

      »Grundsätzlich wäre so etwas nicht auszuschließen«, gab Parker zurück, »aber nach meinen Informationen sind Sie momentan auf einem anderen Gebiet tätig.«

      »Was Sie nicht sagen!


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