Butler Parker Box 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Box 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Initiative übernehmen muß. Ab sofort gehe ich zum Angriff über.«

      »Und wie stellen Sie sich den vor, Mylady?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Die Details überlasse ich Mr. Parker, damit er sich nicht überflüssig vorkommt«, gab sie zurück, »aber ich denke, daß ich mir diesen Lümmel mal ansehen werde, der Kathy belästigte.«

      »Mr. Billy Brandon«, warf der Butler ein.

      »Wie auch immer.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dieses verkommene Subjekt werde ich mir kaufen. Und es kann sich bereits schon jetzt auf einiges gefaßt machen.«

      Sie wollte gerade zur Treppe hinübergehen, als die Türglocke sich meldete. Parker schritt gemessen durch die große Wohnhalle, schaltete die hauseigene Fernsehübertragungsanlage ein und erblickte dann auf dem Monitor den Chief-Superintendent, der einen recht ungeduldigen Eindruck machte.

      Wenig später begrüßte McWarden die ältere Dame, Mike Rander und Kathy Porter, die aus dem oberen Stock des Hauses gekommen waren. McWarden blickte in die Runde und räusperte sich.

      »Diese Werfer haben wieder zugeschlagen, wie Sie ja sicher bereits wissen«, schickte er voraus, »in einem Fall haben Sie sogar einen Molotow-Cocktail geworfen.«

      »Ich wundere mich, daß Sie so etwas dulden, mein lieber McWarden«, mokierte sich die Hausherrin, »aber Sie lassen sich ja auf der Nase herumtanzen.«

      »Nicht mehr lange«, erwiderte der Chief-Superintendent und bedachte Lady Agatha mit einem gereizten Blick, »ich denke, daß wir bald zuschlagen werden.«

      »Sie haben bereits einen bestimmten Verdacht, Sir?« fragte Kathy Porter.

      »Es handelt sich um diesen Club der Fünfhunderter«, erwiderte McWarden und nickte, »wir haben einen heißen Tip bekommen.«

      »Und der sieht wie aus?« warf Mike Rander ein.

      »Wir erhielten einen anonymen Anruf«, meinte McWarden, »aber der Anrufer dürfte eine wichtige Kleinigkeit übersehen haben.«

      »Machen Sie’s nicht so spannend, McWarden«, sagte der Anwalt, »was Sie uns auch sagen werden, wir werdend schon nicht hinausposaunen.«

      »Der Anrufer überhörte das Rasseln und Klingeln von Glücksspielautomaten im Hintergrund«, gab McWarden bedeutungsvoll zurück, »es wurde also eindeutig aus einer Spielhalle angerufen.«

      »Und dieser Anrufer, Sir, verwies sie auf Mr. Billy Brandon?« ließ Josuah Parker sich nun vernehmen.

      »Auf Billy Brandon«, bestätigte der Chief-Superintendent, »Und darum möchte ich Sie bitten, vorerst nicht dort aufzutauchen. Ich lasse die Gang überwachen. Falls Sie dort auftauchen, würden Sie meine Ermittlungen erheblich stören.«

      »Ich lasse mir von Ihnen überhaupt nichts verbieten, McWarden«, grollte Agatha Simpson sofort, »warum erzählen Sie mir von diesen Glücksspielautomaten?«

      »Waren Sie nicht in solch einer Spielhalle?« McWarden blickte den Anwalt und Butler Parker lächelnd an.

      »Sie lassen uns überwachen?« fragte Mike Rander.

      »Reiner Zufall, daß Mr. Parker und Sie gesehen wurden«, antwortete McWarden, »ich lasse selbstverständlich alle uns bekannten Rockergruppen überwachen. Dabei wurden Sie gesehen, Rander. So einfach ist das.«

      »Sie verwiesen nicht ohne Grund auf den Fehler, den der anonyme Anrufer beging«, ließ Parker sich vernehmen, »kann man unterstellen, daß Sie an ein Täuschungsmanöver denken?«

      »Täuschungsmanöver?« McWarden tat arglos.

      »Sie haben sich meiner bescheidenen Ansicht nach mit Ritchie und John Dawson befaßt«, redete der Butler weiter, »und dabei dürfte Ihnen nicht entgangen sein, daß vor allen Dingen Mr. John Dawson über eine beachtliche kriminelle Energie verfügte.«

      »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Mr. Parker?« fragte McWarden.

      »Auf die Tatsache, Sir, daß Sie annehmen, daß Ritchie und John Dawson die sogenannten Werfer beschäftigen und jetzt den Verdacht auf Mr. Billy Brandon lenken wollen.«

      »Sehen Sie denn nicht auch diesen Zusammenhang?« fragte McWarden.

      »Keineswegs und mitnichten, Sir. Mylady deutete schon bei anderer Gelegenheit darauf hin, daß man versucht, Street-Gangs und Rockergruppen zu belasten, um selbst ungestört arbeiten zu können.«

      »Das habe ich tatsächlich gesagt?« wunderte sich Agatha Simpson, merkte dann jedoch, daß ein erheblicher Zweifel in ihrer Stimme war und korrigierte sich schleunigst, »natürlich habe ich das bereits gesagt, ich erinnere mich noch sehr genau.«

      *

      Sie staunten nur noch.

      Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum vor dem stillgelegten Fabrikgebäude gestoppt, war ausgestiegen und hatte die hintere Wagentür geöffnet. Lady Agatha stieg ebenfalls aus und sah sich neugierig nach allen Seiten um. Sie trug eines ihrer zu weiten Tweed-Kostüme, ihre mehr als eigenwillige Hutschöpfung und hielt sogar einen hoch zusammengeklappten, altmodischen Fächer in der rechten Hand. Sie und Butler Parker schienen aus einem anderen Jahrhundert hierher in die Gegenwart gekommen zu sein.

      Die Rocker, die zum Club der Fünfhunderter gehörten, staunten und waren beeindruckt. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Natürlich war einigen von ihnen Butler Parker bekannt, doch das zählte im Augenblick nicht. Die allgemeine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Lady, die ihre majestätische Fülle nun auf die Rocker zuschob.

      »Wo finde ich diesen … Wie heißt er denn noch, Mr. Parker?« fragte sie zuerst die Rocker, um sich dann an ihren Butler zu wenden.

      »Mr. Billy Brandon«, ergänzte der Butler höflich.

      »Wie auch immer.« Sie schüttelte unwillig den Kopf und konzentrierte sich auf einen besonders kompakt und muskulös aussehenden Rocker. »Wo finde ich diesen Mann also, mein Bester?«

      »Wen, altes Mädchen?« fragte der Rocker lässig zurück. Er wollte schnell eine kleine Show abziehen, saß auf einer umgestülpten Kiste und war dabei, sich eine Zigarette zu drehen. Er schaute hoch und grinste Lady Agatha herausfordernd an.

      Eine Sekunde später grinste er nicht mehr.

      »Sie sind ein kleiner Schelm, junger Mann«, sagte die energische Dame und klopfte mit ihrem Fächer leicht auf die rechte Schulter des Rockers. Da die Stäbe des Fächers durch Bleistreifen verstärkt waren, fiel dieser an sich leicht und spielerisch wirkende Klaps mit dem Fächer sehr nachdrücklich aus. Der Getroffene stöhnte und hatte das Gefühl, sein Schlüsselbein hätte zuviel bekommen.

      »Ich bitte mir Höflichkeit aus, junger Mann«, verlangte die ältere Dame, »Sie stehen einer wehrlosen Frau gegenüber.«

      Um diese Feststellung noch zusätzlich zu unterstreichen, trat sie ihm auf den linken Fuß, der in einem leichten Tennisschuh steckte. Myladys nicht unbeträchtliches Gewicht verursachte eine leichte bis mittelschwere Quetschung der Zehen des jungen Mannes. Er verfärbte sich und schnappte nach Luft.

      »Meine Wenigkeit möchte anregen, Mr. Brandon verständigen zu wollen«, schaltete Josuah Parker sich ein, »es könnte sonst unter Umständen zu gewissen Mißverständnissen kommen.«

      Der stämmige Rocker wischte sich einige Krokodilstränen aus den Augenwinkeln und stand auf. Er hob vorsichtig die rechte Schulter an und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht.

      »Mensch, Tante, du kannst verdammt froh sein, daß du ’ne alte Frau bist«, sagte er dann wütend, »aber an ’ner Mumie vergreif ich mich nicht.«

      Die angesprochene Mumie reagierte auf ihre sehr spezielle Art. Lady Agatha, die ihren perlenbestickten Pompadour längst in Schwingung gebracht hatte, setzte den darin befindlichen Glücksbringer gekonnt auf die linke Backenseite des Rockers. Der Stämmige wurde zur Seite geworfen und stolperte über die Kiste. Danach schlug er zu Boden und landete in einem Müllhaufen, der aus leeren Getränkedosen und Pizzaresten


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