Butler Parker Box 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Box 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Eintreiben von Schutzgeldern wird man aber Ihnen zur Last legen, Mr. Murray«, redete der Butler weiter, »und Gerüchte dieser Art dürften auch das Ohr der Polizei erreichen.«

      »Wieso interessieren Sie sich für Schutzgelder, Parker? Ist das nur ein Vorwand? Wollen Sie mir noch mal ans Leder? Hören Sie genau zu: Noch mal legen Sie mich nicht aufs Kreuz. Ich werde …«

      »Sie erregen sich völlig unnötig, Mr. Murray«, erklärte der Butler in seiner höflichen Art, »Ihre Kasinos stehen nicht zur Debatte. Sie fragen nach meinem Interesse an Schutzgeldern. Nun, man wollte Mylady zwingen, solch eine Schutzgebühr zu zahlen. Mehr braucht man dazu sicher kaum zu sagen.«

      »Was sind denn das für blutige Anfänger?« entrüstete sich Fred Murray jetzt ehrlich. »Wie kann man Ihrer Lady nur auf die Füße treten? Wir Profis wissen doch verdammt genau, was dann passiert.«

      »Sie sprachen gerade von sogenannten blutigen Anfängern, Mr. Murray«, erinnerte der Butler.

      »Weil’s doch stimmt, Parker. Ein richtiger Insider geht Ihnen und der Lady aus dem Weg. Nur nicht reizen, heißt die Devise.«

      »Sie unterstellen also, daß man es mit Anfängern zu tun hat?«

      »Mit Anfängern natürlich«, bestätigte Murray nachdrücklich, »die ahnen ja noch nicht mal, daß sie mit dem Feuer spielen.«

      »Sie denken jetzt sicher an sich, nicht wahr?«

      »Wieso sollte ich an mich denken?«

      »Meine Wenigkeit wies bereits daraufhin, daß man Ihnen wohl diese neue Versicherung zuschreiben dürfte.«

      »Aha, und ich soll jetzt wohl noch für Sie tätig werden, was?«

      »Sie werden es müssen, Mr. Murray«, schloß Parker und lüftete seine schwarze Melone, »Adresse und Telefon meiner Wenigkeit sind Ihnen bekannt. Ein baldiger Anruf wäre für beide Seiten ungemein nützlich.«

      *

      »Sie glauben wirklich, daß er für Sie arbeiten wird, Parker?« fragte Mike Rander, nachdem Josuah Parker Bericht erstattet hatte. Die beiden Männer saßen im hochbeinigen Monstrum des Butlers und fuhren hinauf nach Clerkenwell. Bis dorthin waren es im Grund nur wenige Minuten, falls man nicht gerade in einen der üblichen Verkehrsstaus geriet. Noch kündigte sich so etwas allerdings nicht an.

      »Mr. Murray wird sich notgedrungen mit dem anstehenden Problem befassen müssen«, beantwortete Parker die Frage des Anwalts, »er kann sich die Neugier der Polizei auf keinen Fall leisten.«

      »Weil er gerade wieder ein Ding ausheckt, wie?« Rander lächelte.

      »So könnte und sollte man sagen, Sir«, bestätigte der Butler, »Mr. Murray wird jetzt umgehend seine Fühler ausstrecken.«

      »Wieso hat er Sie eigentlich aus seinem Laden gelassen, Parker?«

      »Es dürfte sich bei Mr. Murray um einen Akt der reinen Vorsicht gehandelt haben, Sir. Man sollte natürlich nicht ausschließen, daß er noch aktiv werden wird. Mr. Murray ist auf keinen Fall sonderlich gut auf meine Wenigkeit zu sprechen.«

      »Sie wollen jetzt diesem Ritchie Dawson einheizen?«

      »Und seinem Onkel John«, bestätigte Josuah Parker, »möglicherweise trifft man auch auf einen gewissen Marty, der Fäden in Richtung des Clubs der Fünfhunderter zu spinnen scheint.«

      »Trauen Sie den beiden Dawsons zu, diese Versicherung aufgezogen zu haben?« fragte Rander.

      »Solch eine Möglichkeit sollte man im vorhinein niemals ausschließen«, sagte Parker, »Mr. Ritchie Dawson ist seinem Konkurrenten Billy Brandon weit überlegen, was die geistigen Fähigkeiten betrifft.«

      »Wieso schickte er dann zwei seiner Versicherungsverkäufer ausgerechnet zu Ihnen und Mylady?«

      »Dabei kann es sich um einen Irrtum gehandelt haben«, vermutete der Butler, »es ist zu vermuten, Sir, daß Sie nun nach den Besitzern der beiden Motorräder fragen werden.«

      »Diese Frage ist hiermit gestellt.« Rander lächelte amüsiert.

      »Ein Ritchie Dawson würde seine Steinwerfer niemals auf eigenen Motorrädern losschicken, Sir. Ihm würde es darum gehen, einen etwaigen Verdacht abzulenken.«

      »Dieser Trick würde dann auch für den Morris gelten, nicht wahr?«

      »In der Tat, Sir«, versicherte Josuah Parker, »Ritchie Dawson würde alles tun, um seinen Konkurrenten Brandon zu belasten.«

      Während die beiden Männer miteinander redeten, näherten sie sich dem Stadtteil Clerkenwell und dann auch der Straße, in der sich die Spielhalle befand. Parker hielt ostentativ vor diesem Lokal und stieg würdevoll aus.

      Vor dem Eingang hatten die Rocker Maschinen abgestellt. Die Burschen redeten längst nicht mehr miteinander, sondern beobachteten den Butler, den sie ja bereits kannten, und sie musterten auch eingehend Mike Rander, der in dieser Umgebung geradezu aufreizend wirkte. Man sah es ihr deutlich an, daß er einer anderen sozialen Schicht entstammte als die Rocker.

      Parker lüftete höflich die schwarze Melone, als er die jungen, in Leder gekleideten Männer passierte. Mike Rander zündete sich eine Zigarette an und gab die Blicke der Rocker gelassen zurück. Obwohl die Atmosphäre sich schlagartig aufgeladen hatte, passierte nichts. Parker und Rander konnten ungehindert die Spielhalle betreten.

      Ein großer, massiger Mann, etwa fünfzig Jahre alt und mit einem Vogelkopf behaftet, der überhaupt nicht zum Körper paßte, kam ihnen mit schnellen Trippelschritten entgegen.

      »Mr. Parker, nicht wahr?« fragte er und rieb sich die Hände.

      »Und Mr. Rander«, antwortete der Butler, »geht man recht in der Annahme, daß Sie Mr. John Dawson sind?«

      »Ja, ich bin John Dawson«, bestätigte der Massige, »könnten wir uns nicht schon mal gesehen haben?«

      »Warum sollte man dies ausschließen, Mr. Dawson?« gab Josuah Parker zurück, »die Welt ist klein, wie es so treffend heißt.«

      »Was kann ich für Sie tun? Sie wollen sicher zu Ritchie, nicht wahr? Er sagte mir, daß Sie bereits gestern hier waren. Hätte ich davon gewußt, wäre ich natürlich sofort gekommen und hätte Sie begrüßt.«

      »Wir wollen Sie sprechen«, schaltete Mike Rander sich ein, »Sie sind da auf dem besten Weg, in eine gefährliche Schußlinie zu geraten.«

      »Ich sollte in eine Schußlinie geraten?« staunte John Dawson, »darüber müssen wir in aller Ruhe sprechen. Gehen wir doch in mein Büro, ja? Wer will mir da etwas am Zeug flicken?«

      »Können Sie sich vorstellen, daß Billy Brandon diese Person ist?« fragte Josuah Parker.

      »Billy Brandon?« John Dawson blieb stehen und nickte nachdrücklich. »Brandon traue ich einfach alles zu. Dieser Schwachkopf hat den Ehrgeiz, eine Rolle spielen zu wollen.«

      »Und hat hier bereits gewisse Freunde gefunden, wie es heißt«, meinte der Butler.

      »Natürlich. Sie sprechen von Marty. Das ist auch so ein Einfaltspinsel, der große Rosinen im Kopf hat. Aber ich sage Ihnen bereits jetzt, Mr. Parker, daß er Schiffbruch erleiden wird.«

      »Um welche Art von Rosinen handelt es sich, Mr. Dawson?« erkundigte sich der Butler höflich.

      »Genau weiß ich das nicht, Mr. Parker, ich vermute, daß sie Spenden sammeln.«

      »Was stell ich mir denn darunter vor?« staunte der Anwalt.

      »Billy Brandon und seine Rocker sammeln Geldspenden für ihren Club, Mr. Rander. So einfach ist das. Und wer nicht spendet, der hat ab sofort so seinen Ärger.«

      »Eine interessante Variante«, ließ Josuah Parker sich vernehmen, »Billy Brandon erhebt also keine sogenannten Schutzgelder, Mr. Dawson?«

      »Genau weiß ich das natürlich nicht, aber falls er es macht, dann nicht auf eigene Rechnung.


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