Bullseye - Bull & Tiger. Monica James

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Bullseye - Bull & Tiger - Monica James


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Straßen und hielt nach ihnen Ausschau. Aber ich war ein Außenseiter, ein privilegiertes weißes Kind, dass da war, wo es nicht hingehörte. Monatelang suchte ich nach ihnen, doch niemand redete mit mir. Es war, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.

      Verzweifelt und voller Schuldgefühle begann ich, Drogen zu nehmen, Alkohol zu trinken und mich mit Mädchen herumzutreiben – alles, um meinen Schmerz zu betäuben. Ich schmiss die Schule und ließ mich auf die falschen Leute ein, die genauso verkorkst waren wie ich. Ich bedeckte meinen Körper mit Tattoos und Piercings, weil der Schmerz mich etwas fühlen ließ. Dennoch war ich innerlich tot.

      Ich wollte die Sünden auf meiner Haut darstellen, damit jeder sehen konnte, was ich getan hatte. Ich zog aus, gammelte überall herum und interessierte mich nicht wirklich dafür, ob ich lebte oder starb. Ich war so verdammt allein, aber ich verdiente es. Damian würde immer allein sein, also schwor ich mir, es auch zu sein.

      Zwei verfluchte Jahre war ich kaum am Leben, glitt ins Leben hinein und hinaus, als wäre ich ein Fremder in meiner eigenen Haut. Ich hatte meine Eltern monatelang nicht gesehen, und auch wenn sie vorgaben, mich zu vermissen, war klar, dass ich sie nur an das erinnerte, was sie verloren hatten. Als ich ging, fragten sie nie, ob ich zurückkommen würde.

      Eines Nachts war ich unterwegs, um etwas Gras zu kaufen, als sich meine Nackenhärchen aufrichteten. Ich wusste nicht, warum, aber als ich über die Schulter sah, war es, als würde ich nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder zum Leben erwachen.

      Ich sah ihn. Das rückgratlose Arschloch, das am Tod meines Bruders beteiligt gewesen war. Ich würde ihn nie vergessen – sein Gesicht hatte sich in meine Seele eingebrannt. Ich hatte ihn um Hilfe gebeten, und er war weggerannt. Er hatte eine Chance gehabt, sich reinzuwaschen, aber jetzt hatte er dieses Glück nicht mehr. Vielleicht hatte er meinen Bruder nicht geschlagen, aber er war an seinem Tod beteiligt gewesen.

      Ich erinnerte mich an meinen Schwur, ihn umzubringen und wie die Sanitäter mir die Leiche meines Bruders aus den Armen zogen, und das belebte mich mit einem Feuer, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Ich war siebzehn und kurz davor, offiziell als Erwachsener zu gelten. Doch ich war schon lange vor meinem achtzehnten Geburtstag erwachsen.

      Ich wusste nicht, wie ich die ständige Trauer loswerden sollte. Ich wusste nicht, wie ich damit fertig werden sollte, bis ich ihn sah.

      In diesem Moment wusste ich, was ich tun musste.

      Ich glaubte, dass Auge um Auge alles besser machen würde. Ich würde die Ehe meiner Eltern retten und meinen Bruder rächen. Wenn ich dieses Arschloch tötete, würde alles wieder wie vorher werden, glaubte ich. Ich war wie besessen und machte es mir zur Aufgabe, alles über einen der Männer, die meinen Bruder getötet hatten, herauszufinden.

      Er hatte die Nachtschicht in einem 7-Eleven Supermarkt, was perfekt war. Ich konnte meine Überwachung in den Schatten durchführen, wohin ich gehörte. Zwei Wochen lang stalkte ich ihn, und als ich bereit war, kaufte ich auf der Straße eine Waffe, damit man sie nicht zu mir zurückverfolgen konnte.

      Ich war nicht high oder betrunken, als ich in der Gasse hinter dem Laden lauerte. Ich war ruhig. Ich wartete darauf, dass er den Müll rausbrachte, was er jede Nacht um zwei Uhr tat. Als sich die Hintertür öffnete und er mit dem schwarzen Müllsack über der Schulter herauskam, begriff ich, dass meine Zeit jetzt gekommen war, der Moment, um Damian zu rächen.

      Ich trat aus den Schatten, zog die Waffe aus der Tasche und zielte. Auf seinem Namensschild stand Lachlan. Zuerst war er verwirrt, aber als er mich sah, wusste er es. Er wusste, dass sein Tag gekommen war.

      Der Müllsack fiel zu Boden, und er bettelte um sein Leben. Er fiel auf die Knie und bat mich für das, was er getan hatte, um Vergebung. Er sagte, es wäre ein Unfall gewesen, dass er nicht vorgehabt hätte, meinen Bruder zu verletzen, doch es war zu spät. Seine Entschuldigung bedeutete mir nichts.

      Er hatte zwei Jahre gelebt, die Damian nicht gehabt hatte. Es war Zeit.

      Ich fragte ihn, wo Jaws ist, aber er bestritt, zu wissen, wo er war. Das beschleunigte nur das Unvermeidliche, denn ich wusste, dass er log. Ich spannte die Waffe, legte den Finger auf den Abzug, aber als er zu schluchzen begann und sich in die Hose pisste, bat mich eine Stimme, die ich seit Ewigkeiten nicht gehört hatte, es nicht zu tun. Das würde ihn nicht zurückbringen, sondern alles nur noch schlimmer machen. Aber was konnte schlimmer sein, als mein Leben ohne meinen Bruder zu verbringen?

      Doch die Stimme gehörte meinem Bruder und es war, als ob der Anblick seines Mörders ihn irgendwie wieder zum Leben erweckt hätte.

      Die Stimme sagte mir, ich solle Lachlan vergeben, denn Damian hätte es getan. Er hätte seinen Tod akzeptiert und nun wäre es an mir, dasselbe zu tun.

      Jeder Zentimeter meines Körpers wollte Rache nehmen, verlangte verzweifelt nach Blutvergießen und Vergeltung. Doch als ich in Lachlans Augen sah, wurde mir klar, dass ich nicht besser als er wäre, wenn ich ihm das Leben nahm. Ich fühlte mich so verdammt verloren, wusste aber, dass ich kein Mörder war.

      Wenn ich das tat, würde es kein Zurück und kein Morgen mehr geben. Und wieder retteten mich Damians weise Worte.

      Ich hatte kaum den Finger vom Abzug genommen, da fasste Lachlan mit einem Grinsen in seine Tasche. Sofort überfielen mich Visionen von Blut, Damians warmes, dickes Blut, und mein paranoider Geist sah mich in einem Grab neben dem meines Bruders. Ich würde nicht noch einmal zögern.

      Ich zielte und drückte völlig gefühllos ab. Es war das erste Mal, dass ich eine Waffe abfeuerte, ein perfekter Volltreffer mitten in seine Brust. Lachlan blinzelte noch einmal, bevor er mit einem dumpfen Geräusch vornüber fiel. In der ausgestreckten Hand hielt er ein Samtkästchen, in dem sich, wie ich später feststellte, ein Verlobungsring befand.

      Ich hatte ihn erschossen, weil ich dachte, dass er nach einer Waffe griff, aber in Wirklichkeit wollte er mir danken, weil ich sein Leben verschont hatte, denn er hatte dieses Leben zusammen mit jemand Besonderem geplant. Doch das ruinierte ich in dem Moment, als ich ihn kaltblütig erschoss.

      In der Nacht hörte ich zum ersten und einzigen Mal Damians Stimme, ein sicheres Zeichen dafür, dass er mich nicht mehr als seinen Bruder ansah. In der Nacht starb auch Cody Bishop, und Bullseye wurde geboren.

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