Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Beate sagte Max noch einige ermutigende Worte, dann legte sie auf.

      Max nahm Bobby an die Leine und ging im weiten Bogen über das Geröllfeld in Richtung des Pfades, der zur Oberländer Alm hinunter führte. Er schaute sich nicht um. Er schritt mit tief gesenktem Kopf voran, genauso, wie es jemand tut, der einen schweren Nackenschlag erhalten hatte. So sah er auch nicht, wie Toni und Anna auf der Terrasse standen und ihm nachsahen.

      Gaby war in die Berghütte gegangen. Sie teilte Toni nur knapp mit, dass sie die Abreise verschoben hatte. Es sei zu spät am Tage, um die weite Strecke nach Wiesbaden zu fahren. Sie würde nicht gerne nachts fahren.

      »Deine Kammer ist frei«, sagte Toni.

      Gaby nickte und zog sich mit Peggy zurück. In der Kammer legte sie sich mit den Kleidern auf das schmale Bett. Peggy kuschelte sich in ihren Arm. Gaby schloss die Augen. Ihr Herz raste. In ihrem Kopf drehte sich alles. Die Gefühle rissen sie hin und her. Noch niemals im Leben zuvor hatte sie sich so elend gefühlt. Irgendwann schlief sie ein. Sie sank in einen tiefen traumlosen, bleiernen Schlaf.

      *

      Ein Geräusch weckte Gaby. Sie sah auf. Anna steckte den Kopf zur Tür herein.

      »Tut mir leid, dass ich dich wecken muss. Aber hier ist jemand, der dich dringend sprechen will. Sie wartet schon seit Stunden. Kommst du?«

      »Ja, einen Augenblick!«

      Erst als Anna die Tür schloss, wurde Gaby bewusst, dass es schon dunkel war. Sie machte Licht und schaute auf ihre Uhr.

      »Peggy, auf dich ist auch kein Verlass. Musstest du nicht längst mal Gassi gehen? Warum hast du mich nicht geweckt?«

      Peggy stand auf dem Bett und wedelte.

      Gaby stand auf, kämmte sich das Haar, warf noch einmal einen prüfenden Blick in den kleinen Spiegel auf der Innenseite der Tür. Dann nahm sie Peggy an die Leine und ging hinaus in die Wirtsstube.

      Toni stand hinter dem Tresen und spülte Gläser. Anna saß in der Küche am Tisch und unterhielt sich. Die Tür zur Küche der Berghütte war halb geschlossen. Gaby konnte nicht sehen, wer es war.

      »Ich muss erst mal mit Peggy nach draußen«, sagte Gaby.

      Toni nickte. Er sah Gaby nach, wie sie durch die offene Tür nach draußen ging. Er ging in die Küche.

      »Gaby ist draußen auf dem Geröllfeld. Sie führt Peggy Gassi«, sagte Toni, als er den Kopf durch den Türspalt der Küchentür schob.

      »Dann werde ich zu ihr gehen. Haltet mir die Daumen!«

      »Viel Glück!«

      »Das kann ich gebrauchen, Toni. Dabei geht es eigentlich gar nicht um mich. Aber ich fühle mich irgendwie mitschuldig an dem ganzen Durcheinander. Wie gesagt, es ist nur ein Versuch. Aber ich muss es versuchen, sonst würde ich es ein ganzes Leben lang bereuen.«

      Sie blieb auf der Terrasse stehen und wartete, bis Gaby mit Peggy kam.

      »Guten Abend! Ich hätte Sie gerne gesprochen. Sie sind Gaby. Mein Name ist Beate. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht wenigstens versuchen würde. Wollen wir uns setzen? Das ist wohl die berühmte Peggy! Hallo, Peggy!«

      Beate streichelte die Hündin.

      »Guten Abend«, sagte Gaby leise. Sie nahm Peggy auf den Arm und ging auf einen freien Tisch zu. Beate folgte ihr. Sie setzte sich ihr gegenüber. Toni kam und brachte eine Kanne mit heißem Kräutertee und zwei Tassen. Er ließ die beiden Frauen allein.

      Beate schenkte Tee ein. Sie tranken.

      »Also, ich will anfangen. Es ist nichts zwischen Max und mir. Wir verstehen uns nur gut. Wir sind seit vielen Jahren Freunde, wirklich gute Freunde. Wir sind kein Liebes­paar, das will ich deutlich sagen. Es wird über uns hier geredet und viele denken, es könnte etwas aus uns werden. Aber wir lieben uns nicht. Ich habe mich so für Max gefreut, als er mir sagte, dass er sich verliebt hat. Ich rief ihn heute an mit der Absicht, eine Einladung zum Abendessen auszusprechen. Ich war natürlich sehr neugierig, wer so schnell und so endgültig Max’ Herz erobert hat. Ich war sehr betrübt, als er mir erzählte, wie traurig er sei und was geschehen ist. Das ist alles so ein Schmarrn, wie man hier in den Bergen sagt. Ich bin sofort zum Gestüt gefahren und habe mit Ria gesprochen. Es tut ihr sehr leid. Sie war sehr geknickt, als sie hörte, was sie angerichtet hat. Sie will es wieder gut machen. Sie wollte sofort selbst auf die Berghütte kommen und sich entschuldigen, aber das schafft sie in ihrem Alter nicht mehr.«

      Peggy richtete sich auf, lief über den Tisch und setzte sich auf Beates Schoß. Sie drückte Peggy an sich.

      »Peggy, was soll das?«, fragte Gaby verwundert.

      Beate lachte laut.

      »Sie versteht mich. Hunde sind sehr feinfühlig. Kannst du mir nicht helfen, Gaby davon zu überzeugen? Max ist so unglücklich und Bobby auch. Er würde sich freuen, wenn du ihn besuchen würdest, bevor du zurück nach Wiesbaden fährst mit Gaby.«

      Gaby seufzte tief. Sie trank einen Schluck Tee und drehte nervös die Tasse in ihren Händen.

      »Ich habe mich doch auch in Max verliebt. Es geschah gleich im ersten Augenblick, als ich ihn sah.«

      Gaby griff in ihre Jackentasche und holte den roten Ring heraus.

      »Die Sache ist mir irgendwie aus den Händen geglitten. Als Max hier war, da war mir bald klar, dass es nur ein Missverständnis ist. Doch er machte mir einen Heiratsantrag. Es geschah auf eine sehr süße und unbeholfene Art. Es verschlug mir einfach die Sprache. Ich war wie …, ach, es gibt keine Worte dafür. Es tat mir so unendlich leid, dass ich ihm misstraut hatte.«

      »Das kann geschehen, wenn man so verliebt ist. Wenn die Liebe einen von einer Sekunde zur anderen packt, dann kann es sein, dass einen der Verstand verlässt und die Angst einen überwältigt, man könnte geträumt haben, man könnte sich selbst etwas vorgemacht haben, weil man sein Glück nicht fassen kann. Richtig?«

      »Ja, so war es wahrscheinlich. Außerdem hatte ich schon einige Beziehungen, die schief gingen. Meine Freundin Wiebke war hier. Ich schwärmte ihr von Max vor. Sie säte Misstrauen. Irgendwie kann ich sie verstehen. Ich sagte ihr, dass Max zu einen Notfall aufs Gestüt gerufen worden war.«

      Gaby strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und erzählte dann weiter.

      »Wiebke wird sich erinnert haben. Ich war einmal mit einem Notarzt liiert. Es stellte sich heraus, dass einige der Noteinsätze keine Noteinsätze waren, jedenfalls nicht solche Noteinsätze, wie ich dachte. Ich hatte ihm lange geglaubt, war einfach zu naiv, damals. Daran hatte sich Wiebke erinnert. Ich hatte mir geschworen, sollte ich mich noch einmal in jemanden verlieben, der zu irgendwelchen Notfällen gerufen würde, dann würde ich sie sofort überprüfen. Ich bin von Natur aus eigentlich nicht der eifersüchtige Typ.«

      »›Ein gebranntes Kind scheut das Feuer‹, sagt man. Ich verstehe und bin sicher, dass Max es auch versteht.«

      Beate schaute Gaby freundlich an.

      »Mir liegt viel an Max. Ich will, dass er glücklich wird, Gaby. Max ist wirklich ein guter Freund. Wir beide könnten auch Freundinnen werden. Ich bin Beate!«

      Sie streckte die Hand über den Tisch aus. Gaby zögerte einen Augenblick und ergriff sie.

      »Ich bin die Gaby!«

      »So, jetzt sage ich dir etwas! Ruf ihn an! Fahr zu ihm! Er wird dich mit offenen Armen aufnehmen.«

      »Ich weiß nicht? Ich dachte, ich schreibe ihm vielleicht einen lieben Brief.«

      »Das ist zwar eine gute Idee, aber es dauert zu lange. Anderer Vorschlag: Wir gehen jetzt zu mir. Ich war ohnehin auf einen Abend mit Besuch eingerichtet. Wir lassen Max kommen. Ich rufe ihn an und sage, ich hätte ein Notfall zu behandeln und bräuchte sofortige Hilfe. Ich wette, binnen einer halben Stunde ist er in Waldkogel.«

      »Das würdest du tun?«

      »Aber


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