Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter
Читать онлайн книгу.ich zu meinem Gynäkologen gehen und mich auf die nächsten Monate vorbereiten.«
»Das ist Ihre Entscheidung«, entgegnete Anna freundlich.
»Vielen Dank, Doktor Seefeld«, verabschiedete sich Ela nun schnell von Sebastian. So lange sie in Bergmossbach war, wollte sie versuchen, nicht an ihren Zustand zu denken.
»Ich begleite Sie nach draußen«, sagte Anna, als Ela sich auch von ihr verabschieden wollte. »Wir sehen uns dann morgen zur Schafkopfrunde«, wandte sie sich mit einem Lächeln an Sebastian, nachdem Ela das Sprechzimmer verlassen hatte.
»Hoffentlich gehe ich nicht wieder so unter wie beim letzten Mal.«
»Du musst dich eben ein bisschen mehr anstrengen«, antwortete Anna und ließ Sebastian mit einem Augenzwinkern allein.
»Geht es Ihnen wieder gut?«, erkundigte sich Emilia, die mit Nolan an der Leine gerade das Haus verließ, als Ela und Anna aus der Praxis kamen.
»Ja, danke, es geht mir besser«, antwortete Ela und betrachtete das hübsche Mädchen, das die gleichen hellgrauen Augen wie sein Vater hatte. »Ich möchte mich auch noch einmal bei dir bedanken, dass du dich um mich gekümmert hast«, sagte sie und reichte Emilia die Hand.
»Hallo, Nolan«, begrüßte Anna den jungen Hund, der seine dicken Pfoten auf ihre Knie legte, als sie in die Hocke ging, um ihn zu streicheln.
»Tut mir leid«, sagte Emilia, als sie sah, dass Nolan einen Abdruck auf Annas hellem Kleid hinterlassen hatte.
»Das ist nur Sand«, beruhigte Anna das Mädchen und schüttelte den Rock des Kleides aus.
»Ein Berner Sennenhund?«, fragte Ela und schaute auf den Hund mit dem gescheckten Fell, der sie mit seinen schwarzen Knopfaugen anschaute.
»Seine Mutter ist eine Berner Sennenhündin und sein Vater ein weißer Schäferhund. Nolan hat das Temperament von seinem Vater geerbt. Er muss alles untersuchen und alles herumschleppen, was er irgendwie fassen kann. Äste, verrottete Bälle, Steine. Ich gehe nur noch so mit ihm nach draußen«, sagte Emilia und strich über die verwaschene Jeans, die sie zu ihrem dunklen T-Shirt trug.
»Was hast du denn vor? Ich dachte, du fotografierst ausschließlich mit deinem Handy.« Anna schaute auf den Fotoapparat, den Emilia an einem Band befestigt um den Hals trug.
»Ich bin für die Schülerzeitung unterwegs, die wird doch noch richtig gedruckt, so wie früher, und die Fotos entwickeln wir auch noch selbst.«
»Opas Fotoapparat, ich bin beeindruckt«, sagte Sebastian, der sich eine kurze Verschnaufpause vor seinem nächsten Patienten gönnte, das Fenster geöffnet hatte und auf seine Tochter schaute.
»Er vertraut mir eben, Papa«, antwortete Emilia lächelnd.
»Ich vertraue dir auch.«
»Ich weiß, Papa.« Sie ging zum Fenster und küsste Sebastian auf die Wange.
»Ich wünsche dir viel Spaß, Spatz«, sagte er und streichelte über ihr Haar.
Ela wurde auf einmal ganz warm ums Herz, als sie Vater und Tochter beobachtete. Die Vertrautheit zwischen den beiden berührte sie zutiefst. Vielleicht würde sie sich eines Tages mit ihrer Tochter oder ihrem Sohn ebenso verbunden fühlen. »Gilt Ihr Angebot noch, dass ich mit zu Ihnen in die Praxis kommen darf?«, wandte sie sich an Anna.
»Ja, das gilt noch«, antwortete Anna lächelnd. Sie hatte den Blick bemerkt, mit dem Ela Sebastian und Emilia angesehen hatte. »Soll ich uns eine Fahrgelegenheit besorgen oder können wir zu Fuß gehen?«
»Ein Spaziergang wird mir sicher gut tun.«
»Wartet, ich komme ein Stück mit!«, rief Emilia, als die beiden den Weg zur Straße hinuntergingen. »Bis später, Papa«, verabschiedete sie sich von Sebastian und ließ sich von Nolan fortziehen, der Anna schon nachsetzte.
»Bis später«, sagte Sebastian und schloss das Fenster.
»Für welchen Artikel brauchst du denn Fotos?«, wollte Anna wissen, als Emilia Nolan fester an die Leine nahm und neben ihr und Ela herlief.
»Wir wollen über den Auftritt von Florian König berichten. Ich dachte, ich mache vorab ein paar Fotos vom Festzelt, vielleicht treffe ich dort jemanden, der für ihn arbeitet und der mir vielleicht ein Interview mit ihm vermitteln kann.«
»Du bekommst das Interview«, sagte Ela.
»Wie jetzt?«, fragte Emilia erstaunt.
»Ich bin die Assistentin seiner Managerin, ich kann das arrangieren. So kann ich mich wenigstens dafür revanchieren, dass du mir geholfen hast«, antwortete Ela lächelnd.
»Danke, das nehme ich sofort an. Das ist echt abgefahren«, sagte Emilia, weil sie ihr Glück kaum fassen konnte.
»Nein, das ist echt verdient«, erklärte Ela.
»Wie ist Florian König denn so? Ich meine, wird er sich überhaupt mit mir unterhalten? Oder ist er einer von diesen arroganten Stars, die sich mit normalen Menschen nicht abgeben?«
»Nein, so ist er nicht. Florian wird ganz bestimmt mit dir sprechen, er ist kein bisschen arrogant«, versicherte Ela dem Mädchen.
Er ist der Vater, dachte Anna, als Ela ganz verträumt lächelte, während sie den Namen des Sängers aussprach.
»Ich komme gleich, Doro!«, rief Emilia, als sie den Marktplatz erreichten und sie das Mädchen mit den kurzen blonden Haaren entdeckte, das dort am Brunnen lehnte.
»Neue Freundin?«, fragte Anna.
»Doro ist vor ein paar Tagen nach Bergmoosbach gezogen. Sie geht in meine Klasse, und ich kümmere mich ein bisschen um sie. Ich weiß ja, wie es ist, wenn man neu irgendwohin kommt. Obwohl von Kanada nach Bergmoosbach ist es schon um einiges härter als von Hannover nach Bergmoosbach. »Wo soll ich mich melden, wegen des Interviews?«, wandte sich Emilia noch einmal an Ela.
»Rufe mich morgen um die Mittagszeit an, bis dahin habe ich geklärt, wann Florian Zeit für dich hat«, sagte Ela und gab Emilia eine ihrer Visitenkarten.
»Vielen Dank, Frau Wiesner.«
»Ich danke dir, Emilia, bis morgen«, verabschiedete sich Ela von dem Mädchen.
»Wollen wir beide erst einmal einen Kaffee trinken?«, fragte Anna, weil sie Ela die Möglichkeit geben wollte, die Gedanken auszusprechen, die ihr gerade durch den Kopf schwirrten.
»Ja, Kaffee wäre wunderbar«, erklärte sich Ela auch sofort einverstanden.
»Das ist nicht dein Ernst, Emi? Oder doch?«, fragte Doro, die genau wie Emilia Jeans und T-Shirt trug und Nolan begrüßte, der an ihr hochsprang.
»Wir werden das Interview mit Florian König bekommen, das ist mein Ernst«, versicherte ihr Emilia.
»Du scheinst echt krasse Beziehungen zu haben.«
»Sieht ganz so aus«, antwortete Emilia lachend. »Dann kann ich mir das mit Festzelt eigentlich sparen und könnte ein paar Fotos von Bergmoosbach schießen.«
»Hallo, Mädels, was habt ihr denn vor?«, wollte der groß gewachsene blonde Junge wissen, der mit einer Gitarre in der Hand um die Ecke kam und von Nolan mit freudigem Kläffen begrüßt wurde.
»Sie schreibt eine Reportage über Florian König.« Doro tippte mit dem Finger auf Emilias Schulter und musterte Markus aufmerksam. »Du bist auch Musiker?«, fragte sie.
»Wenn du am Freitag in die Scheune auf den Mittnerhof kommst, kannst du es herausfinden.«
»Klingt gut, ich werde da sein.«
»Okay, ihr beiden, ich muss zur Probe, wir üben heute im Gemeindehaus. Wir sehen uns später am See zum Schwimmen?«, wandte er sich an Emilia.
»Wie ausgemacht.«
»Wie ausgemacht«, wiederholte er lächelnd und küsste Emilia auf den Mund, bevor er weiterging.
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