Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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Blick auf die Sprechzimmertür, die sich langsam schloss.

      »Ja, dann gehst du wohl wieder«, sagte Gerti.

      »Ich mache mich dann auch wieder auf den Weg«, schloss sich Anna Miriam an.

      »Warte, Anna, die Ergebnisse der Blutuntersuchungen, die Sebastian für dich veranlasst hat, sind vorhin eingetroffen. Willst du sie gleich mitnehmen?«, fragte Gerti.

      »Ja, gern«, antwortete Anna. Die Zusammenarbeit mit Sebastian funktionierte ebenso reibungslos wie die zuvor mit seinem Vater. Wenn sie ärztlichen Beistand für ihre werdenden Mütter brauchte, dann konnte sie auf ihn vertrauen.

      »Einen schönen Tag noch«, verabschiedete sich Miriam.

      »Ja, dir auch, und danke für deine Hilfe«, sagte Anna.

      »Bitte sehr.«

      »Sie scheint nicht ganz zufrieden mit ihrem Besuch bei uns«, stellte Gerti fest, nachdem Miriam gegangen war. »Wenn es hier nicht so voll wäre, dann wäre sie sicher noch geblieben, um Sebastian nach der Sprechstunde in Beschlag zu nehmen.«

      »Macht sie das öfter?«

      »Hin und wieder, aber Sebastian versteht es sehr gut, sie schnell wieder loszuwerden, und ich bin auch gut darin, ihn mit Arbeit zu versorgen, damit erst gar nicht der Verdacht aufkommt, er könnte Zeit für sie haben.«

      »Sie gibt nicht auf, egal, wie oft er ihr sagt, dass er sie nicht liebt.«

      »Du weißt doch, Miriam ist es gewohnt, immer ihren Willen durchzusetzen. Sebastian ist für sie eine Herausforderung, die sie bezwingen will.«

      »Das klingt aber mehr nach Sport als nach Gefühlen.«

      »Stimmt, aber Miriam wird am Ende nicht auf dem Siegertreppchen stehen«, sagte Gerti und betrachtete Anna mit einem liebevollen Blick.

      »Wie lange haben Sie diese Übelkeit schon?«, erkundigte sich Sebastian, nachdem er Ela gründlich abgehört, ihren Blutdruck gemessen und ihren Nacken abgetastet hatte.

      »Seit etwa zwei Wochen. Was ist? Haben Sie einen Verdacht?«, fragte Ela, weil sie spürte, dass Sebastian ihr etwas sagen wollte.

      »Ja, ich habe einen Verdacht.«

      »Ist es etwas Schlimmes?«, fragte Ela, als er zögerte und sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte.

      »Ich denke an eine Schwangerschaft.«

      »Ich bin schwanger?«, wiederholte Ela und starrte Sebastian verblüfft an, während sie ihren Pullover wieder anzog und von der Liege aufstand, um auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch noch einmal Platz zu nehmen.

      »Wäre es denn so unwahrscheinlich? Ich meine, haben Sie nicht selbst auch schon Verdacht gehabt?«, erkundigte sich Sebastian vorsichtig.

      »Nicht wirklich, ich hatte in den letzten Wochen ziemlich viel Aufregung, da kommt schon mal das eine oder andere durcheinander.« Aber dann dachte sie an die Nacht vor sechs Wochen, diese wundervolle Nacht, die sie mit Florian verbracht hatte und die sich wohl nie wiederholen würde, weil er für eine feste Beziehung nicht bereit war.

      »Wir können sofort einen Test machen, um Ihnen Gewissheit zu verschaffen. Ja?!«, rief er, als es an der Tür klopfte.

      »Verzeihung, Herr Doktor, aber ich suche den Umschlag mit den Testergebnissen für Anna«, sagte Gerti, die ins Sprechzimmer hereinschaute.

      »Der ist hier.« Sebastian nahm den braunen Umschlag, der in dem Ablagekörbchen lag, und gab ihn seiner Sprechstundenhilfe. »Und kümmere dich bitte um Frau Wiesner, es geht um einen Schwangerschaftstest.«

      »Das mache ich, kommen Sie mit mir, Frau Wiesner.«

      »Wir sehen uns in ein paar Minuten wieder«, sagte Sebastian und rief erst einmal den nächsten Patienten auf, damit es mit der Sprechstunde vorwärts ging.

      »Geht es Ihnen wieder schlechter?«, fragte Anna besorgt, als Ela aus dem Sprechzimmer kam und wieder ganz blass aussah.

      »Doktor Seefeld vermutet eine Schwangerschaft«, antwortete Ela so leise, dass nur Anna es verstehen konnte.

      »Womit er sie offensichtlich überrascht hat.«

      »Ja, allerdings.« Ela senkte den Blick, als ihr die Tränen in die Augen schossen.

      »Soll ich noch bleiben?«, fragte Anna, als Ela wieder hochschaute.

      »Ja, bitte, das wäre sehr nett von Ihnen.« Die junge Hebamme hatte sich so einfühlsam um sie gekümmert, dass sie vom ersten Moment an Vertrauen zu ihr gefasst hatte. So allein wie sie sich gerade fühlte, tat ihr Anna Bergmanns Anwesenheit gut.

      »Sie können wieder zum Herrn Doktor hinein«, sagte Gerti, nachdem sie den Teststreifen ausgewertet hatte.

      »Wie ist es ausgegangen?«, wollte Ela wissen, die im Gang vor Sebastians Sprechzimmer auf und ab ging, weil sie so aufgewühlt war, dass sie nicht ruhig sitzen bleiben konnte.

      »Kommen Sie«, bat Gerti und hielt ihr die Tür zum Sprechzimmer auf, nachdem sie kurz angeklopft hatte.

      »Begleiten Sie mich?«, wandte sich Ela zu Anna um.

      »Sicher, wenn Sie das möchten«, sagte Anna und folgte ihr.

      »Setzen Sie sich«, bat Sebastian, als Ela wie erstarrt vor seinem Schreibtisch stehen blieb und auf die prächtig eingebundenen alten Medizinbücher schaute, die in der Vitrine hinter Sebastian standen.

      »Der Test ist positiv, nicht wahr?«, fragte sie und nahm auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz, während Anna sich an die Fensterbank lehnte.

      »Ja, Frau Wiesner, Sie erwarten ein Kind«, sagte Sebastian und tauschte einen schnellen Blick mit Anna.

      »Nein«, flüsterte Ela und die Tränen liefen ihr über das Gesicht.

      »Ist es nur der falsche Zeitpunkt oder wollen Sie generell keine Kinder haben?«, erkundigte sich Sebastian und reichte ihr ein Papiertaschentuch.

      »Es ist der falsche Zeitpunkt.«

      »Was ist mit dem Vater?«

      »Ich weiß nicht«, flüsterte Ela und schaute zu Boden.

      »Was halten Sie davon, wenn Sie mit mir in meine Praxis kommen? Wir könnten den Geburtstermin bestimmen und den Mutterpass ausstellen«, schlug Anna vor. Sie kannte diesen Zustand, den Ela gerade durchlebte, so erging es den meisten Frauen, die von ihrer Schwangerschaft überrascht wurden.

      »Oh Gott, das klingt alles so endgültig.« Ela spürte, wie ihr die Angst den Nacken hochkroch. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben gerade in tausend Scherben zerfiel.

      »Wenn wir einen dunklen Raum betreten, in dem wir uns nicht auskennen, dann sind wir erst einmal orientierungslos, aber sobald unsere Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, können wir uns wieder bewegen und der Raum erscheint viel heller«, sagte Sebastian.

      »Bei mir ist es aber gerade stockfinster, Doktor Seefeld«, seufzte Ela.

      »Dann vertreiben Sie diese Finsternis. Das Kind, das in Ihnen heranwächst, sollte sich nicht fürchten müssen«, sagte Sebastian.

      »Denken Sie bitte nicht schlecht von mir, Doktor Seefeld«, entgegnete Ela, als sie den Blick aus den schönen grauen Augen des jungen Arztes auffing.

      »Das tue ich gewiss nicht. Ich weiß, dass ein Kind unser Leben auf den Kopf stellt, dass wir uns im ersten Moment auch davor fürchten, ob wir dieser Verantwortung gewachsen sind. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es kein größeres Glück gibt, als dieses kleine Wesen in den Armen zu halten, wenn es gerade geboren wurde.«

      Anna musste unwillkürlich schlucken, als sie den Glanz in Sebastians Augen sah, als er von Emilia sprach. Alles an diesem Mann war anziehend, sein Äußeres, seine Art mit Menschen umzugehen und die bedingungslose Liebe zu seiner Tochter, um die er sich nach dem Tod seiner Frau allein kümmerte.

      »Ich muss mich wohl erst


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