Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter
Читать онлайн книгу.Sie Ärztin?«, fragte Ela.
»Nein, Hebamme.«
»Und eine gute Krankenschwester«, fügte Emilia hinzu.
»Verstehe, deshalb die gezielten Fragen.«
»Ihre Antworten sagen mir, dass Sie sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen sollten.«
»Vermuten Sie etwas?«, fragte Ela erschrocken.
»Lassen Sie sich untersuchen, Frau Wiesner.« Eine Ohnmacht konnte viele Ursachen haben, Anna wollte sich dazu auf keinen Fall äußern.
»Ich rufe Papa an«, erklärte Emilia und zückte ihr Handy.
»Nein, warte, wir bringen Frau Wiesner zu ihm. Ich denke, das wird sie schaffen«, sagte Anna, als sie feststellte, dass die Farbe in das Gesicht der jungen Frau zurückkehrte.
»Zu wem wollen Sie mich denn bringen?«
»Zu Doktor Seefeld.«
»Aber es geht mir schon wieder viel besser, vielleicht habe ich einfach nicht genug getrunken oder ich habe zu wenig gegessen.«
»Sie müssen keine Angst haben, mein Vater ist sehr nett, so nett, dass einige aus dem Dorf sogar in seine Sprechstunde gehen, obwohl sie kerngesund sind«, erzählte Emilia lächelnd.
»Ich weiß nicht, ob es wirklich nötig ist.«
»Ich würde Ihnen aber wirklich dazu raten«, sagte Anna.
»Also gut«, willigte Ela ein. Dass sie gerade das Bewusstsein verloren hatte, war ihr schon ein wenig unheimlich, auch wenn sie nach einer harmlosen Erklärung suchte.
»Ich kann bei ihr bleiben, bis du dein Auto aus der Garage geholt hast«, schlug Emilia vor.
»Wir nehmen ein Taxi, das geht schneller«, erklärte Anna.
»Ein Taxi?«, entgegnete Emilia verwundert.
»Miriam!«, rief Anna und ging auf die gut aussehende Blondine zu, die mit einer Medikamententüte aus der Apotheke kam und in den Geländewagen einsteigen wollte, auf dessen Türen in großen weißen Buchstaben »Sägewerk Holzer« stand.
»Was ist los?«, fragte Miriam mürrisch.
»Wir haben einen Notfall. Würdest du Frau Wiesner bitte zu Sebastian bringen?«
»Zu Sebastian«, wiederholte Miriam und ihre Miene hellte sich sofort auf. »Sicher, gern, kommen Sie, steigen Sie ein«, forderte sie Ela höflich auf. »Du kommst auch mit?«, fragte sie und runzelte die Stirn, nachdem Anna Ela auf den Beifahrersitz geholfen hatte und sich auf die Rückbank setzte.
»Es ist ein Notfall, Miriam, würdest du bitte losfahren«, bat Anna und reagierte erst gar nicht auf Miriams ablehnende Haltung ihr gegenüber.
»Papa, wenn du wüsstest«, seufzte Emilia und stieg auf ihr Fahrrad.
Seitdem Miriam Holzer, die Erbin des Sägewerks, begreifen musste, dass Sebastian Seefeld mehr Sympathien für Anna hegte als für sie, sah sie in der jungen Hebamme nur noch eine Konkurrentin, die ihr auf dem Weg zu Sebastian im Weg stand.
»Hallo, Emilia, grüß deinen Vater!«, riefen drei Frauen, die in ein Gespräch vertieft auf dem Marktplatz standen, ihre Einkaufskörbe abgestellt hatten und kurz hochschauten, als das Mädchen auf seinem Fahrrad vorbeikam.
»Ja, mache ich!«, antwortete Emilia und lächelte in sich hinein.
*
Ela schaute auf das Haus mit den lindgrünen Fensterläden, das auf einem Hügel am Rande des Dorfes lag und in dessen Einfahrt der Geländewagen einbog. Eine Treppe führte durch den blühenden Steingarten zum Wintergarten, einem mit roten Schindeln überdachtem Glasbau. Die Arztpraxis lag in einem Anbau im Hof, der von der mächtigen Krone einer alten Ulme beschattet wurde.
»Danke, Miriam«, sagte Anna, als sie Ela gleich darauf aus dem Auto half und sich bei ihr unterhakte.
»Ich begleite euch«, erklärte Miriam und lief voraus, um den beiden die Tür zur Praxis aufzuhalten. »Gerti, ein Notfall!«, rief sie der rundlichen älteren Frau zu, die in einem weißen Kittel hinter dem Empfangstresen gegenüber der Eingangstür stand.
»Welche Art Notfall?«, fragte Gerti Fechner, Sebastian Seefelds Sprechstundenhilfe, und steckte den Bleistift, den sie in der Hand hielt, hinter ihr Ohr, bis er beinahe unter ihrem kurzen dunklen Haar verschwand.
»Eine Ohnmächtige«, antwortete Miriam.
»Wo?«, fragte Gerti erschrocken und kam hinter dem Tresen hervor.
»Frau Wiesner ist vor der Apotheke zusammengebrochen, jetzt geht es ihr schon wieder besser«, klärte Anna Gerti auf, »aber ich denke, es wäre gut, wenn Sebastian sie untersucht.«
»Ja, auf jeden Fall, warten Sie bitte hier, Frau Wiesner.« Gerti deutete auf die beiden Stühle neben dem Tresen.
»Ganz schön voll«, stellte Miriam fest, nachdem sie einen Blick ins Wartezimmer geworfen hatte, in dem fast jeder Stuhl besetzt war.
»Es ist wie immer«, entgegnete Gerti.
»Man könnte fast auf die Idee kommen, seitdem Sebastian die Praxis von seinem Vater übernommen hat, sind einige Damen besonders sensibel geworden in Bezug auf mögliche Krankheitssymptome.«
»Willst du dich dazu setzen?«, fragte Gerti und tauschte einen kurzen Blick mit Anna.
»Nein, danke, ich mische mich ungern unter die Massen«, antwortete Miriam.
»Na dann, auf Wiedersehen«, sagte Gerti und machte eine Kopfbewegung zur Tür hin, während sie den Telefonhörer für die Hausprechanlage in die Hand nahm. »Herr Doktor, hier ist eine junge Dame, sie hat vor ein paar Minuten kurz das Bewusstsein verloren. Nein, nicht im Wartezimmer, hier bei mir. Doktor Seefeld ist gleich bei Ihnen«, wandte sie sich an Ela, nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte. »Ist noch etwas?«, fragte sie, da Miriam ihre Aufforderung, die Praxis wieder zu verlassen, ignorierte.
Aber Miriam hörte ihr gar nicht zu. Sie starrte auf die Tür des Sprechzimmers, die gerade von innen geöffnet wurde. »Hallo, Sebastian«, flötete sie, als der junge Arzt in den Gang hinaustrat.
»Hallo, Miriam, willst du zu mir?«
»Ich habe Frau Wiesner hergebracht.«
»Zusammen mit Anna«, sagte Gerti.
»Hallo, Anna«, begrüßte Sebastian die Hebamme, bevor er wieder die ältere Frau anschaute, die mit einem Zwillingspärchen, einem kleinen blonden Jungen und einem Mädchen mit dicken blonden Zöpfen das Sprechzimmer verließ.
Jetzt war Ela klar, was Emilia gemeint hatte, als sie sagte, dass einige aus dem Dorf die Sprechstunde ihres Vaters aufsuchten, obwohl sie gesund waren. Sebastian Seefeld war eine beeindruckende Erscheinung. Groß, schlank, dunkles Haar, helle graue Augen und ein unglaublich aufregendes Lächeln.
»Auf Wiedersehen, Frau Mechler, grüßen Sie Sabine und Anton«, verabschiedete er sich von der Frau, die die Zwillinge begleitete.
»Danke, Herr Doktor Seefeld, wir werden erst einmal auf den Honig vertrauen.«
»Jeden Abend vor dem Schlafengehen, das hilft besser gegen den Hustenreiz als die meisten Medikamente.«
»Sollten Fieber oder Halsschmerzen dazu kommen, melden wir uns«, wiederholte Pia Mechler, was Sebastian ihr zuvor bereits gesagt hatte.
»Unbedingt, aber ich denke, Senta und Benjamin werden die Erkältung ohne Komplikationen überstehen«, sagte Sebastian und streichelte den Kindern über das Haar.
»Auf Wiedersehen, Herr Doktor Sebastian«, verabschiedeten sich die Zwillinge und verließen mit Pia, die seit einigen Monaten auf Sebastians Vermittlung hin ihre Ersatzoma war, die Praxis.
»Das ist Frau Wiesner, Herr Doktor«, stellte Gerti Sebastian die junge Frau vor, die von ihrem Stuhl aufgestanden war.
»Kommen