Höllen-Lärm. Ian Christe

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Höllen-Lärm - Ian Christe


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Band steckte den rifflastigen Black-Sabbath-Stil ins Gewand eines melodischen, radiofreundlichen Kalifornien-Sounds, den sie 1980 auf zwei Alben verewigte, Blizzard Of Ozz und Diary Of A Madman, Letzteres nach einer Kurzgeschichte des russischen Schriftstellers Nikolai Gogol benannt. Viele frühere Black­Sabbath-Fans hörten nicht mehr hin, aber es gab eine neue Generation, die auf einen Neuanfang und eine ordentliche Ladung Härte wartete.

      FRÜHER AMERIKANISCHER METAL

      In den Achtzigerjahren entstand in Los Angeles eine lokale Hardrockszene, die sich im Namen von Van Halen gegen Disco zur Wehr setzte. Einige Bands legten ein sonderbares Bühnengebaren an den Tag, um die Monotonie zu durchbrechen – die meisten brutzelten in der Sonne, färbten sich die Haare blond und stürzten sich in Erwartung des großen Loses in ein Meer geklonter Clubgänger. In New York konnte niemand etwas mit Bands wie Riot oder Twisted Sister anfangen. Trotzdem war es wichtig, dass diese Bands mit der Welle aus England konkurrierten. Von ihrer ganzen Ausrichtung her war Ozzy Osbournes neue Band amerikanisch. Zusammen mit Van Halen trug er dazu bei, Aerosmith, Heart und dem Rest der Hardrock- Mitläufer Anfang der Achtzigerjahre den Hahn abzudrehen. Schon bald führten Mötley Crüe, Ratt und die Metal Massacre-Gang den Heavy Metal in eine vollkommen neue Richtung.

      Heiße Rocker:

      Lita Ford, Out For Blood (1983)

      Mötley Crüe, Too Fast For Love (1981)

      Ozzy Osbourne, Blizzard Of Ozz (1980)

      Ozzy Osbourne, Diary Of A Madman (1981)

      Quiet Riot, II (1979)

      Ratt, Ratt EP (1983)

      Riot, Fire Down Under (1981)

      Twisted Sister, Under The Blade (1982)

      Van Halen, I (1978)

      Van Halen, Women And Children First (1980)

      diverse Interpreten, Metal Massacre (1982)

      Y&T, Earthshaker (1981)

      Mollakkorde und dunkler Metal fegten über Amerika, als Back In Black von AC/DC im November 1980 auf Platz vier der US-Charts kletterte. Das Album war eine lautstarke Auflehnung gegen den Rockstartod des langjährigen Sän­gers Bon Scott am 20. Februar 1980, der infolge übermäßigen Alkoholkonsums an Erbrochenem erstickt war. Scott, der sein Handwerk mit der Ausstrahlung einer derben Kneipendiva versehen hatte, war laut ärztlichem Bericht einem „Unfall mit tödlichem Ausgang“ zum Opfer gefallen, und nachdem sich das herumgesprochen hatte, schrieben Ozzy und Randy Rhoads ihm zu Ehren den Antialkoholsong „Suicide Solution“. Statt durch diesen Schicksalsschlag ruhi­ger zu werden, kamen AC/DC wütend um sich spuckend aus den Grabgewöl­ben nach oben getobt. Zwar gab es Partyhymnen wie „You Shook Me All Night Long“, aber mit dem unheilvollen Läuten der „Hells Bells“ und dem schleppend langsamen „Rock And Roll Ain’t Noise Pollution“ lag bei Back In Black die Beto­nung vor allem auf grollendem, donnerndem Heavy Metal. Leadgitarrist Angus Young jagte mit seinen Riffs der präzisen Rhythmusabteilung seines Bruders Malcolm immer einen Atemzug voraus – ein Zauberer von kleiner Statur, des­sen einziges Werkzeug eine große Gitarre war, an der er alle Regler – außer dem für die Lautstärke – entfernt hatte.

      Back In Black bewies, dass Heavy Metal ein bislang unerwartet großes Publi­kum ansprach. Wie sich herausstellte, gab es eine ganze Generation von Leu­ten, die von Disco die Nase voll hatten. Bot man ihnen etwas Heftigeres an, grif­fen sie schnell zu und hielten sich dran fest. Als das 1976 noch in Australien erschienene AC/DC-Album Dirty Deeds Done Dirt Cheap wiederveröffentlicht wurde, verkaufte es sich 1981 fünf Millionen Mal, und das Studioalbum For Those About To Rock, We Salute You, das später im selben Jahr entstand, ging drei

      Millionen Mal über den Ladentisch. Während Eddie Van Halen die Sitcom-Schauspielerin Valerie Bertinelli heiratete und selbst den Rang eines gefeierten Stars erlangte, hatte AC/DC-Sänger Brian Johnson Probleme, bei seinen eigenen Auftritten an den Sicherheitskräften vorbeizukommen. Dennoch verkaufte sich Back In Black mit seinem rohen, irritierenden Sound während der folgenden zwei Jahrzehnte in Amerika beinahe zwanzig Millionen Mal – mehr als die ersten vier Van-Halen-Alben mit David Lee Roth zusammengenommen.

      Mit Angus Young, der auf der Bühne eine Schuluniform trug und in einem grenzenlos wahnsinnig wirkenden Tanz über die Bühne zuckte und zappelte, wurden AC/DC zur überwältigenden Stadionband. Sie ersetzten Led Zeppe­lin, die sich aufgelöst hatten, nachdem ihr Schlagzeuger John Bonham am

      25. September 1980 ebenfalls den Rockstartod gestorben und volltrunken an seinem Erbrochenen erstickt war. Bei beiden Bands spielte Blues in voller Laut­stärke eine große Rolle, und obwohl sie nicht unbedingt sexy waren, griffen beide auf hormonell aufgeladenes Songmaterial zurück. Als Led Zeppelin im Lauf der Siebzigerjahre verblassten, wurden nun AC/DC zu der Brücke, über die unzählige Hardrockfans den Weg in die Heavy-Metal-Verdammnis fanden.

      Für Amerikaner, die AC/DC live erlebt, die Fotos oder ein seltenes Video von Motörhead oder Saxon bei Auftritten in Europa vor tausenden von Fans gesehen hatten, stand außer Frage, dass Van Halen mit ihrem Gute-Laune-Rock nicht mithalten konnten. Ron Quintana, der mit der Suche nach in limitierter Auflage erschienenen Platten von kaum bekannten Bands alle Hände voll zu tun hatte, schrieb auf der Suche nach Brieffreunden an Kerrang!. „Ich wollte mich mit anderen Amerikanern vernetzen, die auch auf Heavy Metal standen“, sagt er, „mehr als auf Ted Nugent oder auch nur den ganzen typischen Lynyrd­Skynyrd-Hardrock, auf den hier sonst alle abfuhren. An eine englische Zeitung zu schreiben war die einzige Möglichkeit, um mit anderen hippen Amerikanern in Kontakt zu kommen und Metal-Demos und Bootlegs zu tauschen. Mein Brief wurde in der Kerrang!-Ausgabe Nummer vier abgedruckt. In diesem Som­mer bekam ich im Schnitt zehn oder zwanzig Briefe täglich – da war jeder Tag wie Weihnachten. Ich bekam unglaubliche Päckchen mit unglaublichen Bands, von denen niemand je etwas gehört hatte.“

      Mit neuen Aufnahmen überschüttet, erweiterte Ron Quintana seine lange, fotokopierte Tauschliste um Fotos und ausführlichere Besprechungen neuer Plat­ten und Bands. Sechs Monate, nachdem sein Notsignal in Kerrang! erschienen war, hatte sich diese Liste von der einfachen Bestandsaufnahme eines Sammlers in ein voll ausgereiftes Fanzine mit Liveberichten und einleitenden Texten des Herausgebers verwandelt. Bei der Suche nach einem Namen entschied sich Quintana unter einer Vielzahl anderer Möglichkeiten für Metal Mania. „Ich wollte mein Magazin eigentlich Metallica nennen“, erzählt er, „aber Lars Ulrich wollte den Namen lieber für seine Band haben, also habe ich ihn ihm überlassen.“

      Quintanas Freund Lars Ulrich, ein Anfänger am Schlagzeug, hatte kürzlich begonnen, mit dem Gitarristen James Hetfield zu jammen. Ihren neuen Bandnamen „Metallica“ hatten sie von Encyclopedia Metallica abgeleitet – dem einzigen damals erhältlichen Nach­schlagewerk zu Hardrock und Heavy Metal. Metallica klang deutlich besser als die Namen, die Hetfield zuvor sei­nen anderen Ensembles gegeben hatte: Leather Charm und Phantom Lord. Nicht dass das eine große Rolle gespielt hätte – die Aktivitäten der Gruppe beschränkten sich auf das Herunter­spielen klobiger Diamond-Head-Coverversionen in Ulrichs Jugendzim­mer, wenn Hetfield abends vorbeikam, um sich LPs aus Ulrichs umfassender Sammlung auf Cassette zu überspielen.

      Im August 1981 startete der Plat­tenladenverkäufer und Radiomodera­tor Brian Slagel in Los Angeles das Fanzine New Heavy Metal Revue, das lokale Bands und NWOBHM-Platten rezensierte, die er gespielt und importiert hatte. „Slagel hat mit seinem Magazin echt gute Arbeit geleistet“, meint Ron Quintana, „aber die Szene in L. A. war so mies, dass er musikalisch nicht viel fand, womit er arbeiten konnte.“ Das Elend vor Ort wurde nur gelegentlich und kurzfristig durch Konzerte gemildert, wie zum Beispiel im August 1981 beim ausverkauften Gastspiel der einflussreichen Rock-Metal-Band UFO, in deren Vorprogramm Iron Maiden vor vierzehntausend Fans in der Long Beach Arena auf der Bühne standen.

      Slagels Plattenladen bildete einen großen Anziehungspunkt auf die Metal­heads der Region, und so entstand dort unter den vormals isolierten Metal-Rat­ten ein Netzwerk an Beziehungen. „Ein paar Typen kamen rein und erzählten mir von Bands hier vor Ort“,sagt Slagel.„Davor gab es nur Van Halen und Quiet Riot. Nun hörte ich von Mötley Crüe und Bitch, und ich sah mir die dann an. Endlich gab es eine


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