Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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damit in Frieden!“

      „Dies ist unsere Glücksnacht, Henry.“

      „Du bist selbst versessen darauf, die Kerle zu erwischen, oder?“ fragte er spöttisch. „Das kann ich mir denken. Sie haben dir den Lederbeutel mit deinen Habseligkeiten abgenommen, und außerdem hast du immer noch eine Rechnung mit diesem narbigen Hurensohn zu begleichen, mit diesem Carberry.“

      „So ist es. Du gibst nichts auf meine inneren Stimmen, aber ich sage dir: Wir treiben sie gegen die Küste von Zypern, und diesmal ist es ihr Untergang.“

      „Wir töten sie und holen uns den Schatz der Medici wieder?“

      „Ja. Und wir reißen auch die übrigen Reichtümer an uns, die sie an Bord ihres Schiffes haben.“

      „Das hört sich gut an“, sagte Lord Henry grinsend. „Wenn sich das wirklich bewahrheitet, Dalida, wenn wir diesmal also siegen, lasse ich dir eine Koje aus Gold schmieden, mit diamant- und perlenbestickten Kissen und Decken.“

      „Auch das klingt gut“, sagte sie lachend.

      „Aber können wir siegen?“

      „Ja, denn wir haben Selim als Verbündeten.“

      „Glaubst du nicht, daß er versuchen wird, uns hereinzulegen?“ fragte der Engländer.

      „Ich nehme es nicht an“, erwiderte Dalida. „Als wir auf Rhodos an Land gingen, habe ich mich mit Jella, Selims Geliebter, unterhalten. Sie stammt ja aus dem Libanon, und so konnten wir arabisch miteinander reden.“

      „Und? Muß Selim nicht daran gelegen sein, auch uns zu töten, weil wir seine Ghanja versenkt haben?“

      „Jella behauptet, daß Selim so etwas wie ein Gefühl für Fairneß hat. Er sieht ein, daß es Dobrans Schuld war. Dobran ließ das Feuer auf uns eröffnen – was sollten wir anderes tun, als uns zu verteidigen? Dobran hatte noch Glück, daß die meisten Männer der Ghanja überlebten und sich an Bord der ‚Grinta‘ retten konnten.“

      „Allerdings. Hat Selim Dobran für seinen Fehler auspeitschen lassen?“

      „Ja.“

      „Das habe ich mir gedacht. Wie gut, daß Selim doch noch an Bord seiner ‚Grinta‘ zurückgelangte, und wie gut auch, daß wir im Norden der Insel auf Rufweite aneinander herankamen. Mechmed und du, ihr habt eure Aufgabe als Dolmetscher wirklich gut erfüllt.“

      „Danke“, sagte sie lächelnd. „Aber es war ja Mechmed, der Selims Horde als Türken erkannte.“

      „Doch du hattest die Idee, daß wir uns gemeinsam mit ihnen holen konnten, was es doch offenbar auf Rhodos zu holen gab.“

      „Ja. So schlugen wir Selim vor, Frieden zu schließen und uns zusammenzutun – und so erfuhren wir, wer Selim aus Pigadia verjagt und ihm Schimpf und Schande zugefügt hatte.“

      „Killigrew und seine Bande“, sagte Lord Henry. „Hölle, wir waren ihm so nah gewesen, ohne es zu ahnen! Wir hätten ihn in seiner Ankerbucht vernichtend schlagen können, wenn die Dinge ihren richtigen Verlauf genommen hätten.“

      „Wenn und hätte …“

      „Ja, ich weiß, das nützt uns nichts. Eins begreife ich übrigens nicht. Am Westufer von Rhodos stießen wir, als wir mit Selim nach Pigadia zurücksegelten, auf Jella und die Türkinnen, die uns vom Ufer aus zuwinkten. Wir holten sie und brachten sie zurück an Bord der ‚Grinta‘. Wieso hatte Killigrew sie laufenlassen? Er hätte sie doch als Sklavinnen an Bord nehmen und irgendwo für bare Münze verkaufen können.“

      Dalida lächelte immer noch. „Wer weiß, vielleicht hat er eine edlere Gesinnung als du. Das hat er dir gegenüber doch behauptet, nicht wahr?“

      „Ja. Aber das nehme ich ihm nicht ab. Er ist ein Pirat wie ich und versteckt sich nur hinter seinem ‚Sir‘ und dem Kaperbrief, den er von der Königin erhalten hat.“

      „Mag sein. Tatsache ist, daß er uns auch auf Rhodos wieder einmal gehörig hereingelegt hat. Als wir mit Selim nach Pigadia hinaufstiegen, war das Dorf verlassen. Die Bewohner waren ins Landesinnere geflohen, es hatte keinen Zweck, ihnen zu folgen. Aber was glaubst du wohl, wo der Goldschmuck abgeblieben war, den Selim in einem der Häuser zusammengetragen und angehäuft hatte?“

      Henry setzte eine verdrossene Miene auf. „Natürlich hat Killigrew ihn mitgehen lassen, was denn sonst?“

      „Ja, das glaube ich auch.“

      Sie täuschten sich beide. Der Seewolf hatte den Bauern und Fischern von Pigadia zu ihrem Schmuck zurückverholfen und ihnen den Rat gegeben, sich mit all ihren Habseligkeiten in die Olivenhaine zurückzuziehen. Doch der Gedanke daran, daß ein Mann wie der Seewolf eines solchen Handelns fähig war, lag Henry und Dalida fern.

      „Selims ganzer Haß wendet sich gegen den Seewolf und dessen Mannschaft, nicht gegen uns“, sagte Dalida. „Er wird wie ein Berserker kämpfen und keine Verluste scheuen, wenn wir diese Bande von Bastarden erst vor den Kanonenrohren haben. Nur das zählt, Henry.“

      „Ja. Nur das. Es ist gut, einen Mitstreiter zu haben, auf den man sich verlassen kann.“

      Henry blickte nach achtern und konnte die Umrisse der zweimastigen Schebecke, die jetzt wieder ein wenig aufgeholt hatte, ganz schwach in der Dunkelheit erkennen.

      Ich werde dich für meine Zwecke ausnutzen, Selim, dachte er, aber unsere Beute werden wir nicht miteinander teilen. Ich habe mehr Männer als du, es ist keine Frage, wer von uns der Stärkere ist.

      Dalida entsann sich der ausführlichen Unterredung, die sie auf Rhodos mit Jella gehabt hatte. Schnell hatten sie herausgefunden, daß sie gleiche Interessen hatten. Sie empfanden nicht nur Sympathie füreinander, sie waren auch dazu bereit, eine Art Bündnis zu schließen, ein Komplott, das sich gegen Henry und Selim richtete.

      Lord Henry fuhr plötzlich herum und hob den Kopf. Sein Blick war nach Backbord voraus gerichtet.

      Codfish, der Mann im Großmars, stieß einen gezischten Warnlaut aus.

      Tim Scoby meldete sich mit seiner dunklen Stimme vom Hauptdeck aus: „Da war was, Henry. Da hat eben jemand geschrien. Ein Mann.“

      Lord Henry wandte sich an den Rudergänger. „Ruder zwei Strich Backbord. Wir nehmen Kurs auf die Richtung, aus der der Laut ertönte. Vielleicht haben wir sie. Vielleicht haben sie aus irgendeinem Grund beidrehen müssen.“

      Er legte seine Hände auf die Schmuckbalustrade, die das Achterdeck zur Kuhl hin abschloß. Seine Züge nahmen einen Ausdruck äußerster Spannung an.

      3.

      Eben war das Beiboot auf dem Hauptdeck festgezurrt, gerade erst waren die Segel gesetzt, und die „Isabella VIII.“ nahm allmählich wieder Fahrt auf – da geschah es.

      Keiner hatte im entferntesten damit gerechnet, nicht einmal Old O’Flynn, der für seine Schwarzmalereien berüchtigt war. Der Kutscher hatte in der Überzeugung, daß der Schiffbrüchige nicht vor Mitternacht das Bewußtsein wiedererlangen würde, die Kammer im Achterkastell verlassen, denn vorläufig gab es nichts anderes für den armen Teufel zu tun, als ihn warm einzupakken und hin und wieder nach ihm zu schauen.

      Selbst Hasard, der sonst keine Vorsichtsmaßnahmen außer acht ließ, hatte nicht daran gedacht, daß es zweckmäßig wäre, die Tür der Kammer zuzuriegeln. Was sollte man denn an Verdruß auch von einem sterbenskranken Mann wie diesem Fischer erwarten?

      So geschah es, daß der alte Mann plötzlich das Achterdecksschott aufstieß und mit einem Schrei auf die Kuhl taumelte. Mit entsetzt geweiteten Augen blickte er sich um, hob wie beschwörend die Arme und wankte weiter, auf das Steuerbordschanzkleid zu.

      Die Männer der Abendwache fuhren herum.

      Old O’Flynn, der eigentlich unter Deck in seiner Koje hätte sein können, hatte es vorgezogen, auf dem Achterdeck zu bleiben. Er schlug die Hände zusammen und sagte


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