Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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      „Du bist nicht der erste, der dies sagt.“

      „Gibt es in Paphos viel zu holen?“

      „Warum willst du das wissen?“

      „Ich habe dir etwas vorzuschlagen“, sagte Henry. „Einen ausgezeichneten Vorschlag, den du dir anhören solltest. Übrigens – mein Name ist Lord Henry.“

      „Lord? Ist das nicht ein hoher englischer Adelstitel?“

      „Ja“, antwortete der Freibeuter und lachte. „Ich habe ihn mir selbst verliehen, damit die, die mit mir zu tun gehabt haben, mich nicht wieder vergessen.“

      „Und wie lautet dein Nachname?“ erkundigte sich der Franzose, der sehr bereitwillig auf das von Henry angestimmte Du einzugehen schien.

      „Den kennt keiner – nicht einmal ich selbst.“

      „Nun gut. Ich heiße Fernand Marciaux. Um deine Frage zu beantworten: Ich brauche dringend Proviant, Wein und andere Kleinigkeiten, die ich mir hier zu holen gedenke.“

      „Ohne dafür zu bezahlen?“

      „Versteht sich.“

      „Du bist also kein biederer Kauffahrer?“

      „Gott bewahre. Aber das hast du dir sicher schon gedacht. Heute nacht gehen meine Männer und ich an Land. Wir haben vor Zypern schon ein wenig Thunfisch aufgetrieben, ein kleiner Überfall, zu dem wir die französische Flagge gehißt hatten. Aber du begreifst, daß wir nicht nur von Fisch leben können.“

      „Allerdings. Es gibt Besseres“, sagte Henry. „Und was der Seewolf an Bord seiner Galeone hat, ist mehr wert als Brot, Fleisch und Wein. Läßt dich das nicht neugierig werden?“

      „Und ob.“

      „Aber was verbindet dich mit diesem Ribault?“

      „Nichts, rein gar nichts. Ich halte es weder mit ihm noch mit Killigrew, wenn es das ist, was du meinst.“

      Lord Henry tat einen Schritt auf ihn zu. „Killigrew hat Schätze an Bord: Gold, Silber, Perlen und Diamanten von unermeßlichem Wert. Mein Freund Selim und ich könnten noch einen dritten Verbündeten brauchen.“

      „Um den Seewolf rund um Zypern zu suchen und zu stellen?“

      „Genau das, Marciaux.“

      Der Franzose steckte seine Pistolen weg und gab seinen Männern ein Zeichen, seinem Beispiel zu folgen. Dann streckte er Henry die Rechte entgegen. „Wenn das so ist, sind wir uns schon jetzt einig, Lord Henry. Wir sind mit von der Partie.“

      Lächelnd ergriff Henry die ihm dargebotene Hand und drückte sie. Er hatte einen Mitstreiter gefunden, einen Beutejäger und Galgenstrick von erstklassigem Format.

      8.

      Längst hatte die „Isabella VIII.“ Kap Arnaútis und Kap Drepanum im Westen Zyperns hinter sich gebracht und näherte sich jetzt der Hafenstadt Paphos. Gary Andrews, der sich zu dieser Stunde als Ausguck im Großmars befand, konnte in der Ferne bereits die glitzernden Lichter erkennen.

      Kambos hatte dem Seewolf die Lage des Hafens genau beschrieben und ihn auch auf die Besonderheiten der Inselküste hingewiesen, ehe sie sich getrennt hatten. Beim Abschied hatten dem alten Mann tatsächlich die Tränen in den Augenwinkeln gestanden. Er hatte sich von der Art, mit der Hasard sich für sein Wohlergehen eingesetzt hatte, überwältigt gezeigt.

      „Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und Kambos wäre wieder mit uns an Bord der ‚Isabella‘ gegangen“, sagte Ben Brighton, der neben Hasard auf dem Achterdeck stand. „Der Ruf des Abenteuers lockt auch ihn, nicht wahr?“

      „Und ob. Er würde auch so manchen jüngeren Mann glatt in die Tasche stecken, trotz seiner hin und wieder auftretenden Herzschwäche.“

      „Der Kutscher sagt, er könne hundert Jahre alt werden.“

      „Bestimmt. So gesehen, ist unser Freund Kambos ein medizinisches Wunder.“

      Ben lachte leise. „Ja, der Kutscher hat nicht schlecht über ihn gestaunt. Und Kambos hat noch ein Kunststück vollbracht. Er ist selbst Donegal sympathisch geworden, und das will was heißen. Na ja, was soll’s, jetzt ist er jedenfalls in den Schoß seiner großen Familie zurückgekehrt. Dorthin gehört er, und wenn wir mal wieder nach Zypern kommen, wissen wir, daß wir in Pomos ein ganzes Dorf voller Freunde vorfinden.“

      „Ja. Ich habe über diesen rätselhaften Franzosen nachgedacht.“

      „Auch darüber, wo Lord Henry und Selim stecken könnten?“

      „Auch das. Der Teufel soll mich holen, wenn diese Kerle nicht alle drei in Paphos gelandet sind.“

      „Das wäre wirklich ein unerhörter Zufall“, sagte Ben.

      „Und eine günstige Gelegenheit, ihnen ein bleibendes Andenken an uns zu verschaffen.“

      Ben grinste plötzlich. „Unsere Leute haben sowieso schon gesagt, daß sie ganz versessen darauf sind, der ‚Jane‘ und der ‚Grinta‘ noch mal zünftig Lebewohl zu sagen.“

      „Ja“, sagte Big Old Shane, der jetzt vom Ruderhaus aus zu ihnen trat. „Ich finde, das kannst du ihnen nicht verwehren, Hasard.“

      Der Seewolf drehte sich langsam zu ihm um. Wäre es hell gewesen, hätte man die tausend kleinen Teufel sehen können, die plötzlich in seinen eisblauen Augen tanzten. „Mit anderen Worten, ihr Kerle seid ganz versessen darauf, euch gehörig den Hintern zu versengen?“

      „Aye, Sir.“

      „Dann statten wir dem Hafen von Paphos einen kurzen Besuch ab“, sagte Hasard. „Mal sehen, ob wir mit unseren Vermutungen recht behalten.“

      „Aber sicher wird der Hafen von den Zyprioten bewacht“, gab Ben zu bedenken. „Es wäre schade, wenn man uns Schwierigkeiten bereiten würde.“

      „Schwierigkeiten sind dazu da, umgangen zu werden“, sagte der Seewolf. „Im Dunkeln dürfte es uns nicht schwerfallen, sämtliche Posten der Hafenmeisterei zu meiden. Hölle, wir machen so was doch nicht zum erstenmal!“

      „Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, was du planst“, meinte der graubärtige Riese.

      „Dann mal raus mit der Sprache, Shane“, sagte Hasard aufmunternd. „Nur zu, Vorschläge werden von der Schiffsführung bereitwillig aufgenommen.“

      „Wir könnten uns mit einer Jolle in den Hafen schleichen.“

      „Und weiter?“

      „Weiter wären da die Höllenflaschen, die Ferris und Al inzwischen schon wieder gebastelt haben.“

      „Wie viele Schiffe kann man damit auf den Grund der Reede setzen?“ fragte Ben.

      „Eins ganz bestimmt.“

      „Das würde mir genügen“, sagte Hasard. „Los, Shane, geh auf die Kuhl und frage, wer sich freiwillig zu unserem Stoßtrupp meldet. Wir sind gleich da, und ich will nicht mehr Zeit verlieren, als unbedingt erforderlich ist.“

      Dalida wand sich unter dem Griff von zwei Männern der „Cruel Jane“. Lord Henry, Scoby, Dark Joe, Codfish und die anderen, die soeben an Bord der Galeone zurückgekehrt waren, schritten mit fragenden Mienen über das Hauptdeck auf den Platz vor der Querwand des Achterkastells zu, wo die Ägypterin festgehalten wurde und der größte Teil der Deckswache sie und ihre Bezwinger umringte.

      „Platz da!“ herrschte Henry sie an. „Was ist geschehen?“

      „Sie hat versucht, in deine Kammer einzubrechen“, erklärte einer der Piraten. „Beim Henker, fast hätte sie es geschafft. Vielleicht dachte sie, sie würde dort Gold und Silber finden, wer weiß. Jedenfalls haben wir sie auf frischer Tat ertappt.“

      „Sie wollte eine meiner Waffen“, sagte Henry, um die Gedanken


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